Jun 102020
 
Einige ganz junge und einige ältere Geiger und weitere Streicher spielen zusammen – ferne der technischen Perfektion, dem Göttlich-Schönen sich annähernd. Kirche St. Bonifatius, Kreuzberg, Mai 2013

Am 8. Juni habe ich die Antwort auf diese Frage des Tages gefunden im gedruckten Tagesspiegel auf S. 19! So ein bewegendes, tolles, kluges Interview mit dem Konzertmeister der Berliner Philharmoniker! Bin baff, fast den Tränen nahe, dass der Journalistin Christina Rietz und dem Geiger Daniel Stabrawa dies gelungen ist! Außergewöhnlich gut dieser persönliche Ton, auch diese ungeschminkten Wahrheiten über den Perfektionswahn des heutigen Klassikbetriebes. Höchst beachtlich!

Aber lest diesen kleinen Ausschnitt aus dem Interview:

Rietz: Wie hat sich das Violinspiel verändert? Es wird beklagt, dass es heute technische Brillanz gebe, aber keine Romantik mehr.
Stabrawa: Die Schuld muss man den Medien zuschieben. Aufnahmen, die im Studio manipuliert worden sind, setzen heute den klanglichen Standard. Alles klingt perfekt. Und all die jungen Geiger wollen dann auch so klingen.

Rietz: Was ist schlecht an technischer Perfektion?
Stabrawa: Unter technischer Perfektion leidet die Schönheit des Instruments, ja die Schönheit der Kunst. Sie besteht darin, kleine, unvorhersehbare Fehler zu machen, Abweichungen von der Norm. Wir sehen ein Quadrat, aber kein perfektes, das ist schön. 

Wenn heute ein Solist auf die Bühne kommt, erwartet man von ihm, dass er spielt wie auf einer CD. Die allerwenigsten können beides, Emotion und Perfektion. 

https://www.tagesspiegel.de/kultur/konzertmeister-der-berliner-philharmoniker-zusammen-sind-wir-ein-koerper/25894880.html?fbclid=IwAR1pVnTdl6P6aIz97i3Zj_0YEG5rvwVoxzl8TAqTy4WbEswKFY1QTLPEjcY

 Posted by at 21:50

 Leave a Reply

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

(required)

(required)