This has been yet another godsend that happened to this poor blogger! Imagine this: Just a few minutes ago, a man crossed my way in the Park at the Triangular Junction and asked me:
What do you think when you hear these two words
Alone together
It’s the title of my newest song.
I reflected for 30 seconds. The man presented himself as David. I presented myself as John. Then I gave David my answer: „Alone together? These two words perfectly encapsulate what makes us up as human beings. We are alone the moment we are born. Alone, longing for togetherness … together, longing for loneliness until we die. Togetherness and loneliness go hand in hand.“
And I went on and on for endless 90 seconds. I could have gone on for 90 minutes or 90 days. I ended up saying: „Alone together — I congratulate you on this title.“ http://www.davidblairsongs.com/
The picture shows a view of the Park at the Triangular Junction close to the new bridge across Yorck street.
Gemeinschaft im Wort, MagdeburgKommentare deaktiviert für Улицы Магдебурга: „Hältst Du Europa zusammen, Jeesus Kristus?“
Apr.012014
„Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Nicht durch Waffen, nicht durch waffenartig hin- und hergeschleuderte Drohungen, sondern nur durch die Öffnung im Herzen, durch die Besinnung auf das einende Wort, durch das Aussprechen des einenden, zusammenführenden Wortes gelingt es, das Aneinander-Vorbeireden der Mächtigen dieser Welt zu durchbrechen. Dies dürfte Kernbestand der Theologie des Johannes sein.
Gemeinschaft im Wort, diese tiefe Sehnsucht treibt mich vom satten behaglichen Gewese und Getriebe der Bundesrepublik Deutschland immer wieder hinaus ins Ungewisse, dahin, wo Europa noch schmerzt und wehtut, in die Weiten der russischen Steppe, ins windgepeitschte Sibirien, in die harten und langen Winter Murmansks, ins zwischen Finnland und Russland geteilte, ins Russland und Finnland einende Karelien.
An dem blütenweißen japanischen Klavier in der Drei-Kreuze-Kirche in Vuoksenniska ließ ich mich nieder. Es war Sonntag, längst war der Gottesdienst vorüber. Es war still. Vollkommene Stille herrschte in dem blühenden, muschelartig gewölbten, mutterschoßartig bergenden hellen Raum. „Wenn sich der Deckel öffnen lässt, dann darfst du zu ihm spielen. Wenn sich der Deckel nicht öffnen lässt, dann darfst du zu ihm nicht spielen.“ Ich versuchte den Deckel des Klaviers anzuheben. Er gab sofort nach. Ich wollte und sollte spielen. Und ich spielte für ihn. Ich spielte das, was mir aus dem Inneren einfiel: das Präludium in C-dur, aus dem 1. Teil des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach. Dann präludierte ich über die d-moll-Ciacona des Köthener Meisters aus dem Jahr 1720. Die Töne klangen wie von selbst unter meinen Fingern. Ich spielte, ich sang, ich fragte. Ich nahm ein finnisches Gesangbuch und spielte die Nummer 47 daraus. Zuerst einstimmig, dann zweistimmig, dann dreistimmig, dann vierstimmig. Auch hier klangen die Töne von selbst unter meinen Fingern hervor. Ich versuchte, die Worte des finnischen Gesangbuches zu verstehen, aber ich erkannte nur einige wenige Namen, darunter den Namen Jeesus Kristus. Was mag dieser Name wohl für mich, für uns, für Europa bedeuten?
„Mensch, Jeesus!“, fragte ich und dehnte den ersten Vokal länger als üblich. „Hältst DU denn diesen vielfach geschundenen, diesen so oft geplagten Kontinent zusammen?“ Oft habe ich IHN das schon gefragt, den leidenden Menschen, der zerrissen und ausgespannt über uns hängt. Hier ein Blick auf die drei Kreuze in der von Alvar Aalto gestaltete Kirche im karelischen Imatra-Vuoksenniska.
Wie durch Fügung, wie durch Zufall kreuzte den Weg des Kreuzbergers der ganz andere Weg des auf Russisch schreibenden Autors Changeant Trapier, der von der anderen Seite her, vom Osten her, ein ähnliches Unterfangen verfolgt wie wir vom Westen her.
„Die Straßen Magdeburgs“, eine Folge von Geschichten und Märchen, die sich sowohl von vorne wie von hinten lesen lassen, ein Kaleidoskop von verblüffenden Begegnungen in einem real-fiktiven Magdeburg! Eine Auseinandersetzung eines jungen, im Heute und Hier lebenden Russen mit dem, was er sich unter Deutschland vorstellt, hinstellt oder auch bloß ausdenkt. Spannend zu lesen.
Es ist ein Roman über die Stadt und ihre Menschen. Ein zentrales Thema sind dabei Beziehungen zwischen Menschen, ist dabei auch die Zuneigung und Liebe zwischen Mann und Frau, zwischen unterschiedlichsten Menschen. So ist das Leben, so bunt, so vielfältig, diesseits und jenseits der Grenzen!
