Kaum zu fassen: Künast fordert mehr Autos, CDU setzt aufs Fahrrad

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Juni 242008
 

Freuet euch, es stimmt: Die Union bekennt sich zum Fahrrad! In dem gestern verabschiedeten Antrag des CDU-Bundesvorstandes an den 22. Parteitag heißt es auf S. 16 wörtlich:

Jeder Bürger kann eigenverantwortlich zur Reduzierung der verkehrsbedingten Umweltbelastung beitragen. Dies gilt insbesondere für den Freizeitverkehr, der bislang in Deutschland zwei Drittel des Pkw-Verkehrs ausmacht. Das Fahrrad spielt als umweltfreundliches Verkehrsmittel eine Schlüsselrolle. Die Union setzt sich konsequent für die Stärkung des Radverkehrs und die bessere Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln ein.

Bemerkenswert ist die Eindeutigkeit in der Wortwahl: „Schlüsselrolle“, das bedeutet: Am Fahrrad führt in der Verkehrspolitik kein Weg vorbei. „Konsequent“, das bedeutet: Mit der bisherigen Flickschusterei soll aufgeräumt werden. Gefordert sind vielmehr ganzheitliche Radverkehrsstrategien, wie sie etwa in Berlin und Hamburg bestehen. „Bessere Vernetzung“, das bedeutet: Die Mitnahme des Fahrrads in Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen, Regionalzügen muss zur Selbstverständlichkeit werden. Vor allem aber: Es muss endlich möglich sein, das Fahrrad im ICE mitzunehmen. „Bislang“ sind zwei Drittel des PKW-Verkehrs Fahrten zum Freizeitvergnügen. Das häufige Argument „Ich brauch das Auto für meine Arbeit“ gilt nur in einem Drittel aller gefahrenen Kilometer! Mit „bislang“ sagt nun die CDU: „Das soll nicht so bleiben, wir wollen eine Verringerung des überwiegend privat veranlassten PKW-Verkehrs.“ Und eins der besten Mittel zur Verringerung des PKW-Verkehrs ist die Förderung des Fahrradverkehrs.

Wir brauchen also die Freiheit der Wahl: eine sichere Radverkehrsinfrastruktur ist unerlässlich. Auf jeder Straße muss es für Radfahrer möglich sein, gefahrlos und unbedrängt durch den PKW-Verkehr voranzukommen. Die Autofahrer müssen aufhören, öffentliches Straßenland als ihr Vorzugsrevier zu besetzen und widerrechtlich und entgegen den Bestimmungen der StVO andere Verkehrsteilnehmer wegzuhupen, wegzudrängen und einzuschüchtern. So muss etwa der vorgeschriebene seitliche Sicherheitsabstand von mindestens 1 Meter und 50 Zentimeter beim Überholen den Autofahrern in Fleisch und Blut übergehen.

Das ganze soll freiwillig erfolgen, niemand wird das Autofahren verbieten. Keine Partei will schließlich die Stimmen der Autonutzer verlieren, die zwar in Berlin eine echte Minderheit sind, aber bundesweit doch mehr als die Hälfte aller Wähler umfassen.

Das Lustige am Zeitpunkt ist: Während die CDU sich so passioniert aufs Fahrrad setzt, fordert Renate Künast von den Grünen mehr Autos, und zwar „1 Million Elektroautos“ bis 2020, die also das 1-Liter-Auto noch unterbieten. Dies tat sie in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ am vergangenen Sonntag, dem 22.06.2008. Sie sagte kein Wort gegen das Auto an sich, sie verschwieg, dass natürlich auch Elektroautos von irgendwoher ihre Energie beziehen müssen – vermutlich aus dem öffentlichen Stromnetz! Und natürlich verschwinden dank mehr Elektro-Autos die bestehenden Benzinkutschen nicht von Straßen, sie laufen nur etwas länger.
Was sind das für Zeiten, die wir da erleben! Das Auto ist nicht mehr der leibhaftige Gottseibeiuns für die Grünen, und die Christenunion bekehrt sich von der ehemaligen Autopartei hinweg. Sie verlangt – nun, nicht den äußerst schöpfungsfreundlichen Leihesel, wie das Jesus von Nazaret im Neuen Testament bei Markus 11, 1-7 tut. Auch Jesus ging ja nicht immer zu Fuß. Sehr wohl aber verlangt die CDU den fast ebenso schöpfungsfreundlichen Drahtesel, egal ob leihweise oder im Dauerbesitz. Eine echte Schlüsselszene, daran sollten wir denken.

