Sep. 212009
 

Werde ich es heute noch schaffen ins taz-Café? Weiß nicht. Wäre interessant. Vielleicht wird ja die taz irgendwann zu einem investigativen Organ des Journalismus. Würde mich freuen. Leider kommen die deutschen Journalisten nicht in die Puschen. Alle Skandale werden durch die Justiz oder durch die politischen Gegner aufgedeckt. Beim Thema DDR und Stasi tut sich noch kaum was. Osteuropa: gleiches Bild. Was wissen wir über polnische, über ukrainische, über russische Geschichte? Von Türkei und Libanon ganz zu schweigen.

Die deutsche Presse ist allgemein viel zu stark parteipolitisch gebunden und einem Lager verhaftet.

bewegung.taz – Inga Wolfram: Verraten Sechs Freunde, ein Spitzel, mein Land und ein Traum
Ein bitterer Blick zurück auf ein untergegangenes Land, auf die DDR – und ein sensibles Portrait eines Freundeskreises, die in ihrem Land für einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ kämpfen wollten.Eine Geschichte über Jugend, Freundschaft und Verrat. Moderation: Jan Feddersen, taz-Redakteur

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„Wir haben mehr zu bieten“: Musik zur Politik

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Aug. 312009
 

Die unermüdliche Vera Lengsfeld organisiert und lädt ein zu einem besonderen Abend:

 

Mittwoch, 02.09.2009, 19.00 Uhr: Lesung. Die Soziologin Lena Kornyeyeva liest aus ihrem Buch „Putins Reich“, begleitend und anschließend: Konzert von und mit Irina Potapenko (Alt) und Lala Isakowa (Klavier). Zusammen bieten die beiden Lieder von Michail Glinka, Alexander Dargomyschski, Anton Rubinstein, Tschaikowskij, Rachmaninow, Rimskij-Korsakow dar. In russischer Sprache mit kurzer vorheriger deutscher Inhaltsangabe. Max und Moritz, Oranienstraße 162, Berlin, Kreuzberg.

 

Welches Russland-Bild scheint da durch? Ich habe mich ja immer wieder mit diesem großen, beeindruckenden Land befasst, das mir in den letzten Jahren so sehr ans Herz gewachsen ist – so sehr, dass ich eine Tochter dieses großen Landes heiratete – oder war es eher umgekehrt, nämlich so, dass ich eine Tochter dieses großen Landes heiratete und mir das Land dann ans Herz wuchs?  Egal, wo Herz zum Herzen findt … ich gehe übermorgen hin, in das lustige Alt-Berliner Restaurant, in das Max & Moritz. In der Oranienstraße, nicht weit von der Roten Harfe, wo Rot und Rot zusammenfindt …  Ihr könnt auch kommen! Der Eintritt ist frei!

 

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Mai 182009
 

 Yussuf – so heißt ein Mitschüler meines Sohnes. In Yussuf benannte sich auch Cat Stevens nach seinem Übertritt zum Islam um. Würdet ihr glauben, dass dieser Yussuf kein anderer ist als der Joseph aus dem 1. Buch Mose, das Juden wie Christen gemein ist?

Diesem Joseph oder Yussuf begegnete ich gestern beim Spazierengehen in Würzburg. Ihr seht ihn dort oben. Es war ein herrlich leichter, hingezauberter Abend. Die alte Mainbrücke zu überschreiten, den Blick der ruhig vertäuten Kähne zu genießen und ein paar Worte unter Freunden zu wechseln, das war für mich gestern ein schöner Augenblick.

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So wie Navid Kermani oder Necla Kelek uns einen neuen Blick auf das Kreuz lehren können, so vermag es Goethe, die Eigenart des Islam genauso hervortreten zu lassen wie auch sein Strenges und Hartes. Ähnlich wie Kermani gelingt es ihm, in Anziehung und Abstoßung des Eigene und das Fremde geradezu sinnlich spürbar werden zulassen.

Goethe schreibt in seinen Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des West-östlichen Divans in dem Mahomet benannten Kapitel:

Nähere Bestimmung des Gebotenen und Verbotenen, fabelhafte Geschichten jüdischer und christlicher Religion, Amplificationen aller Art, gränzenlose Tautologien und Wiederholungen  bilden den Körper dieses heiligen Buches, das uns, so oft wir auch daran gehen, immer von Neuem anwidert, dann aber anzieht, in Erstaunen setzt und am Ende Verehrung abnöthigt.

Eine der wenigen im echten Sinne erzählenden Suren ist die Sure 12. Sie ist ganz dem Josef (ungarisch: Joschka, arabisch: Yusuf, bairisch: Sepp) gewidmet. Goethe rühmt an der koranischen Umarbeitung der biblischen Josefsgeschichte, sie sei bewundernswürdig.  Die Überlieferungen des Alten Testaments beruhen – so Goethe – „auf einem unbedingten Glauben an Gott, einem unwandelbaren Gehorsam und also gleichfalls auf einem Islam“.

So wie Kermanis Bildmeditationen das beste sind, was ich seit einigen Monaten über das Christentum gelesen habe, so stellen Goethes Meditationen über Mahomet das beste dar, was ich seit vielen Wochen aus der Feder eines Nicht-Muslims über den Islam gelesen habe. Ohne flache Multi-Kulti-Versöhnlichkeit gelingt es Goethe, sich in Lebenswelt und Schriftsinn des Koran hineinzuversetzen, sich in ihn einzufühlen, ohne die eigene, abendländische Denkart preiszugeben.

