Dienstliches zwang mich heute, vor Tagesanbruch loszufahren. Ich schwang mich aufs Radl und nahm den Weg von Schöneberg durch den Park am Gleisdreieck. Noch war der erste Sonnenstrahl nicht hervorgebrochen. Ein Tier raschelte unerkannt davon, dumpfe Feuchtigkeit lag lastend auf Laub, Bank und Stein. Und mitten hindurch – ein freier Mensch, das Rad des eigenen Willens steuernd, das Ich, einsam, und folglich ganz bei sich.
Schon gestern war von den Meteorologen angekündigt worden: dies wird der letzte heiße Sommertag des Jahres.
Wie sehnsüchtig erwarteten die Menschen im Altertum früher den ersten Strahl des Tages. Wie dankbar rühmten und priesen sie das Hervorbrechen des Lichtes! Fanfaren erklangen, Haydn und Beethoven wählten stets lautes Blech und vorzeichenloses C-dur, um diesen Schöpfungs-Augenblick hervorbrechen zu lassen. Himmelstore knarrten prasselnd, Phöbus Räder rollten rasselnd, Propheten und Weissager bezogen sich auf den Moment, ehe die Perlenkette des Lichtes zuerst aufschimmerte. Das Fasten beginnt in genau diesem Augenblick im Monat des Fastens. Der freie Wille ergibt sich damit dem Hervortreten eines Größeren. Der freie Wille, das aus sich rollende Rad, erkennt, dass er aus einem größeren Willen entspringt, und er dankt und preist.
Als ich am Hoftor des Dienstgebers anlangte und den elektrischen Summer drückte, umgab uns schon der Dämmerschein des letzten Sommermorgens in diesem Jahr. Und dieser Tag, der letzte große heiße Tag dieses sehr großen Sommers, erhob beschwingt die Flügel.
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