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Juni 222008
 

Immer wieder fragen mich Verkehrsexperten: „Warum tut sich die CDU so schwer mit dem Fahrrad? Warum kämpfen so wenige CDU-ler für nachhaltige Mobilität und setzen munter weiter aufs Auto und aufs Flugzeug? Wofür steht denn das C? War Jesus Christus nicht ein armer Unterschichtenjude, der fast immer zu Fuß ging und sich nie eine Sänfte oder ein Pferd leisten konnte wie die Reichen seines Landes?“ Gute Frage! Morgen wird sich der CDU-Bundesvorstand mit einem 25-Seiten-Papier zum Klima-, Umwelt- und Verbraucherschutz befassen. Ich kenne das Papier nur in Auszügen. Nach einem Bericht der Berliner Zeitung vom 19. Juni 2008 „entdeckt die CDU das Fahrrad als Umweltverkehrsmittel Nummer Eins“. Wirklich, entdeckt sie es erst jetzt? Schauen wir uns doch an, wie sich erfolgreiche Unionspolitiker in den Städten für das Fahrrad einsetzen:

Beispiel Stuttgart: Der CDU-Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster möchte die hügelige Neckarstadt zur attraktiven Fahrradstadt umgestalten. Er möchte den Anteil der Fahrradfahrten am Gesamtverkehr auf 20 Prozent steigern. Er setzt dabei auf ein bisschen Nachschub: das Elektro-Fahrrad Pedelec. „Runter vom Rad, rein in die Sitzung“, erklärte Bürgermeister Schairer, picco bello in Anzug und Krawatte gekleidet. Und siehe: Er hat die letzte Wahl gewonnen (Quelle: ADFC Radwelt 3/08, S. 10).

Beispiel Augsburg: Der neue CSU-Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl setzte im Wahlkampf auf das Prinzip „Freiheit der Wahl“. Er wandte sich gegen die einseitige Bevorzugung von Bussen und Bahnen und erklärte den Ausbau der Fahrradinfrastruktur zur Chefsache. Unter anderem verlangte er ausdrücklich als Punkt 100 seines 100-Punkte-Programms, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) bei Straßenbauplanungen stets mit einzubeziehen. Und siehe: Er hat die letzte Wahl gewonnen.

Beispiel Hamburg: Bereits vor der Wahl, am 21.02.2008, erklärte CDU-Vormann Ole von Beust die Verdoppelung des Radverkehrs auf Kandidatenwatch zu seinem Ziel: „Bis zum Jahr 2015 soll sich der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen in unserer Stadt verdoppeln. Dies ist das erklärte Ziel der Radverkehrsstrategie für Hamburg, die auf Initiative der Hamburgischen Bürgerschaft von einem Fahrradforum mit Vertretern aus allen betroffenen Bereichen erarbeitet wurde.“ Und siehe: Er gewann die Wahl.

Ergebnis: Überall, wo die Christenunion glaubwürdig aufs Fahrrad und nachhaltige Mobilität setzt, gewinnt sie die Wahlen in Großstädten und Stadtstaaten. Ist der Umkehrschluss ebenfalls zulässig, dass das Werben mit noch mehr Flugverkehr und noch mehr Autobahnen in Großstädten beim Wahlvolk schlechter ankommt? Das morgen tagende CDU-Präsidium wird sich angesichts ständig steigender Kerosin- und Benzinpreise damit zu befassen haben. Nebenbei: Air Berlin hat laut Handelsblatt vom 18.06.2008 Streckenstreichungen sowie 52 Entlassungen angekündigt. Die Trendwende beim Billigflugverkehr wird also kommen, so sicher wie das Amen in der Kirche.

In dem morgen zur Beratung anstehenden Papier heißt es jedenfalls: „Das Fahrrad spielt als umweltfreundliches Verkehrsmittel eine Schlüsselrolle.“ Die Union setze sich „konsequent für die Stärkung des Radverkehrs“ ein. Euer Wort in Gottes Ohr!

Wir sind gespannt!

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Gremiensitzung und Nachtigallensang

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Mai 172008
 

Am Donnerstag Abend nahm ich an der Sitzung der ADFC-Stadtteilgruppe teil. Themen waren u.a. eine Rückschau auf 20 Jahre fahrradpolitische Aktivitäten in unserem Bezirk, der „Vertiefungsplan Radverkehr“, den das Bezirksamt ausgearbeitet hat, eine Vorschau auf den 1. Juni, an dem die große ADFC-Sternfahrt stattfinden wird. 250.000 Teilnehmer werden erwartet – das große Fest des Radverkehrs, bei dem die Straßen zur Stätte vieler spontaner Begegnungen werden und die Stadt einen ganz neuen, heiteren Charakter annimmt. Wir beschließen, nicht als Gruppe geschlossen mitzufahren, sondern jeder und jede, die Zeit hat, wird sich dem ADFC als Ordner zur Verfügung stellen. Damit das große Fest gelingt!

