Mai 242009
 

13052009.jpg Gerne denke ich an Politiker wie Schumann, de Gasperi, Adenauer, Jacques Delors, Mitterand, Helmut Kohl zurück: Sie waren Politiker, die kühne europäische Konstruktionen ersannen, die für weittragende Entwürfe Mehrheiten zusammentrommelten und Bündnisse über die Landesgrenzen hinweg schmiedeten. Anders heute. Gegenüber dem CDU-Spitzenkandidaten Joachim Zeller führte ich am vergangenen Mittwoch beredte Klage, alle sähen in der EU nur eine Art Spendieronkel, den es immer wieder anzubetteln gelte. Es fehle ein Leitbild für die Europäische Union. Eine europäische Öffentlichkeit gebe es noch nicht. Widerspruch erntete ich nicht.

Drei Tage später verwendet Martin Schulz, der SPD-Spitzenkandidat ganz ähnliche Ausdrücke. Im aktuellen Spiegel Nr. 22/2009, S. 36 sagt er:

„Damals ging es bei Europa vor allem um Werte, heute sind leider die Nutzwerte in den Vordergrund getreten: Was bringt mir Europa?“

Wie gut kommt mir da eine Veranstaltung zupass, die die Gesellschaft zur Förderung der Kultur im vereinigten Europa e.V. am kommenden Freitag abhält. Lest hier die Ankündigung unserer Gesellschaft:

Aktuell – Europa +
Is the Post-Cold War European order in crisis?
Ivan Krastev (Sofia) und Mark Leonard (London) im Gespräch mit
Roger Boyes (The Times)
29. Mai 2009, 20:00 Uhr, Senatssaal der Humboldt-Universität (Unter den Linden 6)

Mark Leonard plädiert leidenschaftlich für ein selbstbewussteres und aktiveres Europa. Sein Buch „Warum Europa die Zukunft gehört“ bietet eine aufmunternde Sicht auf die errungene gesamteuropäische Demokratie, die gute Chancen habe, weltweit geschätzt und nachgeahmt zu werden.
Ivan Krastevs aufschlussreiche Analysen zu Europa speisen aus dem Kenntnis der Erfahrungen der postkommunistischen Länder Mittel- und Osteuropas. Eine Mehrheit in den Gesellschaften Südosteuropas wisse noch nicht, was an der Demokratie gut ist, habe aber bereits vergessen, was schlecht am Sozialismus ist, behauptet Krastev.

Drei bedeutende Namen, drei unterschiedliche Ansichten! Ich bin gespannt und werde in jedem Fall hingehen. Man trifft sich dort, oder?  Um Anmeldung wird gebeten bis zum 25. Mai per E-mail: anmeldung@kultur-in-europa.de

Unser Foto zeigt übrigens einen der wenigen hochangesehenen, profilierten EU-Politiker aus Deutschland. Über viele Jahre hat Hans-Gert Pöttering sich einen hervorragenden Ruf erworben. Aber selbst in Deutschland werden wenige mit dem Namen etwas anfangen können.

 Posted by at 21:42

Sorry, the comment form is closed at this time.