Apr 152010
 

Hier eine Leserzuschrift aus dem Tagesspiegel:

Gegen Windmühlen
Berliner Verhältnisse
Ich bin Mutter von fünf Kindern, als wir vor einigen Jahren vom ländlichen Rheinland-Pfalz nach Berlin (Wilmersdorf) zogen, hatten meine damaligen Gymnasiasten einen Wissensvorsprung von etwa einem Jahr, ein Jahr lang mussten sie keinen Finger rühren, um mit guten Noten nach Hause zu kommen.
In unserem Zuhause sammelten sich schnell viele neue Freunde meiner Kinder und ich lernte ihre Hintergründe kennen. Fast alle kamen aus alleinerziehenden Verhältnissen, die Eltern immer auf der Suche – meist nach einem neuen Partner, oft nach einem neuen Job oder einfach nach sich selbst. Bei erstaunlich vielen wurde die Fürsorge für die Kinder in staatliche Hände abgegeben, d. h., schon 13jährige lebten im „Betreuten Wohnen“, andere Kinder waren die Fürsorgenden für ihre vollkommen neben sich stehenden Eltern.
Wilmersdorf ist nicht der klassische „Prekariatsbezirk“, materielle Probleme gab es in den wenigsten Familien.

Viel zu viele Kinder wachsen hier auf, ohne die nötige Zuverlässigkeit in Bindungen, ohne Nestwärme, ohne positives Vorleben. Das kann der Staat – bei allem guten Willen – nie ersetzen. Es geht also auch und vor allem um eine Reform des Privaten, um Verantwortung für die mir anvertrauten Menschen, das große „ICH“ mal ein wenig zu relativieren. Eine Reform in den Elternköpfen also.

Ich bin übrigens selbst alleinerziehend, weil verwitwet.

 Posted by at 13:59

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