Europa neu erzählen: Preis sei und Dank der seidenhaarigen Conchita!

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Mai 122014
 

Heilige Bekümmernis 04032010(010)

 

 

 

 

 

 

 

Einen triumphalen Empfang bereitete am Wochenende  des feiernde Europa einigen uralten Mythen und Sagen der asiatischen und später mediterran-europäischen Welt. Der Europäische Sangeswettstreit erweist sich als als Indikator für die unglaubliche Überlebenskraft eines ganzen Füllhorns uralter und ältester mythologischer Erzählungen.

Rise like a phoenix – erhebe dich wie ein Phönix, so die helltönende Botschaft des am Schlagerhimmel aufsteigenden Sterns Conchita Wurst aus Österreich.

Wer ist Phönix? Ein sagenhafter Vogel, der sich alle 500 Jahre aus der Asche erhebt. Von Phönix bericht Publius Ovidius Naso im 15. Buch seiner Metamorphosen  bereits in der Zeit des Kaisers Augustus als einer uralten Sage – denn die Assyrer waren schon damals ein uraltes Volk der Frühzeit, deren Sagen später in den griechischen, später dann in den römischen Geschichtenkreis einwanderten:
una est, quae reparet seque ipsa reseminet, ales:
Assyrii phoenica vocant; non fruge neque herbis,
sed turis lacrimis et suco vivit amomi.

Wir übersetzen:
Eine Art Flügelvieh gibt es, die sich heilt und selbst wieder aussät:
Assyrer nennen ihn Phoenix; weder von Frucht noch Kräutern,
sondern von Weihrauchtropfen und Saft des sei-
denhaarigen Hartriegels nähret er sich.

Wir haben uns den Auftritt Conchita Wursts angesehen. Dem bannenden Reiz dieser hermaphroditisch schillernden Figur konnten und mochten auch wir uns nicht entziehen. Do weards oam glei zwoaraloa, wie man auf Bairisch sagen würde.

Ergebnis: Keineswegs aus moralischen, noch weniger aus politischen Gründen, sondern einzig und allein wegen des stimmigen mythologisch-ästhetischen Gesamtauftrittes hätten auch wir vom Kreuzberger Blog beim European Song Contest für die Österreicherin Conchita Wurst gestimmt.

Conchita Wurst – das ist ein Hermaphroditos alive: ein Wanderer zwischen den Welten von Mann und Frau, eine uralte sagenhafte Gestalt, die von Ovid im 4. Buch der Metamorphosen ebenfalls besungen wird:

iam non voce virili
Hermaphroditus ait „nato date munera vestro,
Et pater et genetrix, amborum nomen habenti.“

Und noch ein Motiv der Legende fällt einem sofort ein – die bärtige Frau. Eine wunderschöne Frau mit Bart?  – Man mag dies für einen supercoolen, abgefahrenen Einfall Conchitas halten – doch nein:

Auch hier geschieht, was längst geschah,
Die hl. Kümmernis war schon da.

In der Heinrich-Heine-Stadt Düsseldorf stieß nämlich der Kreuzberger Wanderer vor einigen Jahren in der Lambertus-Kirche auf ein gemaltes Bild einer gegürteten und gekreuzigten Frau mit Bart – eine Darstellung der Hl. Kümmernis, von der uns die Brüder Grimm in ihren Kinder- und Hausmärchen unter dem Titel „Die heilige Frau Kümmernis“ beredtes Zeugnis ablegen:

Es war einmal eine fromme Jungfrau, die gelobte Gott, nicht zu heirathen, und war wunderschön, so daß es ihr Vater nicht zugeben und sie gern zur Ehe zwingen wollte. In dieser Noth flehte sie Gott an, daß er ihr einen Bart wachsen lassen sollte, welches alsogleich geschah; aber der König ergrimmte und ließ sie an’s Kreutz schlagen, da ward sie eine Heilige.

Nun geschah’ es, daß ein gar armer Spielmann in die Kirche kam, wo ihr Bildniß stand, kniete davor nieder, da freute es die Heilige, daß dieser zuerst ihre Unschuld anerkannte, und das Bild, das mit güldnen Pantoffeln angethan war, ließ einen davon los- und herunterfallen, damit er dem Pilgrim zu gut käme. Der neigte sich dankbar und nahm die Gabe […]

Der verdiente Sieg Conchita Wursts im ESC ist als ein europäisches Bekenntnis zu den eigenen Ursprüngen im Mythos zu werten, als ein schlagender Beweis für die Verwandlungs- und Überlebenskraft der alten europäischen Gründungserzählungen, aus denen letztlich auch – wenn wir diesen Wunsch äußern dürfen – so etwas wie das Ideal der europäischen Humanitas, das sittliche Gebot  der Toleranz und der Liebe hervorfließen möge.

Conchita lebe hoch – ad multos annos!

Bild: Die Hl. Kümmernis, Aufnahme des Wanderers aus der Lambertikirche in Düsseldorf, 04.03.2010

 

 

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März 192014
 

Die Politik und die Industrie verlangen immer stärker die Rundum-Verfügbarkeit aller erwerbsfähigen Menschen. Alle namhaften Parteien wollen die Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern steigern, alle wollen vor allem, dass die Wirtschaftsdaten stimmen. Alle wollen vor allem, dass alle Frauen ab 18 und alle Männer ab 18 ein gesundes, zufriedenes Leben führen. Alle Erwachsenen sollen vor allem glücklich und zufrieden sein.

Keine Bundestagspartei traut sich hingegen, für die nicht wahlberechtigten kleinen Kinder und für die nicht mehr wählenden Uralten die Stimme zu erheben. Was wollen die nicht wahlberechtigten kleinen Kinder, was wollen die Uralten, all die Hunderttausenden von Pflegebedürftigen, die Dementen, die Inkontinenten, die „Altersweisen“ (wie ich sie nenne)? Antwort: Sie wollen und brauchen die Familie, das Nest, das Vater und Mutter bauen und sichern. Sie wollen und brauchen quirliges, nachwachsendes Leben, Geschwisterkinder, Enkelkinder, Zärtlichkeit, Fürsorge, wie sie eben auf lange Sicht nicht die Pflegedienste, nicht der Staat, nicht die Pflegeheime, die Kitas und Waisenhäuser, sondern nur die Verwandten leisten können. Die Geschlechterquote in den DAX-Vorständen ist ihnen egal. Equal Pay und  Girls Day geht ihnen so was am Allerwertesten vorbei. Die finanzielle Ausstattung der Pflegeversicherung schert sie nicht.

Die Sehnsucht aller Menschen richtet sich von Natur aus in den ganz frühen und den ganz späten Jahren auf Fürsorge, Verantwortung, Schutz, Geborgenheit, wie sie am besten die durch Vater und Mutter gebildete, durch Mutter und Vater getragene Familie bieten kann.

Es gibt in Deutschland keine einzige namhafte politische Partei, die der vollständigen Familie, die dem Glück der ganz Kleinen und der ganz Alten den Vorrang vor der Erfüllung von „Planzielen“, „Erwerbsquoten“, der „Sicherung des Sozialstaates“ einräumen würde. Keine traut sich das zu sagen. Dabei täte es dringend not. Der Kreuzberger Blogger selber trug dieses Ansinnen bei passenden Gelegenheiten übrigens mehrfach in der CDU vor und erhielt eine Abfuhr nach der anderen: „Wenn wir das sagen, was Sie Kreuzberger da vertreten und was ja auch richtig ist, dann wählen uns die Leute nicht.“ Feige nenne ich das.

Es ist also ein Überbietungs- und Feigheitswettbewerb der Parteien gegenüber dem Wahlvolk in Gang gesetzt. Welche Partei überbietet die andere im Glücksversprechen? Das ist die Gretchenfrage.

Im Mittelpunkt der heutigen Politik steht die femina oeconomica und der homo öconomicus. „Mütterlichkeit“ und „Väterlichkeit“ haben fast völlig ausgedient, der bundesdeutsche Sozialstaat hat sich zum fürsorglichen Leviathan gewandelt, der die Menschen trägt, nährt, sichert, zeugt, gebiert und beerdigt oder dies doch zumindest fälschlich zu leisten behauptet.

Über den überragenden, unersetzlichen  Rang der vollständigen, aus Mutter und Vater gebildeten Familie schreibt der Soziologe Walter Hollstein am 18.03.2014 in der Zeitung:

„Wir wissen empirisch sogar mehr. Wir kennen inzwischen die folgende Gesetzlichkeit: Es gibt einen klaren Zusammenhang von Vater-Präsenz und gesunder Entwicklung des Sohnes auf der einen Seite und von Vater-Absenz und der Gefahr des Scheiterns auf der anderen. Zum Spektrum dieses Scheiterns gehören innere Verwahrlosung, Sucht, Kriminalität, Gewalt, Depression und Suizid der allein gelassenen Söhne. Selbstverständlich brauchen auch die Töchter ihre Väter, etwa für den Erwerb eines realistischen Männerbildes – aber eben – belegterweise – doch weniger.“

via Väter sind wichtig – Nachrichten Print – DIE WELT – Debatte – DIE WELT.

