Jul 212008
 

19072008001.jpg Diese Frage muss man stellen, wenn man den Artikel „Die Beta-Blogger“ im aktuellen Spiegel-Heft liest. Im einzelnen wird auf S. 94-95 bemängelt: das Fehlen tiefgreifender Analysen, kein gekonnter Umgang mit Konditionalsatz und Konjunktiv, keine Buchkritiken. „Polemisch bis rechthaberisch“ sollen wir sein. Statistisch bedeutungslos. Aber die USA! Dort haben Blogger schon die Wahlen beeinflusst!

Blogger Johannes Hampel erwidert: Ich habe hier schon Buchkritiken veröffentlicht und mehrfach die indirekte Rede verwendet! Zur Statistik: Allein im letzten Monat hatte ich 9165 Leser und ein Mehrfaches davon, nämlich 22.795, an Seitenaufrufen. – Kafka hatte bei der ersten Veröffentlichung seiner Erzählungen eine Auflage von 1000. Zahlen sagen also nichts über den Gehalt aus. Natürlich, dem Spiegel kann ich nicht das Wasser reichen. Aber dafür sind wir hier werbefrei.

Und: So ein Blog dient vor allem als eine Art imaginäres Gesprächsforum. Man stellt Gedanken in den virtuellen Raum. Idealerweise ergibt sich ein Gespräch mit anderen. Auch bei der Gewissenserforschung und der Außendarstellung kann das Bloggen helfen. „Was bist du für einer?“ Wenn mich jemand so fragt, kann ich getrost auf dieses Blog verweisen. Ich meine: In wenigen Jahren treffen wir uns wieder zu einer neuen Bestandsaufnahme, Spiegel! Dann werden diese neuen Medien an Bedeutung gewonnen haben. Und der Bundestagswahlkampf 2013 wird schon ganz entscheidend im Netz geführt werden. Bitte denkt daran, liebe Spiegel-Redakteure!

Unser Bild zeigt heute – nein, keine Blogger, sondern „Bootler“, also Menschen, die sich wie Blogger unerschrocken durch fremde Gewässer strampeln: Bootsfahrer auf dem Kreuzberger Landwehrkanal, aufgenommen vorgestern.

 Posted by at 17:45

  One Response to “Sind wir Blogger blöd?”

  1. Wir sind in Deutschland, und da neigt man nunmal zum Eiferertum. So müssen natürlich auch die Blogger Literaten oder preisverdächtige Journalisten sein.
    Was den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache angeht, sollte sich der Spiegel nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Auch Spiegelartikel sind in der Rechtschreibung und Grammatik bestensfalls fehlerarm.

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