Kaum beachtet, meist verwechselt, schwer zu benennen, schwer zu erkennen: die Echte Mehlbeere. Wer achtet ihrer? Wer kann sie von einer Holz-Birne oder einer Echten Mispel sicher unterscheiden? Du, der Du dies liest? Ihr dort draußen? Ich nicht!
Wie dem auch sei – es gibt bei uns in der Schöneberger Heimat nicht nur die Robinie, die Weide, die Esche, die Kastanie, die Buche, sondern eben auch sie: die Echte Mehlbeere. Wie tüchtig ist sie doch! Wie klug schützt sie sich vor dem Klimawandel! Denn ihr Haarfilz auf den Blättern setzt die Verdunstung herab und ermöglicht es dem Baum, auch in sandiger Ödnis zu wachsen. Das ist wichtig, ja vorbildlich in Zeiten der Erderwärmung!
Mein gutes, kenntnisreiches Biologen-Ehepaar schreibt: „Die mehlig-weichen, fad schmeckenden Früchte, sind zwar essbar, eignen sich aber nur als Notnahrung. Getrocknet und vermahlen mischte man sie früher unter das Mehl, um Brot zu backen. Auch für die Gewinnung von Essig lassen sie sich verwenden.“
Mir kam ein Wandersang in den Sinn:
O ihr essigsauren Früchte, ich schätze euch sehr! Mir sollt ihr in Zeiten der Not willkommen sein! Wieviele hungrigen Mägen sättigtet ihr schon? Wie oft stilltet ihr das Geschrei der unmündigen Kindlein? Dein unten silberweiß behaartes Blatt, Aria, nötigt mir Ehrfurcht und Scheu ab wie das spärliche aschene Haar meiner Urgroßmutter Shulamith. Sei mir gepriesen, Sorbus aria, sei mir gelobt und sei mir gesegnet, du echte, trutzige, nährende Beere! Andere starben, du lebst und wirst leben!
Bild: Echte Mehlbeere, Sorbus aria im Schöneberger Natur-Park Südgelände. 28.09.2017
Zitat:
Echte Mehlbeere. Sorbus aria (Rosengewächse), in: Margot und Roland Spohn: Welcher Baum ist das? Kosmos Naturführer, Stuttgart 2014, S. 111
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