Mai 142009
 

13052009008.jpg Klare Antwort: Wer sich für so nachweislich lebensrettende, aber langweilige Sachen wie etwa das Einhalten der Straßenverkehrsordnung oder das Tragen von Fahrradhelmen einsetzt, der ist im Hintertreffen gegenüber jenen, die gegen das grausame Abschlachten von Robbenbabys oder gegen die Tötungssimulationen im Paintball kämpfen. Aber was hat mehr Sinn?

Ich habe zum Beispiel als Kind sehr gerne „Völkerball“ gespielt. Dabei schoss ich mit Wonne auf Beine, Knie und Arme meiner Klassenkameraden. Furchtbar: Ich schoss sie ab. Auch spielten wir gerne mit Bleistift und Papier „Schiffeversenken“, ohne jede Rücksichtnahme auf die Tausenden von unschuldigen Seeleuten, die dabei einen jämmerlichen Tod starben. Wir spielten Ritterle, Räuber und Gendarm, Indianer und ähnliches mehr. Wurden wir dadurch, durch diese Tötungssimulationen,  zu Tötungsmaschinen? Ich bezweifle dies.

Jahr um Jahr sterben in der EU 0 (in Worten: null) Menschen an Paintball. Jahr um Jahr sterben in der EU etwa 50.000 (in Worten: Fünfzigtausend) Menschen in Verkehrsunfällen, von denen nach Meinung der Experten etwa 90% durch mehr Vorsicht und mehr Rücksicht sowie durch Einhalten der StVO vermeidbar sind.

Durch Schusswaffenmissbrauch sterben Jahr für Jahr viele Menschen! Wie viele genau – ich weiß es nicht! An den Schusswaffenmissbrauch müsste der Gesetzgeber mal ran! Aber davor scheuen sie noch zurück.  Bitte aufwachen, Bundestag! Macht doch keine solche Schaufensterpolitik!

Gestern stand ich drei Stunden im Lichtenberger Ring-Center an unserem ADFC-Stand. Wir warben für den Slogan „Radfahren – aber sicher“. Den Slogan habe ich mir selber mal einfallen lassen, bei einer Gremiensitzung des ADFC. Ich stelle ihn hiermit sehr gerne ohne Nutzungsgebühr der Allgemeinheit zur Verfügung.

Fahrradhelme und das Einhalten der Straßenverkehrsordnung senken genauso wie Vorsicht und Rücksicht nachweislich das Risiko schwerer und tödlicher Kopfverletzungen bei Fahrradfahrern. Was für eine langweilige Botschaft! Das will doch niemand hören!

Ich bin sicher: Hätten wir für oder gegen das grausame Paintball, für oder gegen das fürchterliche Robbenschlachten geworben – unser Stand wäre weit heftiger belagert worden. Aber auch so ergab sich manches anregende Gespräch. Eine Dame (nicht die abgebildete ADFC-Kameradin Barbara!) fragte mich, ob ihr Fahrradhelm in Ordnung sei. Er sitze so weit oben, sie fühle sich irgendwie pilzartig. Ich erwiderte: Das muss wohl so sein.

Wir sehen mit Fahrradhelmen alle irgendwie pilzartig aus. Pilzartig und langweilig ist immer noch besser als ein Schädeltrauma.

 Posted by at 14:18

  One Response to “Soll man eher für ein Paintballverbot oder für Fahrradhelme werben?”

  1. Dennoch soll das Hauptaugenmerk in meinen Augen bei der Vermeidung von Unfällen liegen. Mit Helm auf einem extremen „Radweg“ oder ohne Helm auf der Fahrbahn, letzteres erscheint mir sicherer. Daher sollte der Sicherheitsfokus in der Verkehrsplanung liegen, nicht in der Minderung der Unfallfolgen.

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