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Dünn, smart und geil – so muss die erfolgreiche Frau heute sein

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März 112014
 

Soeben erst wieder aus den beschneiten Fichtenwäldern von der finnischen Seite Kareliens in die frühlingshaft erwärmte, märkische Metropole im Sand eingeflogen, nimmt der Kreuzberger Blogger in der gewohnten U6 vom Kurt-Schumacher-Platz zum Mehringdamm gleich wieder den harten, großstädtischen, scharfen Beat der kategorischen Imperative wahr, die heute buchstäblich aus allen Rohren auf unsere Jugendlichen einprasseln:

Sei smart, sei geil, sei dünn!“

Das ist es, was heute ausschließlich von den jungen Mädchen oder besser den jungen Frauen ab dem Alter von 13 Jahren verlangt und erwartet wird. Und genau dieses Ideal wird in der Moderatorinnenszene verlangt und Tag um Tag vor Millionen von jungen Frauen verkündet.  Es beginnt im Kinderfernsehen, etwa im KiKa,  und zieht sich durch bis in die Zielgruppe ab 65. Von früh in der U-Bahn bis spät in die Late-Night-Shows ist dies die Botschaft.

Die beliebte und erfolgreiche Moderatorin Katrin Bauerfeind bringt dieses durch Kommerz, Reklame und Industrie verfügte neue Weiblichkeitsideal in der U-Bahn-Werbung der U6 völlig eindeutig auf den Punkt. Im Alter von nun doch immerhin schon 31 Jahren spricht sie von ihren nagenden Ängsten, diesen kategorischen Imperativen nicht mehr genügen zu können:

„Man könnte ja immer geiler, smarter, dünner und besser sein.“

via Moderatorin: Katrin Bauerfeind: Angst vor dem Scheitern – B.Z. Berlin.

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Die Planwirtschaft der DDR: eins der großen Vorbilder für die Wirtschaftslenkung durch die EU-Kommission

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März 052014
 

http://www.welt.de/wirtschaft/article125436047/Deutschland-stoert-das-wirtschaftliche-Gleichgewicht.html#disqus_thread

Ein spannendes Erlebnis verschaffte einem meiner Söhne und mir vergangenen Dezember ein Abend im Kino Arsenal am Potsdamer Platz. Gezeigt wurde „Der geteilte Himmel“ von Konrad Wolf, ein Meisterwerk aus der Deutschen Demokratischen Republik, gedreht für die DEFA im Jahr 1964.

Hm, hm, manches erschloss sich einem 11-Jährigen nicht sofort. „Erzähle den Film noch einmal, damit ich ihn besser verstehe!“, bat mich mein Sohn.

Meinem Sohn versuchte ich den komplizierten Film gleich im Anschluss und noch mehrfach am Tag danach so zu erzählen, dass „wir uns einen Reim drauf machen konnten“. Wie war das doch?

Erster Motivstrang: Die Liebe und der Systemkonflikt DDR<>BRD.

Rita Seidel und Manfred Herrfurth verlieben sich ineinander.

Dann geht Manfred in den Westen. Rita könnte ihm folgen, denn damals, im Frühsommer 1961,  gab es die Mauer noch nicht.

Warum tut sie es nicht? Warum kehrt sie zurück? Warum heiraten die beiden nicht? Warum ziehen die beiden nicht zusammen?

Unsere gemeinsame Antwort: ER war für SIE nicht die große Liebe, sie war für ihn nicht die große LIEBE.  Sie haben sich nicht genug geliebt, sonst wären sie in Westberlin zusammengezogen, hätten geheiratet. DDR-BRD hin oder her. Die vielbesungene  Liebe zwischen Mann und Weib, Weib und Mann hätte selbstverständlich den vielbeschworenen Systemkonflikt zwischen DDR und BRD überwunden, wie dies ja hundertausendfach im wirklichen Leben gelang.

Zweiter Motivstrang: die gelenkte Wirtschaft und die Politik. „Ich habe mal richtig geackert und festgestellt, dass die Montage eines Fensters nur 8 Minuten dauert. Wir haben aber im Plan ein Vielfaches davon eingeplant“, so erzählt Rolf Meternagel, ein erfahrener Vorarbeiter im Waggonbauwerk, in dem auch Rita lernt und arbeitet. Rolf Meternagel muss erkennen, dass die Norm in diesem Fall viel zu niedrig gesetzt wurde. Die Produktivität des Waggonbauwerks wurde durch die staatliche Wirtschaftsplanung künstlich niedrig gehalten, damit keine unliebsame Konkurrenz mit den sowjetischen Brudervölkern um Aufträge entstünde. Das wirtschaftliche Gleichgewicht zwischen den Volkswirtschaften des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe wäre gestört worden, wenn für die Montage eines Fensters nur 8 Minuten verwendet worden wären. Rolf erkennt, dass die Produktivität des gesamten Waggonwerks durch die Politik künstlich niedrig gehalten wird. So sind die Politiker in der Sowjetunion zufriedengestellt.

Rolf begehrt auf, eckt an  und wird abgestraft.

Dieser kleine Sachverhalt fällt mir immer wieder ein, wenn Deutschland und damit der Binnenmarkt der EU-Wirtschaft  insgesamt wegen seiner Exportüberschüsse durch die EU-Kommission gescholten wird. Deutschland verkauft in den Weltmarkt hinein, da seine Produkte nachgefragt werden und die Preise noch konkurrenzfähig sind. Die EU-Kommission verlangt nun eine Stärkung der Binnennachfrage und eine Senkung des Exportüberschusses auf die verbindlich gesetzte, planmäßige Marke von 6% – etwa durch flächendeckende Mindestlöhne, durch Steigerung des privat verfügbaren Geldvermögens, das dann für die Binnennachfrage eingesetzt würde. Deutschland soll Produktivität auf dem Weltmarkt einbüßen und den Konsum im Inland ankurbeln. Nur so sind die zentral verfügten Planvorgaben des EU-Regelwerkes einzuhalten.

Was die DDR mit dem Waggonbauwerk gegen die Einsichten des Rolf Meternagel versuchte, das strebt die EU-Kommission durch ihre Planvorgaben an: eine Schwächung der Produktivität einer Volkswirtschaft und eine Behinderung unliebsamer Konkurrenz.

Unser früherer Befund, dass die Wirtschaftspolitik der EU im Wesentlichen durch den Etatismus französischer Provenienz geprägt sei, bedarf also der Einschränkung: Neben der staatlichen Lenkung der Volkswirtschaft im Geiste des französischen Etatismus, genannt „Gouvernement économique“, sollte man unbedingt auch die DDR-Volkswirtschaft als ein großes Vorbild der EU-Wirtschaftslenkung im Auge behalten! Nur so kann man die amtierende EU-Kommission wirklich verstehen und begreifen.

Nicht nur der Merkantilismus bzw. Protektionismus eines Richelieu, eines Mazarin, sondern auch die politische Wirtschaftslenkung im Sinne der unerschütterlichen, immer engeren Union und Freundschaft und Verbundenheit mit den Völkern der Sowjetunion im Geiste des ZK der SED stehen bei dem kühnen aktuellen Vorhaben der EU-Wirtschaftslenkung (economic governance) Pate! So greift also die EU mit ihrem kühn&klug ausbalancierten Euro-System uralte, vielfach bewährte wirtschaftspolitische Ansätze aus der Zeit des französischen Absolutismus und des real existierenden Sozialismus (DDR, Sowjetunion) wieder auf und setzt sie strikt gegen die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft durch, wie sie in der früheren Bundesrepublik Deutschland (Erhard, Adenauer, Heusss, Karl Schiller, Brandt und Konsorten) vertreten wurden.

„Der geteilte Himmel“ – dieser meisterhafte, mit Licht und Schatten spielende, in Schwarz und Weiß changierende Film von Konrad Wolf im Geiste der Nouvelle Vague aus dem Jahr 1964 sei hiermit allen ehrgeizigen, frankophilen oder auch „staatsverliebten“ Kommissaren der EU lebhaft ans Herz gelegt, ebenso wie die spannende gleichnamige Erzählung von Christa Wolf aus dem Jahr 1963. Beide Kunstwerke sind hochaktuell, wie ein Blick in die heutige Presselage beweist.

