Ein großartiger Aufenthalt in Südtirol klingt aus und singt nach! Die vielen Begegnungen mit wunderbaren Menschen, mit der Welt der Berge, das Eintauchen in die ganz eigenen Klänge, Düfte und Belichtungen in dem Land an Etsch und Rienz begeisterte mich nachhaltig.
Am Ritten oberhalb von Bozen, genau an dem Ort, wo 1911 Sigmund Freud für seine Familie einen Ort zur langwöchigen Sommerfrische erkundet hatte, dort übte ich mich spielerisch in der Kunst der „Perkussion und Auskultation“, also des diagnostischen Klopfens und Lauschens. Freilich nicht am Körper des Kranken, wie das die Lungenärzte zu Zeiten eines Karl Kraus oder Sigmund Freud wohl taten, sondern an kräftig und widerständig und frei in die Höhe gewachsenen, ca. 80-jährigen Bergfichten.
Genau in dieser Höhe, also etwas oberhalb von 1000 m fanden die alten Meister in Nord- und Südtirol, im Trentino und im Böhmerwald ihre besten Klanghölzer für die Violine. Und die Unterschiede beim Anschlagen der Stämme waren beträchtlich! Von Stelle zu Stelle, von Baum zu Baum klingt es und singt es anders in den Stämmen.
Mancher Baum ist stumm und stumpf. Andere, hart daneben aufstrebend, sind klingend, sie bringen etwas mit, sie haben eine „Eigenresonanz“. Diese taugen dann als bestes Klangholz für Streichinstrumente.
Vgl. hierzu:
Walter Kolneder: Das Buch der Violine. Bau, Geschichte, Spiel, Pädagogik, Komposition. Atlantis Musikbuch-Verlag Zürich, 5. Aufl. 1993, bsd. S. 23
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