Der Goethe des West-östlichen Divans ist DER große Anreger für uns in der Bundesrepublik Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts. Er muss gleichberechtigt an die Seite des bekannteren Goethe gestellt werden, der den Faust geschrieben hat!

Schließen wir diese kurze Abendandacht mit einem Zitat aus der 12. Sure, Vers 92-93. Sie kann uns zeigen, wie innig verschwistert Judentum, Christentum und Islam sind und bleiben. Denn alle drei Religionen erzählen in immer neuen Abwandlungen das spannungsreiche Thema der Entfremdung zwischen Vätern und Söhnen, zwischen Bruder und Bruder. Ob Cat „Yussuf“ Stevens, ob Josef „Joschka“ Fischer sich immer bewusst waren, welche Kraft in ihrem Namen lag? Ihrem hebräischen Namen, der bedeutet: ER fügt hinzu? Denn nachdem Josef von seinen Brüdern verraten und verkauft worden war und der Vater aus Gram und Kummer das Augenlicht verloren hat, führt er zuletzt die große Versöhnung herbei, indem er sein Hemd weggibt und hinzufügt und dabei seinen Brüdern sagt:

„Keine Schelte soll heute über euch kommen. Gott vergibt euch, Er ist ja der Barmherzigste der Barmherzigen. Nehmt dieses mein Hemd mit und legt es auf das Gesicht meines Vaters, dann wird er wieder sehen können.“

Das heißt: Die Versöhnung geht vom Sohn aus, nicht vom Vater. Heißt sie deshalb Ver-söhnung, also Wiederherstellung des Sohn-Seins? Etymologisch nicht, denn das Wort stammt von Sühne ab. Aber in einem tieferen Sinne stimmt dieses Brückenbild. Joseph oder Yussuf – sie stehen im Bilde gesprochen „auf der Brücke“, sie sind die großen Hinzufüger, die großen Schenkenden.

Versöhnung geht in der Josefsgeschichte von dem aus, dem Unrecht angetan wurde, nicht von den Tätern des Unrechts. Und die Versöhnung macht im vollen Umfang „sehend“.

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Quellen:

Goethes Sämmtliche Werke. Vollständige Ausgabe in zehn Bänden. Mit Einleitungen von Karl Goedeke. Erster Band. Stuttgart. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1885,  S. 555-557

Der Koran. Übersetzung von Adel Theodor Khoury. Unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah. Mit einem Geleitwort von Inamullah Khan. Gütersloher Verlagshaus, 4. Auflage, Gütersloh 2007, S. 185

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Tretet uns bei, o Brüder und Schwestern!

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Mai 122009
 

Als geliebte Brüder und Schwestern sprach der türkische Ministerpräsident immer wieder  seine Landsleute in seiner berühmten Kölner Rede im Februar 2008 an. Er vermittelte ihnen ein warmes Gefühl der Zugehörigkeit, ermunterte die 3 Millionen in Deutschland lebenden Landsleute, sich kraftvoll und geschlossen für die Interessen der türkischen Volksgruppe einzusetzen, an ihrer türkischen Identität getreulich festzuhalten und nicht das Verbrechen der Assimilation  zu begehen.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute unter dem Titel „Und ewig lockt die Heimat“ auf Seite 2 über den Rückgang der Einbürgerungszahlen:

Einbürgerung – Und ewig lockt die Heimat – Politik – sueddeutsche.de
Wer in diesen Tagen mit Beratern für Einbürgerungswillige spricht, bekommt immer wieder zwei Hinderungsgründe genannt: die Sprachanforderungen. Und die Pflicht für die meisten Bewerber, ihre alte Staatsangehörigkeit aufzugeben.

„Wenn man diese Punkte ändert, könnte sich die Zahl der Antragsteller verdoppeln oder verdreifachen“, sagt Ali Güngör, Einbürgerungsberater der Arbeiterwohlfahrt in Nürnberg. Gerade dass die Bewerber nun einen schriftlichen Deutschtest zu bestehen hätten, hält viele ab.

Zweimal hat der Gesetzgeber in den vergangenen zehn Jahren die Sprachanforderungen verschärft: zunächst mit dem neuen Staatsangehörigkeitsrecht aus dem Jahr 2000, das „ausreichende Deutschkenntnisse“ verlangte.

Während wir in diesem Blog immer wieder recht heftige Pfeile gegen die Finanz- und Wirtschaftspolitik der gegenwärtigen Bundesregierung abgeschossen haben, gibt es ein Feld, in dem ich weitgehend zufrieden mit der Bundesregierung bin: die Integrations- und Einbürgerungspolitik. Ich halte das bewusste Werben um Einbürgerung für goldrichtig, ich halte es ebenso für richtig, dass vor der Einbürgerung mindestens geringe deutsche Sprachkenntnisse und auch von den 18- bis 23-Jährigen durch Rückgabe der Nicht-EU-Staatsbürgerschaft eine Loyalitätsbekundung zu Deutschland erwartet wird.

