Mai 132010
 

Unter diese Leitfrage stellte ich gestern meine knappe Bewerbung um das Amt eines Beisitzers im Ortsvorstand des CDU-Ortsvereins Kreuzberg-West. „Und wie finden unsere Kinder zu einem gelingenden, selbstbestimmten Leben?“

Nach kurzem Verweis auf die 147 Mrd. neuen erwarteten Schulden für den Bundeshaushalt  erkläre ich: „Der Staat kann die Menschen nicht glücklich machen. Die Politik muss sich bescheiden. Bitte keine Verheißungen mehr! Die Menschen müssen selber ran. Und die Familien müssen die Hauptverantwortung für die Erziehung ihrer Kinder wieder übernehmen. Der Staat wird sie ihnen nicht abnehmen können.“

„In der Berliner Landespolitik müssen wir weg vom alten Verteilungsdenken hin zu einem neuen Ermunterungsdenken. In der Bezirkspolitik müssen wir die soziale Mischung in den Sozialkiezen wiederherstellen.“

Tanja Woywat wird zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden, Björn Funk zum neuen Schatzmeister und Johannes Hampel zum neuen Beisitzer im Ortsvorstand des CDU-Ortsverbandes Kreuzberg-West gewählt. Alle erhalten 100% der Stimmen von den anwesenden Mitgliedern.

Tolle Sache. Super gelaufen.

 Posted by at 22:29
Apr. 232010
 

Ein sehr gutes Portrait in Wort und Bild von der designierten Ministerin Aygül Özkan finde ich in dem Buch „Wir haben Erfolg! 30 muslimische Frauen in Deutschland“ von Kerstin Finkelstein.

„Na, das Buch geht doch sicher weg wie die warmen Semmeln! Nichts ist so erfolgreich wie Erfolg“, scherzte ich, als ich die Autorin kürzlich bei der recht ausführlichen ADFC-Mitgliederversammlung im Gebäude der Berliner Zeitung wiedertraf. „Die Leute brauchen Erfolgsgeschichten, keine Katastrophenmeldungen. So ist das im Mediengeschäft!“, ergänzte ich eigensinnig. „Es gibt noch reichlich Exemplare …“, bekam ich zur Antwort.

Wie auch immer: Die Lebensgeschichte ist sehr spannend zu lesen. Sowohl Aygül, die später das Abitur mit 1,6 machte, wie auch ihre ältere Schwester bekamen trotz sehr guter Grundschulnoten keine Gymnasialempfehlung. Hier setzte sich aber der Vater durch. Er brachte die Töchter aufs Gymnasium, ließ ihnen Freiheiten, achtete aber streng darauf, dass immer Hausaufgaben gemacht wurden. Auffallend finde ich, eine wie große, positive und entscheidende Rolle der Vater spielte. Ein guter Vater kümmert sich, ist streng, lässt Freiräume. Er bringt seinen Kindern Vertrauen entgegen, setzt ihnen aber auch klare Grenzen. Er kümmert sich. Das halte ich für vorbildlich.

Am Schluss sagt Aygül Özkan: „Wenn man Träume hat, soll man ihnen entschlossen nachgehen. Mit jedem Schritt wächst der Mut.“

Kerstin E. Finkelstein: “Wir haben Erfolg!” 30 muslimische Frauen in Deutschland. Vorwort von Seyran Ates. Fackelträger Verlag Köln, 2008. 223 Seiten, 14,95 Euro. Hier: S. 184-190

Neue Ministerin Özkan: „Türken, bringt euch mehr ein!“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

 Posted by at 15:39
Apr. 232010
 

„Hast du Playstation 2?“ So die allererste Frage bei einem Telefongespräch zwischen zwei 7-jährigen Jungs, das ich (widerrechtlich?) belauschte. Die exorbitante Fixierung auf elektronische Medien übertrifft bei unseren Jungs heute im Durchschnitt alle Vorstellungen.

