Mühle laß die Arme still! Hinter dem Dreieck aus Gleisen, dort auf dem Gelände des weithin in Reiseführern genannten „Museums des Verkehrs und der Technik“, hinter dem Zaun halten die beiden Reisenden inne. Eine alte Bockwindmühle harrt dort aus. Wetterfest, trotzig, breitet sie ihre stillgestellten Arme in einen winterlichen Himmel. Frage: Woher kamen die beiden Reisenden? Antwort: Die beiden Reisenden kamen aus einem Dorf in der Magdeburger Börde. Jahrhundertelang angewehte Lößböden brachten Zentner um Zentner an Weizen hervor. Die Börde sicherte Rang und Ruhm der alten, von den Söldnern so grausam geplünderten Stadt, der
„hochgeragten zierde unseres lieben Elbe-fluszes
darauf der boese Feind den Abdruk liesz des Fuszes“,
wie sie der heute weithin vergessene, aus dem Anhaltinischen Krummeneich stammende Dichter Johann Gottfried Klotzsche [* 16.02.1680 (?) Krummeneich – +Kleinherlatiz/Böhmen 28.06.1759] nannte.
Und aus der Magdeburger Börde stammt auch diese alte Bockwindmühle. Nur knapp zwei Stunden, genauer gesagt: 1 Stunde und 53 Minuten, brauchte der Zug von der Hauptstadt Sachsen-Anhalts hierher in die Hauptstadt der ganzen Republik. Nach Berlin. Der Aufbruch geschah aus einem rasch gefassten Entschluss heraus, kaum, dass in einem Bistro in der Nähe des Magdeburger Bahnhofes die erste Tasse Lavazza-Caffelatte hinabgestürzt worden war.
Was wartet auf die beiden Reisenden, die nur einen Tag lang hier in Berlin bleiben werden? Die Zeit ist kurz. Wohin werden die Arme der Mühle ihnen den Weg weisen?
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