Wir sprechen über unterschiedliche Radfahrertypen: die „Sportler“, die am liebsten mit den Autos auf der Fahrbahn mitschwimmen, und die „Vorsichtigen“ etwa, die unbedingt ihren abgetrennten Bereich brauchen, auf dem sie sich vor den Ruppigkeiten des PKW-Verkehrs geschützt fühlen. Eines ist klar: Ein so starker Verband wie der ADFC muss alle Gruppen angemessen repräsentieren, muss sowohl die jungen Athleten wie die Kinder, die Behinderten, die Langsamen und die Alten ernstnehmen und für sie arbeiten … Nur so kann es gelingen, mehr Menschen zum Umsteigen auf das Fahrrad zu bewegen.

Einer hat es schon getan: Nigel Kennedy bezeichnet es in der heutigen Süddeutschen Zeitung als „hirnrissig“, in London mit dem Auto zu fahren. Der Mann besitzt eine Stradivari und eine Guarnieri. Auch eine Villa in Hampstead. Und ein Fahrrad. Also alles, was der Mann von Welt heutzutage braucht.

Danach gemeinsames Nachhauseradeln. Was mir immer gefällt beim ADFC, ist, dass alle, wirklich alle sich an die Verkehrsregeln halten, z.B. bei Rot anhalten, vorschriftsmäßige Beleuchtung haben usw. Einer nach dem anderen schwenkt ab, findet den Weg nachhause. Ich bin derjenige, der den weitesten Nachhauseweg hat.

Unsere Stadt zeigte sich vibrierend vor Frühlingslaune am Abend, wir hörten zwei Nachtigallen, der Mond goß sein schimmerndes Licht über Kirchen und Seen, Kanäle und Brücken. Besonders schön: das „Engelbecken“ bei Nacht mit hohen, geheimnisvollen Pappeln. Nachts durch Berlin zu radeln bei lauwarmem Frühsommerwetter – das kann traumhaft schön sein.

Unser Bild zeigt das besagte „Engelbecken“ in Kreuzberg – allerdings bei Tage. Es ist eine Wasserfläche, die von dem früheren Luisenstädtischen Kanal nach allerlei unruhigen Wechselfällen übriggeblieben ist. Dieser Kanal verband von 1852 bis 1926 die Spree  mit dem Landwehrkanal. Schiffe fuhren nur wenige, aber zum Caffelattetrinken und Flanieren ist die Anlage samt Café rund um das Engelbecken heute bestens geeignet. Ich bin selbst übrigens kein Freund des ständigen Caffelatte zu jeder Tageszeit, aber er ist nun mal in. Wozu? Aber wir sind ein freies Land.

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Mai 122008
 

Eine wichtige Aufgabe dieses Blogs für die nächsten Tage wird sein, die in den letzten Wochen ausgespielten Bürgermeisterwahlen in den Weltstädten London, Rom, Augsburg und Hamburg zu kommentieren. Gibt es Gemeinsamkeiten? Wie tickt die Wählerschaft in europäischen Großstädten? Überall haben sich die Wähler gegen langjährige Erwartungen entschieden: In London setzte sich der herrlich unangepasste Boris Johnson gegen den populären Amtsinhaber Ken Livingstone durch, in Rom kam überraschend mit Gianni Alemanno ein Postfaschist ans Ruder, in Augsburg setzte sich ein Kandidat durch, der zum Zeitpunkt der Wahl überhaupt keiner Partei angehörte, in Hamburg handelte Ole von Beust die erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene aus.

Eines ist klar: Für den Fahrradverkehr war die Londoner Bürgermeisterwahl vom 4. Mai 2008 ein eindeutiger Sieg. Denn Boris Johnson ist – im Gegensatz zum bekennenden U-Bahnfahrer Livingstone – nach eigenen Worten ein militanter und deshalb zutiefst regeltreuer Radler:

Cycling enthusiast and Tory candidate for London mayor, Boris Johnson, called for „zero tolerance“ of cyclists who break the rules.

Speaking to ITV1, he said: „I am a militant cyclist myself and I love cycling and I want more people to cycle in London, but part of the deal has got to be that if we are going to expand cycling in London … we cyclists have got to obey the laws of the road.“

BBC NEWS | UK | Cameron sorry for bike mistakes

Das Bekenntnis machte Johnson übrigens, nachdem sein Parteichef David Cameron mehrfach dabei ertappt worden war, wie er Einbahnstraßen in falscher Richtiung entlangradelte und das Rotlicht missachtete. Das Ganze schlug vor den Kommunalwahlen riesige Wellen und brachte den Konservativen sicherlich zusätzliche Sympathie ein: Denn erstens entpuppte sich der Parteivorsitzende als begeisterter, nicht immer regeltreuer Radler, zweitens bekam der Boss einen Rüffel von dem bekanntermaßen schillernden Kandidaten seiner eigenen Partei. Beides dürfte die Chancen der Konservativen nicht unwesentlich gesteigert haben.

