„Wir haben jetzt auch einen deutschlandweit bekannten Schriftsteller“, berichtete mir vorige Woche eine Frau aus der bayerisch-schwäbischen Hauptstadt stolz: Georg Klein. Ich sofort zum Anagramm am Mehringdamm, das neueste Buch geholt.
In der Tat. Der Mann verdient Ruf und Ruhm. Ich beschaffte mir seinen neuesten Erzählungsband, welcher im Titel bereits die verquere Mischung aus Altväterlich-Bekanntem und Messerscharf-Schlussfolgerndem birgt, die dann das gesamte Buch durchzieht, so dass man als Leser zwischen Stirnkrauslegen, versonnenem Glucksen und lautem Auflachen hin- und hergeschaukelt wird.
Man rätsle etwa an folgendem Satzknöchelchen herum:
Ein Netzwerk von deutschen Auslandskulturinstituten, benannt nach einem mittlerweile wohl längst vergessenen Dichterfürsten, half mir weiter.
Wer könnte damit gemeint sein? Vielleicht Bert Brecht, der ja ebenfalls aus der Hauptstadt jenes merkwürdig-zwittrigen Hybridgebildes besteht, welches 1806 durch Napoleon dem neuen Königreich Bayern zugeschlagen ward?
Oder auch die folgende, hingestichelte Kennzeichnung des Sozialistischen Realismus:
Weitwinklig aufgenommene Ernteszenen, in denen Mähdrescher, grazil wie Gottesanbeterinnen, über weiß schimmernde Roggenfelder in eine untergehende Sonne hineinfahren.
Quellenangabe:
Georg Klein: Die Logik der Süße. Erzählungen. Erste Auflage September 2010. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 238 Seiten, 18,95. Hier: S. 106, S. 87
Bild: Die Havemanstraße in Berlin-Marzahn, wie gestern erfahren.
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