Juni 162010
 

Na endlich! Die Kraft des Nein gehört zur Freiheit wie das Nein zu den Bitten der Kinder, wenn sie ein drittes Eis, eine dritte Cola, eine dritte Tüte Pommes haben wollen.

Danke, Herr Brüderle!

Leider haben unsere Causa-Opel-Politiker zu wenig Erfahrung in der Kindererziehung.

Der Reigen der Erpressungen in der Endlosschleife „Causa Opel“ wird endlich durchbrochen.

Es wurde aber auch Zeit!

Schade, dass die Politik dem unwürdigen Treiben nicht früher ein Ende gesetzt hat.

Autobauer in der Krise: GM zieht alle Anträge auf Opel-Bürgschaft zurück – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft

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Juni 062010
 

 Hilfe erzeugt Abhängigkeit. Hilfe macht unmündig. Ringsum sehe ich in Kreuzberg Gebirge der Abhängigkeit aufgetürmt! Die verheerenden Auswirkungen der bedingungslos auf Dauer gewährten Sozialhilfe sind unter den Kennern längst unbestritten: Die einzelnen lernen es nicht, für sich selbst zu sorgen. Es gibt keinen Anlass zu lernen oder einer geregelten Arbeit nachzugehen oder hinterherzuziehen. Familien zerbrechen, da im deutschen Sozialstaat der einzelne eine ganze Latte von Ansprüchen direkt gegen den Staat geltend machen kann. Der Staat wird als Gegenstand der Ausplünderung gesehen. Die Familie als primäres Netz sozialer Sicherheit wird ausgelöchert.

Dauerhafte Hilfe erzeugt Unmündigkeit. Was für den deutschen und mehr noch den ausländischen Sozialhilfeempfänger in Deutschland gilt, das stimmt auch für ganze Staaten und Kontinente.

Das deutsche Sozialhilfesystem muss dringend effizienter gestaltet werden.  Es muss darauf angelegt werden, die Menschen zu aktivieren, statt Unmündigkeit zu erzeugen.

Yinka Shonibare, der nigerianische Künstler, der derzeit in der Friedrichwerderschen Kirche in Berlin ausstellt, sieht dies in einem Interview ganz ähnlich:

Deutschlandradio Kultur – Thema – „Hilfe erzeugt Abhängigkeit“
Was nun Hilfe angeht, so halte ich die Hilfslieferungen für die schlimmste Politik überhaupt, denn Hilfe erzeugt Abhängigkeit.

Hilfe ist eigentlich das Schlimmste, was man den afrikanischen Ländern antun kann. Die Situation hat sich doch durch die Hilfsleistungen nicht wesentlich gebessert, sie hat im Gegenteil die Selbsthilfekräfte der Afrikaner gelähmt, es hat sie daran gehindert, zu Schmieden ihres eigenen Glücks zu werden.

Diese Hilfe ist im Grunde nur ein Vorwand dafür, die Länder weiter auszuplündern. Die Hilfe landet ja nur in den Händen einiger weniger Mächtiger, die die in die eigene Tasche stecken. Die Hilfe versetzt die Afrikaner auch in die Lage von unmündigen Kindern, sie ist wie ein Schnuller, den man den Säuglingen in den Mund steckt, damit sie endlich Ruhe geben. Und so hat also diese Hilfe nichts Gutes bewirkt. Man sollte sie sofort ändern.

Worum es letztlich geht, ist, Infrastruktur zu schaffen, Bildung anzubieten, damit die Afrikaner selbst ihr Schicksal meistern können. Das wäre viel besser, als Hilfe zu bieten.

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Mai 042010
 

Ein guter Vater, eine gute Mutter – das ist das Wichtigste, was Kinder brauchen. So habe ich es wiederholt und mit großem Nachdruck in diesem Blog vertreten. Das Heranziehen von guten Vätern und guten Müttern, das ständige Mahnen und Ermuntern: „Sei ein guter Vater! Kümmere dich um deine Kinder! Sei eine gute Mutter! Seid eine gute Familie!“ ist eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialpolitik. Jeder Staat muss ein vitales, nicht zuletzt ein fiskalisches Interesse an beständigen, von dauerhafter Liebe und persönlicher Treue getragenen Familien haben.

Dies berichtet der Tagesspiegel heute auf S. 14:

Gymnasien fordern Sozialarbeiter – Schule – Berlin – Tagesspiegel
Der zwölfjährige Philipp bekam in seiner Klasse keinen Ton heraus. Seine Noten wurden schlechter, andere Schüler hänselten ihn. Philipp suchte bei der Sozialpädagogin seines Gymnasiums Hilfe. Die baute Vertrauen zu ihm auf, bis er schließlich von der Scheidung seiner Eltern erzählte und davon, dass er zu dick war und von den Mitschülern deshalb als „Schwein“ beschimpft wurde. „Philipp fühlte sich zu Hause und in der Schule ausgegrenzt und hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr“, berichtet die Sozialpädagogin Annette Just. Mit gezielter Hilfe wurde es besser.

Es gibt Hunderttausende solcher Geschichten wie die des zwölfjährigen Philipp. Was kann der Staat tun? Er kann durch Tausende, Zehntausende, ja Hunderttausende bezahlter Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer versuchen, den Ausfall der Väter oder der Familien auszugleichen. Und der Staat versucht es auch redlich, soweit die Kassen es zulassen und weit darüber hinaus. Jetzt fordern also auch die Gymnasien Sozialarbeiter. Da der Staat bekanntlich Geld im Übermaß hat (Stichwort Bankenkrise, Stichwort Griechenland!), soll er jetzt auch in die weiterführenden höheren Lehranstalten Ersatzeltern im großen Umfang einbringen.

