Apr 032010
 

Sozialhilfe, die nicht an Bedingungen und nicht an Fristen geknüpft ist, führt zu einer „erlernten Hilflosigkeit“. Die Psychotherapeuten verwenden diesen Ausdruck, wenn der Patient es nicht schafft, sich aus den stützenden Korsetten einer Beziehung zu lösen. Typisch ist der Ehemann, der das Kochen und Waschen verlernt und deswegen an einer Beziehung festhält. Genauso scheint es mit den Sozialhilfeempfängern zu sein: Wer in Sozialhilfe hineingeboren wird, der läuft ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst erneut Sozialhilfeempfänger zu werden. Wie kann man diesen Zirkel durchbrechen? Manche sagen: durch noch mehr staatliche „Hilfe zur Selbsthilfe“.  Einige wenige sagen: durch planmäßiges Herunterfahren der Sozialhilfe nach festgelegten Fristen. Ich meine: Alle Hilfe sollte zielgenau und zeitgebunden sein. Insbesondere Integrationshilfen sollten stets unter Auflagen und unter Fristen gewährt werden.

Einen ganz ähnlichen Vorschlag wie dieses Blog unterbreitet Gunnnar Heinsohn in der FAZ vom 16. März. Er beschreibt, wie der linksliberale Präsident Bill Clinton einige sehr einschneidende Sozialreformen durchsetzte, neben denen sich unsere Hartz-IV-Reform wie ein flauschiges Wohlfühl-Programm ausnimmt.

Letztlich hat der Linksliberale Bill Clinton die entscheidende Wende eingeleitet. Ungeachtet aller „Rassismus“-Vorwürfe aus den eigenen Reihen setzte er zum 1. Januar 1997 die wichtigsten von Murrays Vorschlägen um. Clintons Reform beendete das seit 1935 geltende Recht auf lebenslange Sozialhilfe. An seine Stelle trat ein auf fünf Jahre begrenztes Recht auf Unterstützung bei tatkräftiger Hilfe nicht zu irgendeiner abstrakten Integration, sondern zum Übergang in Arbeit. Der Erfolg dieser Maßnahmen war durchschlagend: Bezogen vor der Reform 12,2 Millionen amerikanische Bürger Sozialhilfe, so waren es 2005 nur noch 4,5 Millionen. Die Frauen der Unterschicht betrieben nun Geburtenkontrolle. So sank die Zahl der „welfare mothers“ drastisch, ebenso die Kriminalität der Söhne dieses Milieus.Gastbeitrag zu Hartz IV: „Sozialhilfe auf fünf Jahre begrenzen“ – Hartz-IV-Debatte – Wirtschaft – FAZ.NET

 Posted by at 16:18

  3 Responses to “Mehr Geld vermehrt Armut”

  1. Nein, wir wollen keine US-Verhältnisse mit einer extrem hohen Gefängnispopulation schaffen. Danke, complexity, damit kann ich gut leben! Man sollte Probleme trennscharf analysieren. Das kann man ja bereits in Ihrem Namen lesen! Guter Beitrag, den Sie da bringen!

  2. Das ist genau diese soziale Brandstiftung, die – sollte das Szenario eintreten – massive Unruhen in Deutschland heraufbeschwört.

    Wo sind denn die ganzen Sozialfälle in den USA hin? Sie haben sich ja nicht in Luft aufgelöst. Sie beschaffen sich die Lebensgrundlage durch Einbrüche, Überfälle und Diebstähle. Zuletzt landen sie im Knast. Die Gefängnisindustrie in den USA blüht. Und sie kostet mehr als die abgeschaffte Sozialhilfe.

    Heinsohn betreibt Volksverhetzung. Er propagiert „Ordnung durch Chaos“ und möchte – wie Sarrazin – die Bevölkerungsschichten und Migranten aufeinander los gehen lassen. Im Ergebnis will er den Gefängnisstaat.

    Siehe dazu: http://blog.ripuli.de/?page_id=33

  3. Eigentlich sollte ich jetzt ein Kommentar schreiben. Aber mich nerven einfach nur solche diskriminierenden Ansichten, die FEHLEINSCHÄTZUNGEN beruhen – nachgewiesenermaßen.

    Einfach mal das lesen ..
    http://www.hartz4-im-netz.de/PagEd-index-page_id-181.html

    Oder diesen Kommentar über die sog. soziale Hängematte
    http://www.hartz4-im-netz.de/PagEd-index-page_id-131.html

    Und hier findet man, woher diese Faulheitsdebatten kommen …
    http://www.hartz4-im-netz.de/PagEd-index-page_id-185.html

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