Politiker, schult eure kommunikativen Fähigkeiten!

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Nov. 042008
 

Im letzten Eintrag spießten wir einige besonders abschreckende Beispiele für einen kommunikativen Stil auf, der heute nicht mehr zielführend ist. Wir nannten diesen Stil „Negativpropaganda“. Dieser Stil herrschte nach unseren Beobachtungen in der Berliner Landespolitik mindestens bis zum Jahr 2001 vor. Manche haben ihn auch heute immer noch nicht überwunden. Die rot-rote Koalition brachte hier ein Umdenken. Durch geschicktes Umsteuern in der Kommunikation gelang es der SPD, die vormaligen Gegner, also die damalige PDS, zu hilfreichen Partnern in einem Bündnis zu machen, das sich dank beständiger Schützenhilfe einer zerstrittenen Opposition bis heute an der Macht halten konnte.

Das Aushandeln von durchsetzbaren Lösungen ist heute die wichtigste Voraussetzung, um an die Macht zu gelangen, sich an der Macht zu halten, und Macht auch in Zeiten der Krise zu behaupten. Dabei gilt es, berechtigte Interessen aller Seiten anzuhören und zu einem vertretbaren Ausgleich zu bringen. Nur wer diese Kunst beherrscht, wird dauerhaften Erfolg haben. Wir fanden, dass die Ausführungen Thomas de Maizières, über die wir am 09.05.2008 in diesem Blog berichteten, unserer hier vertretenen kooperativen Politikauffassung am nächsten gelangen.

Dies ist auch der Tenor eines äußerst lesenswerten Artikels im aktuellen gedruckten Spiegel Nr. 45/2008. Autor Dirk Kurbjuweit analysiert unter dem Titel „Unwirkliche Wirklichkeit“ ab Seite 32 die gegenwärtige  Krisensituation und stellt fest, dass in Deutschland ein erschreckender Mangel an verhandlungssicheren, sachlich versierten Spitzenpolitikern herrsche. In der englischen Online-Ausgabe lesen wir:

Officials at the Chancellery in Berlin recently came up with a list of Germans capable of understanding the financial crisis and helping to develop a solution. The list amounted to less than 10 people. This deficit is a consequence of German restraint. The French are better at placing their people in international institutions. Germany, however, has granted itself the luxury of remaining provincial, and has done well for itself as a result, but this period of cultivating the idyllic is coming to an end.

This is especially true of the politicians themselves. If we add up the number of people in Germany that can be trusted to discuss complex issues in daily telephone conferences with the Bushs, Sarkozys, Wens, Singhs and Medvedevs of this world, we are hardly likely to hit upon more than five. Merkel is one of them, and Foreign Minister Frank-Walter Steinmeier can work his way into the role. Kurt Beck, the former leader of the Social Democrats (SPD), already seems like a man from a different era.

Kurbjuweit erhebt Forderungen, die man eigentlich allen Berliner Regionalparteien ins Stammbuch schreiben sollte:

„Das heißt, dass die Politik ihr Rekrutierungsverfahren umstellen müsste, von Ortsvereinstauglichkeit auf Weltgewandtheit. Politische Karriere macht bislang, wer bleibt. Die Hauptkompetenzen sind Machtsicherung und Machtverteidigung. Aber in der Weltkrise ist eher ein kluges Ingenieurtum nötig, dazu Verhandlungsgeschick auf höchstem Niveau.“

Ich meine: Die Parteien müssen andere Fertigkeiten schulen – bei sich selbst, bei ihren Mitgliedern, vor allem aber bei den Berufspolitikern. Nur der darf Berufspolitiker werden, der die nötigen Schlüsselqualifikationen mitbringt: Verhandlungsgeschick, Verlässlichkeit, Berechenbarkeit, Verschwiegenheit, ständige Lernbereitschaft, gute Beherrschung der Muttersprache – sowie die Fähigkeit, die Wirkung der eigenen Worte mit einiger Wahrscheinlichkeit vorherzusagen. Flüche, Beleidigungen, Verunglimpfungen – all das kann man sicherlich zuhause in den eigenen vier Wänden tun (ich versuche es auch hier zu unterlassen). Auf der politischen Bühne haben Unflätigkeiten und Flegeleien – so meine Auffassung – nichts verloren.

Ich meine: Wer diese  sieben wichtigen Tugenden

Verhandlungsgeschick, Verlässlichkeit, Berechenbarkeit, Verschwiegenheit, ständige Lernbereitschaft, gute Beherrschung der Muttersprache, Fähigkeit, die Wirkung der eigenen Worte vorherzusehen

nicht mitbringt, der sollte sich fragen, ob er oder sie für wichtige politische Ämter geeignet ist. Ich meine: Eher nein. Umgekehrt gilt: Wer diese Tugenden hat, der muss meines Erachtens ganz nach vorne gelangen.

Merkel’s Push for Consensus: Crisis Creates a New German Politics – SPIEGEL ONLINE – News – International

This shift means that the political world will have to modify its recruitment parameters from an emphasis on local skills to urbaneness. Until now, the key to a political career was staying power, not mobility. The ability to secure and hold on to power was the principal competency. But the kind of person who can prevail in a world crisis is someone with clever engineering abilities and high-level negotiating skills.

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„Geschichtsvergessener Machtrausch jämmerlich gescheitert“, oder: das ABC der Negativpropaganda

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Nov. 042008
 

Immer wieder werde ich gefragt: Was ist denn noch mal der Unterschied zwischen Positiver Kommunikation und Negativpropaganda? Gib uns Beispiele für Negativpropaganda!