Oder der Staat bildet sich die leiblichen Eltern der Kinder als unbezahlte Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer ihrer eigenen Kinder heran. Die leiblichen Eltern sollen also den Kindern all das bieten, was Lehrer und Sozialhelfer den Kindern nur unzureichend ersetzen können. Der Staat würde dann offen zugeben: „Ich, der Staat, kann den Kindern nicht das bieten, was nur die Eltern den Kindern bieten können. Ich kann die Eltern nicht ersetzen.“

Das würde in letzter, radikaler Konsequenz bedeuten, dass den Eltern die entscheidende Verantwortung für das Gedeihen der eigenen Kinder, für die Erziehung der eigenen Kinder zugemutet würde!  Unerhört! Diese Zumutung könnte in Forderungen gipfeln wie etwa: „Ihr Väter, kümmert euch um eure Kinder!“ Oder, noch schlimmer: „Ihr Väter, sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag ein warmes Essen auf den Tisch bekommen!“ Oder: „Ihr Mütter, sorgt dafür, dass eure Kinder mit einem guten, gesunden Frühstück den Tag beginnen!“ Oder: „Sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag zwei Stunden in frischer Luft bei Bewegung und Spiel verbringen!“ Oder: „Ihr Väter, stellt eure Söhne nicht vor dem Fernseher ab! Unternehmt etwas mit ihnen!“

Ich gebe gerne zu: Das sind äußerst radikale Forderungen. Es gibt weit und breit fast niemanden, der die absolut zentrale, die unersetzliche Rolle der Familie, die zentrale Rolle der Nächstenliebe für das Glück und das Gedeihen der Kinder öffentlich auszusprechen wagt. Die politischen Parteien wagen so etwas nicht mehr öffentlich zu sagen. Die Kirchen, Synagogen und Moscheen tun es bisweilen noch, sind aber oft mit anderen Dingen beschäftigt. Es zeugt von äußerster Unerfahrenheit, von erfrischender Naivität, wenn ein Politiker die Forderung nach Nächstenliebe erhebt. Denn Nächstenliebe ist keine Leistung der Politik, sondern ein Geschehen zwischen einzelnen Menschen.

Die Forderung nach mehr Nächstenliebe kommt also einer Selbstbescheidung, einer Selbstbeschränkung der Politik gleich. Ich bin ein großer Anhänger dieser Selbstbescheidung! Ich halte sie gerade angesichts der Haushaltslage der Kommunen für unerlässlich.

Mir ist eigentlich aus jüngster Zeit nur eine deutsche Politikerin bekannt, die bereits zu ihrem Amtsantritt 1 Mal den zentralen Wert „Nächstenliebe“ (!) und sage und schreibe 2 Mal den zentralen Wert „Familie“ (!) in den Mund genommen hat. Diese deutsche Politikerin ist soeben Sozialministerin in Niedersachsen geworden. Wir müssen die deutsche Politikerin Aygül Özkan (CDU) in ihrem Verweis auf grundlegende Werte wie die Nächstenliebe und die Familie unterstützen, auch wenn wir derzeit noch eine verschwindende Minderheit bilden.

NB: Auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Juli 2009) weist in all seiner erfrischen Naivität und Unbekümmertheit im Artikel 6 den Eltern die letzte Verantwortung für Glück und Gedeihen der Kinder zu. Niemand wird unsere winzige radikale Minderheit also als „Verfassungsfeinde“ bezeichnen dürfen, wenn wir wieder und wieder die entscheidende Rolle der Eltern ins Gedächtnis rufen. Wir stehen auf dem Boden der Verfassung.

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Mai 032010
 

Interessante Frage, die da im Online-Forum zusammenleben-in-berlin.de diskutiert wird!

Man könnte auch sagen: „Was wünscht ihr den Berliner Kindern am meisten?“ Ganz oben in der Liste der Eltern stehen: 1) Mehr Erzieher in den Kitas und 2) kleinere Klassen an den Schulen. 3) Schulessen für alle.

Spannend! Wunsch 1 und 2 sind eindeutig: Die Kinder sollen mehr menschliche Zuwendung von den Erziehern und Lehrern bekommen. Es fehlt ihnen offenbar nach Einschätzung der Eltern an individueller, liebevoller Betreuung.

Punkt 3 ist ebenfalls aussagefähig: Das Grundbedürfnis nach Ernährung wird offenbar nach Meinung der Eltern nicht hinreichend abgedeckt.

Der Staat soll also mehr menschliche Zuwendung und mehr Essen für die Kinder liefern.  Liebevolle Zuwendung sowie gutes, warmes Essen erhalten die Kinder nach Meinung der Eltern also „von Hause aus“ nicht genug.

Ich selbst habe mich bereits vor Wochen festgelegt! Mein größter Wunsch für die Kinder Berlins steht gar nicht auf der Liste. Niemand hat meinen Wunsch auf dem Zettel.

Er lautet: Ich wünsche jedem Berliner Kind eine gute Familie mit einer guten Mutter und einem guten Vater. Mit großem Abstand sind dies – wie ich meine – die wichtigsten Dinge, die das Leben und des Glück des Kindes bestimmen. Es sind aber auch die beiden Dinge, die nach meiner Erfahrung hier in Kreuzberg und auch in Berlin insgesamt den Kindern am ehesten fehlen. Fast immer oder doch in den meisten Fällen steht hinter dem Leiden von Kindern, etwa hinter dem Schulversagen oder der Kriminalität der jungen Männer, das Versagen oder das Fehlen der Väter oder der Familie insgesamt. Man suche das Gespräch mit Kriminellen, mit Suchtkranken, mit Gefängnispsychologen, mit Sozialarbeitern, mit Polizisten und Richtern. Sie werden den Befund wohl bestätigen.

