Sep 262009
 

25092009003.jpg Der gestrige CDU-Flashmob Fahrrad – Eigenverantwortung – Respekt, dem ich mich anschloss, fand unter großer Beachtung der Medien statt – ein voller medialer Erfolg. Er war wie geplant das kleinste Wahlkampfereignis deutschlandweit. Es erinnerte mich an den Bericht eines amerikanischen Politikers, der da erzählt: „Ich fuhr im Wahlkampf 2 Stunden mit dem Auto, damit ich dann bei einer Gemeindeversammlung eine Ansprache an die Wähler halten konnte. Der Pfarrer vergaß mich zu erwähnen. Ich sagte also – nichts. Ich fuhr anschließend wieder 2 Stunden nachhause. Ich hatte keine Silbe zu den Wählern gesagt.“

Auf jeden zweiten Aktiven kam ein Reporter oder Berichterstatter. Dieses Ereignis wurde im Web angeregt, fand in der medialen Berichterstattung seine Erfüllung und ist in der wirklichen Welt nur an winzigen Veränderungen spürbar. Einige wenige Plakate rund um den Chamissokiez haben wir minimal verändert. Dadurch haben wir erneut mit unseren Plakaten das Bewusstsein für Mechanismen der Wahrnehmung geschärft.

Ein erfahrener Betrachter unseres Minimal-Events schlug vor: „Verpachtet die Bergmannstraße an den Meistbietenden und vergebt das Recht, die Strafzettel von Radfahrern direkt vor Ort einzutreiben. Ich werde mitbieten.“

Der Flashmob ist ein blitzartiges Oberflächengekräusel der medial vermittelten Welt. Seine Spur verliert sich nach wenigen Augenblicken. Er hinterlässt nichts als minimale Rückungen im Medienclatter. Er ist das perfekte Gegenstück zu den Herden- und Massenauftrieben des offiziellen Wahlkampfs, zu den herrschenden Verhältnissen des in Kreuzberg festgefahrenen grün-roten Mainstreams. Eine kleine, unscheinbare Geste, die nichts bewegen will und kaum etwas ändert. Er ist das Sandkorn, das verweht wird und dennoch im Getriebe der weitgehend standardisierten Politik ein bisschen nervt und stört.  Die Schneeflocke, die am Wahltag dahinschmilzt.

Übrigens: Der amerikanische Politiker, den wir oben zitierten, ist heute Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er berichtet die Episode in seinem Buch „The Audacity of Hope“.

 Posted by at 13:16

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