Jan 072010
 

Wie gut, dass ich als Allwetterradler ein so dickes Fell habe – gestählt durch Wind und Wetter!

Erste Reaktionen auf sogenannte Kampfkandidaturen gegen bombenfest im Sattel sitzende langjährige Vorsitzende, Könige und große alte Männer in demokratischen Parteien lauten meist: „Majestätsbeleidigung!“, oder auch: „Damit machst du dir nur Feinde!“  So mag es dem jungen Helmut Kohl ergangen sein, als er in Rheinland-Pfalz im ersten Anlauf Landesvorsitzender zu werden versuchte. Majestät saß bombenfest im Sattel. Beim zweiten Mal klappte es dann.

Tja, was soll ich sagen? Der Vorwurf der Majestätsbeleidigung fällt auf den zurück, der ihn ausspricht. Denn in der Demokratie sind alle Ämter nur verliehen – auf Zeit verliehen. Wer keine Erfolge oder nur Misserfolge vorweisen kann, der muss abgewählt werden. So funktioniert Demokratie.

Ebenso kann es in einer demokratischen Partei keine Feinde geben. Es gibt nur Parteifreunde. Echte persönliche Freundschaft wird in Parteien übrigens nur begrenzt entstehen können. Dafür sind Parteien nicht da.  Parteien brauchen den innerparteilichen Wettbewerb um die besten Konzepte, die besten Köpfe, und, jawohl auch um die Macht. Warum denn nicht? Macht ist nichts grundsätzlich Böses.

Was wäre uns allen erspart geblieben, wenn man Kaiser Wilhelm II. hätte abwählen können! Trotz einiger guter Einsichten in jungen Jahren verrannte er sich in Großmachtspolitik, er nahm die Realität in den letzten Jahren offenkundig nicht mehr richtig wahr. Manche seiner späten Äußerungen zeigen Merkmale der Demenz, des offenkundigen Realitätsverlustes. Dann spätestens hätte man ihn aus der Öffentlichkeit entfernen müssen. Es war in der Monarchie nicht möglich. Deutschland trägt deshalb wesentliche Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Nein, nein, Majestätsbeleidigung liegt mir sehr fern. Ich bin Demokrat und respektiere es, wenn andere Staaten – wie etwa Schweden und das Vereinigte Königreich – an der Monarchie festhalten. Aber in Deutschland werde ich keine Erbhöfe, keine kleinen Königreiche hinnehmen. Das wäre Verfassungsbruch.

Wettbewerb gehört zu den Spielregeln. Und die Einhaltung dieser Spielregeln, die werde ich verlangen.

Also, Mensch, ärgere dich nicht, wenn jemand, ein unbeschriebenes Blatt, ein machtloser Niemand gegen den „König“ auf die Karte der Demokratie, der Einsicht setzt. Freue dich vielmehr!

Mir gefällt übrigens der Ausdruck „Wettbewerbskandidatur“ viel besser als der Ausdruck „Kampfkandidatur“. Ich verwende diesen Ausdruck in Anlehnung an den Begriff „Wettbewerbsdemokratie“, den ich einem brillanten Artikel Wolfgang Schäubles in der ZEIT entlehne.

CDU umdenken!

 Posted by at 14:26

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