Diese meine stark vom üblichen Schwarzen-Peter-Weiterschieben abweichende Einschätzung habe ich bisher probeweise nur einigen Psychologen und Sozialarbeiterinnen vorgetragen. Ich meine in der Tat: Mit einer starken, gesunden Beziehung zu einem starken, liebevollen Vater und einer starken, liebevollen Mutter sind Kinder nahezu unverletzlich. Sie werden in Klassen mit 100 Kindern gut lernen können.

Widerspruch habe ich von den Fachleuten bisher nicht bekommen.

Sollte diese Feststellung zutreffen, so hätte sie erhebliche Konsequenzen für die Bildungspolitik Berlins.

 Online-Aktion: Familien sind die besten Experten – Berlin – Tagesspiegel
Die Diskutierenden sind aufgefordert, ihre Wünsche noch konkreter auf die einzelnen Kieze zu richten. Der Tagesspiegel hat zusammengestellt, welches die größten Sorgen und Wünsche der Familien aus der ersten Runde der Befragung sind.

 Posted by at 23:41
Apr. 302010
 

30042010001.jpg Erneut einen Riesenbonus in meinem Herzen hat soeben die Kreuzberger Fanny-Hensel-Grundschule errungen. Jeder aus der älteren Generation kennt wohl noch das Auswendiglernen von Gedichten als unangenehme Fleißaufgabe. Ganz anders, frischer, überzeugender macht es die Fanny Hensel! Heute waren 7 Balladen und lyrische Gedichte von Goethe angesagt. Die Kinder zauberten daraus eine Art 5-Akt-Theater-Aufführung. Mit Kostümen, mit bunten, selbstgemalten Bühnenbildern.

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Der Zauberlehrling, das Hexenlied aus dem Faust, der Erlkönig, das Heidenröslein, Gefunden, Glückliche Fahrt, der Fischer wurden angesagt. Es gab einen Moderator, der mit vorbereiteten Reden durch das Programm führte. Abgeschlossen wurde das Ganze durch einen aktuellen Rap in deutscher Sprache: „Wenn ich reim‘ …“

Die stolzen Eltern saßen mit hohen Augenbraunen gelassen da und freuten sich über ihre Kinder.

Der Rezensent bekennt, dass ihm an manchen Stellen ein Schauer über den Rücken rieselte, insbesondere zum Schluss, als es hieß:

halb zog sie ihn,
halb sank er hin,
und war nicht mehr gesehn.

Die Gedichte erklangen in guter, geschulter, hochdeutscher Aussprache, so dass ich jedes einzelne Wort verstehen konnte. Vorbildlich! Wenn jedes Kind in Berliner Grundschulen an solchen Aufführungen beteiligt wäre, brauchten wir uns über mangelnde Deutschkenntnisse wahrlich keine Gedanken zu machen. Die Fanny Hensel macht es vor!

Besonders spannend fand ich den letzten Beitrag – einen selbstverfertigten Rap:

„Denn immer wenn ich reim, fällt die Last von mir, und ich fühle mich auf einmal frei …“

Das war eigentlich ein Hymnus auf die weltbewegende, auf die befreiende, auf die integrierende Kraft der Dichtung. Ich meine das ernst: Alle Völker, alle Jahrtausende seit Homer, seit den Barden, seit dem Gilgamesch-Epos haben Poesie, haben die metrisch gebundene Sprache als herausragendes Merk-, Bildungs- und Wissenreservoir genutzt. Erst seit einigen Jahrzehnten geht dieses Wissen (vielleicht etwa dank der akademisch-wissenschaftlichen Didaktik und Methodik?) zunehmend verloren.

Aber die Didaktiker werden dieses uralte Wissen der Völker wiederentdecken! Sie, all die Methodiker, Kritiker, Politiker, Migrationsexperten und Kritikaster sollten zur Fanny-Hensel-Grundschule kommen und diese Aufführung betrachten, bewundern und sich verzaubern lassen.

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Zum Schluss ging ich artig und dankbar auf die Leiterin der Produktion, Frau Neubert zu. „Ich bin begeistert, damit haben die Kinder und Sie einen Traum von mir wahr gemacht! Danke!“, sage ich. „Dabei haben wir alles selbst gemacht,“ bekomme ich zur Antwort. Vortrefflich gesagt!

Aus Meeresstille zur glücklichen Fahrt!

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Was brauchen Grundschulkinder? Gute Väter und gute Mütter

 Familie, Gute Grundschulen, Kinder, Männlichkeit, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Was brauchen Grundschulkinder? Gute Väter und gute Mütter
Apr. 252010
 

Grundschulkinder brauchen vor allem eins: gute Väter und gute Mütter. Dies war das Ergebnis unserer Betrachtungen in den beiden vorangehenden Blog-Beiträgen. Mit dieser Meinung stehen wir windschief zur gesamten Mainstream-Debatte, über die sich Verbände und Parteien unseres Bundeslandes Berlin die Köpfe heißreden. Die Parteien wagen das überragend wichtige Thema „Gute Väter – gute Mütter“ allenfalls mit der Pinzette anzufassen. Dabei liegt es doch auf der Hand: Hat man gute Väter und gute Mütter, dann werden sich die meisten Bildungsprobleme weitgehend von selbst auswachsen. Selbstverständlich wird unser altehrwürdig-knirschendes Schulwesen weiterhin behutsam nachsteuernder Reformen bedürfen: Es muss durchlässiger werden. Die Kopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg muss aufgebrochen werden. Aber es ist wahnhaft zu glauben, der Staat könne grundsätzlich den Eltern ihre gesamte Arbeit abnehmen. Das erinnert an die utopische Politeia Platons, an den antiken Zucht-und-Ordnung-Militärstaat Sparta.