Die Bundesrepublik Deutschland hat mithilfe ihres gut ausgebauten Sozialsystems eine zahlenmäßig starke Bevölkerungsgruppe herangezogen, die sich dieser Gesellschaft noch nicht wirklich zugehörig fühlt. Eine echte Parallelgesellschaft ist entstanden. Es ist angebracht, dass unser Staat als minimale Gegenleistung für den hohen Wohlstand, den jeder in Deutschland Lebende ohne zwingend vorgeschriebene Anstrengung genießt, eine kleine Gegenleistung, ein individuell zu erbringendes Bemühen um das eigene Glück einfordert.

In der Politik muss man auch mit Zahlen umgehen! Allen Unkenrufen der Linkspartei zum Trotz: Das Sozialsystem der Bundesrepublik wird auch weiterhin eine kaum geminderte  Anziehungskraft entfalten. Dies ergibt sich schon aus dem direkten Vergleich der Einkommensverhältnisse. So liegt das Pro-Kopf-Einkommen in der Türkei derzeit bei etwa 7.000 US-Dollar im Jahr. Im Falle der Langzeitarbeitslosigkeit und der Erwerbsunfähigkeit gibt es keine soziale Grundsicherung. Das heißt, wer seinen Lebensunterhalt nicht selbst verdienen kann, ist in der Türkei und in anderen Nicht-EU-Staaten nahezu vollständig auf die Unterstützung der Familie angewiesen.

In Deutschland beträgt das  Pro-Kopf-Einkommen etwa 34.000 Dollar/Jahr. Das durchschnittliche Brutto-Erwerbseinkommen beträgt etwa 24.000 Dollar/Jahr. Nun gilt als Faustregel: Die Langzeitarbeitslosen und Erwerbsunfähigen verfügen in unserem Sozialstaat etwa über die Hälfte eines Durchschnittseinkommens, also etwa 12.000 Dollar/Jahr. Für den Volkswirtschaftler ergibt sich also: Jeder Erwerbslose, der es geschafft hat, in die deutsche soziale Grundsicherung hineinzukommen, bezieht durchschittlich fast das doppelte Einkommen eines Erwerbstätigen in der Türkei. Warum soll man malochen in der Türkei, wenn es einem in Deutschland ohne Arbeit finanziell doppelt so gut geht, und zwar ökonomisch um so besser, je mehr Kinder da sind?

Für einen dauerhaft Erwerbslosen aus Ländern ohne soziale Grundsicherung wie etwa Russland, Libanon oder Türkei gibt es weiterhin keinen besseren Tipp als die Sozialsysteme in Deutschland oder einem anderen EU-Land. „Ich möchte Hartz IV werden“, dieser Satz eines türkischen Kindes ist keineswegs ironisch gemeint, sondern ergibt sich geradezu zwingend aus der ökonomischen Logik der Einkommenskluft zwischen Deutschland und den wichtigsten Herkunftsländern.

Immer wieder äußern Linke-Politiker die brennende Sorge, dass durch die demütigenden Hartz-IV-Gesetze Menschen in Not getrieben werden. Deshalb verlangt ja die Linke in ihrem am Wochenende verabschiedeten Wahlprogramm auch die sofortige Aufstockung der Regelsätze auf 500 Euro. Volkswirtschaftlich lässt sich die Sogwirkung, die sich durch eine Aufstockung der sozialen Grundsicherung ergibt, in einer zu erwartenden Zunahme der Zuwanderung von nicht qualifizierten Migranten ausdrücken.

Oh ihr lieben Linken: Besucht uns, geht zu den türkischen und arabischen Familien in Kreuzberg, Neukölln und Wedding! Schaut rein in die Kinderstuben der Nation, in die Grundschulen Kreuzbergs! Folgt nicht dem Ratschlag des Berliner Bürgermeisters Wowereit, der da sagte: „Ich würde meine Kinder auch nicht in eine Kreuzberger Schule schicken.“ Fragt diese seit langem bei uns wohnenden türkischen und arabischen Familien mithilfe eines Dolmetschers, sofern ihr kein Arabisch und Türkisch könnt, ob sie sich gedemütigt fühlen!

Ohne Sorge seid ohne Sorge! Ihr findet genug Menschen, denen ihr beim Weg in die Integration helfen könnt. Auch wenn Hartz IV nicht aufgestockt wird. Das Geld reicht schon jetzt. Und zwar dicke.

Wichtig ist: Wir müssen alles tun, damit diese Kinder nicht abgleiten in Ghettomentalität und Langzeitarbeitslosigkeit und leider auch Kriminalität, wie das für einen Teil der türkischen und arabischen Jugendlichen in Berlin leider der Fall ist. Und auch diese Kinder, diese Jugendlichen, diese Eltern müssen wesentlich mehr tun, um hier anzukommen. Sie brauchen die klare Ansage: Tut endlich was für eurer Glück! Lernt Deutsch von Anfang an! Lernt einen Beruf! Geht arbeiten!

Dazu halte ich es für unumgänglich, dass die Landessprache Deutsch allen hier aufwachsenden Kindern vom ersten Lebenstag an beigebracht wird. Wie Renate Künast und ihre Grünen es neuerdings formulieren: „Du musst Deutsch können!“ Damit drohen die ach so bürgerlichen Grünen die ach so bürgerliche CDU rechts zu überholen! Dürfen die das überhaupt? Geht das nicht gegen die Rechts-Links-Lagerordnung?

