Sicherheit fördern – Regeln beachten – Tödliche Unfälle vermeiden

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Feb. 052008
 

Schon wieder – gestern wurde eine Radlerin in Berlin durch einen abbiegenden LKW überfahren. Sie starb. Schlimm, ich bin traurig! Sie hatte den linken Bürgersteig entgegen der Fahrtrichtung benutzt. Vielleicht fuhr sie, vielleicht schob sie das Rad.

Benno Koch vom Berliner ADFC schreibt seit Monaten in den diversen Postillen und Journalen sehr überzeugend gegen die dauernden Regelverstöße durch uns Radler an. Seine Argumente sind unwiderlegbar. Siehe Bericht im Tagesspiegel von heute! Ich werde demnächst ein paar Vorschläge in der neu zu gründenden ADFC-Bezirksgruppe Friedrichshain-Kreuzberg zur Stärkung des Regelbewusstseins vorlegen. Etwa: „Ein Rot ist ein Rot“. Oder: „StVo – Deine Lebensretterin.“

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Jan. 272008
 

Am Donnerstag traf ich mich mit einigen aktiven Mitgliedern vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Thema: Gründung einer Kreuzberger Stadtteilgruppe des ADFC. Obwohl wir uns vorher nicht kannten, fanden wir sofort einen guten Draht zueinander. So macht Basisarbeit Spaß! Natürlich konnte ich fachlich meinen neuen Mitstreitern – darunter einem studierten Verkehrswissenschaftler – in keiner Hinsicht das Wasser reichen. Aber es geht überhaupt nicht darum, „Punkte“ für sich zu holen, sondern jede und jeder stellt das über Jahre und Jahrzehnte hin angesammelte Wissen in den Dienst der gemeinsamen Interessen: Förderung des Fahrradverkehrs, Schaffung eines günstigen Klimas für unser klimafreundliches Verkehrsmittel! Für uns alle stellt das Fahrrad zwar zunächst einmal nur das unübertroffen praktische Verkehrsmittel der ersten Wahl im innerstädtischen Verkehr dar, aber darüber hinaus fand ich auch viel Widerhall bei meinem Bekenntnis, dass Fahrradfahren auch eine Art Lebenseinstellung, eine urbane Heiterkeit wiedergibt: im Einklang mit sich und den Mitmenschen, körperbewusst, sportlich, fair, gesundheitsbewusst, umweltschonend, keine Ruppigkeiten, kein PS-Prahlen, keine selbstauferlegte Isolation gegenüber den Mitmenschen wie in den rollenden Blechkisten, den Autos (die sicherlich auch ihre Berechtigung haben – gerade für Alte, Kranke und Gehbehinderte, dann auch im Wirtschaftsverkehr und bei Lasttransporten).

Ich habe einfach schon bei diesem ersten Mal so viel hinzugelernt, dass ich mir sicher bin: Wir werden zusammen viel Gutes bewirken – nicht nur für uns, sondern auch für unseren Bezirk, für das Wohlbefinden aller! Besonders wohltuend empfand ich, dass ich alle meine Fragen, die ich mitgebracht hatte, im lockeren Gespräch klären konnte:

Was ist ein „Kreuzberger Bügel“? -Antwort: Ein Standardmodell für Fahrradabstellvorrichtungen, wie es sich insbesondere in Kreuzberg bestens bewährt hat. Das von mir favorisierte Modelll vom Schöneberger Ufer (dieses Blog berichtete am 21.12.2007) erhielt nicht die Bestnote, weil für bestimmte kleinere Fahrradmodelle die benötigte zweite Strebe fehlt.

Was ist der ADFC – eine quasi-politische Vereinigung, die in Abstimmung mit einer bestimmten Partei ein umfassendes verkehrspolitisches Konzept verfolgt? Klare Antwort: Nein, der ADFC bildet vielmehr eine Lobby, also eine Interessenvertretung für alle jene Menschen, die beruflich oder privat das Fahrrad nutzen. Also eine Art ADAC für Radfahrer? Ja, kann man so sagen, scheint mir.

Wieviele Mitglieder hat der ADFC in Berlin? Über 10.000! Das ist beeindruckend – damit reicht er schon an den Mitgliederstand einer Partei heran.

Es wird zügig „wie auf zwei Rädern“ weitergehen – ich halte euch Blogger auf dem laufenden, Termin und Ort der Gründungsversammlung sind schon vorläufig abgestimmt, ich werde demnächst unser offizielles Einladungsschreiben auch hierher stellen, sobald es noch einmal im Wortlaut von den Teilnehmern der Vorbesprechung gebilligt und ADFC-intern geprüft und versandt worden ist!