 

 Posted by at 22:43

„Zwei Streifen. Schwanger. Panik.“

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Feb. 082014
 

„Mach’s. Aber mach’s mit.“ „Gib AIDS keine Chance.“

So der aufmunternde, zupackende Slogan einer großen Präservativwerbungs-Plakataktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

AIDS.
Schwangerschaft.
STD  [=Sexually Transmitted Diseases, d.h. Geschlechtskrankheiten].

Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaft, HIV – das sind die drei apokalyptischen Reiter der modernen  Sexualität, vor denen auf unseren Straßen klein und groß von Kindesbeinen an gewarnt werden. Die Botschaft, die die staatlichen Stellen verbreiten,  ist klar: Sex ist selbstverständlich und sollte in allen Variationen bedenkenlos zupackend ausgeübt werden, solange und soweit die drei großen Gefahren für das Glück und die Gesundheit der den Sex Ausübenden zuverlässig vermieden werden: Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaft und AIDS.

Sex ist gut, soweit und sofern die drei großen Gefahren Schwangerschaft, AIDS und sexuell übertragene Krankheiten zuverlässig vermieden werden. Diese Lehre ist heute zentral verankert  im schulischen Sexualkundeunterricht, auf den Plakaten,  in den Ratgebern und den Broschüren, die reichlich an Kinder und Jugendliche ausgereicht werden.

Neuerdings rückt neben HIV, dem Kindesmissbrauch und den sexuell übertragbaren Krankheiten  die Schwangerschaft wieder als besondere gesundheitliche und soziale Gefährdung der Frau in den Blickpunkt. Lara Fritzsche hat dazu vor wenigen Tagen einen sehr profunden Artikel veröffentlicht. Er fängt so an:

An ihren ersten Gedanken erinnert sich Louisa Bartel noch genau. Sie schämt sich dafür, und doch – das weiß sie – wäre es heute wieder das Erste, was ihr in dem Moment einfiele. Sie hatte den Schwangerschaftstest neben der Toilette auf dem Badewannenrand liegen gelassen und war mit langsamen Schritten einmal die ganze Wohnung abgegangen. Als sie wieder ins Bad zurückkam, waren sicher drei Minuten verstrichen. Das Ergebnis: zwei Streifen, schwanger. Und ihr erstes Gefühl: Panik. Weil sie die vielen alten Ängste alle auf einmal wieder einholen.

Schwangerschaft wird heute in den Medien als etwa Krankmachendes, Angsteinflößendes, die Frau Entstellendes dargestellt. Etwa 10% der Frauen reagieren laut eine Studie der Universität London heutzutage  mit Essstörungen, mit Magersucht, Hungerperioden, Abführmitteln und Darmspülungen auf das medial grundsätzlich abgelehnte  Zustandsbild der Schwangerschaft. Gefragt ist heute die Kaschierung, Verleugnung, Unterbrechung oder ggf. Verkürzung der Schwangerschaft mittels planvollen Kaiserschnitts.

Schwangerschaft – ein unerwünschtes Ereignis. Zwei Streifen=Schwanger=Panik. Eine sehr schöne Erzählung hat zu genau diesem Thema vor wenigen Tagen der junge, in Russland lebende, folglich auf Russisch schreibende Autor Changeant Trapier mit seiner Erzählung Две полоски /Zwei Streifen vorgelegt. Er leuchtet hinein in all die Vorgänge des Erschreckens, des Nicht-Wahrhabenwollens, des Verleugnens, die mit diesem grundsätzlich unerwünschten Zustand der Schwangerschaft einhergehen.  Eine Frau, die ungewollt schwanger geworden ist, sendet dem Erzeuger des Kindes einen Umschlag mit dem Pappträger, auf dem die zwei verhängnisvollen  Streifen zu sehen sind. Wie reagiert nun der Mann? Es lohnt sich, diese sanft und unaufdringlich  auf mehreren Ebenen zugleich spielende Erzählung des französischen Schriftstellers  zu lesen, der für einen Mann eine erstaunliche Einfühlungsgabe in die Psyche einer schwangeren Frau, mehr noch in die Psyche eines ungewollt zum Vater werdenden Mannes  beweist.

Zwei enge Freunde – Reinhard und Gottfried – unterhalten sich von Mann zu Mann über die verräterische Botschaft der zwei Streifen.  Ein Zitat:

Готфрид улыбнулся и вдруг его взгляд упал на картонную полоску, лежащую поверх черновиков статьи, исчирканных пометками Рейнхарда и Вебера. Его рука дрогнула и кофе выплеснулся, обжигая ему пальцы. Готфрид аккуратно поставил чашку между бумагами и ладонь стиснула край стола, так сильно, что костяшки пальцев побелели. Рейнхард знал, что Готфрид не произнесет ни слова, но он прекрасно понимал, что надо спросить, и возможно он сам получит объяснения.

—Марике прислала, ничего не понимаю. Знаешь, что это?

—Да, —через силу трудно проговорил Готфрид, —Знаю.

—И что же? —Рейнхард сделал еще глоток горячего кофе, он знал, что Готфрид не скажет, если не спросить.

Но друг молчал. Рейнхард удивленно поднял глаза, и увидел, что Готфрид бел, как бумажный лист. Не глядя на него, Готфрид отпустил край стола, за который держался так крепко, словно не мог стоять без поддержки, закинул руки за шею и начал наощупь развязывать узел шнура. Развязал.

—Это ребенок, Рейнхард.

Dieser kleine Abschnitt aus der längeren Erzählung zeigt zugleich auch, was hinter der Ablehnung der Schwangerschaft stehen dürfte: die Angst davor, ein Kind in die Welt zu setzen. Ein KIND also! So ein Unfall! Ein vermeidbarer Unfall obendrein. Hinter der Ablehnung der Schwangerschaft dürfte in unseren Gesellschaften  häufig auch die Ablehnung des Kindes stecken. Ein Kind, das bedeutet letztlich das Gefühl, dass etwas ins Leben der Erwachsenen eintreten könnte, das Karriereplanungen, Vorzeigbarkeit und Fitnessprogramme durcheinanderbringt. Hinter dem großen, zu vermeidenden Unfall Schwangerschaft lauert also der größere zu vermeidende Unfall Kind.

Tja, Freunde, so ist das heute. Schwangerschaft ist ein krankheitsähnlicher Zustand, das Kind ein vermeidbarer Zufall oder Unfall. So wird das heute landläufig dargestellt.  So wird es den Kindern und Jugendlichen heute beigebracht.

Ich empfehle den profund schürfenden Essay von Klara Fritzsche über das tausendfach verfestigte Negativ-Image der Schwangerschaft und die subtil fesselnde Erzählung des auf Russisch schreibenden französischen Blog-Autors Changeant Trapier nachdrücklich der Lektüre der unermüdlichen Aufklärer, Warner, Mediziner, Psychologen und Lehrer.

Quellenangaben:

Lara Fritzsche:
Unguter Hoffnung. Süddeutsche Zeitung Magazin, Nummer 5, 31. Januar 2014, S. 8-13

nachzulesen hier:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41477

Changeant Trapier:
Две полоски  [„Zwei Streifen“]. Post in trapier.livejournal vom 30. Januar 2014

nachzulesen hier:
http://trapier.livejournal.com/263523.html

 Posted by at 18:01

Brauchen wir eine gesetzlich vorgeschriebene Mütterquote?

 Antike, Donna moderna, Familie, Frau und Mann, Gouvernance économique, Mutterschaft, Platon, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Brauchen wir eine gesetzlich vorgeschriebene Mütterquote?
Nov. 182013
 

Die beiden großen sozialdemokratischen Parteien Deutschlands haben sich also in ihren Koalitionsverhandlungen auf eine gesetzlich vorgeschriebene 30%-Frauenquote für Aufsichtsräte börsennotierter Untenehmen geeinigt.

Hola, que tal?! Warum so mutlos in der Selbstermächtigung der Politik? Warum nur eine staatlich erzwungene FRAUENQUOTE von 30 oder 40 Prozent?

Ich meine: Nur eine politisch vorgeschriebene MÜTTERQUOTE wäre wirklich ein mutiger Schritt zur Schaffung des von der Politik angestrebten neuen Menschentums, in dem jeder wesentliche, gleichsam naturgegebene Unterschied zwischen Frauen und Männern, zwischen Mütter- und Väterrolle konsequent beseitigt würde! Erst dann bräche das geschlechtergerechte Paradies auf Erden aus. Ihr springt zu kurz, SPD und CDU!