Sinnvoll wäre es auch, wenn die Türkei und Libanon allmählich eigene Systeme der sozialen Grundsicherung aufbauten.

Für echte Integration halte ich eine Teilassimilation der fälschlich Migranten genannten Familien für unumgänglich. Sie ist kein Verbrechen, sie ist eine Notwendigkeit! Sie ist die einzige Chance, um aus dem Teufelskreis von erlernter Hilflosigkeit, Opfermentalität und Mitnahmedenken auszubrechen.

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März 222009
 

conze_sicherheit.jpg Am Ruhetag des Herrn beschränken wir uns darauf, das zu lesen, was offen auf dem Tisch liegt. Heute: einer der besten Buchprospekte, die ich je las: vorne werden Bücher  wie das gestern gepriesene „Kultur, um der Freiheit willen“ oder Helmut Schmidts „Außer Dienst“ angezeigt, hinten Bücher mit äußerst beredten Titeln wie etwa „Der Aufstieg der Anderen“, „Kalte Heimat“ oder „Klang ist Leben“. Aber mein Auge bleibt haften an einem ganz besonders klangvollen, in ausgepicht-raffinierter Art bebilderten Buchtitel: „Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von der Gegenwart bis zu den Anfängen.“ In wenigen Worten fasst der Flugzettel den Inhalt des Buches in folgenden Worten zusammen:

„Historisch erklärbare, kollektive Erwartungen an ein friedliches,  sozial gesichertes Gemeinwesen haben seit 1949 sowohl innen- als auch außenpolitisch die Entwicklung Westdeutschlands entscheidend geprägt. Eckart Conze spürt in seiner umfassenden Geschichte der Bundesrepublik Deutschland dem prägenden Konzept von Sicherheit nach und erhellt in einer spannenden Erzählung den Hintergrund gegenwärtiger Reformdiskussionen und Reformblockaden.“

Den Buchtitel ziert der glänzend-weiß verhüllte Reichstag. Straff überzogen ruht das Geschichts-Paket, abgeschirmt gegen die Fährnisse der Außenwelt.  Es ist, als wollte man mit diesem gigantischen Überzieher den Kern des politischen Entscheidens für einen Augenblick dem Tagesbetrieb entziehen: Absicherung vor dem Draußen, Verhütung des Wandels, Stillstellung der Gegenwart – der Anschein der Sicherheit. Eine Illusion gewiß, aber eben doch ein schöner Schein, dem Tausende damals zujubelten.

Die Suche nach Sicherheit – ist dies das Grundthema der Geschichte der Bundesrepublik? Suche nach „sozialer Absicherung“, nach Einbettung in eine „Sicherheitsarchitektur“, nach dem abgezirkelten Ausbalancieren der Gegensätze?

Wir werden für das Verständnis der neuesten politischen Geschichte viel gewonnen haben, wenn wir die gegenwärtige Ratlosigkeit als Zeugnis eines nicht hinreichend bedachten Gegensatzes zwischen den beiden Polen Sicherheit und Freiheit begreifen.  Die gesamte akademische Elite, und ebenso die politische Klasse unseres Landes scheuen mit saumseliger Zögerlichkeit davor zurück, sich zu diesen beiden einander bedingenden Polen ins Verhältnis zu setzen.

Nur die Partei Die Linke setzt ganz klar auf den Pol Sicherheit: Erhöhung der Grundsicherung auf 500.- Euro, möglichst weitgehende Absicherung der einzelnen Bürger gegen alle Widrigkeiten des Daseins. Man geht nicht fehl, wenn man die Linke als die im engeren Sinne konservative Kraft in Deutschland bezeichnet: Das vorherrschende Sicherheitsdenken, ererbt aus dem Kaiserreich, weitergetragen in den realen Sozialismus, wird nunmehr noch um eine Drehung verfestigt: Während es in der DDR-Verfassung und auch in der gelebten Wirklichkeit noch eine echte  Arbeitspflicht gab,  fällt dieses letzte Merkmal einer Beziehung auf Gegenseitigkeit ganz weg: die Grundsicherung nach den Vorstellungen der Linken wird ohne Bedingungen gewährt, der Staat übernimmt eine Letztgarantie für das Wohlergehen der Bürger und erkauft sich so wie in der Vergangenheit die absolute Unterwerfung. Denn man täusche sich nicht: Je stärker der Staat die Verantwortung für Wohl und Wehe der Bürger insgesamt übernimmt, desto mächtiger wird er, desto unhintergehbarer wird er. Es gibt dann irgendwann kein Außerhalb des Staates mehr – der Schritt zum totalitären Staat ist getan.

Der andere Pol – die Freiheit – ist nahezu verwaist. Ich sehe niemanden in der Landschaft, der klar, entschieden und mutig sich für die Freiheit ins Feld würfe. In einem Land, das Denker der Freiheit wie Friedrich Schiller, Hegel, Schelling, Fichte, Hölderlin, Hannah Arendt und Ludwig Erhard hervorgebracht hat, gibt es keinen einzigen maßgeblichen Politiker, der in der gegenwärtigen Krise noch einen emphatischen Begriff von Freiheit verträte. Nur einzelne, ganz vereinzelte Stimmen wie etwa der Historiker Christian Meier oder die Politikerin Vera Lengsfeld begehren gegen die Vorherrschaft des Sicherheitsdenkens auf. Sie sind noch eine kleine Minderheit.