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Als Schuldiger vor dem Kammergericht

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Jan. 242008
 

fahrrad-juli-2006-014.jpg Eine lehrreiche Erfahrung machte ich gestern vor dem Kammergericht in der Elßholzstraße. Und das kam so: Neuerdings begleite ich meinen fünfjährigen Sohn fast jeden Tag mit dem Rad zur Kita am Kleistpark in der Elßholzstraße. Er fährt voller Stolz auf seinem, ich auf meinem Rad. Da Kinder laut StVo § 2 Abs. 5 bis zum vollendeten achten Lebensjahr den Bürgersteig benutzen müssen, fährt er nicht auf der Straße und auch nicht auf dem Radweg. Meist fuhr ich – bis gestern – auf dem Bürgersteig knapp hinter ihm drein, mit Argusaugen wachend. Oft schon sind wir so an Streife gehenden Polizisten vorbeigefahren, die nie etwas beanstandeten. Gestern kamen uns vor dem Kammergericht zwei Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes entgegen – sie erwarteten mich und sprachen mich an: „Es tut uns leid, aber Sie müssen absteigen. Auch als begleitender Erwachsener dürfen Sie nicht den Bürgersteig befahren.“ Ich gab mich dankbar für die Rechtskunde, zumal mir die Rechtslage nicht eindeutig bekannt war. Ich war aber erstaunt und grummelte ein bisschen herum: „Wir passen schon auf, es ist nie etwas passiert. Ich bin schon an vielen Polizisten vorbeigefahren.“ Sie erwiderten: „Egal, was die Polizei sagt, die erzählen viel Unsinn, wenn der Tag lang ist. Was glauben Sie denn, wenn Sie einen Unfall verursachen – dann kommt niemand für den Schaden auf. Zwar drücken wir und auch die Polizei öfter mal ein Auge zu, aber erlaubt ist es trotzdem nicht, dass Erwachsene zusammen mit Kleinkindern auf dem Bürgersteig fahren. Es hilft nichts: Sie müssen auf der Fahrbahn fahren und versuchen, Ihr Kind im Auge zu behalten. Und denken Sie an die Migrantenkinder, die schauen weder nach links noch nach rechts.“

Tja, das sah ich ein, zumal die Mitarbeiter sich wirklich sehr höflich verhielten. Ob aber die Ordnungshüter gemerkt haben, dass auch mein Sohn laut amtlicher Definition ein Kind mit Migrationshintergund ist? Ich schob das Rad die letzten Meter bis zum Kindergarten. Ab heute habe ich die neue Ordnung tatsächlich so eingeführt: Sohnemann fährt auf dem Trottoir, ich auf der Straße oder auf dem Radweg nebenher. Wanja sieht es ein und fährt zunehmend geschickter und rücksichtsvoller. Übrigens: Wenn ich ihn frage: „Wie möchtest du am liebsten zur Kita, mit dem Auto, der U-Bahn oder dem Fahrrad?“, dann sagt er stets: „Mit dem Fahrrad – aber mit dem eigenen.“

Was ich mir von Fahrrad- und Autofahrern wünsche: Einhaltung der Verkehrsregeln. Die Autos fahren in Deutschland grundsätzlich schneller als erlaubt ist – ich erfahre dies regelmäßig, wenn ich selbst PKW fahre. Oft sehe ich in Berlin PKWs, die bei Rot noch über die Ampel fahren. Die Fahrradfahrer halten sich – das muss ich leider so hart sagen – in der Mehrzahl auch nicht an die Regeln: Rotlicht kennen die meisten überhaupt nicht, viele fahren in der Dunkelheit ohne Licht, viele Erwachsene befahren den Bürgersteig, auch wenn sie ohne Kinder unterwegs sind. Das alles finde ich nicht gut für unsere Sache.

Ich meine, wir Fahrradfahrer sollten uns von den Autofahrern nicht ständig zu solchen vielen kleinen Verstößen verleiten lassen, sondern beweisen, dass wir uns an die Regeln halten und deshalb auch in unseren Rechten geachtet werden möchten. Nur so werden wir uns neue Freunde gewinnen und letztlich auch den Anteil des Fahrradverkehrs in Berlin steigern können.

Bild: mein derzeitiges Fahrrad, mit dem ich sehr zufrieden bin

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Sind Menschen ohne schützende Karosserie eine Fehlkonstruktion der Natur?