Was lernen wir daraus? Die früher ach so muffigen, elitären Tories haben sich erfolgreich in eine moderne Partei verwandelt, deren Chef David Cameron sich sogar Ordnungswidrigkeiten erlauben darf – und der nebenbei dann noch eine Lanze für den Radverkehr bricht, im Sinne von: „Die Verkehrsregeln sind für uns Radler so schlecht, dass ich gar nicht umhin kann, ein paar Regeln zu brechen.“

Und: Der Radverkehr ist in den europäischen Großstädten ein Politikum geworden, mit dem man Wahlen beeinflussen kann. In der multikulturellen 8-Millionenstadt London wurde das Fahrrad zu einem wichtigen Imageträger für den Herausforderer, dem vorher nur geringe Chance eingeräumt worden waren. Fahrradpolitische Debatten füllten die Spalten der Zeitungen und die Fernsehdiskussionen. Das muss man sich vormerken: Eine Radfahrerpartei hat den Bürgermeisterposten in der Finanzmetrople London errungen!

Damit haben wir sicherlich einen der kürzesten Kommentare zu einer Wahl geschrieben. Darauf sind wir auch noch stolz!

Als nächstes Opfer unserer tiefschürfenden Kurzkommentare haben wir Augsburg erkoren. Augsburg, eine Weltstadt? Ja, erst Napoleon hat 1806 diesen Status einer freien Reichsstadt – ich sag mal: einer Weltstadt – recht schnöde beendet, indem er die Stadt dem neu entstandenen Königreich Bayern schenkte. Also Kompromiss mit euch Skeptikern: Augsburg war eine Weltstadt …

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VCD startet Fahrrad-Kampagne für Schülerinnen und Schüler

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Mai 052008
 

Sieh an – ein veritabler Verkehrsminister, Herr Wolfgang Tiefensee, tritt zum Start dieser Aktion in Berlin auch in die Pedale! Ich warte immer noch, bis der erste Staats- oder Regierungschef auf dem Velo vor dem Adlon eintrifft! „Radfahren ist uncool, wirkt unserer weitverbreiteten Neigung zur Lässigkeit entgegen, hindert mich am Gebrauch des Handys, verleiht mir ein Loser-Image, kostet Zeit und Nerven, fördert die Schattenwirtschaft wegen häufiger Diebstähle und behindert mich beim Autofahren. Autofahren fördert die Staatseinnahmen, kurbelt die Wirstchaft an, macht mich unabhängig von der BVG und bringt Punkte bei der Peer Group!“ – so lassen sich kurz die Argumente eines zwanzig Jahre jüngeren Mannes zusammenfassen, mit dem ich einmal über Radfahren, Autofahren – und – oh Schreck! – das Wandern sprach.

Nebenbei: Im Euro-City von Budapest nach Hamburg, den wir gestern nutzten, hingen viele Fahrräder in einem eigenen Gepäckabteil – großartig – wann zieht der ICE nach und erlaubt wie sein großer europäischer Bruder die Mitnahme von Fahrrädern?

Also – ich finde diese Aktion trotzdem gut!

VCD startet Fahrrad-Kampagne für Schülerinnen und Schüler – Fahrradportal > Aktuell > Neuigkeiten – Fahrradportal Nationaler Radverkehrsplan
Mit »FahrRad!« möchte der VCD das Image des Fahrrades bei den Jugendlichen verbessern und sie für das umweltschonende Zweirad gewinnen. *Denn Rad fahren ist gesund, stellt einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz dar und trägt dazu bei, dass sich Kinder in der Schule besser konzentrieren können“, begründet Gabriele Kuczmierczyk vom VCD-Bundesvorstand das Engagement des VCD. *Wer den Schulweg mit dem Fahrrad zurücklegt, verbessert darüber hinaus seine sozialen Kontakte und übt verkehrssicheres Verhalten.“

Angesichts des verbreiteten Bewegungsmangels bei Kindern und Jugendlichen ist es nach Ansicht des VCD wichtig, die körperliche Auslastung von jungen Menschen zu fördern und der Fixierung auf das Auto als bequemes Fortbewegungsmittel entgegenzuwirken. Michaela Mohrhardt, Leiterin des Projektes beim VCD: *Obwohl das Fahrrad gerade auf kurzen Entfernungen wie Schulwegen häufig das ideale Verkehrsmittel ist, werden viele Schülerinnen und Schüler täglich mit dem Eltern-Taxi zur Schule gebracht. Mit unserer Kampagne wollen wir Lust aufs Rad fahren machen und erreichen, dass die Jugendlichen auch nach Abschluss des Projektes das Fahrrad im Alltag gerne als Fortbewegungsmittel nutzen.“

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Apr. 122008
 

Einen sehr ergiebigen Branchenbericht zur Lage der Fahrradindustrie bringt die FAZ heute auf S. 18, gestützt auf die Zahlen des VDZ (Verband des Deutschen Zweiradhandels): 4,6 Millionen neue Fahrräder kauften die Deutschen 2007 zum Durchschnittspreis von 368 Euro. Der Umsatz stagnierte trotz größerer Mengen an verkauften Rädern. Billigkonkurrenz aus Kaufversandhäusern, Discountern und Kaufhäusern verdrängt den Fahrradhändler um die Ecke zunehmend, so Markus Lehrmann vom VDZ. Viele Branchenvertreter rechnen andererseits mit einem bevorstehenden echten Boom des Fahrrads: „Das Fahrrad ist populär, und es hat keine natürlichen Feinde“, sagt Rolf Lemberg, Geschäftsführer des Zentralverbands der Zweirad-Industrie (ZIV). Was für eine hübsche Formulierung!