Ich als Vater mache seit jeher soviel wie möglich mehr Unterschiedliches mit meinen beiden Söhnen: Laufen, Springen, Singen, Musizieren, Werkeln, Lesen, Klettern, Schwimmen, Radfahren, Fußballspielen. Genau wie es mein eigener Vater auch mit uns machte.

Gestern spielten wir den „Chor der Jäger“ aus Carl Maria von Webers „Freischütz“ auf unseren Geigen, begleitet am Klavier von Mutter. Es klang nicht so mannhaft-schmetternd-sangesfroh wie im Original, aber dafür war es echt. Garantiert keine mediale Vermittlung! Und wir sind überzeugt, dass kein Mädchen den Jägerchor so trefflich fiedeln kann wie wir MÄNNER!

Zur Krise des Männlichkeitsbildes äußert sich auch Klaus Hurrelmann:

Jungs in der Krise: „Sie wollen alles sein, bloß kein weibischer Streber“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – SchulSPIEGEL
Die Mädchen sind vielfältiger und breiter interessiert. In der Freizeit beschäftigen sie sich nicht nur mit Medien, sondern auch mit Tanzen, Basteln, Stricken und Musizieren. Dadurch werden alle Sinne angesprochen, und das fördert die Leistungsfähigkeit, wie die moderne Hirnforschung uns bestätigt. Das würde auch Jungs gut tun: Hämmern, Sport machen, Bewegung. Aber viele Jungen machen den Laden zu und holen sich die große weite Welt lieber auf den Bildschirm. Sie bauen ihren Bewegungsdrang und damit ihre Aggressionen nicht ab.

 Posted by at 08:28

Vom uralten Obrigkeitsdenken gestürzt in die Bundesrepublik

 Freiheit, Herodot, Tugend, Türkisches  Kommentare deaktiviert für Vom uralten Obrigkeitsdenken gestürzt in die Bundesrepublik
Apr. 222010
 

„Du bist als einzelner ziemlich unwichtig – der Herrscher, der Staat, die Macht sind ehrwürdig und verleihen auch dir die Würde. Denn der Staat, nicht die Bürger, trägt die letzte Verantwortung.“ Mit solchen schlichten Sätzen könnte man das despotische Denken zusammenfassen, das Herodot, Aischylos, aber auch das biblische Buch Ester bei den östlichen Herrschaften bemerken, welches sie auf dem Gebiet der heutigen Türkei vorfanden. Ferner vertrete ich die These, dass dieses uralte despotische Denken sich durch die Jahrtausende in allen östlichen Großreichen von den persischen Achämeniden über die Khanate bis zu den Osmanen fortgesetzt hat. Despotisches Denken verlangt Ergebung, Unterwerfung, ja Unterwürfigkeit beim Einzelnen, Gerechtigkeit, Freigebigkeit und Strenge beim Herrscher.  Das despotische Staatsverständnis  war lange vor dem Islam da, und es hat auch das von den Jungtürken um Mustafa Kemal eingeläutete Ende des Sultanats überdauert.

Der kluge, scharfsinnige und sehr einfühlsame Stuttgarter Blogger Hakan Turan gelangt zu ähnlichen Erkenntnissen. Und er zieht Schlussfolgerungen für die heutige Zeit, für den Umgang mit den türkischen Jugendlichen. Lest, was er am 17.04.2010 schrieb:

Hakan-Turan-Blog
Dieses Obrigkeitsdenken beginnt natürlich nicht erst 1923 mit der Gründung der Türkischen Republik, sondern lässt sich weit in die Zeit des Osmanischen Reiches zurückverfolgen. Es überrascht nicht, dass das Obrigkeitsdenken und der Autoritätsgehorsam heutzutage in den meisten politisch relevanten Kreisen der Türkei, von den religiösen, über die kurdischen bis zu den kemalistischen, verblüffende Ähnlichkeiten aufweist. Und: Dieses Denken ist implizit noch bei dem Großteil der türkischen Jugend in Deutschland verbreitet.

