Türkinnen und Türken: Bitte aufwachen! Es ist Zeit

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März 032009
 

Ein recht düsteres Bild von den türkischen Vereinigungen und Migrantenverbänden in Deutschland zeichnen die Berliner Politologin Gülden Sahin, die Rechtsanwältin Seyran  Ateş, die Soziologin Necla Kelek, der Ingenieur Sadet Kökcü, der Deutsche-Post-Teamleiter Hüseyin Gül oder der Rechtsanwalt Kaya Köklü. Unter dem wohlklingenden Titel „Herr Gül ist angekommen“ berichtet beispielsweise die FAZ am 06.02.2009:

„Wer als Türke einen Verein gründet, muss erst seine ideologischen Grenzen abstecken. Gehören die Kurden und Aleviten auch zu uns? Dürfen die Religiösen und die Kopftuchgegner alle mitmachen? Manches Bündnis zerbricht schnell an diesen Fragen. Sie scheinen wichtiger zu sein als das Interesse, sich Jobs zuzuschanzen.“

Der Dachverband der türkischen Verbände TBB sendet mir heute folgende Erklärung zu (ich bringe den vollständigen unveränderten Wortlaut):

Internationaler Tag der Muttersprache

Berlin, 20.02.2009

Internationaler Tag der Muttersprache: Integration auch durch Förderung der Muttersprachen der Einwanderer/innen!

In einer gemeinsamen Erklärung haben die Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), der Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland (FÖTED) und der Föderation Türkischer Lehrervereine in Deutschland (ATÖF) die Politik aufgefordert, neben der Förderung der deutschen Sprache auch die Muttersprachen der kulturellen Minderheiten zu fördern.

Die türkischen Organisationen erinnerten an die Feststellung der UNESCO, dass „die Muttersprache eine wichtige Rolle für den Integrationsprozess in allen Aspekten des öffentlichen Lebens spielt, besonders aber in der Bildung“.

Die aktuelle Situation in Deutschland sei jedoch zur Zeit -entgegen allen internationalen und nationalen Vereinbarungen- von Verbot der Migrantensprachen auf den Schulhöfen und sukzessive Reduzierung des muttersprachlichen Unterrichts in den Schulen geprägt.

Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages stellt in ihrer Erklärung zum „Internationalen Jahr der Muttersprache“ in den Jahren 2006 und 2007 fest: „Spracherwerb weist auch den Weg für eine erfolgreiche Integration. Dieser gelingt Kindern mit Migrationshintergrund am besten, wenn bei ihnen sowohl der Erwerb der deutschen Sprache, als auch der Muttersprache gefördert wird. Dazu bedarf es einer deutlich verbesserten vorschulischen und schulischen Förderung, in die gleichfalls ihre Familien eingebunden sein müssen. Mehrsprachigkeit wird so zu einer Bereicherung für Kinder und Gesellschaft.“

Auf diese Feststellung werde in der Erklärung 2008 ohne eine nähere Begründung verzichtet. Diese Haltung verstoße eindeutig dem Nationalen Integrationsplan (NIP) und der gemeinsamen Erklärung der Migrantenverbände mit der Kultusminister€konferenz, so die türkischen Organisationen.

Die türkischen Organisationen forderten die Kultusministerkonferenz und die Bildungspolitiker/innen auf Landes- und Bundesebene auf, eine tiefgreifende und radikale Reform des deutschen Erziehungs- und Schulsystems in Gang zu setzen.

Diese Reform müsse die Mehrsprachigkeitskompetenz und den Wert sprachlicher und kultureller Vielfalt im Einwanderungsland Deutschland anerkennen und sie fördern.

 

Berrin Alpbek (FÖTED)
Mete Atay (ATÖF)

Kenan Kolat (TGD)

 

Was sage ich dazu? Die Feststellung, dass die Muttersprache eine Grundlage für den Erwerb der Zweitsprache ist, dürfte stimmen.

 

Aus der Luft gegriffen ist die Behauptung, auf deutschen Schulhöfen würden andere Sprachen durch eine Deutschpflicht zurückgedrängt. Es gibt in Berlin und vielleicht auch anderswo einige wenige Schulen, an denen Schüler, Lehrer und Eltern sich durch Vereinbarung eine freiwillige Deutschpflicht auferlegt haben, um das völlige Auseinanderdriften der Schülerpopulationen zu verhindern. Das hat nichts mit einem Verbot von Migrantensprachen zu tun, sondern mit der Einsicht, dass man ohne Kenntnis und Einübung der Landessprache im Ghetto bleiben wird.