Hierzu ergänze ich: Auch ich kaufte früher einmal aus Geldmangel ein Billigrad aus einem Kaufhaus. Bald schon bereute ich diesen Schritt: Das Rad verschlang viel Geld für Reparaturen, es war außerdem für meinen Körperbau zu klein geraten, sodass die Fahrten körperlich anstrengend waren. Der Gepäckträger gab bald den Geist auf. Ich zahlte letztlich drauf. Vor zwei Jahren kaufte ich für Euro 499.- ein Qualitätsrad beim Fachhändler hier in Kreuzberg um die Ecke, der mich gut beriet, und seit etwa zwei Jahren bewältige ich fast meinen gesamten innerstädtischen Alltagsverkehr mit dem Rad, bin weitgehend abgenabelt von der BVG und vom PKW.

Mit einem qualitativ guten, voll verkehrstauglichen Fahrrad gilt die Devise: Es macht Spaß. Es ist gesund. Es ist gut für die Stadt.

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La liberté du Vélib‘ – toujours

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Apr. 042008
 

Als echter „Renner“ erweist sich immer mehr Vélib‘ – das Leihfahrrad-System der Stadt Paris. Der Figaro meldete am 2. April 2008: 8 weitere Gemeinden im Umkreis von Paris werden sich der Erfolgsgeschichte anschließen, nachdem das Unternehmen JCDecaux die entsprechende Ausschreibung gewonnen hat: Aubervilliers, Epinay-sur-Seine, La Courneuve, L’Ile-Saint-Denis, Pierrefitte-sur-Seine, Saint-Denis, Stains und Villetaneuse.

Es gibt sogar schon ein pfiffiges Chanson auf diese Art Fahrrad!

Un vélo pour tous – tous pour un vélo,

faites passer le mot, c’est le vélib‘-credo.

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Macht Spaß. Ist gesund. Ist gut für die Stadt.

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März 302008
 

conferencebike30032008001.jpg

Wer dieses Blog liest, weiß, dass ich manchmal recht kritisch zur Außendarstellung von öffentlichen Einrichtungen Stellung nehme, insbesondere, wenn diese unser Steuergeld ausgeben. Aber es geht auch anders, etwa bei Verbänden und Vereinen, die aus Mitgliedsbeiträgen finanziert werden. Jüngstes Beispiel: Die Äußerungen der Berliner ADFC-Vorsitzenden Sarah Stark in der Berliner Zeitung:

„Wir treten für Alltags- und Freizeitradler ein, weil wir Rad fahren gut finden. Es macht Spaß, ist gesund und gut für die Stadt.“ So einfach ist das.

Warum ich das gut finde? Die Aussage ist knapp, kommt zum Punkt, schreitet in einem jener berühmten „Dreisätze“ vom eher hedonistischen Genuss des einzelnen zum Wohl der Allgemeinheit. Die Sätze sind in Wir-Form, auch gut. Dagegen kann man nichts sagen. Serve, Volley, Punkt! Kein Untergangsraunen von der Klimakatastrophe, keine Kampfrhetorik gegen die böse Autolobby. So funktioniert Werbung für die eigene Sache.

Der berühmteste solcher Dreisätze ist übrigens jenes bekannte Dictum, jene unschlagbare Eigenwerbung Veni vidi vici des Heerführers Caesar. Dass es in der politischen Rhetorik und in der Werbung auf knappe, rasch zum Ziele führende Aussagen ankommt, die vorzugsweise als Dreiergruppe erscheinen sollen, ist heute allgemein anerkannt. Selbst die äußerst umstrittene, auch in diesem Blog am 11.03.2008 kritisierte Kampagne des Berliner Senats „be berlin“ setzt ganz auf diese Dreigliedrigkeit, etwa in Mustern wie: „Sei risikobereit, sei aktiv, sei Berlin“. Insoweit ist gegen sie kaum etwas einzuwenden. Allerdings reitet Bibberlin dieses Prinzip der Dreigliedrigkeit doch etwa allzu ausgiebig. Da spürt man dann schon die Absicht, Zweifel an der Ehrlichkeit kommen auf. Der große Caesar hingegen gebot über eine ganze Fülle an anderen Tropen und Figuren. Aber er konnte eben auch schlicht.