Nötig wäre mathematisch betrachtet eine 66-Prozent-Quote für Frauen. Es lauert nämlich immer als Versuchung der Frau die „Straftat der Mutterschaft“, „le délit de maternité“, wie das jenseits des Rheins genannt wird. Es besteht immer die Gefahr, dass Frauen, sobald sie Mütter zu werden drohen, ihre Karriere den Bedürfnissen des kleinen, des kleinsten Menschen unterordnen – im Gegensatz zu den Männern, für die Vaterschaft seit Jahrtausenden stets der Ansporn zu beruflichem Erfolg gewesen ist und bleiben wird, sofern die Politik in einem Akt der Selbstermächtigung nicht einen biologisch transformierten Mann heranzüchten will – worauf im Moment einiges hindeutet.

„Es war mir wichtiger, für das Kind da zu sein als meinen politischen Spitzenposten erneut zu bekleiden.“ „Einer musste für unsere kleinen Kinder zuhause bleiben!“ „In Vollzeit berufstätig und gleichzeitig Mutter kleiner Kinder? Das zerreißt dich als Frau!“ „Als ich erstmals Mutter wurde, das war der schönste Augenblick meines ganzen Lebens! Dafür würde ich alles andere aufgeben!“ Solche Aussagen höre und lese ich immer wieder. Sie sind in gewisser Weise bezeichnend für die Frauen, wie sie seit Jahrtausenden ihre Mutterrolle sehen. Typisch Mutter. Mit solchen Frauen ist buchstäblich kein Staat zu machen. Denn die Frauen ordnen immer wieder ihre maximal mögliche berufliche Karriere dem Wohlergehen der Kinder unter. Sie versündigen sich damit am Wohle der Volkswirtschaft, bremsen den konjunkturellen Aufschwung, schädigen die Erfolgsaussichten der DAX-Unternehmen. Sie entziehen einen Teil ihrer humanen Ressourcen dem dringenden Einsatz für Wachstum und Wohlstand, für Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung, für Aufschwung und Einhaltung der Maastricht-Kriterien!

Die Politik schickt sich nunmehr in einem Akt der Selbstermächtigung an, den Frauen diese Flausen auszutreiben! Jedoch wird es noch jahrzehntelanger totaler Umerziehung der Frauen durch die Politik bedürfen, ehe die Mütter endlich dem maximalen eigenen beruflichen Erfolg Vorrang vor dem Wohl des Kindes einräumen. PLATO hat eine derartige Umerziehung der Frauen erstmals im 4. Jh. vor Chr. bis ins Detail hinein beschrieben und gefordert und darin unter anderem ein System der Leihmütterschaft, der staatlichen Ammen, der staatlichen Geburtenkontrolle und der totalen Gleichstellung von Mann und Frau bei Sport und Erziehung, in Kampf und Krieg entworfen. Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft wird bei PLATO ausgemerzt.

Dann wäre dennoch – und genau aus diesen Gründen –  die Mütterquote wichtiger als die Frauenquote!  Denn etwa 30% der Frauen jedes Jahrgangs werden aus verschiedenen Gründen in ihrem Leben nicht Mütter; diese Frauen könnten nach dieser Einigung der SPD/CDU dann statistisch betrachtet alle diese 30%-Quotensitze abgreifen. Die Mütter mit minderjährigen Kindern können nämlich nie und nimmer mit den kinderlosen Frauen um die Spitzenjobs in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft konkurrieren, das ist ausgeschlossen. Die Mütter (etwa 70% aller erwachsenen Frauen) blieben mit der mickrigen 30%-Quote erneut an Teilzeitarbeit, an Kochtopf und an Wickeltisch gebannt. Bereits heute findet die Diskriminierung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt fast nur gegenüber den Müttern oder potenziellen Müttern mit Kindern unter 18 Jahren statt, nicht gegenüber kinderlosen Frauen.

Um also wirklich eine Gleichstellung der Mütter und der Nichtmütter herzustellen, muss die Frauenquote durch eine Mütterquote überwölbt werden. Dabei muss den Frauen selbstverständlich das Recht gewährt werden, zugunsten der Kinder auf das weitere Bekleiden der ihnen zustehenden Spitzenposten zu verzichten. Der Risikofaktor Schwangerschaft und Mutterschaft muss in die Mütterquote  eingepreist werden! Deshalb benötigen wir einen statistischen Puffer für diejenigen Mütter, die der Verführung durch die herkömmliche Mutterrolle nachgeben und den Spitzenposten in der Wirtschaft und der Politik zugunsten der Mutterschaft zurückstellen, wie es Tausende und Abertausende von Frauen gemacht haben.

Der springende Punkt ist bei der politischen Umerziehung des Menschentums durch SPD/CDU die totale Assimilation von Mutterschaft und Vaterschaft aneinander, die Unterordnung der Bedürfnisse der Säuglinge und kleinsten Kinder unter die Bedarfsdeckung der planmäßig eingeleiteten Geschlechtergerechtigkeit.

Das Wohl der kleinsten Kinder muss dann der politisch vorgegebenen Planerfüllung untergeordnet werden. So wird ein Schuh draus.

Schlussfolgerung: Wenn schon, denn schon: entweder eine gesetzlich erzwungene MÜTTERQUOTE von 30% in Aufsichtsräten – oder eine staatlich verordnete FRAUENQUOTE von 66%.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/koalitionsverhandlungen-einigung-auf-frauenquote-in-aufsichtsraeten-a-934099.html

 Posted by at 12:20

„Wo warst du, Vater?“ Undine Zimmer am Fenster, Sunkist als Statussymbol betrachtend

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Aug. 212013
 

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Analı-babalı büyüsün. Mit Mutter UND Vater möchten die Kinder aufwachsen, sagt die Türkin. Die Geschichte der Undine Zimmer ist eine vortreffliche Bestätigung dieser jahrtausendalten Wahrheit. Der Vater Undines hat Mutter und Kind alleine gelassen und Mutter und Tochter der Obhut des Sozialstaates anvertraut. Und genau so machen das auch hier in Berlin Zehntausende von Vätern und nochmal zehntausende von Vätern aus aller Herrren Länder.

Abhauende Väter, überforderte, alleingelassene  Mütter – das ist der entscheidende Knackpunkt in Millionen und Millionen von Sozialhilfeexistenzen in Deutschland, in Frankreich und auch in den USA. Wenn Vater und Mutter hingegen auch in schwierigsten Verhältnissen zusammenbleiben und sich gemeinsam um das seelische Wohl und den materiellen Lebensunterhalt der Kinder kümmern, kann wenig schiefgehen – wenigstens so viel kann nicht schiefgehen, wie es in Undines Leben schiefgegangen ist.

Und eine törichte französische Gesellschaft lässt sich in eine Diskussion über gesetzlich anerkannte Homo-Eltern hineintreiben! Genau denselben gefährlichen Unsinn hatten wir schon vor 30 Jahren, als zahllose Frauen erklärten: „ICH WILL EIN KIND! Ob mit oder ohne Vater, ist doch egal.“ Dreißig Jahre später sagen fast alle Frauen: „Ein Kind ohne Vater, ohne schützende Familie in die Welt zu setzen, ist eine riesige Herausforderung, an der ich fast zerbrochen wäre. Ich würde es keiner Frau zur Nachahmung empfehlen.“ Sie haben alle ein Kind gemacht, ohne an die Folgen des Kindermachens, ohne an einen Vater, den das Kind fast so nötig braucht wie die Mutter, zu denken, so dass einem zuletzt die kecken Verse Wagners über das vaterlose Kinderkriegen in den Sinn kommen:

WAGNER:
Es wird ein Kind gemacht!

DIABOLISCHE RÜCKFRAGE:
Ein Kind! Und welch verliebtes Paar
Habt ihr ins Rauchloch eingeschlossen?

WAGNER:
Behüte Gott! wie sonst das Zeugen Mode war,
Erklären wir für eitel Possen.

Fragt doch die Kinder, was sie wollen, fragt Undine Zimmer, was sie als Kind gebraucht und gewollt hätte!

Sunkist als Statusssymbol? – Ja, ein echtes Sunkist  war auch für uns Kinder in Augsburg damals das größte der Gefühle, wenn Vater oder Mutter uns ein Sunkist oder eine Flasche  Tri Top oder gar ein Cappy oder gar ein Fix-und-Foxi-Heftle spendierten. Sunkist, das gab’s nur am Sonntag. Dennoch fehlte es uns in der Kindheit an nichts wesentlichem. Wir hatten Mama, die sich kümmerte und auch ein bisschen Geld verdiente, Papa, der sich kümmerte und vor allem Geld verdiente, ein Dach über dem Kopf, ein Bett zum Schlafen, kostenlose Schulbildung, gesicherte medizinische Versorgung und jeden Tag grünes Gemüse (Veggies, wie die deutschen Grünen heute sagen), Quark und Milch und Schwarzbrot, das die Wangen rot macht, und Pfefferminztee so viel wir wollten.