Stattdessen wird der Staat gefordert einzuspringen. Man fordert Unterstützungssysteme ohne Ende. Das gesamte Berliner Schulwesen wird derzeit auf die Bedürfnisse der migrantischen Schüler hin umgekrempelt. Das Ideal dabei ist: Jedem Kind sein Erzieher, sein Sozialarbeiter und sein Lehrer! Ich halte das über weite Strecken für eine Überforderung des Staates. Als ein Dokument von Dutzenden anderen sei hier aus nur einem Brandbrief (von Dutzenden Brandbriefen) zitiert, den die Berliner Landesgruppe des Grundschulverbandes am 17.04.2010 vorlegte:

Dokumentiert: Offener Brief an Senator Zöllner – Schule – Berlin – Tagesspiegel
Grundschulkinder brauchen – insbesondere in den sozialen Brennpunkten – kleine Klassen und schulische Räume, die den Ansprüchen einer ausgleichenden, auf individuelle Förderung abzielenden Pädagogik gerecht werden. In der jahrgangsgemischten Schulanfangsphase soll das Zweilehrer/innen-Prinzip die Regel sein.

Alle Kinder brauchen die Sicherheit, dass zu jedem Zeitpunkt Unterricht und pädagogische Förderung durch gut ausgebildeten Lehrer(innen) und Erzieher(innen) stattfindet. Konkret: Dem Personalausfall ist eine verlässliche Vertretungsreserve mit ausgebildeten Fachkräften vor Ort entgegenzusetzen, d. h. jede Schule braucht 105 % Personalausstattung, Das Instrument der Personalkostenbudgetierung (PKB) ist nur hilfreich, wenn es um die Vertretung von längerfristig erkrankten Lehrer(innen) oder Erzieher(innen) geht.

Schulen – insbesondere in den sozialen Brennpunkten der Stadt – brauchen kompetente und in den Schulalltag der Einzelschule eingebundene wirksame Unterstützungssysteme, d. h. vor Ort müssen die verschiedenen Akteure der Schulpsychologie, Sonderpädagogik und Sozialarbeit in enger Kooperation gemeinsam mit den Lehrer(innen) und Erzieher(innen) sicherstellen, dass kein Kind auf dem Weg zur Bildung verloren geht.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Inge Hirschmann
Vorsitzende der Berliner Landesgruppe des Grundschulverbandes

Niemand wird diesen wohlklingenden Forderungen ernsthaft widersprechen mögen. Aber sind sie realistisch? Sind sie bezahlbar? Wo sind eigentlich die Lehrer für das Zwei-Lehrer-Prinzip? Bräuchte letztlich nicht jedes Kind im Grunde einen Rund-um-die-Uhr-Betreuer? Jedes Kind ist anders!

Diese Rund-um-die-Uhr-Betreuer sind sicherlich nicht bezahlbar aus Steuermitteln. Deshalb schlage ich vor: Wir Eltern, also die Väter und die Mütter, sollen zu diesen Rund-um-die-Uhr-Betreuern erzogen werden. Wir Eltern stehen in der Pflicht. Rund um die Uhr – ausgenommen jene Zeiten, in denen unsere Kinder sich in der Schule bzw. in Hort und Kita aufhalten.

Wir Eltern tragen die Hauptlast der Erziehung. Der Staat hat das Recht und die Pflicht, uns daran zu erinnern. Dazu muss der Staat zu einfachen, oft wiederholten, wirksam kommunizierten Botschaften greifen. Übertriebene Höflichkeit uns gegenüber ist fehl am Platze.

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Gute Eltern: Erfolgsgeheimnis Nummer 1

 Kinder, Mutterschaft  Kommentare deaktiviert für Gute Eltern: Erfolgsgeheimnis Nummer 1
Apr. 242010
 

Kaum etwas beglaubigt einen Politiker mehr als das Erzählen seiner Lebensgeschichte. Kaum etwas anderes macht ihn so verletzbar. Kaum etwas anderes macht ihn aber auch so stark oder unverwundbar, als wenn er erzählen kann, wie er sich aus widrigen Umständen herausgearbeitet hat. Und wie ihm andere dabei halfen. Wie ist dieser Politiker der geworden, der er ist?

„Meinen Vater habe ich sehr früh verloren. Meine Mutter hat Vater- und Mutterrolle ausfüllen müssen. Wir kamen aus dem Libanon hier in Deutschland an, als ich neun Jahre alt war. Wir hatten nichts. Auf ihren Schultern lag die Verantwortung für alle zehn Kinder. Mutter hat immer dafür gesorgt, dass wir vor der Schule Frühstück aßen, dass wir jeden Tag zur Schule gingen, dass wir ordentlich angezogen waren und dass wir unsere Hausaufgaben machten.“ In einem Wort: Die Mutter hat sich gekümmert. Die Mutter hat die Familie geleitet. Sie hat den Vater nach Kräften ersetzt – so gut es eben ging. Die Mutter hat es ermöglicht, dass die Kinder ihren Weg ins selbständige Leben fanden.

Voller Spannung hörte ich meinem Parteifreund Badr Mohammed zu, als er bei einer öffentlichen Veranstaltung in Friedrichshain-Kreuzberg am 24.03.2010 in etwa diesen Worten sein Leben erzählte.

Gestern erkannten wir in diesem Blog an der Lebensgeschichte Aygül Özkans, welchen prägenden Einfluss der Vater für den gesamten späteren Lebensweg haben kann. Heute besinne ich mich darauf, dass auch die Mütter eine ähnlich überragende Rolle spielen.

Ein guter Vater, eine gute Mutter – das sind die beiden prägenden Einflüsse, die man jedem Kinde mehr als alles andere wünschen muss. Sie sind es in den meisten Fällen, die hinter dem Erfolg stehen. Hat ein Kind einen guten Vater und eine gute Mutter, wird es seinen Weg in unserem Land machen. Wenn ein guter Vater fehlt, wird es für die Mutter viel schwerer, den Kindern das Erwachsenwerden zu ermöglichen. Auf ihren Schultern lastet eine doppelte Last. Aber eine gute, starke Mutter wird es meist schaffen.

