Sep 142010
 

Von den etwa 3 Millionen Türken, die dauerhaft in Deutschland wohnen, hat etwa ein Viertel bis ein Drittel die deutsche Staatsbürgerschaft. Die anderen sind türkische Staatsbürger. Der türkische Staat kann zu Recht beanspruchen, für sie und in ihrem Namen als „Auslandstürken“ zu sprechen.

Wer unter diesen Auslandstürken bezeichnet sich als Deutscher? Eine offene Frage!

Eines ist sicher: Wir haben in der Bundesrepublik mittlerweile eine klar erkennbare türkische Volksgruppe, eine wachsende türkische Volksgruppe, die in jeder Hinsicht mit der deutschen Volksgruppe in der damaligen Tschechoslowakei (ab 1919-1946) verglichen werden kann.

Es gibt auch Unterschiede: Die Deutschen besaßen wider Willen die tschechoslowakische, nicht die österreichische oder deutsche Staatsbürgerschaft. Sie waren seit Jahrhunderten autochthon, also nicht zugewandert. Und sie lebten in nahezu geschlossenen Siedlungsgebieten. Sie fühlten sich als Fremde in diesem tschechisch dominierten Staat.

Als Volksgruppe oder nationale Minderheit bezeichnet man eine Gruppe von Menschen innerhalb eines Staates, die durch gemeinsame Nationalität, gemeinsame Sprache, oft auch durch gemeinsame Religion und weitgehend abgeschlossene verwandtschaftliche Beziehungen miteinander verbunden sind.

Dies galt für die Deutschen in der Tschechoslowakei, es gilt heute für die Mehrheit der Türken in Deutschland. Für die Mehrheit der Türken in Deutschland gilt: Sie haben nicht die deutsche, sondern die türkische Staatsbürgerschaft, sie sprechen fast nur Türkisch als Alltags- und Umgangssprache, sie haben eine gemeinsame Religion, sie sind verwandtschaftlich und familiär fast ausschließlich innerhalb ihrer Volksgruppe integriert.

Diese Trends nehmen zu, nicht ab.

Was folgt daraus? Eine offene Frage!  Aber diese Fakten gilt es erst einmal zur Kenntnis zu nehmen, ehe man die nächste Runde der Integrationsdebatte einläutet.

All die Statistiken geben einiges her, aber viel wichtiger ist natürlich das alltägliche Empfinden. Mit wem rede ich? Neben wem sitzen meine Kinder auf der Schulbank? Wen lade ich nachhause ein? Woher suche und hole ich die Ehepartner für meine Kinder?

Wichtiger als Statistiken sind die Fragen: Was will ich? Will ich auch als Türke richtig gutes Deutsch lernen? Sehe ich dieses Land, in dem ich lebe, als Heimat an? Will ich den beruflichen Erfolg in meinem neuen oder meinem alten Heimatland – oder will ich ausschließlich innerhalb meiner Volksgruppe verbleiben?

Nun, ich meine, alle diejenigen, die sich selbst als zu ihrer deutschen Heimat zugehörig bezeichnen, die sich klar zu diesem Land bekennen, die hier leben wollen, die sind zweifellos in vollem Umfang Deutsche.

Deswegen begrüße ich die klaren Worte von Fatih Akin, Feridun Zaimoglu, Aylin Selcuk, Lamya Kaddor und anderen aus ganzen Herzen. Zu lesen heute auf S. 5 der Süddeutschen Zeitung.

Ich meine: Diese klaren Worte, dieses klare Bekenntnis zu Deutschland ist repräsentativ auch für ein Viertel bis ein Drittel der in Deutschland lebenden Türken. Dieser Anteil soll steigen!

Ich würde gerne darauf hinwirken, dass alle, die dauerhaft hier wohnen und leben, sich als in vollem Sinne zu diesem Land zugehörig bezeichen. Sie „sollten es wollen“. Wir sind aber sehr weit entfernt davon.

Man könnte hier die Bitte der 15 mutigen Deutschen, die einen Brief an den Bundespräsidenten geschrieben haben, aufgreifen und all diesen Unentschiedenen zurufen:

„Bekennen Sie sich zu uns!“

Sie gehören zu uns.

Ausländer: Wie die Türken das Deutsche wieder verlernten – Nachrichten Politik – Deutschland – WELT ONLINE

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