Apr 222010
 

„Du bist als einzelner ziemlich unwichtig – der Herrscher, der Staat, die Macht sind ehrwürdig und verleihen auch dir die Würde. Denn der Staat, nicht die Bürger, trägt die letzte Verantwortung.“ Mit solchen schlichten Sätzen könnte man das despotische Denken zusammenfassen, das Herodot, Aischylos, aber auch das biblische Buch Ester bei den östlichen Herrschaften bemerken, welches sie auf dem Gebiet der heutigen Türkei vorfanden. Ferner vertrete ich die These, dass dieses uralte despotische Denken sich durch die Jahrtausende in allen östlichen Großreichen von den persischen Achämeniden über die Khanate bis zu den Osmanen fortgesetzt hat. Despotisches Denken verlangt Ergebung, Unterwerfung, ja Unterwürfigkeit beim Einzelnen, Gerechtigkeit, Freigebigkeit und Strenge beim Herrscher.  Das despotische Staatsverständnis  war lange vor dem Islam da, und es hat auch das von den Jungtürken um Mustafa Kemal eingeläutete Ende des Sultanats überdauert.

Der kluge, scharfsinnige und sehr einfühlsame Stuttgarter Blogger Hakan Turan gelangt zu ähnlichen Erkenntnissen. Und er zieht Schlussfolgerungen für die heutige Zeit, für den Umgang mit den türkischen Jugendlichen. Lest, was er am 17.04.2010 schrieb:

Hakan-Turan-Blog
Dieses Obrigkeitsdenken beginnt natürlich nicht erst 1923 mit der Gründung der Türkischen Republik, sondern lässt sich weit in die Zeit des Osmanischen Reiches zurückverfolgen. Es überrascht nicht, dass das Obrigkeitsdenken und der Autoritätsgehorsam heutzutage in den meisten politisch relevanten Kreisen der Türkei, von den religiösen, über die kurdischen bis zu den kemalistischen, verblüffende Ähnlichkeiten aufweist. Und: Dieses Denken ist implizit noch bei dem Großteil der türkischen Jugend in Deutschland verbreitet.

 Posted by at 20:13

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