Sep 162010
 

In all der Integrationsdebatte drohen wir zu ertrinken! Da lohnt es sich doch, ab und zu Luft zu schnappen und der Stimme einer Dichterin, Hannelies Taschau, zu lauschen.

Die Frage lautet hier: Wie lernt der Mensch? Wie erwirbt er neue Fertigkeiten? Durch behutsames Heranführen über Jahrzehnte hinweg, durch staatliche Programme? Drängender noch: Warum lernt der Mensch?  Weil er es will? Aufgrund von Erfahrungen, durch eine Art Praxis-Schock? Lest selbst, entscheidet selbst!

HANNELIES TASCHAU

Ich vermisse mich mehr

Im März 1945 – ich war sieben – entkam ich der
Obhut meiner Großmutter
Ich sprang in die Donau an einer Stelle von
der ich glaubte sie sei grundlos
Ich begann zu  ertrinken
und wehrte mich
Man zog mich heraus und prügelte Wasser
und Schlamm aus mir
Drei Wochen hütete ich voll Sanftmut das Bett
ohne Anzeichen irgendeiner Krankheit
dann lernte ich schwimmen an derselben
Stelle

zitiert nach:
Das deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Wulf Segebrecht unter Mitarbeit von Christian Rößner. S. Fischer Verlag, 2005, hier S. 542

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