Ich rate zur Vorsicht bei allen Bekenntnissen zur Fernstenliebe! Ich hege Zweifel gegenüber all jenen, die Forderungen an andere, an den Staat, an die Politik erheben, ohne sich selbst als Person zuerst und vorrangig in die Pflicht zu nehmen. Bekenntnisse nützen nichts, wenn sie nicht mit der nachprüfbaren Selbst-in-Dienst-Stellung verbunden sind. Das gilt gerade für Bekenntnisse zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz. Man zeige mir doch bitte an einer sichtbaren Handlung, dass man es ernst meint, statt kostspielige Programme und Projekte aufzulegen, deren Finanzierbarkeit in den Sternen der Fernstenliebe steht. So zeigt sich beispielsweise, dass die staatlichen Pflicht-Programme zur energetischen Gebäudesanierung ebenso wie die Subventionierung der Elektro-PKW zunächst einmal einen kräftigen Verteuerungseffekt für die öffentlichen und die privaten Haushalte haben, ohne dass ein Klimaschutzeffekt sofort einträte. Sie steigern jedoch das Bruttoinlandsprodukt und haben insofern eine volkwirtschaftlich erwünschte, wachstumsfördernde Wirkung.
Umgekehrt gilt: Das Umsteigen vom PKW auf das mit Muskelkraft betriebene Fahrrad führt nachweislich zu einem sofortigen Umweltschutz- und Klimaeffekt, verlangt aber dem Einzelnen etwas ab, insbesondere den Verzicht auf Annehmlichkeiten des Alltags. Massives Umsteigen vom PKW auf ÖPNV und Fahrrad kann zwar zu einem Rückgang der Verschuldung, zugleich aber auch zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung eines Landes führen und ist insofern unerwünscht.
Nachhaltigkeit erstreckt sich nicht nur auf die Nachwelt, sondern zunächst und zumeist auf den Umgang mit dem eigenen Leib und mit der Mitwelt. Nachhaltigkeit strebt stets neben der Ressourcenschonung und dem Klimaschutz die leibliche Gesundheit der eigenen Person und das Wohlergehen des begegnenden Nächsten an.
All jenen, die da glauben, durch Programme, Planvorgaben, Absichtserklärungen und wohl gar weit in die Zukunft reichenden Soll-Zahlen etwas zugunsten der zukünftigen Generationen zu bewirken, rufe ich zu:
Mensch, lebe nachhaltig! Sei selbst das Rad, das Nachhaltigkeit bewirkt.
Einer meiner wichtigen Lehrer, der heute bei meinen Deutschen fast schon in Vergessenheit geratene Breslauer Johannes Scheffel, drückte diesen Gedanken so aus:
37. Die Unruh kombt von dir.
Nichts ist das dich bewegt/du selber bist das Rad/
Das aus sich selbsten laufft/und keine Ruhe hat.
Quelle:
Johannis Angeli Silesij
Cherubinischer Wandersmann [
]
Glatz / auß Neu auffgerichter Buchdruckerey Ignatij Schubarchi Anno 1675, Seite 39.
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