Aber insgesamt reihen die Politiker sich verzagt und verstummend in die Reihen derer ein, die den Staat vor allem und zunächst als Bürgen der Sicherheit sehen – nicht als Ausdruck der Freiheit.

Den Journalisten, Soziologen und Politologen hat es – bei allem beredten Getöse und Geraune – die Sprache verschlagen: Man lese, als ein Beispiel von Hunderten, doch nur etwa das Interview des Soziologen Ulrich Beck im heutigen Spiegel online – es ist ein Offenbarungseid: Jahrzehntelange Forschungen zum Thema Risikogesellschaft entpuppen sich als Makulatur, weil versäumt wurde, Freiheit und Sicherheit als einander bedingende Pole zusammenzudenken. Ziel der Risikosoziologie, der Risikopolitik, der Risikoanalyse, der Risikowirtschaft war es ja, das Risiko einzugrenzen, zu managen, beherrschbar zu machen.  Das ist der Grundgedanke der Futures und Hedgefonds – der Terminobligationen und Warenterminkontrakte. Und darauf beruhte zuletzt im wesentlichen der gigantische Finanzkreislauf der Erde – was für eine planetarische Verirrung!

Die Freiheit – war das große andere zur Sicherheit, das geradezu panisch ausgespart wurde.

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet im Banken- und Versicherungswesen die gegenwärtige Krise ausgebrochen ist: verkörpern Banken und Versicherungen doch wie keine andere Institution das Streben nach Sicherheiten, Bürgschaften, Garantien. Die „Besicherung“ der Hypothekenkredite war in den USA nicht mehr gegeben – so geriet das ganze Kartenhaus ins Wanken. Sicherheiten, Sicherheiten, Sicherheiten – das verlangte der Chor der Makler und Banker – „Wir geben euch Sicherheiten!“ so erschallte es aus dem Munde der Politiker zurück. Und gerettet ward die Hypo Real Estate und viele andere dazu.

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet im Automobilbereich derzeit die meiste Energie, die eigentlich zum Lösen der Probleme benötigt würde, sinnlos verheizt wird: Denn kein anderes Gerät verkörpert so sehr wie die großen massigen Geländewagen, die GM an den Bettelstab gebracht haben, den übermächtigen Wunsch nach Sicherheit: Sicherheit für die Insassen vor den Unebenheiten der Fahrbahn, vor all dem Widrigen des Daseins. Übertriebenes Streben nach Sicherheit und Komfort, das die allzu großen Wagen der GM bedienen und verstärken sollten, riss die GM-Tocher Opel in den Abgrund.  Die Politik steht staunend und verzagt vor diesem Abgrund und ruft hinterher: „Welche Sicherheiten verlangt ihr? Und im Gegenzug: Was ist die Sicherheit, die ihr uns gewährt?“

Ihr seht: Sicherheit gegen Sicherheit, do certitudinem ut des certitudinem,  Bürgschaft als Gegenleistung für politisches Wohlverhalten, Sicherheitsversprechen im Tausch für Wählerstimmen, das ist das betrübliche Spiel, das in einer Endlosschleife derzeit aufgeführt wird.

Aber Sicherheiten, die nur auf Sicherheiten begründet sind, werden zuletzt zur Lähmung: denn Sicherheit ohne Vertrauen in die Freiheit führt zur Blockade, führt zum Stillstand. Und genau das geschieht – Stillstand im Fall Opel seit über 5 Monaten, wie auch in vielen anderen Fällen – im Sozialbereich, in der Außen- und Verteidigungspolitik.

Vieles gäbe es hierzu zu sagen.

Für heute abend bleibe ich jedoch bei meiner mittlerweile gefestigten Überzeugung: Die deutsche und die europäische Politik leidet insgesamt an einem zu starken Sicherheitsbedürfnis. Der Gegenpol Freiheit wird vernachlässigt, es gibt keine namhafte politische Kraft in Europa, die diesen Pol besetzt hat. Das ist ein Schaden für das Ganze.

Was wir brauchen, ist eine Öffnung der Herzen und Geister zum frischen Wind der Freiheit, zum Ausgesetzten, zum Offenen – zur Einsicht in den grundsätzlich ungesicherten Zustand der Gesellschaft und des Einzelnen. Aus diesem Ungesicherten heraus erwächst Freiheit. Vertrauen in das eigene Vermögen, das Strebensglück zu erlangen. Freiheit bedeutet: Anerkennung, dass es im Politischen keine letzte Sicherheit gibt – keine letzte Sicherheit geben soll. Nur so kann aus der Freiheit-von, etwa der Freiheit von generationenübergreifenden Staatsschulden, eine Freiheit-zu, eine Freiheit etwa zur Gestaltung einer neuen Finanzordnung entstehen.

Wie kann dies geschehen? Dieser Frage werden wir uns in den nächsten Wochen widmen. Unsere nächste „Bürgin“ wird Hannah Arendt sein, deren Büchlein „Was ist Politik?“ wir nach dem hier angedachten Freiheitsbegriff durchforschen werden.