Wenn ein guter Vater und eine gute Mutter fehlen, dann wünsche ich den Kindern vor allem – einen väterlichen Mann, eine mütterliche Frau, die diesen Mangel ersetzen kann. Das kann der Großvater oder ein älterer Bruder sein oder eine Tante.

Das kann eine gläubige Muslima sein oder ein gläubiger Christ aus der Nachbarschaft, der sich aus Nächstenliebe dieser Kinder annimmt.

Nicht werden es die Einrichtungen des Staates sein, die diesen Mangel ersetzen können. Es müssen nach meiner festen Überzeugung Menschen sein, leibhaftige Menschen aus Fleisch und Blut. Menschen, nicht Institutionen.

Die große Not vieler Heranwachsender in dieser Stadt Berlin liegt meines Erachtens darin, dass ihnen viel zu oft ein guter Vater fehlt und dass die Mutter überfordert wird darin, diesen Mangel auszugleichen.

Der ständige Ruf nach einer besseren Schule, nach einer besseren Kita lenkt eher ab von diesem grundlegenden Mangel. Die Grundschule als solche, die Kita als solche wird niemals die Eltern wirklich ersetzen können.

Wer glückliche, selbständige, lernbegierige Kinder will, der tue alles dafür, dass sie gute Väter und gute Mütter haben – oder guten Ersatz dafür in Gestalt leibhaftiger Menschen.

Erst weit danach sollte die Sorge um die gute Schule kommen.

Gute Eltern sind das erste und das wichtigste, was ich den Kindern wünsche.

Was sind gute Eltern? Darauf haben wir erste Antworten gestern und heute schon gefunden:

Sie kümmern sich um die Kinder. Gute Eltern sorgen dafür, dass ihre Kinder das Nötige bekommen, ohne verwöhnt zu werden. Sie lassen den Kindern Freiheit, ziehen aber auch klare Grenzen.  Sie wollen den Erfolg ihrer Kinder. Sie beschützen sie.

Die Gesellschaft, wir alle müssen allergrößtes Interesse daran haben, gute Väter, gute Mütter zu erziehen. Damit sollten wir jetzt anfangen.

 Posted by at 21:05

Geht hinaus in die Welt

 Kinder, Liebe, Religionen  Kommentare deaktiviert für Geht hinaus in die Welt
Apr. 082010
 

Nur wer den Koran studiert, nur wer das jahrtausendealte Herrschaftsdenken der alten orientalischen Reiche vom Herrscher als dem „Völkerhirten“ kennt, wird letztlich unsere muslimischen Volksgruppen verstehen können. Wer sich nicht bemüht, die tiefen kulturellen Prägungen der Muslime ernstzunehmen, dessen sozialpolitische Anstrengungen laufen ins Leere.

Eine eingehende Befassung lohnt in jedem Fall das Internet-Portal der einflussreichen Islamischen Gemeinschaft Milli Görus. Dort kann man sich in deutscher Sprache in ein gewisses islamisches Gesellschafts- und Politikverständnis einarbeiten, dort werden Freitagspredigten abgedruckt, von denen anzunehmen ist, dass sie so oder so ähnlich überall in Deutschland vorgetragen werden. Und man kann dort erfahren, dass der Spruch „Wissen ist Pflicht“, den Yusuf Bayrak kürzlich bei uns in Kreuzberg-West vortrug, keine Neuprägung ist, sondern uraltes islamisches Gedankengut.

Was sagt der Islam zu den sozialen Problemen unserer Zeit? Was sagt er zur Armut? Die Almosengabe ist eine der 5 Grundpflichten des Moslems. Ist die staatliche Sozialfürsorge der Bundesrepublik Deutschland ein Almosen im Sinne des Islam?

Ich vermute: Nein. Denn muslimische Almosen sind freiwillig erbrachte Gaben des Begüterten an die Armen. Im Islam ist das Almosen eine Gabe von Mensch zu Mensch. Nicht vom Herrscher an den Untertan. Jeder, der hat, soll etwas abgeben, und zwar direkt von Mensch zu Mensch. Genau so galt das christliche Gebot der Barmherzigkeit stets von Mensch zu Mensch, nicht vom Staat an den Bürger.

Der Islam, wie ihn Milli Görüs offen lehrt, schöpft sich vorrangig aus dem Koran. Alle anderen Quellen sind nachrangig. So gelangt Milli Görüs in der Freitagspredigt vom 02. April 2010 etwa zu folgenden Aussagen:

Hutba – Der Koran, unsere Quelle – IGMG.de – Das islamische Portal
Verehrte Muslime,

alles, wonach wir suchen, ist im Koran. Unser familiäres Wohl und Lösungen für unsere sozialen Probleme befinden sich im Koran. Der Koran weist Wege aus den Krisen unserer Zeit. Ihr braucht euch keine Sorgen um eure Familie, Kinder und Freunde zu machen, vertraut sie dem Koran an. Eure Kinder sind es schließlich, die das Licht des Korans in eure Wohnungen tragen werden. Das größte Erbe, dass wir auf dieser Welt zurücklassen können, sind unsere Kinder.

Die Lösung für alle sozialen Probleme in einem heiligen Buch zu suchen, das ist etwas, womit die meisten Menschen in Deutschland wohl ihre Mühe haben werden.

Es fehlt mir hier das Gebot des „Hinausgehens“. Geht hinaus in die Welt! Was ist die Welt? Für den gläubigen Moslem ist sie wohl – in Goethes Worten – „ein Abglanz“ der Herrlichkeit. Die Welt ist für einen bedeutenden Teil der muslimischen Gemeinde nicht Gegenstand des aktiven Eingreifens, des verändernden, zupackenden, studierenden Umarbeitens und Gestaltens. Sie ist – was sie ist.