„Alter Mann, alter Mann, du bist ein alter Opa, und wir hassen dich!“ So sprangen einem alten Mann heute in einem Kreuzberger Hinterhof drei Kinder hinterdrein und äfften ihn kläffend mit Fratzen. Wie sie auf den Spruch kamen, weiß er nicht. Vielleicht weil er bedächtigen Schrittes das Fahrrad schob, statt jugendlichen Schwunges zwischen den Kindern hindurchzubrausen wie alle anderen Radfahrer?
Der alte Mann wandte sich den Kindern zu: „Ja, ich bin alt, sehr alt. Hasst ihr denn alte Männer?“ Er bekam keine Antwort. „Wie alt möchtet ihr denn werden?“ Schweigen im Walde bei den Kindern! Damit konnten sie nicht rechnen.
Da wandte der alte Mann sich den Kindern zu und fing an eine Geschichte zu erzählen, die er vor einiger Zeit auf freiem Felde unter dem uralten Standbild des Herkules in Cassel im Vorübergehn gehört hatte. So ging sie:
Als Gott die Tier und Menschen erschaffen hatte, wies er einem jeden seine Lebenszeit zu. Dem Esel gab er 30 Jahre. Da beschwerte sich der Esel: „Ach, der strenge Müller vergilt mir meine Dienste schlecht. Er lässt mich schwere Maltersäcke schleppen, und wenn die krummen Beine nicht mehr mittun, jagt er mich davon. Erlass mir einen Teil!“ Da nahm Gott dem Esel gnädig 18 Jahre weg. Und deshalb werden Esel 12 Jahre alt.
Dem Hund wies er auch 30 Jahre zu, doch der Hund beschwerte sich: „Tag und Nacht soll ich dem Menschen wachen und Räuber verjagen, aber wenn ich nicht mehr bellen kann, wirft er mit Steinen nach mir. Schenke mir einen Teil der Jahre.“ Da erließ Gott dem Hund 12 Jahre,und deswegen sterben Hunde spätestens mit 18.
Dem Affen bot Gott auch dreißig an. Da beschwerte der sich und sagte: „Die Menschen setzen mir grundlos zu. Drück dich gegen eine Gitterstange, schneide ihnen Fratzen ohne Ende, sie werden dir die Ursache der ständigen Demütigungen des Affenvolkes nicht nennen. Es gibt keinen Ausweg. Ich verlange keine Freiheit von dir. Aber ich habe eine Bitte: Erlass mir einen Teil dieser Leidensjahre!“ Da schenkte Gott dem Affen gnädig zehn Jahre.
„Und wie viele Jahre möchtest du leben?“, fragte Gott den Menschen. „Reichen dir 30 Jahre?“ „Bei weitem nicht!“ erwiderte der Mensch. „Mit 30 stehe ich voll im Saft, habe Haus und Hof, Kind und Korn in der Scheuer, dann möchte ich das Leben genießen bis an ein seliges Ende! Gib mir mehr!“
„So sei es“, erwiderte Gott. „Also sollst du nach deinen 30 ersten Jahren, die du in Saus und Braus verleben darfst, 18 weitere Jahre ackern und rackern für Haus und Hof, für Kind und Korn. Danach darfst du die 12 Hundejahre erleben, in denen du mit Zähnen und Klauen verteidigst, was andere dir wegnehmen wollen. Und zum Schluss, wenn deine Geisteskraft nachlässt, wirst du zehn Jahre des Affen erleben, in denen jüngere Menschen und Kinder sich an deinen lächerlichen Ticks, an deinen Aussetzern und Fehlleistungen ergetzen können.“
Und so, liebe Kinder, geschah es, dass dem Menschen 70 Jahre beschieden sind, wenn es hochkommt.
Und nun frage ich euch: Wie alt seid ihr eigentlich – und wie alt möchtet ihr werden?
„Ich bin 5 Jahre alt und möchte 150 Jahre alt werden“, sagte das erste Kind ohne zu zögern.
„Ich bin 4. Und ich möchte 1000 Jahre alt werden“, sagte das zweite nach einigem Nachdenken.
„Und du? Wie alt bist du?“, fragte der alte Mann das kleinste Kind.
„Ich bin so“ – das Kind hielt ihm zwei Finger entgegen. „Du bist also zwei?“ „Ja, er ist zwei“, bestätigte der 5-Jährige.
„Und wie alt möchtest du werden?“ „So alt!“ Wieder zeigte uns das Kind die zwei Finger. Das Kind war offenbar in diesem Augenblick glücklich!
Der alte Mann und die Kinder kamen überein, dass gerade das zweijährige Kind schon „so gut wie ein dreijähriges“ spricht, läuft und zuhört, und lobten es dafür. Und sie verabschiedeten sich im besten Einvernehmen. Die Macht des guten gelingenden Wortes hatte sie zu einer Erzählgemeinde zusammengeführt, und man sieht, dasz „die Weisheit auf der Gasse noch nicht ganz untergegangen ist“.
Bild: Das uralte Standbild des Herkules zu Cassel-Wilhelmshöhe. Aufnahme vom 24. April 2013
Zitatnachweis für: man sieht, dasz „die Weisheit auf der Gasse noch nicht ganz untergegangen ist“: Vorrede der Brüder Grimm vom 17. September 1840. Zitiert nach: „Vorrede“, in: Brüder Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen. Herausgegeben von Heinz Rölleke. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2009, S. 15 bis 27, hier S. 26
Labyrint světa a lusthauz srdce – das Labyrinth der Welt und das Lusthaus des Herzens. Dieses Buch des Jan Amos Komenský fiel mir vor zwei Tagen ein, als ich dankbar den Wanderweg zum Comenius-Garten in Böhmisch Rixdorf, dem heutigen Berliner Bezirk Neukölln einschlug.
