Jul 272010
 

kaddor32cda952-a1ac-443f-9daf-9c773554bf52g300.jpg Jeder, der das neue, heute bereits vergriffene Buch von Kirsten Heisig nicht erhalten hat, sollte zunächst einmal das Buch „Muslimisch – weiblich – deutsch“ von Lamya Kaddor lesen. Ich sage mit dem Kirchenvater Augustinus: Tolle lege! Oder, wie es Koran zu Beginn sagt: Iqrâ! Was für eine begeisternde Geschichte! Glauben im Hier und Jetzt – das vollzieht sich als das ganz persönliche Ringen, Prüfen, Erzählen, Beten der einzelnen Gläubigen. Darin sind Islam und Christentum einander sehr verwandt. Lamya Kaddor findet einen kräftigen, lebensbejahenden, mutigen Ich-Ton. Sie erzählt ihre Geschichte – und damit erzählt sie zugleich die Geschichte ihrer Religion in ihrem Heimatland, also in … nein, nicht „Nordrhein-Westfalen“, sondern „Deutschland“.

Ein Satz wie „Ich glaube – mit Wenn und Aber“ stößt genau jene Tür zu einem in der Zeit stehenden, modernen Islam auf, wie ich ihn mir so sehr wünsche von meinen vielen muslimischen Nachbarn und Bekannten und Mit-Eltern.

Ich halte dieses Buch für das derzeit beste Werk zum Thema „europäischer Islam“, ein echter Meilenstein auf dem Weg der „Vermittlung“. Islam als Religion der „Vermittlung“, warum denn nicht? Das ist doch eine großartige Vision!

Von der persönlichen Erzählung  über die historische Belehrung hin zur politischen Forderung geht das Buch. Architektonisch klar gegliedert wie eine Moschee. Ein geistiger Genuss, der mir heute den Nachmittag verschönte, den ich mit meiner Familie im heimatlichen Prinzenbad abschloss, wo einige Arabisch sprechende Jugendliche unschuldig herumtollten und planschten.

Lamya Kaddor: Muslimisch – weiblich – deutsch. Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam. Verlag C. H. Beck. München 2010

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