 Posted by at 20:13

Jugend rezitiert sich zum guten Wort hin

 Deutschstunde, Einladungen, Gute Grundschulen, Sprachenvielfalt, Theater, Tugend, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Jugend rezitiert sich zum guten Wort hin
Apr. 172010
 

Wir können beweisen, dass man an einer staatlichen Kreuzberger Grundschule mit 2% Anteil deutscher Kinder genauso gut und erfolgreich lernen kann wie an einem humanistischen Gymnasium mit 98% Anteil deutscher Kinder. Wir können der Welt zeigen, dass die künftige „Elite der Stadt“ und die „Elenden im Lande“ dieselben sind  – und umgekehrt.

Wie?

Meine erste Idee wäre ein Wettbewerb „Jugend rezitiert“ der Schulen, angelehnt an den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Grundgedanke dabei: Die Kinder und Jugendlichen lernen säkulare Gedichte der Tradition und der Moderne in deutscher und in anderen Sprachen auswendig und tragen diese – getrennt nach Altersklassen – in einem öffentlichen Wettstreit vor. Wie bei „Jugend musiziert“ werden Gedichte aus jeweils dem 18. Jahrhundert, aus  Romantik und Moderne verlangt, also z.B. ein Gedicht von Goethe/Schiller, eines von Eichendorff und Mörike, eins von Paul Celan und Peter Rühmkorf. Dazu kommt noch ein Gedicht in der Herkunftssprache der Familien, z.B. in Kurdisch, Armenisch, Arabisch oder Russisch.

Die uralte Technik der Rezitation, der versgestützten Einprägung, wie sie über die Jahrtausende hinweg in den großen abrahamitischen Religionen gepflegt wurde, weist einen Weg zur Hinführung an gute Sprache, an den sorgsamen Umgang mit dem Wort.

 Posted by at 10:29
Apr. 152010
 

Hier eine Leserzuschrift aus dem Tagesspiegel:

Gegen Windmühlen
Berliner Verhältnisse
Ich bin Mutter von fünf Kindern, als wir vor einigen Jahren vom ländlichen Rheinland-Pfalz nach Berlin (Wilmersdorf) zogen, hatten meine damaligen Gymnasiasten einen Wissensvorsprung von etwa einem Jahr, ein Jahr lang mussten sie keinen Finger rühren, um mit guten Noten nach Hause zu kommen.
In unserem Zuhause sammelten sich schnell viele neue Freunde meiner Kinder und ich lernte ihre Hintergründe kennen. Fast alle kamen aus alleinerziehenden Verhältnissen, die Eltern immer auf der Suche – meist nach einem neuen Partner, oft nach einem neuen Job oder einfach nach sich selbst. Bei erstaunlich vielen wurde die Fürsorge für die Kinder in staatliche Hände abgegeben, d. h., schon 13jährige lebten im „Betreuten Wohnen“, andere Kinder waren die Fürsorgenden für ihre vollkommen neben sich stehenden Eltern.
Wilmersdorf ist nicht der klassische „Prekariatsbezirk“, materielle Probleme gab es in den wenigsten Familien.

Viel zu viele Kinder wachsen hier auf, ohne die nötige Zuverlässigkeit in Bindungen, ohne Nestwärme, ohne positives Vorleben. Das kann der Staat – bei allem guten Willen – nie ersetzen. Es geht also auch und vor allem um eine Reform des Privaten, um Verantwortung für die mir anvertrauten Menschen, das große „ICH“ mal ein wenig zu relativieren. Eine Reform in den Elternköpfen also.

Ich bin übrigens selbst alleinerziehend, weil verwitwet.

 Posted by at 13:59

Es gibt viel zu tun!