Dem großen Comenius versuche ich immer wieder die Werbetrommel zu rühren! Er ist für die Tschechen das, was der große Lomonossow für die Russen ist. Ein sich vereinigendes Europa sollte nicht nur an scheppernd klingende Euros, Target-II-Salden, Defizitsünder, Geldhaus-Rettungen denken – sondern auch den Denkern und Lehrern danken! Man denke auch an die golden klingenden Taler des guten, gelingenden Wortes! Man höre sie!
Komenský war wohl einer der ersten, vielleicht sogar der erste große europäische Denker und Erzieher, der die Pädagogik ganz vom Kind her dachte – getreu dem Wort seines Meisters: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Paradies des Herzens nicht erlangen.
Ganzheitliche Erfahrung, Unterweisung und Pflege nicht nur in der lingua franca, dem Lateinischen, sondern auch in der lingua materna, also in seinem Fall dem Tschechischen, sinnlich gestützte Erfahrung, … ich komme gar nicht zu Ende, wenn ich schildern soll, weshalb sich die Befassung mit Iohannes Amos Comenius heute noch für alle überzeugten Europäer in vielerlei Hinsicht lohnt!
Ein Besuch im Comenius-Garten in Böhmisch Rixdorf kann der erste Anlass dafür sein. Gerade im Mai 2013 sollte man das Tor zum Herzensparadies, zum Raj srdce, zum Orbis sensualium pictus freudig und zuversichtlich durchschreiten!
Zu den beeindruckendsten Erfahrungen meiner Jugendzeit – zugleich Ausweis meiner Geduld und Leidensfähigkeit – gehörte das mehrmalige Anhören von Richard Wagners Tannhäuser und seines Parsifal im Stadttheater der Vaterstadt Bert Brechts. Mir unvergesslich, da ich weit und breit keinen Gefährten hatte, der dazu bereit gewesen wäre! Auch in Berlin hörte ich vor wenigen Jahren eine der letzten Aufführungen unter dem Dirigat Daniel Barenboims.
In letzter Zeit habe ich mir angewöhnt, Wagner nur noch lesend, summend und klimpernd aus den Klavierauszügen heraus zu erleben – ich spare dadurch viel Zeit und auch Geld für die teuren Operntickets. Gestern wiederum begnügte ich mich mit dem Anhören einiger Szenen von der CD sowie dem Lesen des Textbuches des Wagnerschen Tannhäuser.
Wir erinnern uns an das, was nachher, nach dem Tannhäuser, geschah: Planmäßig hatte Wagner den Ring des Nibelungen, diesen Versuch, eine Art germanische Ersatzmythologie zu schaffen, ins Scheitern hinein geführt. Der Versuch der germanischen Götter, mithilfe des SCHWERTES und des GELDES eine Art deutschsprachiges Weltenreich zu schaffen, war im Weltenbrand, in der Weltenlohe, im restlosen Untergang aller Beteiligten geendet.
Jeder Wagner-Anhänger kannte und kennt diese Botschaft: der mörderische Kult der nackten Gewalt, der Kult des gemeinsamen Blutes, der raffgierige Kult des schnöden Goldes führt in die Selbstzerstörung. Diese Botschaft ist so eindeutig wie nur irgendetwas in Richard Wagners gesamtem Schaffen enthalten, dass man schon mit Blindheit geschlagen sein muss, sie zu übersehen und zu überhören: „ZURÜCK vom RING!“ Das letzte Wort im Ring des Nibelungen! Schon aus diesem Grunde müssen wir Deutsche unbedingt das Schaffen Richard Wagners pflegen und hegen. Zurück zum Ring!
Eine sehr sinnvolle antirassistische Antifa-Aktivität im Anti-Gewalt-Training wäre es, Richard Wagners Opern im Unterricht der allgemeinbildenden weiterführenden Schulen wieder einzuführen – nachdem Pippi Ephraimstochter Langstrumpfs Taka-Tuka-Botschaft weitgehend entmachtet worden ist.
Ich meine: Sowohl Pippi Ephraimstochter Langstrumpfs Taka-Tuka-Negerkönig als auch Richard Wagners Ring des Nibelungen und sein Tannhäuser sowie sein Parsifal müssen einen festen Platz im antirassistischen Training jugendlicher Gewalttäter erhalten – ist ja eh billiger als mit viel Steuerzahlergold einen Segeltörn durch die Ost-, Nord- oder Südsee zu machen.
