Ich habe Sarrazins Buch ganz gelesen und empfehle allen Antirassistinnen und Antirassisten, zum Einstieg die Seiten 320-330 zu lesen.
Sarrazins Forderung nach Kindergartenpflicht, Workfare, höheren Sprachanforderungen und restriktiverer Zuweisung staatlicher Stütze finde ich gut.
„Vererbungslehre“, genetische Spekulationen usw. hingegen sollte man nicht ernst nehmen. Sie sind irreführend. Sie sind aber auch nicht wesentlich für Sarrazins Gedankengänge. In seinen konkreten Vorschlägen zur Umgestaltung des Sozial- und Aufenhaltsrechts, zur besseren Bildung aller Kinder hat Sarrazin meist recht, wie ich finde.
Man nehme doch einmal die Abschnitte im Buch, die mit „Was tun“ betitelt sind. Zum Beispiel S. 326-330. Darüber, über diese konkreten Maßnahmen sollte man diskutieren, zum Beispiel mit Neuköllner Lehrern, Kreuzberger Sozialarbeitern, türkischen Vätern wie Kazim Erdogan und jungen Müttern wie Güner Balci. Sarrazin sollte mal mit Erdogan oder Balci diskutieren – da wär ich gern dabei!
Ein wunderbares Phänomen in meiner Kindheit war Helmut Qualtinger auf einer 45 U/min-Platte. Darunter das herrliche Lied, dessen Refrain ich oben zitiere.
Genau dieser herrliche Gesang kommt mir in den Sinn, wenn ich die Berliner Bildungsdebatte verfolge. Bei allen Missständen wird sofort nach dem Staat geschrien. Der Papa Staat ist für alles zuständig. Der Herr Papa!
Wir haben nunmehr hier hin Neukölln, Kreuzberg, Wedding und anderen Bezirken massiv abgeschottete, in sich geschlossene Gemeinden, die keinen Anlass sehen, ihren Kindern sehr frühzeitig vernünftiges Deutsch oder ein Minimum an Disziplin, Fleiß und Respekt vor nichtmuslimischen Lehrerinnen beizubringen. Über sie sagt Astrid-Sabine Busse, Schulleiterin einer Grundschule in Neukölln:
„Sie bleiben einfach untereinander. Man muss sich ja hier auch gar nicht integrieren. Man nimmt das Viertel in Besitz, und man lässt sich pampern. Ich seh doch an den Bescheiden für die Lebensmittelzuschüsse, wie viel Geld in Wahrheit in diesen Familien ist, alles Sozialhilfe; wenn viele Kinder da sind, ergibt das 3000, 3500 Euro. … Wissen Sie, wie viel Sozialhilfe jeden Monat allein an die Eltern meiner Schule ausgegeben wird? 400 000 Euro.“
Diese Feststellungen muss ich leider aus eigener persönlicher Erfahrung bestätigen. Es ist so. Der deutsche Staat hat eine unfassbare, grenzenlose Anspruchshaltung herangezüchtet- nicht nur bei den eingesessenen, den autochthonen Deutschen selbst, sondern auch bei jenen ursprünglich etwa 200.000 Menschen arabischer Muttersprache, die vor etwa 20 Jahren sich unter rätselhaftem Verlust ihrer Pässe und Dokumente aus dem Libanon aufmachten, um ihr ganzes Glück bei uns zu finden. Und sie haben es ja gefunden, sowohl materiell als auch sozial. Denn sie können ganz nach eigenen Vorstellungen ihren eigenen Stil leben. Und der Herr Papa Staat zahlt für alles.
Für alle Missstände wird sofort der Staat angeklagt und in Haftung genommen. Eine groteske Situation.
Die Kinder dieser Menschen bilden heute an einigen Neuköllner und Kreuzberger Schulen im sozialen Brennpunkt bereits die absolute Mehrheit der Kinder und haben begonnen, die verbleibenden Türken der dritten Generation aus Neukölln und Kreuzberg zu verdrängen. Die deutschen Eltern lehnen es – mit ganz wenigen Ausnahmen – ab, ihre Kinder in diese Schulen im sozialen Brennpunkt zu schicken.
Aber unaufhörlich erschallt der Ruf nach mehr Staat. „Der Papa werd’s scho richten …“
Vergleichstest – Berliner Migrantenkinder scheitern an Deutsch-Test – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost – Berlin
Die Ergebnisse zeigen, dass wir mit unserer Einschätzung richtig lagen, sagt Jürgen Schulte, Sprecher der Initiative Grundschulen im sozialen Brennpunkt. Jetzt müsse die Bildungsverwaltung die Voraussetzungen schaffen, damit auch die Schulen mit einem hohen Anteil an Schülern nicht deutscher Herkunftssprache die Anforderungen erfüllen können. Die Grundschulen benötigten mehr Personal, stattdessen gebe es in diesem Jahr an den Brennpunktschulen aber sogar weniger Lehrer zur Förderung der benachteiligten Schüler als in den Jahren zuvor.