Für einen bedeutenden Teil der jüdisch-christlichen Überlieferung ist die Welt hingegen etwas, was bestellt und beackert werden muss. Die Weisung, die „Rechtleitung Gottes“, wie das der Koran nennt, erfolgt nicht durch die Versenkung in den unabänderlichen Schriftsinn – das wäre Mystik – sondern durch das Hinausschauen, das Aufmerken, das Hinhören – letztlich durch die Begegnung mit dem unvorgreiflichen Gegenüber, mit dem anderen Menschen.

Heute hatte ich eine Sitzung beim Zahnarzt. Der deutsche Zahnarzt hat ein Bild von drei Kindern aus dem Jemen in seine Praxis gehängt. Die Kinder schauten mich an. Sie waren arm. Der Berliner Zahnarzt hat einige Jahre bei ihnen gelebt und ihnen zahnärztliche Leistungen erbracht. Ich sah die offenen, die lachenden, die fragenden Gesichter dieser jemenitischen Kinder. Die Zahnheilkunde entwickelt sich ständig weiter. Würde es ausreichen zu sagen: Lies den Koran, da ist alles schon enthalten? Soll man die Zahngesundheit der jemenitischen Kinder dem Koran anvertrauen, oder soll man sich Sorgen um die Zahngesundheit machen?

Für die meisten Christen reicht es nicht aus, die Kinder der unveränderlichen Lehre der Glaubensgemeinschaft auszusetzen. Sie wollen etwas Konkretes tun. Die Welt verändert sich. Die Kindererziehung verändert sich. Was zu Goethes Zeiten richtig war, kann heute in die Sackgasse führen. Nicht DAS BUCH, sondern das lebendige, das gesprochene WORT, das verhallt und verklingt, sind für den Christen die Anrufung.

Die Welt insgesamt, aber vor allem die Kinder, brauchen unsere Sorge. Sie brauchen es, dass wir uns um sie kümmern. Hier in Kreuzberg genauso wie dort im Jemen. Wir müssen genau hinschauen und fragen: Was dient ihnen? Was brauchen diese Kinder, damit sie ein gesundes, glückliches Leben führen können? Wo finden wir die Antwort auf die Fragen der Zeit? „Denn das größte Erbe, das wir auf dieser Welt zurücklassen können, sind die Kinder.“

Die Hochschätzung des Kindes ist etwas, was Muslime und Christen eint.

Ich halte diese Gemeinsamkeiten und diese Unterschiede für wichtig. Man sollte sie zur Kenntnis nehmen und sich friedfertig darüber austauschen.

 Posted by at 19:30

Von Vorbildern lernen – Schulgelöbnisse einführen – Herkunftskulturen integrieren!

 Europäisches Lesebuch, Integration, Integration durch Kultur?, Kinder, Religionen, Sprachenvielfalt, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Von Vorbildern lernen – Schulgelöbnisse einführen – Herkunftskulturen integrieren!
Apr. 072010
 

Mittlerweile habe ich meine Anregungen für den Integrationskongress der Berliner CDU, der am 13.04.2010 stattfinden wird, schriftlich eingereicht. Zu den Vorschlägen, die ich unterbreite, gehören auch folgende:

 Zeichen der Zugehörigkeit setzen!

Jede Berliner Schule sollte allen Kindern ein äußeres Zeichen der Zugehörigkeit anbieten. Das kann ein Schulpullover sein, das kann und soll ein Schulwimpel sein, das kann und soll eine Schulhymne sein. Auch ein regelmäßiges Schulgelöbnis nach dem Vorbild des türkischen Türküm, doğruyum, çalışkanım  ist empfehlenswert.

Mit solchen Symbolen des Dazugehörens wird laut und deutlich verkündet: “Du gehörst dazu. Jede, die den Schulpullover trägt, ist eine von uns! Jeder, der den Schulwimpel trägt, ist einer von uns!”

Kulturelle Erfahrungsräume an den Schulen schaffen!

Berlins Schülerinnen und Schüler aus Zuwanderungsländern wachsen heute vielfach in einem kulturellen Vakuum auf. Die kommerziellen Medien der Unterhaltungsindustrie (arabisches und türkisches Fernsehen, Internet, Spiele) bestimmen neben oftmals überforderten oder vernachlässigenden Eltern ihre Vorstellungswelt. Da der Staat Angst davor  hat, die Lernenden durch die Zumutungen der großen Werke zu verlieren, verzichtet er – im Gegensatz zu Schulsystemen des Nahen und Mittleren Ostens – fast völlig auf die frühzeitige Vermittlung der großen, zeitüberdauernden Namen. Von herausragender Bedeutung für gelingende Integration ist jedoch die Anerkennung und Pflege des kulturprägenden  Erbes der beteiligten Kulturen. Die herausragenden Leistungen der deutschen und der europäischen Kulturen, etwa die Werke Homers, Platons, Johann Sebastian Bachs, Johann Wolfgang Goethes und Immanuel Kants sollen von der Grundschule an gezeigt, erschlossen, gepflegt  und anempfohlen werden. Dazu sollen Kenntnisse der wichtigen Werke aus den Herkunftsländern treten, etwa die Werke Mevlanas oder die Gedichte Hafis‘.

Die Texte in den Schulbüchern spielen heute vorwiegend in einem neutralen Umfeld. Sie sollten jedoch reiches, wiedererkennbares Material aus den  kulturellen Erfahrungsräumen Deutschlands und der Herkunftsländer anbieten.

Soweit meine Anregungen.