Zurück zum Ring – Zurück vom Ring! Wie geht es weiter? Nun, Wagner kriecht gegen Ende seines Lebens gewissermaßen auf Knien zurück zur jüdisch-christlich-muslimischen Mitleidsethik, die ihn schon zu Beginn seines Schaffens – im Lohengrin etwa – leitete. Was ist das allerletzte Wort Richard Wagners in dieser seiner letzten Oper, mit der er sich von der Gemeinde der Getreuen verabschiedete? „Erlösung dem Erlöser!“
„Halleluja!“הללויה
Ein hebräischer oder „semitischer“ Jubelruf „Lobet Gott!“ – „Erlösung dem Erlöser!“ ist das letzte Wort, mit dem der Komponist, dessen Werke heute in Israel nur mit größter Mühe zur Aufführung gerechtfertigt werden können, sich von dieser Welt verabschiedet hat. Er unterlegt diesen Ruf mit einer derart hinreißenden, derart gewaltigen Musik, dass man ihr nicht widerstehen kann – und auch nicht widerstehen sollte.
Dies ist die für jeden Mann und jede Frau nachvollziehbare Aussöhnung des scheinbaren Antisemiten, des scheinbar so urdeutschen Dichterkomponisten Richard Wagner aus dem Geiste der Musik im hebräischen WORT.
Nicht das SCHWERT, nicht das GELD, sondern das frei erklingende Wort, das gesungene zusammenführende WORT bringt Frieden und Aussöhnung nach Europa und Israel.
Für ganz wenige Euros gibt’s die Textbücher des großen deutschen Dichters Richard Wagner im Buchhandel und kostenlos im Internet!
Bild:
Wähntest du etwa, dies könnte der Wurzelstrunk
der germanischen Weltenesche sein,
doch ist’s nur der Strunk der mächtigen Kreuzberger Linde,
die halb entwurzelt kürzlich auf unsere Kreuzung krachte!
Viele Male durfte der arme Fährmann Silvesterfeiern beiwohnen: das eine Mal mit einigen hochbetagten Freundinnen in Kreuzberg, das ander Mal mit einigen jungen Freunden und Freundinnen in anderen Städten.
Das eine Mal saßen wir Seit an Seit und sangen die alten Lieder, welche bis noch vor etwa 30 Jahren verlässlicher Gemeinbesitz aller Deutschen gewesen waren: Heinrich Heines heute bei den Jüngeren vergessenes Ich weiß nicht was soll es bedeuten, Muss i denn muss i denn zum Städtele hinaus, In einem kühlen Grunde, Am Brunnen vor dem Tore und einige Dutzende andere Lieder, die alle schon über 100 oder auch 200 Jahre auf dem Buckel haben. Selbst bei den geistig Armen, den „Dementen“, wie sie heute von den Experten genannt werden, kommen durch das Singen und Mitsingen, das stumme Erinnern und das leise Mitsummen die Lebensfreude und die Wärme in die Augen zurück. Ich mischte meinen vergleichsweise jugendlichen Bariton laut und vernehmlich unter die Stimmen der Soprane und Altistinnen.
Die etwa 200 oder 300 volkstümlichen, gemeinsam zu singenden Lieder, die mündlich weitergegebenen, später von den Brüdern Grimm gesammelten Märchen, die von Stammvater Abraham sich herleitenden Ein-Gott-Religionen mit ihren prägenden Bildern, Lehren und Gleichnissen, die Bibel, vor allem aber die deutsche Sprache in ihren mannigfachen Dialekten – diese wenigen, jedoch durchaus konkret zu benennenden Gegebenheiten waren es im Grunde, was die Deutschen jenseits aller staatlichen Grenzen seit etwa 1600 kulturell zusammenhielt. Gewisse sittliche Gebote wie etwa „Du sollst nicht stehlen, lügen, töten“, „Ehre Vater und Mutter“ wurden trotz mannigfacher Verletzungen nie grundlegend in Zweifel gezogen. Dies galt unabhängig von landsmannschaftlicher Zugehörigkeit, vom Grad der Bildung, von politischer Richtung, von der staatlichen Verfasstheit der jeweiligen Staaten, in denen die Deutschen siedelten.
Nichts davon ist heute mehr selbstverständlich. Es gibt heute keine gemeinsamen Lieder mehr, die die Menschen mehrerer Generationen singen könnten, wenn sie zusammentreffen. Weder die deutsche Sprache bzw. die deutschen Dialekte noch die Religion oder der Erzählungsschatz der Bibel noch die Grimmschen Märchen gelten heute als einigendes Band aller Menschen, die in Deutschland leben. Es fehlt ein gewisser kultureller Grundkanon, es fehlt ein gewisser Grundkonsens in unserer Gesellschaft. Die Vielzahl an Scheidungen, Trennungen, das bewusste Fördern und Fordern der Versingelung – etwa durch die Stadtplanung und durch das Sozialsystem – lockern zusätzlich das intergenerationelle Band. Die Familie, die lebenslange wechselseitige Verantwortung zwischen Eltern und Kindern wird heute in der Bundesrepublik Deutschland als Grundgerüst der Gesellschaft nicht mehr anerkannt.
Am ehesten kommt heute wohl der Volkswirtschaft, dem Geld, der Politik und dem Sozialsystem der Bundesrepublik Deutschland diese Rolle des einigenden Bandes zu. Fast alle Indikatoren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt werden heute der Sphäre der Ökonomie entlehnt. Alle Deutschen sowie alle in Deutschland lebenden Menschen scheinen sich selbst von der Geburt bis zum Grab als Anspruchsberechtigte heute gegenüber der Wirtschaft, gegenüber dem großen Versorger und Allerhalter, dem deutschen Sozialstaat zu sehen. Die Politik befördert diese Grundhaltung des Geber-Staates. Soziale Sicherheit, „Solidarität“ durch den Staat wird von nahezu allen Parteien mehr oder minder überzeugend versprochen und in Ansprachen feierlich beschworen.
