Jun 242021
 

αὕτη οὖν ἡ χαρὰ ἡ ἐμὴ πεπλήρωται – „Ora la mia gioia è completa.“

Das Gesicht des Täufers wird häufig zerfurcht von Sorgenfalten dargestellt, so etwa in dem Doppelporträt der beiden Johanneis, wie es Sandro di Mariano uns in seinem „Bardi-Altar“ geschenkt hat. Auch mir wird immer wieder vorgehalten, ich zeigte anlasslos zu viel Bekümmernis beim Reden, Denken, Spielen und Singen. Dabei verdanke ich Johannes dem Täufer – meinem Namenspatron – besonders bewegende Ausdrücke der Freude, der Zuversicht, der Erfüllung, der Daseinsfreude! So etwa den obigen, hier griechisch und italienisch wiedergegebenen Ausruf, überliefert vom Evangelisten Johannes (3,29). Der heutige Geburtstag Johannes des Täufers bietet mir Anlass, mit einem meiner Namensbrüder in Zwiesprache zu treten.

Heute rufe ich somit an meinen Namensvetter Giovanni Battista Pergolesi. In seiner Oper La serva padrona hat er einen der bezauberndsten Hymnen an die Freude komponiert. Das ist nicht weltumspannend wie in Schillers Hymne an die Freude, sondern inniges Zweisein, tief aus dem Inneren quellende Freude, mit Lust, mit Vorlust getönt, mit Vorfreude, aber auch mit der Überwindung von Zweifeln, von Schwanken zwischen Ja und Nein, zwischen Oben und Unten, zwischen „Ich will“ und „Ich will nicht“. Freude im Hier und im Jetzt, im Ich und im Du!

In den Worten Gennarantonio Federicos, der seinem Giovanni Battista diesen Juchzer an die Freude in seine Komponistenfeder dichtete:

UBERTO E SERPINA.
Caro. Gioia. Oh Dio!
Ben te lo puoi pensar.

Man höre sich einmal dieses Duett des immer so grummeligen Uberto und der immer so spitzbübischen Serpina an.

Nein: Man höre es nicht an – man singe es!

Und so kehrt am Abend des Geburtstages des Täufers auf die Züge des immer grummeligen, immer sorgenzerfurchten Gesichtes zu guter letzt ein freudiges Lächeln.

Quellen:

Sandro di Mariano: Thronende Maria mit Kind und Heiligen („Bardi-Altar“). Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Giovanni Battista Pergolesi: La serva padrona. Due intermezzi. Libretto di Gennarantonio Federico. Riduzione per canto e pianoforte a cura Mario Parenti, Ricordi, Milano 2007, p. 46-52

Bild: Freudig aufsprießende Natur. Südgelände, Schöneberg, Juni 2021


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