Apr 272013
 

Das Label Silvio Meier hat kaum noch etwas mit meinem ermordeten Freund zu tun.

So schreibt Dirk Moldt, ein Freund des Erstochenen, in der taz. In der Tat, Moldt hat recht. Silvio Meier, der kämpferische Unerschrockene,  hätte dergleichen ersatzreligiösen Opferkult vermutlich empört zurückgewiesen, wie er ihm nun wider Willen widerfährt. Die Umbennung der Gabelsbergerstraße in Silvio-Meier-Straße ist wirklich autozelebratorische Symbolpolitik vom Allerfeinsten. Man könnte auch sagen: Sie ist ein klarer Triumph der Anti-Hitler-Koalition, ein Sieg des ritualisierten Opfergedenkens im grünroten Friedrichshain-Kreuzberg, einer bundesweit bestens ausgewiesenen Hochburg der politisch maskierten, politisch grundierten Gewalt. Friedrichshain-Kreuzberg ist wirklich ein Saatbeet der zum Rechtsbruch geneigten politischen Extremismen. 

Zugleich ist die Straßenumbenennung eine Legitimation für die Fortsetzung des – mitunter gewaltsamen – nachgeholten antifaschistischen Kampfes gegen Mussolini, Hitler, Franco und Metaxas. Was die Deutschen in Deutschland – im Gegensatz etwa zu den Polen – zu Lebzeiten Mussolinis, Lenins, Hitlers, Lenins, Stalins, Maos, Metaxas‘, Francos, also zu Lebzeiten der „großen“ Diktatoren  nicht zustande brachten, nämlich eine breit aufgestellte, organisierte Widerstandsbewegung gegen die italienischen Faschisten, deutschen und österreichischen Nationalsozialisten, Rassisten, Hitleristen, Stalinisten, Nationalkommunisten, Bolschewisten … e tutti quanti im eigenen Lande, das holen die Antifaschisten der neuesten Stunde nunmehr nach. Sie alle, die Hitlergegner, die ein paar Jahrzehnte nach Hitler kommen, setzen sich mit der Silvio-Meier-Straße ein Denkmal der eigenen Großartigkeit.

Man darf darauf warten, wann in Kreuzberg auch einer der zahlreichen in den letzten Jahren praktisch vor unseren Augen ermordeten türkischen Kreuzberger Frauen erstmals durch Straßenumbenennungen gedacht wird. Der von der BVV geforderten Frauenquote im Friedrichshain-Kreuzberger Straßenland täte es gut!

Der von mehreren Zeugen eindeutig identifizierte Mörder der Klientin von Seyran Ateş lebt oder lebte nach seinem Freispruch angeblich unbehelligt im schnuckeligen Kreuzberg. Der Mord geschah in Kreuzberg, hier um die Ecke am U-Bahnhof Möckernstraße.  Und einige andere Morde an türkischen Frauen, von denen niemand etwas wissen will, ebenfalls.

via Straße für Silvio Meier: Das Leben toter Helden – taz.de.

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