Zitatnachweis: Thilo Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, München 2010, S. 323
Nach dem Rad-Training für den am Wochenende bevorstehenden Dresden Race Day, das ich heute auf dem Flughafen Tempelhof absolvierte, erfrischte ich mich im benachbarten Columbiabad. Die einseitige Bevorzugung des Prinzenbades muss ich hiermit widerrufen: Das Columbiabad ist noch gefälliger angelegt, insbesondere die Liegewiesen sind dank in den Boden versenkter stationärer Sprinkler durch üppiges, kräftig sprießendes Grün beteppicht. Da können wir Kreuzberg schwerlich mithalten, selbst wenn die mediale Aufmerksamkeit im Augenblick gleichermaßen auf Columbiabad und Prinzenbad niederprasselt.
Ich konnte mich nicht sattsehen an dem Streifzug eines Falken, der nur wenige Meter von mir entfernt aufsetzte, seinen Ruf erschallen ließ und dann mehrfach von Baum zu Baum schweifte. Einmal kamen wir uns auf 3 Meter nahe, blickten einander in die Augen! Was für eine Begegnung! – Das angehängte Video kann nur einen schwachen Eindruck vermitteln.
Ein Neuköllner Bürger sprach mich an, wir unterhielten uns ausführlich über das Bad: Es ist meist eher schwach besucht, nur am Wochenende wird es sehr voll. Die Falken lassen sich immer wieder hier blicken, aber so nahe wie heute hatte der Badegast, ein freundlicher älterer Herr, sie bisher nie zu Gesicht bekommen. Die Falken erleben das Bad wohl als geschützten Ort, in dem häufig Futter ohne räuberisches Beuteverhalten zu ergattern ist.
Lesenswertes Interview mit drei Vätern und einer Mutter im gedruckten Tagesspiegel heute auf S. 10! Jürgen Zöllner, Franziska Eichstädt-Bohlig, Thomas Heilmann und Peter Ruhenstroth-Bauer. Viele gute und treffende Beobachtungen in diesem Geplauder, ehrliches Ringen um das gute Wort! Am besten gefallen mir persönlich die Bemerkungen Thomas Heilmanns (Fettdruck durch dieses Blog):
… und die Autos bringen dann die Kinder zu Schule. Hier werden Stadtplanungsfehler ausgebadet, die Jahrzehnte alt sind. Provozierend ist allerdings, dass die Probleme nicht angepackt werden. […]
Wenn wir wirtschaftlich nicht mehr Dynamik in die Stadt bringen, wird alle Familienpolitik nur den Charakter von Trostpflastern haben. Dazugehören heißt eben auch, dass die Familie mit wenigstens einem Elternteil am Erwerbsleben teilnimmt. Wenn das nicht klappt, ist man schon ein Stück weit ausgeschlossen. […]
Zustimmung, Herr Heilmann! In der Sozialhilfe wird Integration nicht gelingen. Die Familien müssen mit mindestens einem Elternteil am offiziellen Erwerbsleben (nicht nur an der Schattenwirtschaft) teilnehmen. Diese Meinung teile ich voll und ganz.
Und jetzt erwartet ihr, dass auch ich meinen Senf dazugebe? Hier kommt mein Senf dazu. Achtung! Es ist scharfer Senf:
Das Hauptproblem in den Innenstadtquartieren ist heute ein ethnisches und ein kulturelles: Staatlich beförderte Segregation, Selbstabschottung der kurdischen, türkischen, arabischen Familien. Staatliches Faulbett allenthalben. Die zahlreichen Vorgängersenate (SPD- und CDU-geführt) haben zum eigenen Vorteil ein Desaster ohnegleichen angerichtet, insbesondere im Immobiliensektor. Verstrickung in Korruption, Kriminalität, Verbrechen, Vorteilsnahme ohne Ende! Darüber ist zu reden!
Ein klares Schuldeingeständnis fehlt bis zum heutigen Tag. Weder SPD noch CDU haben klaren Tisch gemacht. Sie haben nicht ausgeräumt. War Landowsky an allem schuld? Haha! Wurde Lars-Oliver Petroll ermordet? Oder hat er sich erhängt? Fragen, Fragen, Fragen! Fragen, die nur diejenigen beantworten könnten, die 2001 in der SPD und CDU Berlins mitgemischt haben. Aber sie tun es nicht, haben es nicht getan.
