Jul 282009
 

lausitzer_06-02-09_1524.jpg Las soeben in Spiegel online ein Interview mit dem Gewerkschafter Rainer Wendt. Sehr gute Formulierungen – etwa die, es handele sich bei den linksextremistischen Brandanschlägen um eine „Diktatur des Neides“. Ich halte diese Einschätzung für zutreffend. Das mächtige Antriebsmotiv hinter irrationaler Politik wie etwa jetzt in unserer heimatlichen linksautonomen Szene sind stets – Emotionen: Angst, Neid, Hass, extreme Ich-Schwäche, Mangel an Selbstbewusstsein – diese negativen Emotionen muss man auf man dem Spielzettel halten, sonst versteht man die Politik nicht. Niemand kann leugnen, dass Angst, Neid und Hass  mächtige Antriebe hinter den totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts waren.

Das Foto zeigt den hier schreibenden Blogger im Gespräch mit Vera Lengsfeld am Lausitzer Platz in Kreuzberg. Juni 2009. Unter dem Schutzschirm einer kleinen, oppositionellen, unbeugsamen Splitterpartei. Eine meiner aufschlussreichsten Erfahrungen in den letzten Monaten war dies, als ich am Lausitzer Platz in Kreuzberg Flugblätter mit Vera Lengsfeld und der CDU gegen das Abfackeln der Autos verteilte. So eine CDU-Flugblattaktion in Friedrichshain-Kreuzberg solltet ihr mal inkognito selber mitmachen! Auch wenn ihr keine CDU-Sympathisanten seid. Das ersetzt ganze Soziologie-Oberseminare über „Das Freund-Feind-Denken bei Carl Schmitt“ und ähnlich Erlesenes. Allein die Kommentare dort – „was wollt ihr denn, das ist doch Sozialhygiene!“ – sprachen Bände. Da braucht ihr keine Abhandlungen über Rassismus mehr zu lesen. Dann erfahrt ihr am eigenen Leibe, was der neue Rassismus ist. Es ist ein Rassismus der Klasse. Leider suchte ich damals nicht noch aktiver mit vielen Hunderten das Gespräch, sondern habe nur einige Reaktionen aufgeschnappt.

Aber an die Frühzeit des RAF-Terrors erinnere ich mich noch gut. Es fing an mit Brandsätzen, mit gesprengten Vorlesungen, mit Hörsaal- und Büro-Besetzungen. Damals, in den 70er Jahren (ich war Schüler), diskutierte ich mit Sympathisanten der damaligen Linksterroristen. „Die suchen sich schon genau aus, wen oder was sie angreifen!“ Die eine oder andere gesprengte Vorlesung an der Münchener Uni erlebte ich als Student ebenfalls. Die Argumente waren damals ganz ähnliche. Und von dem Professor Eric Voegelin, den damals, in den 30er Jahren, die Nazis aus der Universität verjagten, hörte ich ähnliches: Gesprengte Vorlesungen, Störungen und Vertreibungsaktionen gegen missliebige Professoren? Voegelin erlebte es zweimal:1933 durch die SA, in den 60er Jahren durch den SDS. Wie sich die Bilder gleichen!

Klammer zu. Genug des Gelabers. Lest das Interview mit dem Gewerkschaftsboss Rainer Wendt in SPIEGEL online, indem ihr auf den Link klickt! Ich halte Wendts Aussagen für richtig.

Brandanschläge in Berlin: „Renaissance des linken Terrors“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Panorama
SPIEGEL ONLINE: Vermuten Sie eine Ideologie hinter den Taten?

Wendt: Es ist eine Diktatur des Neides und der Versager. Die Szene sucht sich ein sozialromantisches Thema, hinter dem sie sich dann versteckt. In Berlin kämpfen die Chaoten angeblich gerade gegen die Modernisierung bestimmter Stadtteile und die daraufhin steigenden Mieten. In Wahrheit aber wollen sie den Staat und seine Organisationen attackieren, wo sie nur können.

 Posted by at 11:37

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