Wie zur Bekräftigung des eben Gesagten trafen wir heute am Potsdamer Platz auf ein radelndes … nicht Weltwunder, aber doch Stadtwunder: ein Fahrrad, das eher einer wandelnden Plattform glich, angetrieben von 7 Personen, die fleißig in die Pedale traten. Einer der Pedaleure ragte hervor, er saß am Lenker und erklärte gerade: „… der Tunnel wurde gebaut, damit weniger Autos durch die Innenstadt fahren.“ Aha, dies war also offenbar eine Stadtführung auf einem eher ungewöhnlichen Gefährt. Ich glaube, es heißt Conference-Bike, also „Zusammentrage-Fahrrad“. Das ganze funktioniert offenbar mithilfe eines komplizierten Kardan-Gelenks. Ich möchte das nicht reparieren müssen, aber es ist nett anzusehen!

Macht Spaß. Ist gesund. Ist gut für die Stadt.

So einfach ist das.

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ADFC Berlin Mitgliederversammlung wählt neue Landesvorsitzende

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März 162008
 

Gestern besuchte ich die Mitgliederversammlung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Berlin. Nach einer intensiven Aussprache, an der ich mich selbst auch beteilige, wählt die Versammlung Sarah Stark, die bisherige stellvertretende Landesvorsitzende, zur neuen Landesvorsitzenden. Im Namen der ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg gratuliere ich ihr und wünsche ihr viel Erfolg im neuen Amt.

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März 142008
 

 

Kam gestern spät nachhause von der Gründungsversammlung der ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg. Lebhafte Beteiligung, einige sehr angenehme Menschen lernte ich neu kennen. Jede und jeder hatte etwas Wesentliches beizusteuern. Besonders gefreut hat mich, dass auch ADFC-Mitglieder aus anderen Stadtteilen kamen. Und Friedrichshain war so gut vertreten wie Kreuzberg. So wachsen die Bezirkshälften zusammen.

„Wir wollen größtmögliche Offenheit und Teilhabe, ein gutes, freundschaftliches Auskommen aller Verkehrsteilnehmer, und nicht zuletzt wollen wir auch Freude am Fahrradfahren vermitteln. Facharbeit mit den Bezirksbehörden und Präsenz vor Ort bei den Menschen ergänzen einander. Das eine kommt ohne das andere nicht aus“, äußerte ich mich. Tja, dagegen war kaum etwas einzuwenden. Deshalb wurde der hier schreibende Johannes Hampel einstimmig zum Sprecher gewählt. Als stellvertretenden Sprecher wählte die Versammlung Lars Schäfer.

Der ADFC hat im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg etwa eintausend Mitglieder. Aufgabe der Stadtteilgruppe ist es, als kompetenter Ansprechpartner für Politik und Verwaltung im Bezirk aufzutreten, ein fahrradfreundliches Klima zu fördern und vor Ort in Friedrichshain-Kreuzberg ganz allgemein die Interessen der Fahrradfahrer im Sinne des Gesamtverbandes ADFC zu vertreten.

Der ebenfalls neu gewählte stellvertretende Sprecher, Lars Schäfer, führte aus: „Der BVG-Streik in diesen Tagen ist ein willkommener Anlass, noch einmal die unübertroffenen Vorteile des Verkehrsmittels Fahrrad herauszustellen und die Streikfolgen für die Betroffenen erträglicher zu machen.“ Neuralgische Punkte in der Verkehrsführung stehen auf dem Aufgabenzettel der Stadtteilgruppe ebenso wie historisch-kulturelle Bezirkserkundungen per Rad. Das Motto dabei lautet: Fahrrad + mehr. Auch die bekannten Attraktionen unseres Ost-West-Bezirks wollen wir ansteuern, nicht zuletzt auch für Neuzugezogene er-fahrbar machen.

Erstes Projekt ist die Bearbeitung einer für den Fahrradverkehr kritischen Zone, nämlich der Gegend Dresdener Straße/Oranienplatz/NKZ. Hier verläuft eine wichtige Radverbindung für den Südost-Nordwest-Verkehr. ADFC-Mitglied Tom Albrecht legte dazu Problembeschreibung und Lösungsvorschläge vor, die er bereits beim Bezirksamt eingereicht hat. Die Stadtteilgruppe beschloss, dieses Thema weiter zu bearbeiten und gemeinsam mit dem Bezirksamt Lösungen anzustreben.

Es herrschte Einigkeit, dass alle Zeichen der Zeit im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf eine noch bessere Förderung des Fahrradverkehrs hinweisen. Der Fahrradfrühling kommt!

Das nächste Treffen der ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg findet am 17. April 2008, 20 bis 22 Uhr statt. Der Versammlungsort steht noch nicht fest. Kennt jemand von euch einen Ort, der möglichst in der Mitte des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg liegt, z.B. eine Kneipe mit abgetrenntem Nebenzimmer, ein Nachbarschaftsheim oder etwas ähnliches? Danke für eure Tipps!

