Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ ist wirklich ein großangelegter Wurf, ein kühner Versuch „die Welt zu erklären“, den Sozialstaat zu begreifen und eine Art Besinnung auf das, was Europa ausmacht, zu unternehmen. Vieles, was er schreibt, entspricht genau dem, was auch ich als Ergebnis meiner eigenen Erlebnisse in Kreuzberg herausgefunden und in diesem Blog niedergelegt habe – nachweislich ohne von Sarrazin beeinflusst zu sein, denn das Buch ist erst in diesen Tagen herausgekommen.
Ich würde „Deutschland schafft sich ab“ in eine Reihe mit Büchern wie „Die Aufsteigerrepublik“ Armin Laschets, „Mein Abschied vom Himmel“ Hamed Abdel-Samads oder auch Jacques Attalis „Tous ruinés dans dix ans?“ stellen. Allen diesen Autoren ist gemein, dass sie sich weit über den engen Horizont eines Berufes hinauswagen. Kleinere Versehen mögen ihnen ebenso unterlaufen sein wie eine gewisse Gewaltsamkeit der Analyse. Aber auch eine gewaltsame Analyse kann Plausibilität und Richtigkeit beanspruchen.
Die Sarrazin-Kritiker der ersten Nacht haben das Buch offenkundig nicht gelesen oder nur höchst unvollständig zur Kenntnis genommen. Sie haben mit einer unstillbaren Gier die anstößigen „Stellen“ herausgelesen, mithilfe derer sie dann den Autor mit einer nur noch pornographisch zu nennenden Wucht in die Pfanne gehauen haben.
Ein abstoßendes Sündenbock-Ritual war dies.
Das Scherbengericht, das Teile der deutschen Politik und große Teile der Presse über ihn persönlich veranstaltet haben, bot ein unwürdiges, hämisches Schauspiel. Hier hat sich eine ganze politische Klasse selbst zerlegt und an Glaubwürdigkeit verloren. Lasst es uns Circus Sarrazini nennen. Von einer echten Befassung mit Sarrazins Argumenten konnte bisher nicht ansatzweise die Rede sein. Der Wähler wird sich daran erinnern. Nach meinen eigenen Erhebungen stimmen 60-70% der Kreuzberger Bevölkerung den wesentlichen Befunden Sarrazins zu.
Die „politische Klasse“ wird sich jetzt erst einmal über das Buch zu beugen haben. „Macht eure Hausaufgaben.“ Danach sollte das Eingeständnis eigener Fehler bei uns allen folgen. Anschließend sollten sich alle überlegen, was sie Sarrazin erwidern können.
Die Grundtendenz des Buches gibt das Grundgefühl der deutschen, russischen, italienischen, polnischen, französischen und sonstigen Ethnien, zwischen denen ich mich bewege, zutreffend wieder. Darüber hinaus dürfte es den Lehrerinnen und Lehrern, den Erzieherinnen und Erziehern in weiten Strecken aus der Seele gesprochen sein.
Wir fühlen uns an Kreuzbergs staatlichen Grundschulen als Fremde im eigenen Land, als Randständige im Land der gefestigten neuen muslimischen Mehrheiten, die uns verdrängt haben und weiter verdrängen werden.
Der einzige Fluchtweg, den immer mehr Eltern ergreifen, ist das Weggehen auf Privatschulen. So wie wir es gemacht haben. Wir erziehen unseren Sohn nunmehr zu einem guten Russen und guten Europäer. Die Kosten finanzieller und sonstiger Art sind hoch. Die enormen Gefahren, die dies insgesamt für die Gesellschaft in sich birgt, hat Sarrazin auf S. 247 seines Buches treffend analysiert.
Und das alles geschieht mitten in Deutschland – 2 km vom Bundestag entfernt.
2 Responses to “Das ist ein ganz anderes Buch als bisher kolportiert wurde”
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Und wie das schon zu vermuten war, Sarrazin ist noch bei der Bundesbank in Amt und Würden. Was hat die Merkel denn alles vom Stapel gelassen. Heisse Luft und nichts als heisse Luft. Meine These ist und bleibt, dass Sarrazin Vorstand bei der Bundesbank bleibt und in ein paar Wochen kein Hahn mehr nach seinem Buch kräht. Natülich werden die Verkaufszahlen seines Buches steigen (ob das die Kritiker wollten?).