 

Die Forderungen der Migrantenverbände TGD, FÖTED und ATÖF, „die Politik“ solle sich nun stärker sich um die Förderung der Muttersprachen der Migranten kümmern, die halte ich allerdings für abwegig. Özür dilerim. Tut mir leid. Ich muss das in dieser Härte sagen. Die türkischen Migrantenverbände sind seit Jahren sehr schnell zur Hand, wenn es darum geht, dem Staat noch mehr Anstrengungen und mehr Geld für die Integration abzuverlangen.

 

Hier bin ich nun aber nach eigener jahrzehntelanger Erfahrung hier in Kreuzberg und anderswo klar und eindeutig entschieden: Die türkischen Eltern stehen in der Pflicht. Ihnen muss man auf die Füße treten. Ruhig auch mehrfach. Die Türken und Araber sind hervorragend in unsere Fürsorge-, Bildungs- und Gesundheitssysteme integriert, soweit dies von ihnen keine Anstrengung erfordert. Sie sind hervorragend untereinander integriert – also die türkischen Familien mit türkischen Familien, die arabischen Familien mit arabischen Familien.

 

Ich halte die Türken für eine der am besten integrierten Bevölkerungsgruppen in Deutschland. Keiner wird allein gelassen, es findet sich immer ein Weg, Hilfe abzurufen, entweder von der Familie oder vom Amt. Die allermeisten Familien sind intakt, die Scheidungsraten sind sehr niedrig, jeder junge Mann erhält durch die funktionierenden sozialen Netzwerke eine Frau aus dem Herkunftsland vermittelt.

 

Sprecht mit migrantischen Ärztinnen und Ärzten, sprecht mit Kita-Leiterinnen, sprecht mit Mitarbeitern des Sozialamtes, sprecht – mit Türkinnen und Türken!

 

Es gibt für die jungen Türkinnen und Türken meist keinen Anlass, durch eigene Arbeit aus diesem doppelt genähten Versorgungssystem Familie + Staat auszubrechen.

 

Das mindeste, was wir jetzt erwarten können, ist, dass die türkischen Eltern ihren Kindern die deutsche Verkehrssprache und die türkische Muttersprache beibringen. An beidem fehlt es. Erheblich.

 

Ich vernehme aber von den türkischen Verbänden keine Signale an die türkischen Eltern: „Ihr seid dran. Ihr müsst mehr tun. Bringt euren Kindern ordentliches Türkisch bei. Bringt euren Kindern ordentliches Deutsch bei. Arbeitet. Tut was für eure Kinder!“

 

Stattdessen wird vom gütigen Obrigkeitsstaat erwartet, dass er sich um alles kümmert.

 

Türkinnen und Türken! Bitte aufwachen! Wir leben in einer Republik, nicht unter dem Sultan. Auch ihr seid der Staat. Ihr gehört zu uns. Gerade die Republik des Atatürk hat in den Jahrzehnten nach der Gründung alles, wirklich alles getan, um die einheitliche Landessprache – auch gewaltsam durch Assimilation – gegen Widerstände der Nicht-Turksprachigen, also etwa der Assyrer, der Armenier und der Kurden durchzusetzen.

 

Man stelle sich vor, wie das aussähe, wenn die Deutschen in den USA, also über Jahrzehnte hinweg die stärkste Migrantengruppe, 30 oder 40 Jahre nach ihrer ersten Einwanderung von den USA verlangt hätten: „Please, teach us German! We are your dearest, your teuerste immigrants!“ Oder wenn die Chinesen in Kalifornien den Uncle Sam anbetteln würden: „Teach us Chinese“.

 

Es ist grotesk!

 

Kein Einwanderungsland kann unbegrenzt Geld und Personen zur Verfügung stellen, um denen, die hier zuwandern, zwei Sprachen von klein auf beizubringen. Aber genau das fordern die türkischen Migrantenverbände. Genau in dieser trügerischen Erwartungshaltung werden die türkischen Eltern eingelullt. Zum Schaden aller.

 

Oh ihr meine lieben Türken, fragt nicht immer: „Was kann der deutsche Staat noch alles für uns arme benachteiligte Migrantinnen und Migranten tun, damit wir endlich in Deutschland glücklich werden?“

 

Fragt doch mal: „Was können wir für uns tun, damit wir endlich – nach drei oder vier Generationen – in diesem Land ankommen und glücklich werden?“

 

Der Ball liegt bei euch im Feld. Ihr könnt euer Schicksal in die eigene Hand nehmen.