 Integration, Sozialstaat, Tugend  Kommentare deaktiviert für Es gibt viel zu tun!
Apr. 142010
 

13042010.jpg Gute Einsichten in den Stand der Dinge zuhauf auf dem Kleinen Landesparteitag von Berlins CDU! Ich treffe reichlich vorher ein, spreche mit einigen Bekannten und Freunden und verschenke als bonus pack für Verdienste um die Integrationsdebatte  das Buch „Wir haben Erfolg. 30 muslimische Frauen in Deutschland“ von Kerstin Finkelstein. Es fällt vielen schwer, Erfolgsgeschichten zu glauben oder zu erzählen.

Der Direktor der Hoover-Grundschule, Thomas Schumann, wird mit reichlich Applaus bedacht, als er noch einmal die Entscheidung der Schulkonferenz für Deutsch als gemeinsame Sprache begründet. Er hat Erfolg, die Schule hat Erfolg! Die Anmeldungen haben sich verdoppelt.

Die Reden von Frank Henkel und Thomas de Maizière gefallen mir gut. Sie listen klar die Versäumnisse der Vergangenheit auf, ohne einseitig die Schuld nur einer Partei zuzuweisen. Es herrscht große Zuversicht vor, dass es die CDU in Berlin einmal besser machen wird. Es gab reichlich Lob und Unterstützung von der Bundes-CDU!

Meine persönliche Bilanz des Parteitags, den ich leider nur 1 Stunde lang besuchen konnte: Die Einsicht, dass wir alle etwas tun müssen, motiviert zu Taten! Es herrschte eine gute, gemeinsame Grundstimmung. Klar ist, dass Integration zwischen Menschen funktioniert.

Abwesend wie meist bei solchen Veranstaltungen: Die Stimme der zu Integrierenden. Wir Deutschen waren unter uns – jedenfalls im von mir besuchten Teil.

Das Papier von Monika Grütters und Burkard Dregger halte ich für das weitaus beste Thesenpapier, das ich seit langer Zeit gelesen habe!

Leider musste ich den Parteitag um 19.15 Uhr bereits verlassen.

Meine Idee, dass man durch Befristung oder auflagenverknüpfte Zahlung der Sozialhilfe einen Aufstiegsimpuls setzen müsse, fand ich nicht wieder. Zu ungewohnt. Dieser Grundansatz: „Fordern, nicht fördern“  hätte sicherlich nicht in die Landschaft gepasst.

Nur Barbara John vertritt neuerdings die These, dass man an unter 30-Jährige überhaupt keine Sozialhilfe zahlen sollte. Das halte ich für richtig, aber noch nicht ausreichend.

 Posted by at 00:19

Kultur des Lernens schaffen!

 Gute Grundschulen, Tugend  Kommentare deaktiviert für Kultur des Lernens schaffen!
Apr. 122010
 

Volltreffer! Dieser Grundgedanke der Elternbildung, eine Kultur des Lernens zu schaffen, ist Gold wert! Warum? Er richtet sich auf den zentralen Faktor der Bildung, eben das Lernen. Wenn gut und richtig gelernt wird, ist der Bildungserfolg schon fast gesichert – völlig unabhängig von Schulformen, von Ausstattung, von Klassenzusammensetzung – und auch unabhängig von Vorkenntnissen.

Das Lernen lernen! Und der Rest kommt fast von alleine.

Bildung – Berliner Eltern machen den Elternführerschein – Familie – Berliner Morgenpost
GdS – „Gesetz des Schulerfolgs“ heißt der Kurs, zu dem sie sich in der evangelischen Schule Charlottenburg versammelt haben und für den die Eltern 40 Euro für zwei Kurstermine mit jeweils vier Stunden zahlen. Am Ende bekommen sie ein Zertifikat.

Die Elterntrainer Ingrid (62) und Ulrich Krenz (67) stehen vor der Klasse mit den Eltern. Sie vermitteln das von Adolf Timm entwickelte GdS Konzept. Das Ziel ist es, „eine Kultur des Lernens“ in den Familien zu schaffen. Denn: Nur wenn Kinder zu Hause auf die Schule vorbereitet werden, können sie dort erfolgreich sein.