So aber stand Undine sehnsüchtig am Fenster, wartend, fragend: Wo bist du, Vater?

Ich bleibe dabei! Was Kinder in Deutschland und überall brauchen, ist folgendes:

Mama, die sich kümmert und bei Bedarf auch Geld verdient, Papa, der sich kümmert und bei Bedarf Geld verdient, ein Dach über dem Kopf, ein Bett zum Schlafen, kostenlose Schulbildung, gesicherte medizinische Versorgung und jeden Tag Gemüse (Veggies, wie die deutschen Grünen sagen), Quark und Milch und Schwarzbrot und Pfefferminztee so viel sie wollen.

Sunkist ist nicht nötig. Sunkist ist entbehrlich. Auch ohne Sunkist können Kinder glücklich sein. Analı-babalı büyüsün.

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article119215809/Armut-ist-hungrig-gierig-mitleiderregend.html

 Posted by at 10:43

„Tra donne sole – Von lauter Frauen erzogen!“ Prima, oder was? Brauchen Kinder Väter, oder können zwei oder drei Frauen das ebenso gut?

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Juni 182013
 

Männer, Frauen, eine Frau, zwei Frauen, zwei Männer als Kindererzieher? Aber selbstverständlich! So lautet neuerdings die allgemeine Lehre. „Entscheidend ist doch, dass die Kinder geliebt werden, ob das nun Frauen oder Männer sind, ist doch egal!“ Die neue Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sattelt – völlig abweichend von Martin Luthers Großem Katechismus – ebenfalls auf dieses Pferd um: „Die Vielfalt von Lebensformen ist unvoreingenommen anzuerkennen und zu unterstützen“ – so will es die EKD. Siehe FAZ heute S. 8:

„Kein Lob der Ehe. Die EKD setzt in ihrem neuen Familienpapier auf konsequente Gleichstellung“. Von Reinhard Bingener.

Es stimmt ja: Söhne und Töchter, die ausschließlich von Frauen erzogen werden, sind bei weitem keine Ausnahme. Und doch zieht sich ein schmerzhafter Verlust durch das Leben dieser Männer und Frauen. Ich habe immer wieder mit Menschen gesprochen, die in der Kindheit den Vater oder – schlimmer noch – die Mutter entbehren mussten. Alle hätten in der Kindheit alles, wirklich alles dafür getan, um den Vater oder die Mutter zurückzuholen. Viele dieser Menschen gleiten ab in destruktive Neigungen, also in Selbstzweifel, Depression oder Kriminalität – und zwar meinem Eindruck nach weit stärker als dies Kinder tun, die mit Mutter und mit Vater aufwachsen. Schaut man auch nur oberflächlich in die Biografien von Straffälligen hinein, so wird man mit überragender Häufigkeit eines erkennen: Diesen Menschen fehlte in der Kindheit entweder der Vater oder gar beide Eltern. In den USA ist es erwiesen, dass eine unvorstellbar hohe Zahl an Vätern ihre Frauen mit den Kindern allein lassen – und aus diesen von den Vätern verlassenen Kindern rekrutieren sich vorzugsweise die etwa 1 Mio. Insassen der Gefängnisse. Vaterlosigkeit ist und bleibt nachweisbar einer der größten Risikofaktoren im Leben der Kinder. Das wird vornehm von unseren Soziologen und Pädagogen verschwiegen. Aus afrikanischen Ländern wird mir berichtet, dass in vielen Gegenden die meisten Kinder ohne Vater aufwachsen. Die Väter ziehen durch die Lande und kümmern sich weder um die Frauen noch die Kinder. Promiskuität der Männer ist eine Hauptursache für Elend, Kriminalität und die Ausbreitung von AIDS in vielen afrikanischen Staaten.

Auf Youtube fand ich soeben ein weiteres Zeugnis, einen echten Hymnus auf die unverzichtbare Rolle von Vätern für das gute Aufwachsen der Kinder. Es spricht ein Mann, der seinen Vater nie kennenlernte, sondern nur von der Mutter und einigen anderen Frauen erzogen wurde, ein Mann, der ganz offenkundig ein Leben lang diese Wunde mit sich tragen musste, und der Heilung nur dadurch fand, dass er selber ein guter Vater wurde. Dieser Sohn einer alleinerziehenden Mutter und helfenden Großmutter sagt es deutlich und mit mahnender Stimme: „Für das Glück im Leben der Kinder ist es die wichtigste Aufgabe von uns Männern, ein guter Vater zu werden.“

Man sollte drüber nachdenken, ehe man das herkömmliche Familienmodell (Vater, Mutter, Kinder) wieder einmal in den Kübel tritt, wie es jetzt offenbar auch die EKD zu tun scheint.

https://www.youtube.com/watch?v=Dxsdp3r5Dek

https://www.youtube.com/watch?v=30n8fyUFn6E

 

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„Wie lange geht das jetzt schon zwischen euch, du Mann und du Frau!“ Antwortet!

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Juni 112013
 

2013-06-11 09.30.03

„Na, igittigitt, also DAS sollten wir doch endgültig überwunden haben, diese Unterschiede im Rollenbild von Mann und Frau!“, so höre ich es immer wieder gegen mich einwenden, wenn ich Sappho, Archilochos,  Schiller, Hölderlin, Sylvia Plath oder Ingeborg Bachmann zitiere. Ich meine mit Berufung auf diese Zeuginnen und Zeugen in der Tat: Alle Zeugnisse der uns verfügbaren Menschheitskulturen – beginnend bei der Venus von Willendorf, beginnend bei Homer, beginnend bei den 5 Büchern Mosis bis hin zu den gegenwärtig handelnden Politikerinnen aller Parteien – zeigen deutlich modellierte, stets unterschiedliche Vorstellungen und Verhaltensweisen der Männer und der Frauen, und zwar so, dass die Frauen eher so empfinden und handeln, wie wir dies Frauen zusprechen, und die Männer eher so, wie wir dies Männern zusprechen.  Das muss auch biologisch begründet sein, denn sonst hätten die immer wieder unternommenen Versuche, derartige Geschlechterverhältnisse kulturell außer Kraft zu setzen, irgendwann auch einmal zum Ziel führen müssen – beginnend bei den Amazonen des griechischen Mythos über die biblische Stadt Sodom, die völlige Assimilation von Mann und Frau bei Platon bis hin zu heutigen Quotenregelungen in Schweden, Deutschland oder Norwegen.

Und wie lange geht dies schon so mit dieser Affäre zwischen Frau und Mann? Ich meine in aller Unschuld: etwa 10.000 Jahre bis zum heutigen Tag. 10.000 Jahre? FALSCH! Das geht schon seit etwa 400 Millionen Jahren bis zum heutigen Tage so. Was sagt die Biologie dazu? Hören wir hinein ins Gespräch zwischen zwei Frauen – zwischen Elisabeth Raether und Doris Bischof-Köhler. Das Gespräch belauschen wir dank des aktuellen ZEIT-Magazins. Und nun lasset uns fragen: Wie lange geht das schon so?

Bischof-Köhler: Die Entstehung der heute beobachtbaren Geschlechtsunterschiede liegt etwa 400 Millionen Jahre zurück. Unsere tierischen Vorfahren gingen zum Leben an Land über. Samen und Eizellen wurden nicht mehr, wie bei Fischen, dem Meer anvertraut. Die Weibchen übernahmen die Bürde der inneren Befruchtung. Seitdem können sie erheblich weniger Nachkommen in die Welt setzen als die Männchen. Das bedingt eine permanente Konkurrenzsituation zwischen den Letzteren, und die hat einen Selektionsdruck ausgeübt, zu dem es beim weiblichen Geschlecht keine annähernd gleich starke Entsprechung gibt. Alle wesentlichen Geschlechtsunterschiede leiten sich aus dieser Asymmetrie her.

Auffallend ist in meinen Augen, dass Bischof-Köhler vor allem vom Akt der Zeugung und des Austragens spricht. Dies mag aus Sicht der Evolutionsbiologie so sein. Für die Evolutionsgeschichte der Säugetiere, also der jüngsten Klasse an Organismen, der wir selbst ebenfalls angehören, scheint mir aber noch bedeutsamer die völlige Abhängigkeit des Nachwuchses von Hege, Pflege und Ernährung durch die Mutter zu sein. Das Wort Mutter oder Mutterschaft kommt hier in dem Gespräch der beiden Frauen nicht vor. Mutterschaft ist offensichtlich ein unangenehmes, schwer zu treffendes Thema.