Nein, so wird das nichts. Da muss dringend Tacheles geredet werden. Anpacken, aufklären, ausräumen!
Nächstes Jahr jährt sich der Bankenskandal von 2001 zum 10. Male. Dieses Blog sieht genüsslich den Gedenkfeiern und Besinnungsritualen entgegen! Am liebsten 2 Wochen vor der Abgeordnetenhauswahl! Oder doch eher? Wann wird das angepackt? Wann wird hier endlich ausgepackt?
Zugleich sehen wir die Verdrängung der leistungswilligen russischen, polnischen, chinesischen und deutschen Familien aus den Innenstadtbereichen.
Leider äußern kluge, von mir geschätzte Leute erneut im Interview den nicht auszurottenden Unsinn vom „Armutsrisiko“ in unseren Innenstadtquartieren. „Kinderarmut“ usw. Das ist Unsinn, den man nicht mehr wiederholen sollte. Geht doch nach Indien, nach Angola, wenn ihr Armut sehen wollt! Bei uns in Kreuzkölln gibt es keine nennenswerte Armut. Es herrscht vielmehr Kinderreichtum, Reichtum an Kindern und Reichtum durch Kinder! Kinder bedeuten Stütze satt, Wohngeld, Kindergeld. Man hat ausgesorgt. Lebenslang.
Den Familien und Clans bei uns in Kreuzköllnwedding geht es materiell sehr gut, weit besser als in den anderen Ländern. Sie haben reichlich Geld aus den unterschiedlichsten Quellen, z.B. dem Sozialamt (aber das ist nur eine Quelle, die Schwarzarbeit und die Kriminalität sind die anderen).
Woran es den Kindern fehlt, ist streng-liebevolle, individuelle, persönliche Zuwendung durch Vater und Mutter. Erziehung zur Achtung, zum Anstand, zum Fleiß, zur persönlichen Leistung und zum Gemeinsinn, das fehlt. Das halte ich persönlich (ich, Johannes Hampel, wohnhaft in Kreuzberg) für das größte Problem der Familien in unserer Stadt Berlin. Für diese Aussage halte ich auch gerne meinen Kopf hin.
Die Schulen leisten Herausragendes, hängen sich rein. Aber der Staat bestärkt die Empfängerhaltung, fördert Nichtstun, Staatshörigkeit und Anspruchshaltung ohne Ende.
Schon der Titel des Interviews belegt dies erneut: „Eltern wird es nicht leicht gemacht“. Der Staat soll es also den Eltern „leichter machen“. Das ist ein Missverständnis.
Im Geiste der Klarheit, im Geiste der Wahrheit wird Berlin einen Neuanfang schaffen!
Guter Artikel über das Wirken der Clans in unserem heimischen Neukölln und Kreuzberg in der Süddeutschen Zeitung! Eindeutig und ohne Umschweife benennt er die Versäumnisse, aber auch die unbegreifliche Blauäugigkeit, mit denen der Staat und seine Vertreter Schritt um Schritt aus ganzen Straßenzügen herausgedrängt worden sind. Besonders gut gefällt mir die Einsicht: „Man hat eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt.“ Die Beobachtungen des SZ-Artikels stimmen weitgehend mit den meinen überein. Lesen lohnt. Interessant: Die deutsche linksradikale Szene und die libanesische kriminelle Szene scheinen noch nicht zusammengefunden zu haben. Obgleich sie gemeinsame Interessen zu haben scheinen: Verdrängen und Unterhöhlen der staatlichen Autorität bei gleichzeitiger Einnistung in Empfängerstrukturen. Viele leben von Staatsknete, und man verhöhnt diesen Staat dennoch unentwegt.
Die Asylgesetze begünstigten die fast völlige Abschottung der Menschen: Eltern durften jahrelang nicht arbeiten, Kinder waren von der Schulpflicht befreit.
Damit habe man eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt, schreibt der Berliner Sozialwissenschaftler Ralph Ghadban, der selbst aus dem Libanon stammt. Diese Versäumnisse rächen sich jetzt.
Was ist zu tun? Ich glaube, erst einmal muss man die Probleme offen benennen. Die deutschen Familien sollten zweitens nach Kreuzberg und Neukölln zurückkehren. Und dann – stimme ich dem zu, was Nader Khalil sagt: Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen. Auch mit der Gewalt des demokratischen Staates. Lest selbst:
In Berliner Polizeiberichten wird auch bei typischen Milieu-Delikten nur selten die Herkunft der Täter erwähnt – aus Angst, dies könne rassistischen Ressentiments Vorschub leisten. Als im April vier Männer einen brutalen Überfall auf einen Supermarkt verübten, stand deshalb nur im internen Protokoll, dass die Täter aus dem Libanon stammen und allesamt einschlägig vorbestraft sind.