 Posted by at 15:08

Wer ist schuld? Die Eltern? Die Jugendlichen? Die Schule?

 Sündenböcke, Tugend, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Wer ist schuld? Die Eltern? Die Jugendlichen? Die Schule?
Apr. 082010
 

BILD verwendet noch gute alte Wörter wie z.B. dumm und faul. Solche Wörter darf man ja heute nicht mehr in den Mund nehmen als Fachmann. Wir sind allenfalls „unmotiviert“, „überfordert“, „benachteiligt“, „verwöhnt“  oder – und das ist das Beste: „arm“.

Ich glaube dennoch, dass man heute von einer alimentierten, geförderten Dummheit und Faulheit sprechen kann und darf. Höflicher ausgedrückt: Bequemlichkeit und Aufgabenscheu.

Dennoch interessante Umfrage auf BILD: Wer ist schuld daran, dass Jugendliche so dumm und faul sind?

Nachhilfe-Offensive: Azubis zu dumm für die Ausbildung – Wirtschaft – Bild.de

 Posted by at 15:43
Apr. 082010
 

Daran fehlt es den Schualbgängern nach 16 Jahren Elternhaus, Kita und Schule. Niederschmettternd. Die Politik hat zwei Jahrzehnte lang die Schüler eingelullt im beruhigenden Bewusstsein: „Ihr seid benachteiligt!“

Wir brauchen mehr Disziplin, mehr Fleiß, weniger Zerstreuung, mehr Fordern, mehr Strenge, mehr Härte an den Schulen.

Alles Dinge, die man im Fußballverein oder im Tae-Kwan-Do lernen kann. Aber zu wenig in der Schule und im Elternhaus.

Jeder zweite Betrieb organisiert Nachhilfe für seine Lehrlinge
Rechnen und Lesen – aber auch Teamfähigkeit und Pünktlichkeit: Den Schulabgängern fehlen nach Einschätzung der Wirtschaft immer öfter die Grundvoraussetzungen für eine betriebliche Ausbildung. Viele Betriebe organisieren inzwischen Nachhilfe im eigenen Unternehmen.
Berlin – Die Unternehmen müssten zunehmend ausbügeln, was Elternhaus und Schule in 16 Jahren versäumt hätten, teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mit. Dabei gehe es nicht nur um Rechnen, Schreiben und Lesen. Immer häufiger mangele es auch an Disziplin, Teamfähigkeit und Pünktlichkeit.

 Posted by at 14:45

Politik durchlässiger gestalten!

 Bundestagswahlen, Parlament, Parteienwandel, Tugend, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Politik durchlässiger gestalten!
März 302010
 

In den alten griechischen Demokratien, in der römischen Republik war es üblich, dass Bürger aus ihrem angestammten Beruf zeitlich befristet „vom Ackerpflug weg“  in die Politik wechselten und dann nach Erfüllung ihrer vaterländischen Pflicht wieder ins Privatleben zurückkehrten. Nicht so heute! Wer heute ein politisches Amt erlangt, hat sich in fast allen Fällen über Jahrzehnte hinweg mühsam die Parteikarriere emporgearbeitet. Idealerweise wird man in eine Partei-Familie hineingeboren. Man läuft dann einfach mit. Mit wenigen Ausnahmen gilt: Nur aus einer Parteikarriere heraus gelingt der Einstieg in ein politisches Amt. Die Parteien sind – entgegen den Vorschriften des Grundgesetzes – die eigentlichen Machtzentren in der deutschen Politik. Extra partes – nulla salus! Wer das nicht begreift, wird es nie zu politischer Macht bringen! Er wird vielleicht einmal außer der Reihe „berufen“, aber sein politisches Schicksal wird um so mehr von der Partei abhängen, die ihn „gerufen“ hat.