 

 Posted by at 19:48

Muss das sein – die arme Felge!

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März 102008
 

10032008_felgenkiller.jpg Jeden Tag laufe ich in meinem Hof an einer Installation der Vergänglichkeit vorbei, die nachgerade ein bewegender Aufruf für bessere Fahrradabstellanlagen ist. Das Fahrrad eines Mieters, dessen Vorderrad erbärmlich zugerichtet ist. Grund: Nur mit dem Vorderrad ist das Fahrzeug eingestellt. „Wenn das Fahrrad nur mit dem Vorderrad eingestellt wird, ist es an der empfindlichsten Stelle stabilisiert. Das hat zur Folge, dass die Felge leicht verbiegt“, warnt Roland Huth vom Bundesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Geht es auch besser? Aber ja! Für die Aufstellung in Höfen empfiehlt Wilhelm Hörmann vom ADFC zwei Modelle: den Beta Focus XXL von Orion Bausysteme in Biebenheim und den Genius L15 vom Hersteller Langer in Langelsheim. „Bei den Modellen sind die Kriterien Diebstahlschutz, Standsicherheit und gute Zugänglichkeit erfüllt.“ Und als echter Kreuzberger bin ich natürlich besonders stolz auf den „Kreuzberger Bügel“, der sich mittlerweile bestens bewährt hat und den Ruf unseres zunehmend fahrradfreundlichen Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg in die Welt hinausträgt! Zu besichtigen vielerorten, etwa vor dem Gebäude der AGB oder dem Rathaus in der Yorckstraße. Wir Mieter haben wegen der „Felgenkiller“ bereits an die Hausverwaltung geschrieben – einen Brief mit 45 Unterschriften. Die Antwort war abschlägig: Der Denkmalschutz lasse die Montage besserer Abstellvorrichtungen nicht zu.

Zitate aus: „Der Felgenkiller muss nicht sein.“ Von Michaela Maria Müller, in: MieterMagazin Heft 3/2008, S. 21

 Posted by at 00:29
Feb. 252008
 

Das Parlamentsfernsehen des Deutschen Bundestags ermöglicht es nunmehr, die Anhörung des Petitionsausschusses zum Thema Verkehrsrecht vom 18.02.2008 in voller Länge anzuschauen. Eine wahre Fundgrube an Einsichten in die Art, wie die radelnden Bürger und die Politiker miteinander reden – oder auch aneinander vorbeireden können. Ich habe mir die Ausstrahlung soeben zu Gemüte geführt. Sie beginnt übrigens bei der Zeitmarkierung 2:15:06. Hinsehen lohnt!

Es geht um den über Petition vorgebrachten, von 17.000 Bundesbürgern unterzeichneten Wunsch nach Abschaffung der Radwegbenutzungspflicht. Und da wartete Staatsekretär Kasparick gleich mit der ersten faustdicken Überraschung für die sichtlich verdutzten Abgeordneten auf: „Wir haben in Deutschland keine Radwegbenutzungspflicht.“ Was er meinte, war: Seit der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) von 1997 gibt es keine allgemeine Pflicht zur Benutzung vorhandener Radwege. Nur dort, wo die zuständigen Behörden der Länder (also nicht des Bundes) im Einvernehmen mit den Kommunen im begründeten Einzelfall eine zwingende Notwendigkeit erkennen, die Nutzung des Radwegs vorzuschreiben, kann dies durch Anbringen des bekannten Radwegschildes geschehen. Im Normalfall ist jedoch das Befahren des Radwegs den Radfahrern nicht als Pflicht auferlegt. Viele Autofahrer wissen dies noch nicht, was mitunter zu drolligen Gestikulationsausbrüchen führt.

Die Petition begehrt nun die Abschaffung dieser Fälle der Radwegbenutzungspflicht. Der Petent konnte darlegen, dass Radfahrer Verkehrsteilnehmer sind. Und Verkehrsteilnehmer haben nach der StVO auf der Straße zu fahren.

Es war auffallend, wie häufig die anwesenden Abgeordneten und der Petent einander misszuverstehen schienen. „Wollen Sie denn den Radfahrern als einzigen Verkehrsteilnehmern freistellen, wo sie fahren wollen?“, fragte eine Abgeordnete mit sanft bohrendem Unterton.

„Was ist ein linksseitiger Radweg?“, fragte ein anderer Abgeordneter. Hier zeigt sich, dass man in der Politik im Zweifelsfall immer etwas schlichter und fasslicher argumentieren sollte, als dies bei ausgepichten Kennern des Verkehrsrechts zu erwarten gewesen wäre.

Wir Radler müssen die anderen Menschen, die Noch-nicht-Radler, sozusagen bei der Hand nehmen und ihnen Verständnishürden aus dem Weg räumen.

