Okt 282008
 

man_und_frau.jpg Liebe Freundinnen und Freunde, Bloggerinnen und Blogger, wir betonten schon: Dies ist ein werbe- und beleidigungsfreies Blog. Eigentlich. Aber gestern konnte ich nicht widerstehen: Ich radelte zum Penny in der Bergmannstraße und kaufte nach Herzenslust Spielzeug. Ich stand vor dem Turm an Herrlichkeiten. Nagende Zweifel überfielen mich: Was sollte ich für meinen Sohn und mich nehmen? Die gigantische Modell-Auto-Rennbahn MONTE CARLO für Euro 39.99 – oder doch lieber den Reinigungstrolley mit batteriebetriebenem Staubsauger u.v.m. für Euro 24.99? Ich stand in der Verantwortung! Ich hätte die Mauer der Geschlechterrollen durchbrechen können, hätte mehrere tausend Jahre Geschlechterungerechtigkeit mit einem einzigen Kauf zuschanden machen können. Die EU hätte mich unterstützt in meinem furchtlosen Kampf gegen die herkömmliche Rollenverteilung in Familie, Politik, Religion und Gesellschaft, als welche da lautet: Die Männer drehen einsam ihre Runden, die Frauen räumen hinterher auf.

Bloggerinnen und Blogger! Ich hab es nicht geschafft. Ich bin schwach geworden. ICH HABE GESÜNDIGT! Ich habe die Rennbahn gekauft! Furchtbar! Frauen, bitte verzeiht! Ich gestehe: Der Reinigungstrolley ist für mich ungefähr so attraktiv wie ein Paar kratzende Filzpantoffeln. Warum soll ich uns Männern das antun? Ich finde es spannender, mit Autos um die Kurven zu flitzen, als mühsam den Dreck zu beseitigen, den andere hinterlassen haben. Ist das so schlimm? Bin ich böse? Nein! Ich habe nichts Böses getan! Als ich die Rennbahn kaufte. Und das ist auch gut.

Zurück zur ernsthaften Politik! Eine Betrachtung jüngster politischer Vorgänge in Staat und Gesellschaft erwies wieder und wieder: Die Männer, diese großen Jungs, drehen einsam ihre Runden in ihren tollen Kisten, BMW, Audi, Daimler. Wir lieben das. Man sagt dann im Volksmunde gerne: „Der dreht frei“, oder: „Man weiß nicht, wo er in den nächsten dreißig Minuten hinfährt!“ Alles typische Aussagen für Politiker, die es nicht gelernt haben zu kommunizieren, Teams zu bilden, berechenbar und verlässlich zu sein. Solche Politiker fahren alles an die Wand, wenn man sie nicht zum Aussteigen anhält. Sie haben die Politik mit einem Sandkasten verwechselt.

Den Frauen wird dann die ehrenvolle Aufgabe zugedacht, hinterher zu räumen. Gerne auch im Doppelpack: Mann steht vorne, Frau soll aufräumen. Das kann man wieder und wieder beobachten.

Im Klartext: Wir Männer allein können es nicht. Und ihr Frauen allein – wollt es nicht. Ich behaupte: Die meisten Frauen wollen nicht ganz vorne stehen. Sie wollen die Macht nicht wirklich. Und die meisten Männer können es allein auch nicht. Sie kämpfen sich – jeder für sich – nach vorne, stoßen Mitbewerber zur Seite, bis kaum einer mehr übrigbleibt. Und vorne angelangt – wissen sie nichts mit der Macht anzufangen.

Jetzt gilt es, aus solchen Geschehnissen die Lehren zu ziehen:

Männliches“ Machtstreben, „weibliche“ Teamfähigkeit müssen vereinigt werden. Teams ohne Führungsanspruch werden nichts bewegen können. Nackter Führungsanspruch ohne Team fährt an die Wand, scheitert blind.

Die jüngste Zeitgeschichte lehrt: Nur zusammen sind wir stark.

 Posted by at 09:43

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