Um so mehr Hochachtung nötigen mir parteilose Kandidaten wie etwa der Neuköllner Bundestagskandidat Yusuf Bayrak ab. Er hat 1,5% eingefahren – das ist eine große Leistung. Denn er hatte keinen Apparat hinter sich, er trat als Einzelperson an. Das verleiht ihm höchste Glaubwürdigkeit. Davon konnte ich mich erst kürzlich bei einer Veranstaltung persönlich überzeugen, als er sich zu Wort meldete und sagte: „Wissen ist Pflicht.“

Die Berliner Zeitung meldet heute von der Skepsis der Bürger gegenüber den Parteien:

Nußbaum als Vorbild?

Auf die Frage, welchen politischen Hintergrund künftige Berliner Spitzenkandidaten haben sollen, spricht sich eine knappe Mehrheit (52 Prozent) für „eher parteipolitisch ungebundene Personen“ aus. Nur 31 Prozent möchten die Spitzenkandidaten aus dem Fundus des bereits bekannten Parteipersonals rekrutiert sehen.

Kein Bäumchen-wechsle-dich im Parlament – Berliner Zeitung

 Posted by at 13:16
März 272010
 

Der Wettbewerb der deutschen Bundesländer um die beste Integrationspolitik ist entbrannt! Und das freut mich sehr. Denn bisher hatte das volkreichste Bundesland – Nordrhein-Westphalen – nahezu uneinholbar die Nase vorn: „Jedem Kind ein Instrument“ etwa ist so eine großartige Sache, die wir Berliner hätten zuerst vorlegen müssen!  Das erste Integrationsministerium bundesweit hat NRW, und mit Armin Laschet einen Vorzeigemacher, der obendrein ein konzeptionell starker Denker ist. Siehe sein Buch „Die Aufsteigerrepublik“, auf das natürlich Hinz und Kunz (und auch Klaus) sofort – also mit 3-4 Monaten Bedenkzeit – aufgesprungen sind.

Aber das von Burkard Dregger und Monika Grütters vorgelegte Papier „Gemeinsinn und Leistung“ ist es ebenfalls wert, genau studiert zu werden. Ich vernehme neue Töne, auch eine begriffliche Klarheit, die weit über das sloganartige „Fördern und Fordern“ hinausgeht.

Allein schon die Tatsache, dass Grütters und Dregger der Bundesrepublik so etwas wie „Nation building“ empfehlen, zeigt, dass sie den Ernst der Lage erkannt haben.  Denn Nation building, das ist ein Begriff, der eigentlich der Schaffung verbindlicher Institutionen in auseinanderfallenden oder erst entstehenden Gesellschaften vorbehalten ist, etwa Somalia oder Afghanistan. In Gesellschaften, die ihre innere Einheit erst noch erringen müssen. So wie unsere. Wir haben die innere Einheit noch nicht erreicht. Die dritte deutsche Einheit, also die zwischen den deutschen Einheimischen und den türkischen, russischen, arabischen, chinesischen …  Zuwanderen steht noch aus.

Ich halte Gemeinsinn – oder „Gemeindrang“, wie dies Goethes Faust nennt – und Leistung in der Tat für die beiden notwendigen, notwendenden Schlüsselbegriffe der Integrationsdebatte. Dass Dregger und Grütters dies bereits im Titel ihres Papiers ausdrücken, ist ihnen sehr hoch anzurechnen. Und dass sie ausdrücklich den Begriff „Vorbild“ im Untertitel nennen, ist ein weiterer Vorzug.

Lest das Papier, streitet darüber, redet euch die Köpfe heiß! Ich finde es sehr gut, wenngleich es mir – dem vielgeprüften Kreuzberger – in einigen Punkten noch zu weich, zu lieblich ist. Es ist dennoch ein großer, ja großartiger Wurf, der aufhorchen lässt.