Die kulturelle Zusammengehörigkeit der Menschen wird heute jenseits der monetären Rückversicherung durch den Staat eher durch die Massenmedien und durch den Kult der Stars gestiftet. Alle schauen beispielsweise gebannt einen spannenden Rückblick auf das erfolgreiche Leben und Schaffen von Michael Jackson, dem Mann mit dem unwiderstehlichen Bewegungen, diesem großartigen Einsamen an. Kinder, Jugendliche und Erwachsene finden im andächtigen Lauschen und Schauen, im gebannten Starren auf die Mattscheibe, zusammen. Im stillen Hocken und Sitzen stellt sich eine Art kulturelle Gemeinschaft her. Für alle Kinder stehen in den Haushalten elektronische Gerätschaften zur individuellen Freizeitgestaltung bereit. Die neuesten Songs werden von den Kindern und Jugendlichen in einem halblauten Stammeln mitvollzogen – selbstverständlich in englischer Sprache.
Ähnliche Funktionen erfüllt der Sport, erfüllen das gemeinsame Fahren und Dahinbrausen auf der Autobahn. Die großen, massiv gebündelten Daten- und Medienströme, das breite Betonband der Autobahn scheinen heute neben dem allgütigen Versorgerstaat den kulturellen Kitt der Gesellschaft zu bilden. Die Kinder und Jugendlichen werden oft schon recht früh in dieses System der medial vernetzten Determinanten eingegliedert.
Bild aufgenommen auf der Wilhelmstraße in Kreuzberg heute
So äußerte sich die Rechtsanwältin Nizaqete Bislimi gestern in einer Fernsehsendung über das Schicksal des Volkes der „Unberührbaren“ (atsinganoi), in der der Vorwurf des Rassismus, der Vorwurf der Stigmatisierung inflationär zu hören war. Das beste Wort, das berührende Wort!
Ich sprach vor einigen Monaten mit einem Menschen, dessen Leben nach einem schweren Verkehrsunfall am seidenen Faden hing. Er erzählte mir: „Ich war so schwer verletzt, die Ärzte haben mir nachher gesagt, dass ich einige Tage in Lebensgefahr schwebte. Es gab Tage, an denen ich fast nicht mehr gewollt hätte. Aber es hat Menschen gegeben, die mich im Krankenhaus besucht haben. Sie haben an mich geglaubt. Sie haben gesagt: Du schaffst das schon. Damit haben sie mir geholfen. Ich fasste den Willen wieder aufzustehen.“
Dieser unerlässliche Glauben an den Menschen in Not, die Hilfe, die Menschen einander leisten – das ist es. Ohne den Glauben an den Menschen scheitern alle Antidiskriminierungspläne, alle wohlgemeinten antirassistischen Initiativen und Petitionen. Auch das ständige Pochen auf den Status eines benachteiligten Volkes hilft nichts, wenn nicht vorrangig und gleichzeitig das wechselseitige Vertrauen entstehen kann.
Das gute, das berührende Wort bricht Mauern, ebnet dem Menschen den Weg, das Wort des Glaubens an den Menschen hilft dabei, auf eigenen Beinen zu stehen.
Tiefe verwandtschaftliche Gefühle erregt in mir eine Filmszene mit der leider viel zu früh verstorbenen Susanne Lothar und der jungen Schauspielerin Jana Hampel – mit der ich Vor- und Zunamen teile. Jana ist ja nichts anderes als die tschechische weibliche Form des uralten hebräisch-griechisch-christlichen Namens Johannes. Sie könnte meine Base sein und ist es auch.
Eine Szene wie im katholischen Beichtstuhl, der wir hier beiwohnen dürfen – allerdings in der completely upgedateten Fassung der katholischen Ohrenbeichte, nämlich der themenzentrierten Gesprächs-Psychotherapie. Die Psychotherapeutin Susanne Lothar nimmt der leidenden Sünderin Jana Hampel das Eingeständnis des Versagens ab. „Ich habe nichts geschafft, ich bin schon 38 Jahre alt. Meine Eltern haben so viel in mich investiert, jetzt muss ich aber auch was zurückzahlen!“
Im Klartext: „Ich kann meine Schulden nicht zurückzahlen. Ich fühle mich persönlich wie Griechenland in der Euro-Währungsunion.“
Dann folgt die contritio cordis, die Zerknirschung des Herzens, wie das seit etwa 2000 oder 3000 Jahren genannt wird, die Einsicht in Schuldhaftigkeit und Verfehlung, die befreienden Tränen (der Fluss der „Zähren“, wie es bei J.S. Bach hieß …). Schließlich das Erbarmen der gütigen Therapeutin, die der eingebildeten Sünderin auf dem Weg der Umkehr hilft.
Die gute Hirtin sagt: „Du hast nichts falsch gemacht. Und wenn du etwas falsch gemacht hast, so werde ich dir helfen, Dich selbst anzunehmen, indem ich dich annehme. Nimm dich selbst an, so wie ich dich annehme!“ Dann folgt der Erlass der Schuldgefühle, der Erlass der Schulden: remissio omnium peccatorum.