Immer wieder brachen in den Äußerungen der Bundestagsabgeordneten gewisse Vorbehalte gegenüber der Regeltreue der Radler durch. Verdrießliche Fragezeichen, missmutige Untertöne, Befremden und auch schlichte Unkenntnis waren manchmal herauszuhören. Diese „Gelb-Signale“ unserer Volksvertreter müssen wir unbedingt aufnehmen, nutzen und positiv darauf eingehen. Nur so gewinnen wir neue Verbündete!

Den Fischen braucht man kein Wasser zu predigen, – die Nichtradfahrer sind es, die wir umwerben müssen!

Für die materielle Ausgestaltung des Radverkehrsrechts war dies noch keine Sternstunde, eher glich es einer kleinen Nachhilfestunde für die beteiligten Abgeordneten und uns Bürger. Staatssekretär Kasparick erwies sich als guter Kenner der Materie und als kundiger Anwalt des Radverkehrs. Er warb eigens für die mittlerweile errichtete „Fahrradakademie“, in der Stadtplanern und Behördenmitarbeitern Werkzeuge zur sinnvollen Gestaltung der Verkehrsflüsse an die Hand gegeben werden.

Besonders ergiebig ist diese Sitzung im Petitionsausschuss für die Analyse der Kommunikation in der politischen Arena und für die unterschwellig mitverhandelten Vorbehalte gegenüber dem Fahrradverkehr überhaupt. Auch wer sich nicht für Fahrradpolitik interessiert, kann hier dank Internet wunderbar studieren, wie leicht Missverständnisse aufkommen und dann mühsam abgebaut werden.

Wir bleiben dran mit unserem Blog – eine Entscheidung ist noch nicht gefällt!

Übrigens: Beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) kann man noch mehr nachlesen.

Links und Kommentare zu diesem Thema:

http://www.rad-spannerei.de/blog/2008/02/18/radwegbenutzungspflicht-muss-weg/#comments

 Posted by at 22:36
Feb. 232008
 

Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 400.000 Fahrräder gestohlen. Die hohe Diebstahlgefahr schreckt viele Menschen davon ab, auf dieses preiswerte, gesundheits- und umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen, und auch davon, sich anstelle einer alten „Mühle“ ein teureres Fahrrad anzuschaffen, das allen Ansprüchen an Verkehrssicherheit und Bequemlichkeit genügt.

Die erprobten Maßnahmen der Kommunalpolitik, um diesen Missstand zu beheben, müssten eigentlich in weit größerem Umfang als bisher umgesetzt werden: sichere Bügel in ausreichender Anzahl, an denen die Fahrräder samt Rahmen angeschlossen werden können; verschließbare Boxen; überwachte und überdachte Fahrradparkplätze in allen Parkhäusern und auf Parkplätzen; Fahrradgaragen in größeren öffentlichen Gebäuden.

Nunmehr bringt die englische Firma SOS Response das WASP-Fahrradüberwachungssystem auf den Markt. Ein berührungsempfindlicher Sensor wird vom Besitzer des Fahrrads beim Abstellen des Fahrzeugs aktiviert; sobald jemand sich unberechtigt am Fahrrad zu schaffen macht, aktiviert das Gerät einen Funkalarm, eine Video-Kamera erfasst das Geschehen, ein Sicherheitsdienst oder die Polizei kann auf diese Weise alarmiert werden. Die Zahl der Fahrraddiebstähle konnte mit diesem System um 90% gesenkt werden. Erfolgsmeldung der Firma selbst:

When an owner locks up their bicycle they either call or send a text to a security control room which automatically triggers the system to guard it.

If someone tries to tamper with the bicycle, a movement sensor on the lock emits a silent alarm which triggers a CCTV camera to zoom in and records the event. The live images on the security control room monitors are verified against the owner information. A security officer can then be sent to intervene.

SOS Response developed the WASP Cycle Monitoring System (CMS) in partnership with Hampshire Constabulary and the University of Portsmouth.

By combining state-of-the-art miniaturised electronics, intelligent use of Proven RFID technology, CCTV and Communication Software Integration we have reduced Crime by 90% over a 3 month period from October to December 2007.

Ich meine: Man sollte das System ruhig einmal prüfen, zumal es ja die vielbeschworene „Sicherheit an öffentlichen Orten“ erhöhen würde. An besonders gefährdeten Stellen in Berlin, an denen statistisch besonders viele Fahrräder gestohlen werden, könnte es erprobt werden. Die Investitionskosten sind allerdings recht hoch. Als Ergänzung der oben geforderten, seit langem bekannten Maßnahmen, so scheint mir, könnte es in der Zukunft an bestimmten Orten eine Rolle spielen. Damit landen wir nicht gleich im „Überwachungsstaat“.

Was meint Ihr?

 Posted by at 18:50