„Die Mütter – sind’s die Mütter doch
Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit!“

seufzt Faust. Auch für ihn war die Fahrt zu den Müttern eine unerwünschte Einsicht in die Grundbedingtheit der Existenz des Mannes. Und Bedingtheit der eigenen Existenz, das ist ja etwas, wogegen sich Faust nicht weniger vehement wehrt als eine Judith Butler gegen die Zuschreibungen der 10.000 Jahre in unserer eigenen Mann-Frau-Affäre.

Somit scheint mir für die Evolutionsbiologie des Menschen die geradezu überlebensnotwendige Mutter-Kind-Bindung noch wichtiger zu sein als die „Bürde der inneren Befruchtung“.

Aus dem biologisch begründeten engen Abhängigkeitsverhältnis zwischen Kind und Mutter, das mithilfe des Vaters aufgebrochen oder zur Welt hin erweitert werden muss, leiten sich meines Erachtens die meisten heute beobachtbaren Unterschiede im Selbst- und Weltverständnis von Mann und Frau ab. Diese Unterschiede werden kulturell zwar vielfach überformt, sie sind gewissermaßen Modelliermasse, sie werden wohl auch in höherem Maße nachträglich, also epigenetisch beeinflusst – aber sie sind eine Grundgegebenheit, über die sich Gesellschaften nicht ungestraft hinwegsetzen können. Aus diesem Grunde spricht wenig dagegen, wenn Säuglinge zunächst einmal ganz überwiegend durch die Mutter, durch eine oder zwei Frauen aufgezogen werden. Aber es spricht sehr viel dagegen, den Säuglingen die tiefe Erfahrung des Weiblichen, des Mütterlichen, das durch professionelle Kräfte oder gar durch Männer niemals ersetzt werden kann, vorzuenthalten.

Quelle: „Keine falschen Schlüsse ziehen.“ Gespräch zwischen Elisabeth Raether und Doris Bischof-Köhler. ZEIT Magazin Nr. 24, 6. Juni 2013, S.20-21
http://www.zeit.de/2013/24/genderforschung-evolutionsbiologie

Bild: Aufschrift „Uterus“, gesehen heute in der Rosenstraße in Berlin-Mitte

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„Bauen ist männlich, Erziehung und Pflege sind weiblich“

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Juni 072013
 

„Bauen und Einreißen ist männlich, Pflege und Hege ist weiblich“ – mit dieser seltsamen Einsicht wagt sich der norwegische Komiker Eia an die Öffentlichkeit:

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gender-debatte-tv-bericht-biologen-widersprechen-gender-theorie/8309672.html

Das sei letztlich biologisch begründet. Schon von Geburt an, ja bereits vor der Geburt seien männliche und weibliche Menschen unterschiedlich. Ist dies so? Fast alle Menschen-Mütter bis auf eine (die erklärte Gender-Theory-Anhängerin ist), mit denen ich sprach, sehen dies ebenso. So nannte der Leipziger Zoo sein Nashornbaby zu Recht Naima, die Glückliche, weil das Nashornbaby das Wichtigste und Schönste um sich hat, das jedes Junge jeder Säugetierart (einschließlich des Menschen) in dem schweren ersten Lebensabschnitt braucht: die eigene Mutter.

Spannend ist auch folgendes: Die neue Bürgermeisterin Friedrichshain-Kreuzbergs, Monika Herrmann, soll, wie ich in der Presse las, den Bereich „Bauen und Stadtplanung“, den ihr männlicher Vorgänger mit betreute,  abgeben an einen Mann. Das Thema Kinder und Jugend war seit jeher das Thema, das ihr am meisten am Herzen lag. Warum? Zufall – oder weil sie eine Frau ist? Ist Bauen und Stadtplanung männlich, Erziehung und Soziales, familiärer und gesellschaftlicher Zusammenhalt eher weiblich?

Ich denke, es ist kein Zufall: In der Politik wie im privaten Leben neigen Frauen völlig unabhängig von ihrer persönlichen Überzeugung oder gar von parteipolitischen Affiliationen dazu, den Zusammenhalt der Gruppe, das Zusammenbleiben der Familie oder Gemeinschaft über das Bauen und Einreißen, über das Raffen und Schaffen zu stellen. Das Raffen und Schaffen, das Einreißen und Bauen kommt eher den Männern zu.

Ein paar Beispiele! Wer würde deiner Meinung eher folgende Sätze sagen – ein Mann oder eine Frau? Überlege!

a) „Am wichtigsten ist es doch, dass wir alle zusammenbleiben! Wir müssen um jeden Preis verhindern, dass der Laden auseinanderfliegt!“

b) „Der Knüppel bleibt im Sack. Strafen bewirken nichts. Jeder Mensch hat seine Eigenart.“

c) „Wir müssen alle mehr miteinander reden statt aneinander vorbeizuhandeln.“

d) „Es geht nicht, dass so und so viele nichts für die Gemeinschaft tun und es sich in der sozialen Hängematte bequem machen.“

e) „Jeder muss seine Pflicht tun!“

f) „Wir müssen die Bürger mehr fordern! Irgendwann muss man auch klare Linien ziehen!“

g) „Es ist wichtiger, dass es den Kindern gut geht, als dass die Kasse stimmt.“

h) „Die armen Kinder!“

i) „Die armen Volkswirtschaften!“

Mach den Test! Vergleiche die Sätze mit aktuellen Fragestellungen – etwa der tiefen Krise der Europäischen Union, der tiefen Krise der Kindererziehung in Deutschland, vergleiche in dieser Hinsicht europäische  Politikerinnen jeder Couleur mit europäischen Politikern!

Mein Urteil: 5 der Sätze halte ich für stark weiblich geprägt, 4 halte ich für stark männlich bestimmt.

 

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Juni 072013
 

Die steuerliche Gleichstellung der homosexuellen Partnerschaften mit der Mann-Frau-Ehe ist nur konsequent. Sie war überfällig. Sie entspricht dem gesellschaftlichen Megatrend. Das Recht zur assistierten Kindererzeugung, das Recht zur Kindererziehung und das Recht zur Kinderadoption unabhängig von biologischer Elternschaft, also auch ohne Einschränkung für homosexuelle Eltern werden in nicht ferner Zukunft folgen müssen.

Dies ist eine in Teilen wenigstens durchaus neuartige Entwicklung. Denn Homosexualität gab es zwar immer und wird es immer geben. Im alten Griechenland wurde sie sogar kulturell höher geschätzt als die fortpflanzungsgerichtete, kulturell „niedrigere“ Krethi-und-Plethi-Heterosexualität. Auch die Ablösung der Kindererzeugung und Kinderzucht von der späteren, der  gesellschaftlich anerkannten  Elternschaft wurde gelegentlich praktiziert – so etwa im alten Kriegerstaat Sparta, in der Knabenlese der Orientalen, beim Homunculus in Goethes Faust II,  im Lebensborn der Nazis, in Zwangsadoptionen der Kinder australischer Aborigines, bei denen noch im 20. Jahrhundert den biologischen Eltern ihre Kinder im Namen eines übergeordneten Interesses geraubt wurden.

 Jahrtausendelang galt aber  über die gesamte bekannte Menschheitsgeschichte die Ehe zwischen Mann und Frau – funktional gesehen – im wesentlichen als die überragende, die tragende und die grundlegende Einrichtung zum Zeugen, Hegen und Pflegen der später einmal arbeitsfähigen Kinder, zum Pflegen und Versorgen der greisen, nicht mehr arbeitsfähigen Eltern und der Älteren.

Diese als absolut unersetzlich erkannte Grundfunktion der Ehe zwischen Mann und Frau sowie des in die Ehe hineingebetteten, biologisch begründeten Eltern-Kind-Bandes wurde jahrtausendelang in Religionen und Mythen, in Dichtung und Poesie, in Recht und Gesetz besungen, verklärt, ausgeschmückt, gepriesen und geheiligt.

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stellte eingedenk der schlimmen Erfahrungen der berüchtigen 12 nationalsozialistischen Jahre, in denen die Rasse und die Macht der Nation alles, die Familie nichts galt, noch einmal ausdrücklich Ehe und Familie unter seinen besonderen Schutz.

Die Familie, gesehen als biologisch begründete Abstammungsgemeinschaft, war nach allgemeiner Überzeugung die Keimzelle und das Fundament der Gesellschaften. Wenn die Frauen das Austragen, Gebären und Stillen der Neugeborenen in ausreichender Anzahl verweigerten oder wenn aus anderen Gründen nicht mehr genug Kinder geboren und ernährt werden konnten, schrumpften die Gesellschaften oder „Völker“, wie man früher sagte, und starben schließlich weg.