Zurückübersetzt: Nehmet einander an, so wie ich euch angenommen habe.
Nimm dich selbst an so wie deinen Nächsten.
Wer mag das wohl gesagt haben. Ich freue mich, meine Cousine heute Abend auf der Bühne zu sehen!
Quelle:
Film „Staub auf unseren Herzen“. Regie: Hanna Doose, D 2012
„Ich glaube immer, dass noch etwas geht…“ So äußerte sich der Schwede Zlatan Ibrahimovic nach der furiosen Aufholjagd seiner Mannschaft beim 4:4 gegen Deutschland im Berliner Olympiastadion. Mann o Mann! Neuer Schwede! Wie cool ist das denn!
Ich übersetze den Neuschweden-mit-Migrationshintergrund Ibrahimovic mal etwas umständlicher: „Ich vertraue darauf, dass wir etwas schaffen können, trotz aller strukturellen Benachteiligung“.
Diese mitreißende Kraft des Glaubens an den Menschen, des Vertrauens in die Macht des Wortes erscheint am Morgen danach rätselhaft, wie wir Deutschen uns mit Leichenbittermiene eingestehen müssen.
Ibrahimovic schnappte sich nach dem 1:4 den Ball und spurtete zum Mittelkreis – wobei er seine Mitspieler zur Eile antrieb: „Da geht noch was. Ich vertraue uns Menschen!“
Ausgerechnet in Berlin, das ja auf Schritt und Tritt von struktureller Benachteiligung spricht, ward ein strahlender Beweis der Wirkungsmacht des einzelnen Menschen erbracht! Against all odds – wider alle Unkenrufe der Strukturanalytiker! In Berlin höre ich fast nur das ewige Lied von der Benachteiligung, von der Diskriminierung, von der strukturellen Ungerechtigkeit, von der Armut usw. usw. „Entdecke deine Benachteiligung, erkenne, dass du keine Chance in diesem System hast!“ So unaufhörlich die alte linke Leier in der Berliner Schuldebatte, in der Berliner Migrantendebatte.
„Schau dir doch unsere Schulen an – wie sollen es da unsere benachteiligten Kinder aus Hartz-IV-Familien oder aus kinderreichen Alleinerziehendenfamilien schaffen? Die Lehrer sagen doch schon in der ersten Klasse: Du wirst es nicht schaffen. Mit einem Hauptschulabschluss allein kannst du gar nichts anfangen! Die Statistik beweist es. Das wäre so, als wolltest du in 30 Minuten einen 0:4 Rückstand gegen die deutsche Nationalmannschaft noch aufholen“.
So hätten die Schweden nach dem 0:4 auch sagen können: „Wir müssen entdecken, dass wir keine Chance haben, wir sind strukturell benachteiligt, in 30 Minuten kann man den Rückstand von 30 Jahren verfehlter Strukturentwicklungspolitik nicht aufholen! Die Statistik beweist eindeutig, dass wir Schweden jetzt keine Chance mehr haben!“
„Wir schaffen das, das traue ich uns zu!“ Ich hege keine Zweifel, dass es im wesentlichen dem Glauben, dem Vertrauen des guten neuen Schweden Zlatan Ibrahimovic zu verdanken ist, dass die Schweden mit hoch erhobenem Kopf und stolzgeschwellter Brust das Stadion verlassen durften. Nebenbei: Ibrahimovic – der Sohn des Abraham oder des Ibrahim, wie er auf Arabisch bzw. Bosnisch genannt wird: Abrahams Sohn … schon im Namen konnte man diese Kraft des Bundesgedankens ablesen.
„Menschen – schließt ein Bündnis miteinander, dann holt ihr jeden Rückstand auf!“ Der Fußballer Zlatan Ibrahimovic hat den Bundesgedanken zu einem strahlenden Erfolg geführt. Er hat bewiesen, wieviel das Vertrauen in den Menschen, der Glauben an das lebendige Wort und die mitreißende Kraft des lebendigen Vorbildes bewirken können!
Was folgt daraus? Sollen wir jetzt alle Fußballspieler werden und versuchen, in die Nationalmannschaft zu kommen? Nein, da würden zu viele auf der Strecke bleiben. – Es sei denn in einem übertragenen Sinne: Im mannschaftlichen Miteinander, im Vertrauen auf die Macht des mutmachenden Wortes und auf die Kraft des Vorbildes können wir auch schwierige Situationen meistern. Der Spirit macht es, der Geist macht es!
Nehmen wir ach so benachteiligten Berliner uns ein Beispiel an Zlatan Ibrahimovic!