Nach Ansicht von Nader Khalil bewirkt eine Tabuisierung der Herkunft jedoch genau das Gegenteil: „Das muss mit aller Deutlichkeit diskutiert werden“, sagt er. „Wir dürfen dem rechten politischen Rand nicht die Gelegenheit geben, das auszunutzen.“ Khalil ist selbst vor 29 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland eingewandert. Als Muslim sitzt er für die CDU im Neuköllner Stadtrat. Er sagt, dass neben der Sozialarbeit auch spürbare Strafen notwendig seien: „Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen.“
„Das von der Aktion Mensch geförderte Talent-Projekt richtet sich an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, die neugierig sind und Fragen haben, die ihnen ihre Eltern nicht oder nur begrenzt beantworten können. Zwischen einem halben Jahr und einem Jahr sollen sich die Paten und die kleinen Talente treffen und in einem Online-Tagebuch ihre Erfahrungen dokumentieren.“
Gute, sehr gute Sache das – diese Patenschaften! Man könnte fragen: Wären nicht Freundschaften ausreichend? Muss das Ganze so regelhaft, sozusagen öffentlich organisiert werden? Meine Antwort: ja. Von selber ergeben sich die unterstützenden, regelmäßigen Kontakte nicht. Was war das doch immer für eine Aktion, wenn uns mal ein moslemisches Kind besuchte – vieles musste bedacht werden, insbesondere beim Essen. „Wir sind ja Moslems, das wissen Sie hoffentlich.“ Aus lauter Angst aß das uns besuchende Kind aus der Kita überhaupt nichts.
Das Bild im Tagesspiegel heute auf S. 16 zeigt eine Szene, wie ich sie selbst als Kind hunderte Mal erleben durfte: Junge Erwachsene, Studentinnen und Studenten meist, spielten mit uns; sie waren unsere Miterzieher – in Gruppen, Vereinen, und auch bei uns zuhause. Meine Eltern hatten ein geschicktes Händchen darin, andere in die Erziehungsarbeit für uns vier ungebärdige Rangen „einzuspannen“. Folge: Wir waren selten einander ganz allein überlassen, es gab immer Erwachsene, die etwas mit uns unternahmen.
Heute klappt das offenbar nicht mehr von selbst, man muss es in die Wege leiten. Und dafür finde ich dieses Neuköllner-Talente-Projekt vorbildhaft. Toll! Gibt es sowas auch bei uns? Wir leben hier in Kreuzberg doch auch in einem ach so finsteren Problembezirk! Muss mich mal drum kümmern …
Die Paten von Neukölln
Jedes Kind hat ein Talent im Sinne von Gaben, Wünschen und Interessen auch die Kinder aus Neukölln, davon ist Efe überzeugt. Wie beispielsweise die siebenjährige Meltem, die so gerne tanzen und Klavier spielen lernen will und deren Mutter sich den Unterricht nicht leisten kann. Oder der hochbegabte Sahi, der Schwierigkeiten hat, Anschluss zu finden. Ich sehe hier Kinder, die permanent die Erfahrung machen, nicht dazuzugehören, ob das jetzt ökonomisch oder kulturell bedingt ist, sagt die 33-Jährige. Sie habe selbst erfahren, wie sehr ein anderes soziales Umfeld die eigene Entwicklung beeinflussen kann.
Die Deutschtürkin ist in Kreuzberg aufgewachsen und hat ein Gymnasium in Tempelhof besucht. Das von der Aktion Mensch geförderte Talent-Projekt richtet sich an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, die neugierig sind und Fragen haben, die ihnen ihre Eltern nicht oder nur begrenzt beantworten können. Zwischen einem halben Jahr und einem Jahr sollen sich die Paten und die kleinen Talente treffen und in einem Online-Tagebuch ihre Erfahrungen dokumentieren. Die Bürgerstiftung steht den Paten unterstützend zur Seite, und einmal im Monat gibt es ein Patentreffen für den gemeinsamen Austausch. Um die Studenten bei ihren Unternehmungen finanziell zu entlasten, gibt es 20 Euro im Monat.
Morgen, Freitag, um 10.45 Uhr und um 12.45 Uhr wird im Rahmen der Sendung „Echtzeit“ ein Radiobeitrag über das Rollbergviertel auf Rbb 93,1 MHz oder Kabel 92,05 ausgestrahlt.
Die Nachricht ereichte mich soeben von Gilles Duhem, den ich am 22.01.2008 in diesem Blog unter dem Titel „Hoffnungsträger Bundestag“ vorstellte. Anhören lohnt sich!