Heute gilt die Ehe dagegen – funktional gesehen – als Band der Gefühle, ferner als Institut gegenseitiger Absicherung zwischen erwachsenen, gleichberechtigten, arbeitsfähigen Menschen. Ihr Zweck und ihr Sinn wird im wesentlichen auf Liebe zwischen Erwachsenen begründet, weshalb sie seit etwa 200 Jahren ja gern auch als „Liebesbund“ bezeichnet wird. Kinder gelten als nicht mehr notwendiges Beiwerk der Partnerschaft der Erwachsenen und des Sozialstaates, ein Beiwerk, das nach eigenem Willen der Erwachsenen, nach eigenen Bedürfnissen der Erwachsenen kommen darf oder auch ohne Umschweife verhindert wird.

Der Zusammenhang zwischen verantwortlicher Sexualität, Ehe, Kindererziehung,  Altenpflege und Fortbestand der Gesellschaft ist somit endgültig entkoppelt.

Jetzt übernimmt der Staat durch seine vermeintlich selbsttragenden Sozial-, Wirtschafts-  und Versorgungssysteme die gesamte Letztverantwortung dafür.  Der Staat sorgt für alle. Die Politik versorgt alle. Staat und Politik, Bundesverfassungsgericht und fast alle Parteien  erteilen nunmehr folgerichtig allen Formen der Sexualität, allen Formen der Partnerschaft zwischen Menschen gleichermaßen und gezwungenermaßen ihren Segen, fördern alle Formen der auf Dauer angelegten Partnerschaft erwachsener Menschen gleichermaßen.  Ein grundlegender Unterschied in der Natur des Mannes und der Frau wird auch rechtlich nicht mehr anerkannt. Geschlechterrollen gelten als ausschließlich kulturell bedingt. Ein echtes Interesse am Fortbestehen der Gesellschaft darf sich nicht mehr artikulieren.

Die deutsche Gesellschaft schrumpft infolge dieses grundlegenden Wertewandels.  Kinder kommen irgendwie nicht mehr so recht zur Welt.  Während in früheren Jahrtausenden die Kinder als Segen der Älteren galten, müssen heute die Kinder regelrecht ihren Eltern dankbar sein, dass sie zur Welt kommen durften, denn etwa 100.000 Abtreibungen finden  in Deutschland bei etwa 600.000-700.000 Lebendgeburten pro Jahr statt.

Es gilt heute als weithin anerkanntes, unumstößliches Gesetz: Kinder kommen  nach den Wünschen und den Bedürfnissen der Erwachsenen zur Welt. Die Erwachsenen entscheiden nach ihrer jeweiligen Interessenlage oder auch nach der volkswirtschaftlichen Gesamtlage, ob ein Kind erwünscht oder unerwünscht ist, ob frau oder man es sich leisten kann oder nicht. Die materielle Interessenlage der erwachsenen, gesunden und arbeitsfähigen Menschen und die Volkswirtschaft stehen eindeutig im Vordergrund. Durch finanzielle Anreize meint der Staat die Kinderzahl erhöhen zu können.

Die Themen Altern, Pflegebedürftigkeit, Demenz, Alterseinsamkeit werden hartnäckig  abgeschoben. Am schlimmsten ist darunter übrigens bereits heute die Vereinsamung der pflegebedürftigen Alten. Gegenüber der Alterseinsamkeit ist die vielbeschworene Altersarmut ein Klacks, ein Kinderspiel sozusagen!

Weg mit diesen trüben Gedanken!  Das gegenwärtige materielle, finanzielle und vor allem das politische Wohlergehen der gesunden, erwachsenen, arbeitsfähigen und wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger, die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung des 4-jährigen Planungshorizontes steht ganz vorne! Dem dienen die Politiker. Das verlangen die Wählerinnen und Wähler. An das, was in 20 oder 30 Jahren mit der Gesellschaft geschehen mag, denkt kaum jemand.

Das Motto scheint zu lauten: „Gib, o güt’ger Staat, uns Erwachsenen Deinen Segen zu allem, was wir tun und lassen wollen – und schenke uns dein Geld!“

 

 

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Mai 292013
 

2013-04-07 10.56.52

 Caroline Schlegel schreibt am 21. Oktober 1799  von Berlin nach Jena zu Tochter Auguste. «Über ein Gedicht von Schiller, das Lied von der Glocke, sind wir gestern Mittag fast von den Stühlen gefallen vor Lachen, es ist à la Voss, à la Tieck, à la Teufel, wenigstens um des Teufels zu werden.»

Nette Reaktion! Die Berliner Romantiker (Caroline Schlegel, Tieck u.a.) warfen sich zu Ende des 18. Jahrhunderts fast auf den Boden vor Lachen, als sie Schillers Lied von der Glocke lasen! Vor allem die Zeilen

Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise

waren damals und sind noch heute eine unerschöpfliche Quelle der Volksbelustigung. Für die Romantiker wie Caroline und Friedrich Schlegel bestand Glück im Gegensatz zum großen Erzieher und längst aus dem Dienst geschubsten Nationaldichter Schiller darin, das eigene Ich auf eine endlose Reise zu sich selbst zu schicken. Seine Majestät das ICH, nannte Sigmund Freud dies hundert Jahre später.

Und heute gilt eben mancherorts  ein Kult des Ich und ein Kult des Geldes, siehe Euro-Krise, siehe Pflegenotstand, siehe von den ich-suchenden Vätern alleingelassene Mütter! Jedes zeitenübergreifende Eintreten für Ehe und Familie, für einen naturgegebenen, kulturgeprägten  Wesensunterschied zwischen Frau und Mann wird bei uns im romantisch-aufgeklärten Berlin auch heute noch sofort mit Gelächter als ewiggestrig und altbacken abgekanzelt. Nur noch 40% der Berliner leben in Familien, die anderen 60% sind schon von den ewiggestrigen Stühlen der Familie gefallen. Durch behördliche Zusammenlegungsverbote von getrennten Wohnungen wird in Milieuschutzgebieten der Trend zum Single- oder Double-Haushalt befördert.

Ich würde freilich sagen: Es ist nicht unbedingt ewiggestrig, es ist das, was mir von den Männern enttäuschte Frauen, alleinerziehende Mütter, alleingelassene Söhne und Töchter alleinerziehender Mütter, Sozialwaisen aus vielen Kulturkreisen, Kreuzberger Sozialarbeiterinnen, Lehrerinnen  und Kinderärzte aus vielen Ländern immer wieder erzählen.

Ich bleibe dabei: Die Menschheit hat es zu allen Zeiten so empfunden, dass Frauen „anders“ als Männer sind. Es ist eine die Menschen prägende Einsicht, dass es „den Menschen“ nicht gibt, sondern eben „weiblich“ und „männlich“, wobei die Frauen stärker durch „das Weibliche“, Männer stärker durch das „Männliche“ geprägt sind und auch sein sollen. 

Wir haben in Deutschland gerade eine zu starke Anpassung der Frauen an das Männliche, ja fast eine Unterwerfung der Frauen unter das Leitbild des männlichen Machtstrebens zu besichtigen. Ich beklage das. Der gesellschaftliche Wert der Frau wird nach ihrer Teilhabe an politischer Macht und finanziellem Reichtum bemessen. Wenn die Frauen nicht die Hälfte vom Kuchen (also von Geld, Macht, Straßennamen und DAX-Aufsichtsratsmandaten ) abbekommen, gelten sie als – wie nennen sie’s doch? – benachteiligt.

Aber das wird in wenigen Jahrzehnten wieder vorübergehen, die Wertschätzung des spezifisch Weiblichen und des Mütterlichen wird in wenigen Jahren auch nach Deutschland zurückkehren. Keine Frau möchte sich doch dem Rollenbild des Mannes anpassen. Im Übrigen meine ich wie der gute Friedrich Schiller auch: Jede Frau steht  „auf einer Ebene“ mit und neben dem Mann. Sie ist ihm nicht „gleich“, aber sehr wohl gleichberechtigt und  „ebenbürtig“, sie ist ebenso viel „wert“ wie der Mann.

Aber Frauen zur völligen  Wesensgleichheit mit dem Mann umerziehen zu wollen, wie dies Platon vor 2400 Jahren forderte, wie dies die unwiderstehliche  Pippi Langstrumpf nach dem Willen ihrer Mutter Astrid Lindgren vor 60 Jahren im Scherz zur Tröstung eines kranken Kindes von Astrid Lindgren vorlebte, und wie dies auch auf Biegen und Brechen in den ehemals kommunistischen Staaten des Sowjetblocks versucht wurde, führt meines Erachtens in die Irre.

Ich halte es für falsch, die Frauen gewaltsam zur 50%-Beteiligung an politischer und wirtschaftlicher Macht umerziehen zu wollen.