„Der Anfang ist gesetzt, aber Europa ist größer.“ Unter diesem Titel veröffentlichte mein Vater im Jahr 1984 einen Aufsatz über die Notwendigkeit, ein gemeinsames Europa zu bauen. Er schrieb damals:
„Es ist höchste Zeit, daß die Europäer ihren Kontinent – in dem Wort steckt continere, zusammenhalten – als einen Raum des Friedens, der Menschenrechte und der Freiheit träumen, der vom Atlantik bis zum Ural, vom Nordkap bis zum Mittelmeer reicht. Die Visionen der jüdischen Propheten, die Bergpredigt Jesu, die Inspirationen klassischer Philosophie, Entdecker- und Erfindergeist der Wissenschaft, politische Kultur, dem Gedanken der Zähmung der Macht verpflichtet, nahmen hier Gestalt an und wurden immer wieder zerstört durch menschliche Dummheit und Hybris.“
Europa – ein Raum der Freiheit, des Rechts und des Friedens! Das ist ein Gedanke, der bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Politikern wie Gustav Stresemann und Aristide Briand vorgedacht wurde. Das Mittel zum Erreichen des Zweckes waren die verschiedenen weltumspannenden oder auch europäischen Vertragswerke und Gemeinschaften (Verträge von Locarno, Völkerbund, zahlreiche bilaterale Nichtangriffsverträge, später UNO, Montanunion, EURATOM, EWG, EG, heute die EU).
Freiheit, Recht und Einigkeit – diese Werte stehen auch an der Wurzel der deutschen Wiedervereinigung, die am 3. Oktober 1990 gefeiert werden konnte. Die deutsche Wirtschafts- und Währungsunion stand von Anfang an ausschließlich im Dienste dieser übergeordneten Ziele.
Der Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts wird auch als das wesentliche Ziel der Europäischen Einigkeit angegeben (Art. 3,2 des Vertrags über die Europäische Union vom 7. Februar 1992). Ihm dienen die Freizügigkeit in Wirtschaft und Handel, ihm dienen die gemeinsame Aufsicht über die Einhaltung der Menschen- und der Minderheitrechte, ihm dienen gemeinsame Anstrengungen wie etwa die europäische Gerichtsbarkeit, die Währungsunion (der Euro), das europäische Zivilverfahrensrecht, der Europarat, das Europäische Parlament.
Am heutigen Tag erinnere ich mich dankbar der Leistungen unserer Großeltern und Eltern: sie haben mir und meiner Generation alle Bausteine in die Hand gegeben, um diesen Raum der Freiheit, des Rechts und der Sicherheit kräftig auszubauen und zu sichern.
Wir haben es in der Hand, dieses Geschenk weiter zu hegen und zu pflegen.
Es lebe der Raum des Rechts und der Freiheit, der Gedanke des Friedens vom Atlantik bis zum Ural, von Sizilien bis Lappland!
Ein Anfang ist gesetzt, die Europäische Union ist viel mehr als der Euro, Europa ist mehr als die Europäische Union!
Blüh im Glanze des Glückes, es blühe Europa, es blühe die Einigkeit in der Vielfalt der europäischen Nationalstaaten! Ich zitiere noch einmal meinen Vater:
„Ein freies, sich nach dem Willen seiner Völker bildendes Europa würde rasch das Erbe des Chauvinismus hinter sich lassen. Dazu bedarf es aber stärkerer Motive als nur ökonomischer.“
Quelle: „Der Anfang ist gesetzt, aber Europa ist größer„, in: Christ und Bildung, 30. Jg., Heft 5, Mai 1984, S. 102-103. Zitiert nach: Johannes Hampel: Von Troppau bis Czernowitz. Vermächtnisse eines Mitteleuropäers im 20. Jahrhundert. Festschrift zum 70. Geburtstag. Bukowina-Institut Augsburg 1995, S. 121-123
Bild: Straßenschilder in meiner jetzigen Heimat Friedrichshain-Kreuzberg: In Köthen wirkte Johann Sebastian Bach von 1720-1723. Gustav Stresemann (1878-1929) bewirkte 1926 als Außenminister maßgeblich die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund.
„Lasset die Kleinen zu mir kommen!“ Finnland, Lettland, Litauen, Estland, Polen, Tschechien, Slowakei – das sind die „Neuen“ im Klub, der noch keine echte Gemeinschaft des Wortes ist, das sind die „jungen“ EU-Völker, das sind die kleineren Volkswirtschaften, denen ich die Lösung dieser heillos verworrenen Euro-Krise am ehesten zutraue, die wohlgemerkt keine Europa-Krise, sondern eine Krise des Wortes ist.
Die Großen (insbesondere die sechs EG-Gründerstaaten von 1957) kriegen es ja offenkundig nicht gebacken. Sie schaffen es nicht, den Sinn und das Fundament der EU nachvollziehbar in der so dringend benötigten Gemeinschaft des Wortes auszusprechen. Wir hören Drohungen und Klagen und Widerklagen.
Ein beispielloser, ein jämmerlicher Niedergang, Euro-Krise genannt, ein Niedergang und Verfall des europäischen Geistes, der sich vor aller Augen abrollt.
Ihnen, uns, den alten Mitgliedsstaaten der damaligen Europäischen Gemeinschaften, den starken und großen Volkswirtschaften, ihnen, uns fehlt der Mut der Freiheit, ihnen fehlt das klare, lösende, befreiende Wort, das Erkki Tuomijoa, der finnische Außenminister nun endlich gesprochen hat.
