Sep 192015
 

Immer wieder bemerke ich bei meinen Begegnungen mit geflüchteten Menschen, dass es unter den vielen Flüchtlingen gerade die  jungen Männer sind, die den Weg zu uns nach Deutschland schaffen. Auch die amtlichen Statistiken belegen dies, wenngleich die liebevollen Medien natürlich liebend gern Kinderfotos (auch schon mal von einem toten Kind, das wirkt besonders stark) und Familienfotos zeigen – das wirkt halt einfach besser. Die Masse der Flüchtlinge ist jedoch tatsächlich zweifellos männlich, jung und – relativ zum Herkunftsland gesehen – wohlhabend.

Darüber hinaus sind es wie gesagt die besser Gestellten, die relativ gesehen Reicheren, die sich durchsetzen. Die Alten, Schwachen, Armen und Kranken, die Frauen sind unter den Flüchtlingen deutlich in der Minderzahl. Aus einem Berliner Flüchtlingsheim erfahre ich beispielsweise, dass 3 afghanische Mädchen zunächst einmal zusammen mit 57 jungen afghanischen Männern zusammen untergebracht wurden, ehe sie dann einzeln von Familien aufgenommen wurden. Es ist klar, dass die Männer wie zuhause auch den Frauen vorschreiben wollen, wie sie sich zu benehmen haben, dass sie den Schleier zu tragen haben usw. usw.   Die Mädchen hoffen hier auf ein freies, selbstbestimmtes Leben und werden hier von den alten Clan- und Stammesstrukturen aufgenommen, die sich wunderbar in den staatlichen Hilfesystemen etablieren können. So geschieht dies seit vielen vielen Jahren. – Ein selbstbestimmtes Leben der Frauen wird aber nur möglich sein, wenn  sich eine deutsche hier beheimatete Familie außerhalb der afghanischen Volksgruppe ihrer annimmt und konsequent den Alltag der Mädchen stützt und begleitet.
Die Flüchtlinge reisen grundsätzlich in ihren Volksgruppen, sie kommen nicht als einzelne an, sondern als Kollektiv, das hier in Deutschland dank staatlicher Hilfe das gewohnte Leben mit den herkömmlichen Normen nahezu ungestört über die Landesgrenzen hinweg fortführt. Dies gilt insbesondere für  Kurden,  Afghanen und  Palästinenser.  Ein „Ausbrechen“ oder „Aussteigen“ aus den traditionellen patriarchalischen Verhältnissen ist für die Frauen in manchen Flüchtlingsgruppen grundsätzlich fast unmöglich, zumal ja die Männer deutlich die Mehrzahl stellen. Oft bleibt dann den Frauen nur die Annahme einer neuen Identität und das Umziehen in eine neue Stadt.
Hilft es da, wenn man von Staats wegen unter den jungen Männern das Grundgesetz auf Hoch-Arabisch verteilt, wie es Ayman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland vorschlägt? Ich meine, das könnte allenfalls ein Mosaikstein sein. Wichtiger ist jedoch das konkrete Handeln und Helfen. Das können nur einzelne Menschen bewirken. Der Staat allein schafft dies nie und nimmer.
 Posted by at 19:25

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