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Jan. 032008
 

Der Tagesspiegel meldet heute auf S. 14 aus der Statistik: 2007 starben im Berliner Straßenverkehr 55 Menschen: 19 Fußgänger, 14 Radfahrer, zehn Motorradfahrer. Die restlichen saßen als Fahrer oder Beifahrer im Auto. „Besonders oft würden alte Menschen, Fußgänger und Zweiradfahrer Opfer von Verkehrsunfällen, da ihnen eine schützende Karosserie fehlt, sagte die Polizei.“

Aha! Uns fehlt also etwas, wir sind unvollkommen, sofern wir kein Auto fahren. Wir sind – in anderen Worten – selber schuld, wenn wir ohne schützende Karosserie herumlaufen oder herumfahren und uns umfahren lassen. Wer sich in Gefahr begibt, wird darin umkommen! Warum musste der Typ vor meinem Revolver ohne schützende Bleiweste herumlaufen: er ist selber schuld, sagte der Bankräuber.

Grotesk! Ein weiterer Beleg für die Umkehrung der Ursache-Wirkung-Beziehung im Straßenverkehr. Ob wohl ein gehbehinderter Rentner, der es nicht rechtzeitig bei Grün über die Ampel schafft, die ihn umstoßende Karosserie des heranfahrenden SUVs ebenfalls als schützend empfindet?

Anne Grieger berichtet in Fenster zum Hof, einem Berliner Blog, über ihre Erlebnisse als Fahrradfahrerin, kurz nach Silvester. Glasscherben zerlöcherten bei ihrem Fahrrad den Reifen. Letztes Jahr fing ich wiederum mir am 2. Januar einen Platten ein. Ärgerlich! Danach ließ ich “unplattbare” Mäntel von Schwalbe aufziehen – heute ging deshalb alles gut, auch weil ich an den schlimmsten Stellen abstieg. Die Glasscherben von den an Silvester zerdepperten Flaschen bleiben auf den Fahrradwegen liegen, auf den Straßen hingegen werden sie geräumt. Geärgert habe ich mich auch darüber, dass Straßen und Fußwege von Eis geräumt waren, nicht aber der Fahrradweg, z.B. an der Langenscheidtbrücke in Schöneberg: die reinste Rutschpartie – lebensgefährlich! Von der Kita kommend, fuhr ich deshalb heute, mit meinem Sohn auf dem Sessel, auf der Fahrbahn. Die Autofahrer zogen fingerknapp links an mir vorbei – an den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,5m halten sich die Berliner Autofahrer ebensowenig wie an Geschwindigkeitsbeschränkungen. Wir sind halt nur Verkehrsteilnehmer dritter Klasse. Dagegen müssen wir kämpfen!

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Mit dem Vélo ins Adlon

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Dez. 072007
 

fahrrader-vor-dem-adlon.jpg Mittwoch, 5. Dezember: Ich schwinge mich noch im Halbdunklen aufs Fahrrad, um meinen heutigen Dienstort zu erreichen. Die Wilhelmstraße macht den Großteil der heutigen Strecke aus. Vorbildlich, alle LKW und PKW gewähren mir die Vorfahrt, niemand bedrängt mich. Die Wilhelmstraße ist ein Prunkstück gelungener Fahrradpolitik. Auf der Fahrbahn ist für uns ein Streifen abgetrennt, den die Autofahrer tunlichst nicht überfahren. Besonders lobenswert: Den letzten Teil lässt die Britische Botschaft für motorisierte Fahrzeuge sperren, nur Fußgänger und Radfahrer dürfen durch. Ein gutes Gefühl, echt britisches Understatement – man protzt nicht mit PS! Auch Polizisten stehen jederzeit bereit. So kann ich mein Fahrrad guten Gewissens abstellen, ohne Angst vor den in Berlin massenhaft umgehenden Fahrraddieben haben zu müssen. Einziger Makel: Das Adlon hält noch keine Garage, keine gesicherten Abstellmöglichkeiten bereit, damit Gäste dort ihre Vélos abstellen können. Dabei ist Klimaschutz in aller Mund! Es kann doch sein, dass Staatsgäste sich publikumswirksam auf den Drahtesel schwingen, um dann eine Veranstaltung im Adlon zu besuchen? Clinton joggte notorisch, Joschka joggte unentwegt, Sarkozy joggt notorisch, alle kämpfen notorisch für den Klimaschutz – warum nicht per Vélo? Das Bundeskanzleramt, der Bundestag liegen nur ein paar Hundert Meter entfernt – eine ideale Entfernung für das Fahrradfahren. Dann geht’s sofort weiter in den ICE nach Hamburg. Das Fahrrad lasse ich gut bewacht vor dem Adlon stehen. Das Grünflächenamt Mitte hat was dagegen. Auf den Schildern steht: „Bitte entfernen Sie Ihre Fahrräder!“ Aber ich glaube, das galt nur für den 09.11.2007, ich meine auf der sicheren Seite zu sein, wenn ich meinen Drahtesel an ein Verkehrsschild anschließe. Und ab nach Hamburg zur nächsten Veranstaltung!

 Posted by at 12:18