Für richtig halte ich es, die Jungs, all die Oles, Tareks, Cems und Lasses zur Fürsorge und schaffenden Erwerbstätigkeit für ihre späteren Ehefrauen, ihre späteren Kinder und ihre später pflegebedürftigen greisen Eltern zu ermuntern und zu erziehen – und die Mädels, all die Mias, Fannys und Yasemins, die Meldas und Pippilottas und Astrids zur Fürsorge für ihre späteren Kinder und ihre später pflegebedürftigen greisen Eltern zu erziehen. Ich meine in der Tat: Der erwachsene, der reife, der an eine Frau gebundene  Mann soll vorrangig nicht dem eigenen Ich, sondern der Frau, dem Kind und der Familie dienen. Der Mann soll sich dem Wohle der Frau, des Kindes und der Familie unterordnen und nicht sein eigenes Ich vorne dran stellen. Daran fehlt es bei uns Männern – mich selbst eingeschlossen – allzu oft.

Die erwachsene, die reife Frau wiederum soll sich im Gegenzug dem Wohl der schwachen Menschen, also der Kinder und der Familie unterordnen.

So empfahlen es auch schon nahezu einstimmig all die guten alten Pragmatiker und nüchtern denkenden Sozialberater Moses, Jesus und Mohammed, all die Johann Peter Hebels, die Friedrich Schillers und die Gebrüder Grimm. Sie haben sich umgekuckt und gefragt: Wie halten menschliche Gesellschaften zusammen? Durch die Leistung eines Machtverbandes, also durch den geldumverteilenden Staat, oder durch das innige Band der Menschen untereinander, durch Ehe,  Familie, Freundschaft und Nächstenliebe? Antwort der genannten Männer: Der Staat kann es nicht leisten. Die Menschen leisten es!

Diese uralten Einsichten werden schon nicht völlig falsch gewesen sein. Es ist jahrtausendealtes Menschheitswissen, das nicht schon deswegen falsch ist, weil es seit Jahrtausenden immer wieder neu entdeckt wird.  Das spezifisch Weibliche, das spezifisch Mütterliche – das übrigens auch Männer in sich und an sich pflegen und hegen sollten – droht derzeit im öffentlichen Diskurs Westeuropas und der USA völlig unter die Räder der Gender-Debatte (siehe Judith Butler, Luce Irigaray, Jean Baudrillard  e tutte quante) zu geraten. Alles droht unter das Diktat des Wirtschaftlichen, unter den Vorrang der Macht eines anonymen Diskurses und des Geldes zu geraten.

Ich meine: Wir sollten das Weibliche und das Mütterliche, das Hegend-Pflegende in den Frauen und auch in uns Männern retten.

Zum Nachlesen: Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke. In: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke. Erster Band. Gedichte. Dramen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1987 [=Lizenzausgabe der Werkausgabe des Hanser Verlags], S. 429-442 , hier S. 433

Kreuzberg Berlin Das Lied von der Glocke Park am Gleisdreieck Morgen des 20 Februar 2013 – YouTube.

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Ist es gerecht, dass Ingas Baby die Mutter nur kurz am Abend bewusst erlebt?

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Mai 282013
 

2013-05-23 15.42.29

„Ist es gerecht, dass Inga schlechtere Karrierechancen hat, weil sie Mutter ist? Nein“

So die nachdenklich stimmende Mahnung der INS – Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft -, die mich vor drei Tagen im Berliner Hauptbahnhof zum Innehalten aufforderte.

„Von dem Kind in Ingas Kinderwagen sprechen wir nicht?“, frug ich fragenden Blicks eine zufällige Passantin, die ebenfalls staunend stehenblieb.

Wir fragen tiefer: Ist es gerecht, dass Frauen Mütter werden? Ist es gerecht, dass Frauen schlechtere Karrierechancen haben, weil sie Mütter werden bzw. bis zum Alter von etwa 45 Jahren stets die Gefahr droht, dass sie Mütter werden könnten?

Es gibt höchst erfolgreiche weibliche Politiker, allerdings weniger als  männliche. Wir haben in der paganen Antike Cleopatra, in der Bibel die Königin von Saba, in der Neuzeit Margret Thatcher und Indira Gandhi gehabt.

Frauen sind in der Politik und in der Machtausübung und auch in Straßennamen sogar in Friedrichshain-Kreuzberg (und weltweit) deutlich unterrepräsentiert. Woran liegt das? Ich meine, es liegt daran, dass Frauen in allen Kulturen und allen Gesellschaften, auch in der unsrigen, eben doch anders sind als wir Männer. Vor allem liegt es am unleugbaren naturgegebenen Grundbestand des Mensch-Seins: Wir werden alle von Müttern geboren, nur Frauen – nicht Männer – können Mütter werden, mit all den unleugbaren und unvermeidbaren Einschränkungen, die das für Karriere und Beruf mit sich bringt.

Die allermeisten Frauen streben folglich auch nicht so sehr nach Glanz und Gloria, nach Scheinen und Gelten wie wir Männer. Für die meisten Frauen ist es eben doch das Schönste, Leben, Glück und Freude zu verspüren dadurch, dass sie Leben, Glück und Freude weitergeben, etwa als Mütter. Für die meisten Frauen ist von Anfang an – im Gegensatz zu den meisten Männern – eindeutig ein glückliches Familienleben wichtiger als eine Karriere.

Wenn hingegen den Frauen das Mutterwerden und überhaupt Mütterlichkeit als eine Art Unfall, als schreiende Ungerechtigkeit auf dem Weg zum vollkommenen Glück, also zur völligen hälftigen Machtteilung und Gleichheit mit den Männern ausgemalt wird, dann löst sich eine Gesellschaft auf und verspielt die eigene Zukunft. In genau dieser Gefahr stehen wir in Deutschland.

Wir Männer hingegen streben von unserer biologischen Natur aus und durch kulturell verankerte  Tiefenprägungen eher hinaus ins feindliche Leben, wir raffen und schaffen, wie es Friedrich Schiller in seinem Lied von der Glocke völlig zutreffend erkannt hat.

Schauen wir uns doch uns Männer an: Macht, Machtsicherung und Machterweiterung im Außenbereich sind wichtige Themen im Leben fast jedes Mannes, und zwar auf andere Art als für die Frauen.  Unsere vornehmste Aufgabe als Männer ist es meiner Überzeugung nach grundsätzlich, den Frauen und Kindern einen gesicherten Raum zu schaffen, in dem sie friedlich blühen und gedeihen können.  Der gesicherte Raum ist grundsätzlich die Familie. Für den Staatsmann ist es die Gesellschaft als ganze.

Das ist weltweit zu allen Zeiten in allen erfolgreichen Gesellschaften so, nur in Teilen Westeuropas und insbesondere Deutschlands versucht man zur Zeit davor die Augen zu verschließen, etwa indem man Frauen den Wahn einredet, sie müssten unbedingt ebenso erfolgreich im Beruf, ebenso mächtig in der Politik werden, ebenso viele Straßennamen erhalten wie wir Männer.  Alles andere sei doch furchtbar ungerecht. Ein verhängnisvoller Irrtum, der zur Aushöhlung der Familie beiträgt und einer der Auslöser für den demographischen Niedergang unserer Gesellschaften  ist. Bereits heute haben wir viel zu wenige Familien mit Kindern, in denen die Kinder gehegt und in denen die Alten und Kranken gepflegt werden.  Der Pflegenotstand, also der akute Mangel an Pflegepersonal in allen Altenheimen und in der Altenbetreuung ist in Deutschland bereits heute Realität. Zu glauben, dass man mit aus dem Ausland geholten professionellen Pflegekräften oder durch die Versendung der Alten von Europa nach Indonesien dem Mangel an Pflegekräften Abhilfe schaffen könnte, geht völlig an den Wünschen und Bedürfnissen unserer Alten vorbei.

Zu glauben, dass der Staat oder das staatliche Sozialsystem das Mutterwerden, die Kindererziehung, die Krankenfürsorge und die Altenpflege nach und nach immer stärker oder gar vollständig direkt in eine eigene Regie übernehmen können, ist ein törichter Wahn, dem bereits die antike Kriegergesellschaft Spartas und der Philosoph Platon im 4. Jahrhundert vor Chr. erlegen ist.

Kindererziehung, Pflege der Kranken und Pflege der Alten war immer und wird immer in allen erfolgreichen Gesellschaften eine vorrangige Aufgabe der Familien bleiben. Gelingendes Muttersein ist und bleibt eine Aufgabe der Frauen, Vaterwerden und Vatersein eine lebenslang zu erlernende Aufgabe der Männer.

 Posted by at 13:01