Wird die Kanzlerin Angela Merkel heute abend ihrer Gesprächspartnerin Anne Will etwas zu ihrem Verständnis der Freiheit sagen? Wir werden sehen und sind gespannt!

Mittlerweile empfehle ich den hier beigezogenen Faltprospekt des Siedler Verlags zum eifrigen Nachsinnen und Nachdenken.  Der Prospekt ist kostenlos in die Bücher des Verlages eingelegt.

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Der Mitmach-Radfahrer, oder: mit dem Auto erst ab 6

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Nov. 092008
 

Bloggerinnen und Blogger, zufällig wurde ich als Teilnehmer der neuen Mobilitätsstudie ausgewählt. Ich bin einer der über 1000 glücklichen Berliner, deren Mobilitätsverhalten nunmehr statistisch erfasst wird. Tag um Tag muss ich nun als getreulicher Buchhalter der Straße meine eigenen Wege verzeichnen.

Mein gefühltes Mobilitätsverhalten:

90% meiner zurückgelegten Wege betragen weniger als 6 km. Von diesen Kurzstrecken bewältige ich  20%  zu Fuß, 65% mit dem Fahrrad, 5% mit dem PKW, 10% mit der BVG.

10% meiner zurückgelegten Wege betragen mehr als 6 km. Hiervon bewältige ich 70% mit dem Fahrrad, 5% mit dem eigenen PKW, 5% mit dem Taxi  und 20% mit der BVG. Das wird die BVG kaum freuen. Aber ungefähr so ist es.

Die offiziellen Daten des Umweltbundesamtes besagen übrigens: 90% der innerstädtischen PKW-Fahrten betragen in Deutschland weniger als 6 Kilometer. Auf diesen Strecken ist das Zu-Fuß-Gehen das gesündeste, das Radfahren das schnellste Verkehrsmittel.

Deshalb meine ich: Das Motto muss heißen: Fahrten unter 6 km sollten nur in begründeten Ausnahmefällen mit dem PKW zurückgelegt werden, etwa beim Transport schwerer Lasten, oder wenn man mehrere Kleinkinder bringen oder holen muss. Oder wenn Gehbehinderte Wege zurücklegen müssen.

Ich sage: Mit dem Auto erst ab 6.

Die öffentlich festgestellten Daten der Volkspartei CDU besagen: 2/3 aller Fahrten mit dem PKW sind Freizeitfahrten. Sie sind nicht beruflich bedingt. Es sind Spaßfahrten zu Lasten der Umwelt, zu Lasten künftiger Generationen, zu Lasten eines guten Stadtklimas. Weiter so, CDU, bleibe dran!

Ich halte euch buchstäblich auf dem Laufenden!

Am Nachmittag begegnete ich einem Berliner Fahrraderfinder, der gerade sein neuestes Dreirad-Modell als Prototyp erprobte. Ich fragte, ob ich fahren dürfe – ich durfte! Das Fahrrad fährt sich sehr angenehm, fast mühelos gleitet man dahin. Das Bild zeigt mich während der Probefahrt in der Hagelberger Straße. Bitte zur Marktreife bringen!

Die Woche im Rathaus – Verpasste Chance in der U-Bahn – Berlin – Printarchiv – Berliner Morgenpost
Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) wurde diese Woche zur Mitmach-Senatorin. Am Dienstag richtete sie einen dringenden Appell an die Berliner, bei der laufenden Verkehrserhebung mitzumachen. Dabei geht es um eine Umfrage, wie die Berliner sich durch die Stadt bewegen. Per U- oder S-Bahn, per Bus, Auto oder Fahrrad. Eigentlich laufe die Befragung der zufällig ausgewählten Berliner ganz gut, resümierte die Senatorin in einer Erklärung. Allerdings lasse der Rücklauf in einigen Gebieten zu wünschen übrig. Nur wenige Stunden später erreichte die Redaktionen der Stadt ein nächster Appell: Die Berliner sollten bei einer Umfrage zum neuen Mietspiegel mitmachen.

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Okt. 102008
 

10102008.jpg Eine gute Fee aus einem Schweizer Verlagshaus sendet mir ein geheimnisvolles Paket zu. „Schicken Sie mir Bücher von fremden Ländern und Menschen, die zu mir passen!“ So, oder so ähnlich hatte ich mir gewünscht, als meine Gönnerin mit sagte: „Sie haben einen Wunsch frei!“

Und so kam der schöne Stapel gestern an. Seit meiner Jugend erliege ich immer wieder dem Reiz neuer unbekannter Bücher. Welches greife ich zuerst? Eine Stimme sagt: Tolle lege! Das schmalste. Es heißt: „Die Faust im Mund“. Autor ist Georges-Arthur Goldschmidt. Ich schlage gleich das dritte Kapitel auf: „Offenbarungen“.