Interessant: Die taz berichtet heute über die erste afrozentrische Schule in Kanada. Selbstverständlich wird dort größter Wert auf Englisch und Französisch gelegt. Aber daneben sollen die Kinder auch ein paar Brocken Suaheli lernen. Dort, an der Kanadischen Schule, machen sie bereits jetzt genau das, was ich für Berlins Schulen vorschlage: Klarer Akzent auf das Vorbild „großer Männer und großer Frauen“, Pflege der Hochkultur der beteiligten Länder – selbstverständlich in den Landessprachen Englisch und Französisch, Schulgelöbnis, klare Selbstverpflichtung zu bestimmten Tugenden wie Fleiß, Leistung, Wettbewerb. Jeden Morgen singen die Kinder die kanadische Nationalhymne. Ich denke, es wäre wichtig, dass auch die Berliner Kinder im Einwanderungsland Deutschland recht häufig die deutsche Nationalhymne sängen. Nicht auf Suaheli, nicht auf Arabisch, sondern auf Deutsch. Es muss nicht jeden Morgen sein wie im vorbildlichen Einwanderungsland Kanada. Und daneben sollten alle Kinder im Unterricht auch etwas über arabische, über armenische, über türkische Kultur erfahren. Bitte kein kulturelles Niemandsland aufkommen lassen – wie es heute besteht.

So läuft es. So kann es auch bei uns in Berlin laufen. Ist das denn alles so schwer?

 Positives Umfeld: Kanadas schwarze Schule – taz.de
Die Kinder sollen von Vorbildern lernen. An den Wänden hängen Bilder von berühmten Zeitgenossen afrikanischer Abstammung – Nelson Mandela etwa oder Michaëlle Jean, der in Haiti geborenen Generalgouverneurin Kanadas. Das Curriculum folgt den Richtlinien der Provinz Ontario, deren Hauptstadt Toronto ist. Doch Rektorin Hyman-Aman und das Lehrerkollegium versuchen, so viel afrikanische Elemente wie möglich in den Schulalltag zu integrieren. Die Kinder lernen afrikanische Tänze, ein paar Brocken Suaheli und können nach der Schule trommeln lernen. Sooft es geht, lesen sie Bücher schwarzer Autoren im Unterricht und studieren afrikanische Geschichte. Traditionelle afrikanische Spiele werden in den Mathematikunterricht integriert.

Nach der kanadischen Nationalhymne singen die Schüler jeden Morgen die von einem Afroamerikaner Anfang des 20. Jahrhunderts geschriebene schwarze Nationalhymne „Erhebt alle Stimmen und singt“. Jeden Tag schwören die Kinder bei der Schulversammlung, stets ihr Bestes zu geben.Wir wollen, dass die Kinder die Führer von morgen werden. Sie sollen nicht nur über ihre Herkunft lernen, sondern Wissen über die ganze Welt erlangen und lernen, wo ihr Platz darin ist, was sie tun können, um Dinge zu ändern„, sagt Hyman-Aman.

 Posted by at 15:18
März 222010
 

A special report on Germany: Much to learn | The Economist
A war of ideologiesThere is „no consensus on the content and goals of education“, says Mrs Schavan. The arguments extend from primary schools to universities and are as much about tradition and status as about learning. Many Germans are loth to scrap a system so closely identified with the country’s economic and cultural success.

„Es herrscht keine Einigkeit über Inhalt und Ziel der Bildung.“ Soweit das Zitat der Ministerin Schavan aus dem Economist. Es tut immer gut, das eigene Land durch die Brille eines anderen zu sehen – wie etwa durch die des Economist!

Ich meine: Hat man sich geeinigt, wohin man will, dann wird man auch über die Wege Einigkeit finden. Weiter im Economist:

A controversy now raging in Hamburg, a port city and one of Germany’s smallest states, illustrates the strife. In 2008 the Christian Democrats, normally champions of the three-tier high-school system, formed their first state-level coalition with the left-leaning Green Party. The Greens won agreement for a radical school reform, mainly by extending primary schooling (and thus shortening secondary schooling) by two years. The idea was that if streaming children by ability is done later, the slower ones will have a better chance of doing well and the brighter ones will at least fare no worse.

 Posted by at 13:21
März 162010
 

Das war der Ratschlag einiger Mütter, mit denen ich mich kürzlich über das Problem des exzessiven Fernsehkonsums bei Kindern unterhielt.

Das wage ich nicht einmal zu denken, geschweige denn zu sagen! Ich halte es für besser, wenn die Eltern Alternativen anbieten: Allein eine Fahrt mit dem Fahrrad kann so viele Anregungen bieten. Gestern fuhren wir mit den Rädern in den Zoo. Im Tiergarten-Park traten wir ächzend in die Pedale: Die Wege waren durchgeweicht. Dort im Zoo fing es heftig zu schneien an, als wir gerade am Löwenhaus vorbeikamen. Das sollte Afrika sein? Auf dem Rückweg strampelten wir uns redlich ab. Wir wurden durchnässt, es war sehr mühsam in die Pedale zu treten. Dann spritzte uns noch ein Auto von Kopf bis Fuß voll. SO WAS ABER AUCH!

Dennoch lege ich größten Wert darauf, meinen Kindern diese Zumutungen der Mühsal nicht aus dem Weg zu räumen. Auch die Widrigkeit bereichert unsere Sinneserfahrung!

Jedes vierte Kind in Berlin bekommt eine Therapie
„Wir stehen vor einem enormen Problem“, sagte am Montag der Sprecher der Berliner Kinder- und Jugendärzte, Ulrich Fegeler. Ursache ist aus seiner Sicht „die erschreckende Anregungs- und Erfahrungsarmut in vielen, vor allem sozial schwachen Familien“. Dies bestätigt auch der Beauftragte des Kinderärzteverbandes für den öffentlichen Gesundheitsdienst, Thomas Abel. Aus Bequemlichkeit werde Kindern oft viel zu wenig erzählt, es fehlten Unterhaltungen, Spiele und gemeinsame Aktivitäten wie Basteln oder Ausflüge, bei denen der Nachwuchs Fingerfertigkeit, körperliches Geschick, sprachliche und kognitive Fähigkeiten schule. „Stattdessen erschlaffen die Kinder vor dem Fernseher und der Playstation“, sagte Abel, der für den kinderärztlichen Dienst des Bezirks Mitte arbeitet. Alle Sinne würden „viel zu wenig gefordert“, ursprüngliche Erfahrungen nicht mehr ermöglicht.