Was sagt eigentlich der deutsche Politiker Badr Mohammed zu diesem Papier? Sabine Rennefanz berichtet heute auf S. 20  in der Berliner Zeitung:

Die alte CDU ist eine neue – Berliner Zeitung
Der aus dem Libanon stammenden Integrationsexperte Badr Mohammed, der in der Islamkonferenz saß, lobt das Integrationspapier: „Das ist ein Quantensprung für die CDU“, sagt er. Er ist inzwischen auch CDU-Mitglied, zuvor war er aus der SPD ausgetreten, weil ihn deren Integrationspolitik nicht überzeugte. Die Thesen zur Integration sind ein Zeichen, dass die CDU sich selbst integrieren will – als ernstzunehmende politische Kraft.

 Posted by at 12:50
März 162010
 

Noch einmal eine Stunde habe ich herumgebosselt an dem Vorschlag „Modellbezirk Radverkehr“. Den werde ich morgen im Fahr-Rat im Rathaus Kreuzberg vortragen dürfen. Ob es die Mitglieder des Rates zu überzeugen vermag? Zweifel sind angebracht! Zuviele Gewohnheiten werden hier durchbrochen. Darf man denn einfach neue Pfade betreten – auch wenn manches auf Ablehnung stößt? Ich glaube: ja! Man soll sogar!

Und so geht es los:

Friedrichshain-Kreuzberg – ein Bezirk steigt auf

Schaffen wir den Modellbezirk Radverkehr!

Vorschlag von Johannes Hampel für die Sitzung des bezirklichen Fahr-Rates Friedrichshain-Kreuzberg am 17.03.2010

1.       Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erklärt sich durch Beschluss der BVV für die Zeit vom 01.09.2010 bis 31.08.2011 (Zeiten veränderbar) zum Modellbezirk Radverkehr.

2.       Alle Fachbereiche der Kommunalpolitik (namentlich Stadtplanung, Bildung, Sport, Wirtschaft, Ordnungsamt, Gesundheit, Soziales, Jugend, Familie, Schule, Bauen, Wohnen, Immobilienservice) verpflichten sich für die Laufzeit des Programms auf den Modellbezirk Radverkehr.

3.       Die Verantwortung für die Umsetzung des BVV-Beschlusses und die Koordination der Maßnahmen wird einer hierzu geschaffenen Funktion oder der Sprecherin des Fahr-Rates übertragen.

4.       Die Maßnahmen umfassen kostengünstige, leicht umsetzbare Maßnahmen. Der Bezirkshaushalt wird nicht zusätzlich belastet. Kostspielige zusätzliche Tiefbaumaßnahmen in der Radverkehrsplanung werden vermieden.

5.       Der  von der BVV 2006 in Auftrag gegebene frühere „Vertiefungsplan Radverkehr“ wird durch einen anschlussoffenen, periodisch fortzuschreibenden Radverkehrsentwicklungsplan 2011-2015 ersetzt, der neben dem üblichen topographischen Kartenwerk auch Zielvorgaben in Worten enthält.

6.       Der Modellbezirk Radverkehr wird durch ein Signet öffentlichkeitswirksam kommuniziert. Das Signet soll die charakteristische Umrisslinie des Doppelbezirks mit dem „Vorderrad“ Friedrichshain, dem „Hinterrad“ Kreuzberg und dem vorwärtsstrebenden „Kopf“ Stralauer Halbinsel aufgreifen. An allen Straßeneinfahrten in den Bezirk wird ein Schild angebracht, das auch das Signet zeigt:

Friedrichshain-Kreuzberg
Modellbezirk Radverkehr [Signet]

Oberstes Ziel des Programmjahres:
Gesamthafte Radverkehrsförderung als fachbereichsverklammernder Teil der Bezirkspolitik – aus einem Guss. Enge zeitliche Planung, terminiert, mit Evaluation am Schluss.

Hier das gesamte Dokument zum Nachlesen:

2010_03_17_fahrrat_modellbezirk_radverkehr_hampel.pdf

 Posted by at 23:03