Ich lese mich gleich saugend fest, überfliege Zeilen und Zeilen, Seiten und Seiten. Danach wird mir bewusst: ich habe meine eigene Geschichte gelesen. Goldschmidt, geboren 1928, verbrachte seine Jugend in einem streng katholisch geprägten Umfeld. Bücher waren seine Leidenschaft. Ständige Selbstzweifel und Schuldgefühle quälten ihn. Die Bücher, die er las, und die ihm das Tor zu einer unbekannten Welt eröffneten, waren zu großen Teilen dieselben Werke, die auch ich während meiner Gymnasialzeit las: Also sprach Zarathustra, die Kritik der reinen Vernunft, die Werke Franz Kafkas. Verstand er damals alles, verstand ich alles? Sicher nicht – aber wer kann das von sich behaupten? Entscheidend ist: diese Bücher waren für uns eine Art Zauberteppich in eine andere Welt – und in die Welt des eigenen Ich. So wie für Goldschmidt die deutsche Literatur, so stellte für mich die französische Literatur, stellten Proust und Flaubert eine Begegnung mit dem „nächsten Fremden“ dar.

Obwohl Goldschmidt der Generation meiner Eltern angehört, las er einen Kanon, der im wesentlichen auch der meine war. Sicher, ich las auch Böll, las Grass und Christa Wolf. Aber die Bücher, die mich besonders stark berührten, waren andere. Goldschmidt nennt sie.

Und dann lese ich mich fest an einer Stelle, die fast wie ein Seziermesser ein Grundgefühl offenlegt, das mich in der Jugend und auch später noch – ebenso wie Georges-Arthur Goldschmidt – immer wieder begleitet hat:

Ich war dabei und gehörte doch nicht dazu, ich war Fisch und Fleisch, ich war beides und gleichzeitig keines von beiden, und obwohl ich ein Bürger der französischen Republik war, konnte ich mich mit nichts identifizieren, was irgendwie anerkannt war (S. 65).

Wie vielen Tausenden und Hundertausenden junger Menschen mag es auch heute noch so ergehen? Sie fühlen sich weder Fisch noch Fleisch. Und doch enthält bereits diese Stelle den Keim der Heilung von diesem quälenden Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit. Es heißt nämlich nicht: „… ich war weder Fisch ncoh Fleisch …“, sondern: „… ich war Fisch und Fleisch.“

Fisch und Fleisch: in diese Formel kann man zusammenfassen, was die Chance solchen Dazwischenlebens ist: beides zu sein, sich nicht festlegen, keinem einzigen Lager zugehörig zu fühlen, sondern hin und her zu gehen. Oder in beiden Lagern gleichzeitig zu sein. Weder nur Christ, noch nur Jude; weder nur Deutscher, noch nur Franzose. Weder nur links-alternativ, noch nur bürgerlich. Weder nur Fisch noch nur Fleisch. Sondern beides.

Danke für Fisch und für Fleisch, Zürcher Fee!

Unser Bild zeigt einen Blick auf die Russische Botschaft Unter den Linden, heute aufgenommen.

Quelle: Georges-Arthur Goldschmidt: Die Faust im Mund. Eine Annäherung. Aus dem Französischen von Brigitte Große. Amman Verlag, Zürich 2008. 158 Seiten.

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I colori del giallo, oder: Italien im Spiegel des Krimis

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Mai 082008
 

Mich erreichte eine Einladung zu einem Ereignis, an dem ich selbst auch beteiligt bin.

Einladung zur Lesung und Diskussion. Macchie di rosso.

Bologna: una città, i suoi delitti, le sue scritture

mit Luigi Bernardi

Grußwort: Angelo Bolaffi, Direktor IIC Berlin

Moderation: Luca Crovi

Lesung aus dem deutschen Text: Johannes Hampel

am Donnerstag, 15. Mai 2008, um 19.00 Uhr

auf italienisch mit Simultanübersetzung

Drei Jahre nach dem schlimmsten Attentat der italienischen Nachkriegsgeschichte, dem Bombenanschlag vom 2. August 1980 auf dem Bahnhof von Bologna, wird Francesca Alinovi in ihrem Appartement mit siebenundvierzig Messerstichen niedergestreckt. In der einst ruhigen Stadt am Fuße des Apennin, in der seit dem Anschlag ohnehin ein Klima der Verunsicherung, Taubheit und Vernebelung herrschte, wirkte die Nachricht von dem Mord wie ein erneuter Schock.

Über dieses Ereignis und seine Folgen spricht der Kritiker Luca Crovi mit dem Schriftsteller und Journalisten Luigi Bernardi, der auch aus seinen Werken lesen wird.

Luigi Bernardi ist Journalist, Schriftsteller, Übersetzer und Verlagsberater. Zusammen mit Carlo Lucarelli leitet er die schwarze Reihe Stile Libero im Verlag Einaudi. Er ist Mitarbeiter der Tageszeitungen Il Nuovo und Il Domani di Bologna . Seine Werke sind Erano angeli (Fernandel, 1998), La foresta dei coccodrilli (Castelvecchi, 1998), Complicità (Mobydick, 1999), A sangue caldo (DeriveApprodi, 2001), Pallottole vaganti (DeriveApprodi, 2002) und Il libro dei crimini (zwei Ausgaben, Adnkronos, 2000 und 2001)

Luca Crovi, Rock-Kritiker und Radiomoderator, beschäftigt sich seit Jahren mit populärer Literatur und Comics. Dem italienischen Krimi widmet er sich mit den Monografien „Delitti di carta nostra“ (Puntozero, 2001) und „Tutti i colori del giallo“ (Marsilio, 2002). Letzteres Buch führt vor fünf Jahren zu der überaus erfolgreichen und gleichnamigen Radiosendung auf Radiodue, die 2005 mit dem Premio Flaiano ausgezeichnet wird.