Zum Gelde drängt, am Gelde hängt doch alles bei uns! Rund 115 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr würde die Einhaltung der neuen Hygienestandards an Berliner Schulen kosten, also die tägliche Reinigung der Böden und Toiletten durch den eifrig den Bürgern hinterherwischenden Berliner Senat! Ein Ding der Unmöglichkeit! Alle drängen und bedrängen die Geldkoffer des Staates, die Politik gebärdet sich im Kleinen wie im Großen fast nur noch als Streit ums Geld. Das Geld ist offenkundig die Grundlage und das entscheidende Maß der Politik, dieser Grundlage dient alles andere.
Dabei ist eigentlich genug Geld im System, es fehlt nur an den Regeln, wie heute recht zutreffend Bundestagspräsident Lammert seufzte.
Da flüchte du, im reinen Osten Patriarchenluft zu kosten! Zur Erholung von diesen allzu europäischen Geld-Tönen schlage ich gerne die alten Bücher des Ostens, Homer, Herodot, Aischylos etwa auf. – Heute wiederum las und rezitierte ich das berühmte Gedicht Einladung (Davet) von Nazim Hikmet. Was für andere Töne! Kraftvoll, leidenschaftlich, – dieser Mann wird noch getragen von einem echten republikanischen Ethos! Die Freiheit steht im Mittelpunkt seines Einsatzes, auf dieser ursprünglichen Einsicht in Freiheit und Gleichheit aller Menschen gründet sein Vertrauen in das gute, das gelingende Wort!
Bu memleket bizim – das ist unser Land.
Bu davet bizim – das ist unsere Einladung.
Bu hasret bizim – das ist unsere Sehnsucht.
In den Zeilen Hikmets wird für mich erfahrbar, wie kostbar die Freiheit – selbstverständlich auch die politische Freiheit – ist. Gelingende Politik stiftet Gemeinschaft im Wort: unser Land.
Gelingende Politik schließt andere Menschen, andere Völker ein statt aus: unsere Einladung.
Wie schwer ist es, sich im Gezänk über Geld dieses Wertes bewusst zu bleiben!
Gelingende Politik strebt erlebten Wünschen nach: unsere Sehnsucht.
Gelingende Politik, gelingendes Zusammenleben beruht darauf, dass alle sich dieser Zugehörigkeit, diesem Streben nach Freiheit und Brüderlichkeit verpflichtet wissen.
DAVET
Dörtnala gelip Uzak Asya’dan
Akdeniz’e bir kısrak başı gibi uzanan
bu memleket bizim.
Bilekler kan içinde, dişler kenetli, ayaklar çıplak
ve ipek bir halıya benzeyen toprak,
bu cehennem, bu cennet bizim.
Kapansın el kapıları, bir daha açılmasın,
yok edin insanın insana kulluğunu,
bu davet bizim.
Yaşamak bir ağaç gibi tek ve hür
ve bir orman gibi kardeşçesine,
bu hasret bizim.
Quelle:
Türkçe Okuma Kitabı. Erste türkische Lesestücke. Herausgegeben von Celal Özcan und Rita Seuß. Illustrationen von Rita Seeberg. Deutscher Taschenbuch Verlag, 2. Auflage, München 2011 [=dtv 9482], S. 76
Ich freue mich auch auf folgende öffentliche Veranstaltung:
Wir wollen uns an die Abmachungen halten. Das ist das Fundament, auf dem Europa nur gedeihen kann. So wird Bundeskanzlerin Merkel 16.06.2012 in der ARD-Tagesschau zitiert.
Abmachungen einhalten, Wahrhaftigkeit, Redlichkeit des Wortes ist dies das Fundament, auf dem Europa neu gedeihen kann? An diesem Abend wollen wir ein politisches Gedicht über die Freiheit von Nazim Hikmet und eines von Friedrich Hölderlin kennen und lieben lernen.
Zum Mitmachen, Mitsprechen und Mitwachsen für alle. Anschließend politische Diskussion.
Treffpunkt: Donnerstag, 19. Juli 2012, 20.00 Uhr, Park am Gleisdreieck, Kreuzberg-West.
Neuer Kiosk am Park-Eingang (von der Hornstraße her)
In Deutsch und Türkisch
Bild: Wurzelscheibe eines Baumes vom Märchenpfad in Bischofswiesen, Berchtesgadener Land
Zum 1. Mai erinnere ich an den grandiosen Spruch meiner Mit-Europäerinnen und Mit-Europäer aus düsterster Stunde von den Britischen Inseln: „Keep calm and carry on.“ Ruhe bewahren, weitermachen. Lasst euch nicht beirren. Tut das, was richtig ist. Ehrt und achtet die menschliche Arbeit, vor allem die viel zu wenig gewürdigte unbezahlte Haus- und Erziehungsarbeit der Mütter und doch bitte recht schön auch einiger (vieler? der meisten?) Väter, der Helferinnen und Helfer, der Ehrenamtlichen, die unterbezahlte Arbeit der Altenpflegerinnen und Altenpfleger, der Krankenpfleger und Krankenschwestern, der Erzieherinnen und Erzieher. Es ist diese Arbeit der Menschen, die in Tun und Handeln übersetzte Selbst- und Nächstenliebe der Menschen untereinander, die unsere Gesellschaft zusammenhält. Nicht das mächtige GELD. Nicht das gewaltige SCHWERT, nicht der STAAT, sondern das gute, gelingende WORT, die gute redliche TAT des Menschen für den MENSCHEN.