Nov 152013
 
Und wieder einmal lese ich im Fluge einige Bücher von „westeuropäischen“ Historikern und Politologen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Benelux  durch, überfliege die Kommentare der meinungsbildenden Blätter aus den „Gründerstaaten Europas“  („paesi fondatori dell’Europa“), wie sich sich falsch und hoffärtig nennen. Dann entringt sich mir ein Seufzer:
Der Osten Europas, also der Teil, der zum „Warschauer Pakt“ gehörte, kommt leider in der deutschen und westeuropäischen politischen Debatte der EU fast nicht vor. Es fehlt allenthalben an Kenntnissen, auch an Sprachkenntnissen, es fehlt an echter Anteilnahme. Die alten EU-LÄnder (DE, FR, IT, BENELUX) suppen und köcheln auf narzisstische Weise im eigenen Saft. Muss ich so hart sagen! Das ist mein Eindruck, den ich sehr gern aus beliebigen Veröffentlichungen aus der akademischen und politischen Welt der stolzen „Gründerstaaten Europas“ bereit zu belegen bin. Deutschland, Frankreich, Italien, die Benelux-Staaten haben sich geistig bis heute nicht in den europäischen „Osten“ geöffnet. Von einem der größten weltgeschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts mit bis heute spürbaren Folgen, der kommunistischen Revolution des Jahres 1917 in Russland, schwebt nur noch eine vage Erinnerung in den Köpfen. 
Dabei war es z.B. Polen, das – vor Frankreich! – als erstes europäisches Land überhaupt eine im heutigen Sinn demokratische Verfassung annahm! Dies geschah am 3. Mai 1791. Und wie oft spricht man von der „Westbindung“ der Bundesrepublik, als lauerte im Osten nur Unheil.
Immer nur mit starrem Blick aufs Geld,  EU? So kann die EU keine Zukunft gestalten. So darf es nicht weitergehen.
 Posted by at 18:38

Sorry, the comment form is closed at this time.