Um Antwort wird bis zum 13. Mai 2008 gebeten.

E-Mail: antwort.iicberlino@esteri.it I Tel: 030 – 269 941-0 I Fax: 030 – 269 941-26

Ort: Istituto Italiano di Cultura, Hildebrandtsr. 2, 10785 Berlin

(Bus 200, Tiergartenstraße, Bus M29, Hiroshimasteg, Bus 100, Nordische Botschaften)

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Jan. 152008
 

Für den Vortrag bei Marie-Luise am Freitag habe ich nunmehr die Textauswahl getroffen. Alle Zuhörer können sich vorab, so sie denn wollen und Zeit haben, mit diesen vorgeschlagenen Texten vertraut machen. Dies ist aber keine Bedingung – ich freu mich auf euch!

Aischylos: Perser insgesamt, jedoch besonders Einzugslied des Chores V. 1-155 vom Anfang und Monolog der Atossa, V. 598-622

Aristoteles: Rhetorik, 1382a-1383b; Poetik, 1449b-1450; 1453b11

Evangelium des Johannes: insgesamt, jedoch besonders 16,33

Biblia hebraica („Altes Testament“) in der griechischen Übersetzung der Septuaginta: Psalm 56 (Zählung der Septuaginta: 55, Zählung der evangelischen und katholischen Bibelausgaben: 56), Buch Genesis/Bereschit: Kapitel 3

Für alle Texte wird der griechische Text herangezogen, jedoch werden keine griechischen Sprachkenntnisse vorausgesetzt. Alles wird ins Deutsche übersetzt werden.

Gute deutschsprachige Literatur:

Sabine Bode: Die deutsche Krankheit – German Angst. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart, 2. Auflage 2007

Borwin Bandelow: Das Angstbuch. Woher Ängste kommen und wie man sie bekämpfen kann. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2006

Wolfgang Schmidbauer: Lebensgefühl Angst. Jeder hat sie. Keiner will sie. Was wir gegen Angst tun können. Herder Verlag, Freiburg 2005

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Angststarre – Angstflucht – Angstlösung: eine Erregung

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Dez. 142007
 

 

200px-dionysos_mask_louvre_myr347.jpg Mit Marie-Luise und Karl-Heinz besprach ich nach dem Weihnachtsoratorium am Sonntag die Grundzüge des vereinbarten Vortrages über die Angst. Wir kamen überein, das Thema nicht zu trocken, nicht zu gelehrt, nicht zu abschreckend zu formulieren. Ira ist skeptisch! Termin: 18. Januar 2008. Vorläufige Ankündigung:

„Angst und Mitleiden“ – diese tiefen seelischen Erschütterungen sollen in der attischen Tragödie eine reinigende Wirkung entfalten. Was ist dran an dieser Sichtweise?

„In der Welt habt ihr Angst!“ Wie hat das Christentum unser Grundgefühl Angst überformt? Textbeispiele aus den Tragödien des Aischylos, den Schriften des Aristoteles, der hebräischen Bibel und dem Johannes-Evangelium werden ausgespannt als Hintergrund für die Frage: Wie gehen wir heute mit Angst und Ängsten um?

Begann meine Sammlung mit dem Eingangschor aus den Persern des Aischylos. In der Tat: schon in den ersten Strophen dieser ältesten uns überlieferten Tragödie wird ein Gemälde der Angst ausgebreitet (Vers 115-119):

115ταῦτά μοι μελαγχίτων
φρὴν ἀμύσσεται φόβῳ,
ὀᾶ, Περσικοῦ στρατεύματος
τοῦδε, μὴ πόλις πύθη
ται κένανδρον μέγ᾽ ἄστυ Σουσίδος,

„Mein Sinn wird durch Angst zerkratzt“ das Verb bezeichnet zerzausen, zerraufen, wie von Haaren etwa. Angst also als Widerfahrnis, erregt, durcheinander.

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Dez. 132007
 

Gabriele Faber schaut bei uns vorbei. Wir besprechen Ablauf und Zeitplan des nächsten Konzerts am Samstag, 15. Dezember, 19.00 Uhr, im neueröffneten Teeladen in der Großbeerenstraße 56 in Kreuzberg. Wir freuen uns auf diese ungewöhnliche Mischung aus Texten, Liedern und Musik. Der Eintritt ist frei für alle.

Endgültiges Programm: Denksprüche und Poesien zwischen Ost und West. Gabriele Faber liest. Irina Potapenko singt. Kaorou Mizoguchi spielt Klavier. Johannes Hampel spielt Geige.

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Sep. 272007
 

Dies ist mein persönliches Blog. Hier notiere ich Erfahrungen und Gedanken, wie sie in der langen Kette der Tage auftauchen. Ich möchte sie vor dem Verschwinden bewahren und in die Welt schicken. Themen sind Politik, Musik, Kultur, Begegnungen mit Menschen und Dingen. Ihre Antworten sind jederzeit willkommen! Beachten Sie, dass ich sie erst freischalten muss. Mit herzlichen Grüßen, Johannes Hampel

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