Mrz 302017
 

Stumm verharrte am Nachmittag ein Kind vor diesem Standbild.

„Weißt du auch, wer dieser Mann ist?“, fragte ich das Kind.

„Ja, ich weiß es, weil meine Mama es mir immer erzählt“, antwortete mir das Mädchen, das mit seiner Mutter in den Garten gekommen war.

„Das ist schön. Ihr kommt öfter hierher, um Comenius zu besuchen?“

„Ja. Aber warum steht dieser Mann da“, fragte das Kind zurück.

„Er steht einfach da. Vielleicht wartet er auf Dich. Er ist einfach da. Er möchte den Kindern etwas erzählen. Er möchte euch etwas zeigen.“

„Und er ist einfach da.“

 

Ein kleiner Dialog, der sich so tatsächlich vor zwei Wochen zwischen mir und einem etwa 5-jährigen Mädchen während einer Probenpause der Neuköllner Serenade entspann! Im Garten schlummerten schon die Keime des Frühlings. Über dem Tempelhofer Feld brauten sich Regenstürme zusammen, der sausende brausende Sturm der Zeit, das Messer der Ewigkeit, wie es Silvia Hauer gleich danach so bezwingend in den Worten Mathilde Wesendoncks besingen sollte!

Comenius, eine starke europäische Erzieherfigur, verkörperte in seinem Garten in Böhmisch Rixdorf tatsächlich etwas Bleibendes, etwas ruhig Zuwartendes. Ich finde, er versinnbildlicht eine gelingende Beziehung zum Kind, das hinausschreitet in die Welt außerhalb des Gartens der Rixdorfer Kindheit.  Die Statue scheint zu sagen: „Welchen Weg wählst du, Kind? Wohin auch immer du gehst, ich bleibe da. Du kannst jederzeit zurückkehren. Hier bin ich. Ich lasse dich nicht allein. Ich warte mit offenen Armen. Ich bin da.“

Der Berliner Familientherapeut Christoph Klein fasst diese gelingende Haltung der Beziehung zum Kind mit folgenden Worten im Anschluss an ein Buch von Haim Omer und Philip Streit mit diesen Worten zusammen:

Es geht darum, wie Eltern gerade dann an der Seite ihre Kinder bleiben, Verantwortung und Führung übernehmen, wenn diese Orientierung, Halt und Sicherheit brauchen und wenn die elterliche Botschaft wichtig ist: „Wir sind da, wir bleiben da. Wir lassen Dich nicht allein und handeln, weil Du uns wichtig bist.“

 

Zitatnachweis:

Christoph Klein. Rezension vom 05.04.2017 zu: Haim Omer, Philip Streit: Neue Autorität. Das Geheimnis starker Eltern. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2016. ISBN 978-3-525-49158-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, http://www.socialnet.de/rezensionen/21995.php, Datum des Zugriffs 30.03.2017.

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