 

Ich bin sicher: Ihr schafft das!

 

Das ständige Jammern, das ständige Betteln beim Staat entmündigt euch! Es nervt.

Hepimiz insaniz!

 Posted by at 15:14
März 032009
 

Kürzlich sprach ich mit einem Fahrradhändler über die staunenswerten neuen LED-Scheinwerfer, mit denen man wirklich schon weitem gesehen wird. Sie haben 40 Watt und sind laut STVO zulässig. Einen weiteren Grund für besseres Licht liefern die Straßen in ihrem jetzigen Zustand. Dem Thema Schlagloch widmet die Morgenpost heute ein ganze Seite. ADFC-Landesvorsitzende Sarah Stark ist mit einem Interview vertreten, in dem sie sich grundsätzlich für eine bessere Qualität der Beläge ausspricht. Guter Punkt, es geht in der Tat nicht nur um die Schlaglöcher! Mit diesen Fährnissen des Lebens muss man für eine gewisse Übergangszeit rechnen. Also – Augen auf und bei Dunkelheit zusätzlich: Licht an. Sehen und gesehen werden, darauf kommt es an.

Lest hier einen Abschnitt aus dem Interview:

Radfahrer – Im Dunkeln sind Schlaglöcher lebensgefährlich – Berlin – Berliner Morgenpost
Sarah Stark: Wir fordern kein Schlaglochprogramm, aber natürlich müssen die saisonalen Schäden möglichst schnell beseitigt werden, wenn sie die Sicherheit gefährden. Dafür müssen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Wir weisen aber regelmäßig darauf hin, dass die Straßenbeläge ebenso wie die Beläge der Radwege auf den Bürgersteigen intakt und angemessen sein müssen. Leider gibt es gerade bei den Radwegen einen großen Nachholbedarf zur Sanierung. Der Fahrbahnbelag muss ebenfalls verkehrssicher sein, wenn der Radfahrer, wie vom Senat gewollt, die Straßen nutzen soll. Es ist auch sinnvoll, immer mehr Radfahrstreifen auf den Fahrbahnen zu verlegen, um diejenigen, die mit dem Rad unterwegs sind, für die übrigen Verkehrsteilnehmer sichtbarer zu machen. Breit genug für diese Streifen sind die Straßen, natürlich sollten sie auch in anständigem Zustand sein.

 Posted by at 14:03

„YUPPIES VERTREIBEN … Ströbele raus aus Deutschland … „

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März 022009
 

Derartige Sprüche habe ich in diesen Tagen recht häufig in der von unserer Bezirks-Obrigkeit verhätschelten alternativen Szene Kreuzbergs gehört und gelesen, z.B. im vom globalen Kapitalismus befreiten Teil des Bethanien, aber auch bei Diskussionsveranstaltungen zum Kotti. Dieses Blog berichtete in Wort und Bild. Auch die zahlreichen abgefackelten PKW in Friedrichshain-Kreuzberg sprechen diese Sprache. Die Grundeinstellung ist immer dieselbe: „Wir sind hier die Stärkeren, und wer uns nicht passt, den schmeißen wir raus.“

Man sieht: Das Thema Vertreibung erfreut sich bei der Kreuzberger autonomen Szene größter Beliebtheit. Sie knüpfen an eine uralte europäische Tradition an: Die Blutspur der Vertreibungen zieht sich durch die gesamte europäische Geschichte, selbst der von mir eigentlich sonst eher geschätzte Kaiser Karl IV. sah tatenlos zu, als unter seiner Regentschaft 1348 die Juden aus vielen Städten des Reiches teils vertrieben, teil ermordet und ausgeplündert wurden. Ich habe ihn übrigens – als ich dies erfuhr – aus der Liste meiner Vorbilder gestrichen, schade! Er war eins der wenigen gekrönten Häupter darin.