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März 132010
 

„Er war verloren und ist wiedergefunden worden“, so heißt es in der alten, ewig jungen Geschichte vom verlorenen Sohn. „Jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern.“

Wenn ich es recht bedenke, müsste diese Geschichte heute ebenso sehr auch als die „Geschichte vom verlorenen Vater“ erzählt werden. Wieviele Söhne und Töchter berichten mir davon, dass sie ihren Vater nie so recht gekannt, nie so recht gefunden hätten. Es ist, als hätte sich die Gestalt des Vaters verflüchtigt und müsste erst mühsam wiedergefunden werden. Der Vater – muss wiederkommen.

Die schönste Fassung dieser Geschichte von der Wiederkehr des Vaters bietet in meinen Augen Giani Stuparich, ein 1891 in Triest geborener, Italienisch schreibender Autor. Erst vor wenigen Tagen las ich seine Erzählung  „Il ritorno del padre – Die Wiederkehr des Vaters“. Ich kenne keinen anderen Autor, dem es so gut gelänge, dem zuhause verlassenen Sohn wie auch dem in der Welt verlorenen Vater Mitgefühl und Gerechtigkeit widerfahren zu lassen!

Der Vater – das ist ein Hallodri und Kneipengänger, ein Herumtreiber – so stellen ihn die Verwandten dar. Der Sohn stellt ihn sich ganz anders vor. Er meint: „Die allermeisten Verurteilungen verwandelten sich in Lobpreisungen.“  Der Vater ist stark, verständnisvoll, erfolgreich, warmherzig. So soll er zumindest sein in den Phantasien des Sohnes.

Und dann beschreibt Stuparich genau, was bei einer tatsächlichen Begegnung in Vater und Sohn vorgeht. Dieses Hin- und Herschwanken, diese Furchtsamkeit, sich auf einen anderen Menschen einzulassen! In der Begegnung mit dem kleinen Sohn erfährt der Vater seine eigene Schwäche und Verletzlichkeit. Er wehrt sich dagegen. Er möchte einfach so gehen, obwohl der Sohn gerade davor große Angst hat.

Dann bleibt er doch. Mit dem Rauch einer Zigarette bläst der Vater zum Schluss dem Sohn buchstäblich den Ruch des großen Lebens ein – im ausgetauschten Atmen ergibt sich etwas, woran so viele Vater-Sohn-Geschichten ein Leben lang sich vergeblich abmühen: die Versöhnung. Angeleitet von diesem „zarten lebendigen Gewicht, das sich in seine Brust hinabließ wie ein Anker in die beruhigt schimmernden Fluten eines stillen Hafens“, oder im Original:

Negli occhi aperti del padre passavano le luci di nuovi sentimenti, che davano alla sua faccia un’espressione di dolorante bontà. Erano stati sotto, in fondo al suo cuore quei sentimenti, repressi e soffocati da altre passioni: ora tornavano a galla, richiamati da quel dolce e vivo peso, che scendeva dentro il suo petto come un’àncora nelle acque riposate e limpide d’un porto in calma.

Ich empfehle diese meisterhafte Erzählung allen Töchtern und Söhnen, die bisher auf die Heimkehr des Vaters vergeblich gewartet haben.

Leseempfehlung: Giani Stuparich, Il ritorno del padre e altri racconti. Con una nota di Arrigo Stara. Verlag Giulio Einaudi, Turin 1961 und 1989, hier S. 18

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März 012010
 

27022010043.jpg Leider stimmte die gestern genannte Bewohnerzahl 10.000  für das Märkische Viertel nicht. Es war eine Schätzung. Die Zahl der Wohnungen beträgt ungefähr 10.000, genauer gesagt 17.000. Die Zahl der Bewohner liegt bei 35.000.

Sie alle haben nur wenige bis 20 Minuten Weg bis zum Fontanehaus.

Das coole Konzert von Jugend musiziert besuchten etwa 50 Menschen. Der Eintritt war frei. Das Konzert war öffentlich. Es war öffentlich im Fontanehaus durch Anschlag bekanntgemacht. „In Russland wäre der Saal brechend voll gewesen“, sagte mir eine Russin danach. „Was macht ihr in Deutschland für die Kultur bei den Kindern und Jugendlichen?“ Ich schwieg. Ich antwortete der Russin mit einer Handbewegung, ohne Worte.

So viel zum Thema Bildungsgutscheine. Solange es schrankenlos Playstation, i-pod und Wii gibt, könnt ihr den Kindern Musikinstrumente und  Instrumentalunterricht und Jugend-musiziert-Konzerte getrost gratis anbieten. Die 10-jährigen deutschen Kinder gucken laut wissenschaftlichen Erhebungen mehr als 3 Stunden fern. 212 Minuten pro Tag. Das kann ich kaum glauben.

Und nebenan spielt die Musik. Nebenan ist der Rodelberg menschenleer.

Berlin-Märkisches Viertel – Wikipedia
Das Märkische Viertel (kurz MV) in Berlin ist eine Großwohnsiedlung, Satellitenstadt oder Trabantenstadt im Bezirk Reinickendorf. Die Siedlung wurde von 1963 bis Frühjahr 1974 gebaut und war mit ihren ca. 17.000 Wohnungen für bis zu 50.000 Bewohner ausgelegt. Seit Juni 1999 ist das Märkische Viertel ein Ortsteil des Bezirks Reinickendorf (mit eigenem Wappen). Davor gehörte es zum Ortsteil Wittenau. Das Märkische Viertel ist nach der Mark Brandenburg benannt.

Ende 2007 betrug die Bevölkerungszahl 35.439.[1]

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