Auch Anne Wills Plauderrunde konnte da gestern abend nicht zurückstehen und nahm sich des Themas an. Einige Diskutanten trafen den Ton äußerster Empörung sehr gut: „Ich lebe in Warschau an einem Ort, da haben die Deutschen im 2. Weltkrieg 50 katholische Priester erschossen. Und deshalb darf Frau Steinbach nicht in den Stiftungsrat gelangen.“ So oder so ähnlich äußerte sich ein Komödiant. Die Logik blieb auf der Strecke.  Auf diesem und einem noch niedrigeren Niveau bewegten sich die Gründe, weshalb man dem Ansinnen der Polen, über die Zusammensetzung des deutschen Stiftungsbeirates zu entscheiden, unbedingt nachgeben müsse.

Trotzdem trafen die Teilnehmer auch viel Richtiges: Sowohl der Komödiant Möller als auch der Historiker Baring hatten recht in ihrer Einschätzung, Erika Steinbach sei eigentlich eine Projektionsfläche für verdrängte Ängste und Komplexe der Polen. Mit realen Argumenten und Fakten habe der ganze hysterische Wirbel nichts zu tun. Dem kann ich nur zustimmen. Die Polen müssen ihre Vergangenheit aufarbeiten, wie wir die unsere. Die Deutschen und auch die Polen haben weitere Leichen im eigenen Keller, die man unter dem Pulverdampf dieser grotesken Scharmützel gerne verstecken möchte.

Noch stärker hervorheben hätte man können, dass das Thema Vertreibung der Deutschen über Jahrzehnte hin in der tschechischen und polnischen Öffentlichkeit, und ebenso auch in der DDR vermieden und unterdrückt wurde. Ich habe selbst mit vielen jungen Tschechen und Polen gesprochen, die zwar wussten, dass an diesen Orten einmal Deutsche gelebt hatten, aber dass es nach dem 2. Weltkrieg zu gewaltsamen Austreibungen gekommen war, hatte ihnen niemand gesagt. Das war amtlich alles nur ein Bevölkerungstransfer – Odsun.

Die anwesende Bekenntnisgrüne überzeugte erneut mit gut gespielter bebender moralischer Entrüstung. Das kann sie einfach unwiderstehlich. Was tut’s, dass man gegen Frau Steinbach keinen echten Grund anführen kann, weshalb sie nicht in den Stiftungsrat sollte. Die polnische Presse hat sich nun einmal darauf geeinigt, dass sie die Böse ist. Und ein Teil der deutschen Presse ebenfalls. Als Folge dieser Einigkeit entstehen Sprüche wie: „Steinbach raus!“.

Am besten gefiel mir Wolf von Lojewski, der irgendwie bekümmert wirkte ob dieser von einigen lächerlich aufgeplusterten Entrüstungs-Show. Er sprach die Worte, die mich am ehesten rührten: Die Vertriebenen hätten Trost und Anerkennung gebraucht.

Das sichtbare Zeichen gegen Vertreibungen wird hoffentlich bald kommen. Wir brauchen es. Die Anne-Will-Sendung war ein weiterer Beleg.

Sprüche wie „Steinbach raus!“ finde ich ebenso falsch und grundverkehrt wie „Ströbele raus!“, „Deutsche raus!“, „Yuppies raus aus Kreuzberg!“, „Junkies raus aus unserem Kiez!“.

Ich werde gerne jederzeit gegen derartige Signale der Vertreibung meine Stimme erheben. Was damals passiert ist, lässt sich heute nicht mehr ändern. Aber man kann dafür arbeiten, dass es nicht mehr so kommt.

Polen-Debatte bei Anne Will: Ein Gespräch über die abwesende Frau St. – Debatten – Feuilleton – FAZ.NET
Zum Stichwort Entschädigung passte der Auftritt Rudi Pawelkas, der im BdV der schlesischen Landsmannschaft vorsteht und an der Spitze der Firma „Preußische Treuhand“ vergeblich Entschädigungen von Polen einzuklagen versuchte – ein Ziel, an dem er „ganz selbstverständlich“ bis heute festhält. Pawelka, so stellte auch der BdV-freundliche Baring fest, ist freilich nur eine „Randfigur“, und als solche wurde er bei Anne Will auch hingestellt: ans Pult, fernab von der Sofarunde. Auch Erika Steinbach hat sich wiederholt von der „Preußischen Treuhand“ distanziert, was in Polen nicht viele interessiert. Schließlich symbolisiert sie, wie der seit fünfzehn Jahren in Warschau lebende Möller konstatierte, „alles, was man an offenen und auch an geheimen Ängsten gegenüber den Deutschen hat“ – eine „Projektionsfläche“, meinte Baring, auch weil sie blond und eine Frau sei.

 Posted by at 17:44