Gerne,  Bloggerinnen und Bligger! Nehmen wir doch etwa die gestrigen Ereignisse in Hessen. Der Versuch Andrea Ypsilantis, sich mithilfe der Linkspartei an die Macht wählen zu lassen, ist gescheitert, weil vier Mitglieder ihrer Fraktion sich dem Vorhaben verweigerten.

Wie kann man darauf im Sinne der „Negativpropaganda“ reagieren? Nun, man greife tief in die Kiste der mit unangenehmen Gefühlen besetzten Wörter. Man sagt also nicht: „gescheitert“ , sondern „kläglich gescheitert“. Man sage also nicht: „Andrea Ypsilanti wollte an die Macht“, sondern: „Andrea Ypsilanti wurde vom Machtrausch getrieben“. Man sage also nicht: Andrea Ypsilanti scheint aus der DDR-Geschichte nichts gelernt zu haben, sondern man schmücke das Wort „Machtrausch“ noch mit dem Beiwort „geschichtsvergessen.“

Unser kleines Lehrbuchbeispiel für Negativpropaganda führt also zu dem theoretisch denkbaren Satz: „Der geschichtsvergessene Machtrausch der Andrea Ypsilanti ist kläglich gescheitert.“

Ich meine: Dies wäre ein treffliches Beispiel für die Negativpropaganda, wie sie etwa in den Zeiten des Kalten Krieges bis weit in die 60er Jahre hinein vorherrschte. Natürlich wird kein ernstzunehmender Politiker heute solche grotesk übertreibenden Sätze über die Lippen bringen, aber theoretisch denkbar wäre es! Und ich selbst habe noch als Kind in einer konservativ geprägten Umgebung häufig solche Sätze gehört. Man bot damals in den 60er Jahren in gewissen Kreisen allen erdenklichen Scharfsinn auf, um Willy Brandt als vaterlandsverräterischen Exilanten zu verunglimpfen.

Legendär ist auch die Beschimpfung des damaligen Schulsenators aus dem Jahre 2001, beim Bruch der Großen Koalition in Berlin. Noch 2001 pflegte der damalige CDU-Generalsekretär Schmitt diese hier beschriebene Negativpropaganda bis zur Vollendung. Er bezeichnete den SPD-Schulsenator als „Politnutte“. Das fiel auf Ingo Schmitt zurück. Damit war er zu weit gegangen. Er musste zurücktreten. Und ward seither kaum mehr gehört. Zwar wurde er danach noch nach dem „Gesetz der ewigen Wiederkehr“ Landesvorsitzender, aber auch da konnte er sich nicht halten. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Zur Positiven Kommunikation konnte er sich nicht durchringen.

Zum Glück sind diese Zeiten vorbei.

Gefragt ist heute von den Spitzenpolitikern eine ganz andere Sprache. Mit Verunglimpfungen und Beschimpfungen im Sinne der hier beschriebenen Negativpropaganda wird man es nicht weit bringen. Wer den Gegner ständig mit Beschimpfungen zudeckt, wird vielleicht Säbelrasseln bei den eigenen Mannen auslösen. Er wird vielleicht auch als Häuptling auf den Schild gehoben. Er wird aber im Volk nicht punkten können.

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Nov. 022008
 

01112008002.jpg „Was du mit der Lernenden Volkspartei meinst, haben wir einigermaßen begriffen“, höre ich immer wieder. „Aber welche Rolle spielt der Begriff der Positiven Kommunikation, auf dem du doch ebenfalls so stark herumreitest?“

Hierauf erwidere ich: Die Lernende Volkspartei ist der Gesamtrahmen – die Positive Kommunikation ist das unabdingbare Mittel, um diesen neuen Lern-Ort mit Leben zu erfüllen.

Mit der negativen und positiven Kommunikatiuon ist es wie mit einem Kinde, das ungern die Zähne putzt. Nun kam eine Mutter und drohte: „Wenn du die Zähne nicht putzt, wirst du lauter Löcher haben. Dann geht es dir schlecht. Dann wirst du krank und es tut weh. Also marsch – putz dir die Zähne!“ Das Kind ging – und benetzte die Zahnbürste … und putzte sich die Zähne … nicht. Das Zähneputzen war eine unbequeme Pflicht geworden. Bisweilen log es: „Ich hab mir schon die Zähne geputzt.“

Genau so handelt die Partei, die da sagt: „Wählt eure Regierung ab. Wenn ihr eure Regierung nicht abwählt, geht es euch schlecht und alles wird immer schlechter. In der Regierung sitzen lauter Mauermörder! Was für eine Schande!“ Das Volk – dieses ungebärdige Kind – glaubte dieser Partei kein einziges Wort. Nur jene, die ohnehin meinten, dass alles immer schlechter werde, wählten diese Partei. Also die Selbstmörder, Berufspessimisten, Nörgler, Querulanten. In jedem Volke gibt es etwa 20% Depressive, Querulanten und chronisch Zukurzgekommene.  Da die Partei kein anderes Volk wählen konnte, wählte das Volk andere Parteien.

Zurück zur Geschichte mit dem Kind, das sich die Zähne nicht putzen wollte. Nun kam ein Vater. Der erzählte strahlend dem Kinde: „Ich habe mir eine elektrische Schallzahnbürste gekauft. Was für ein herrliches Gefühl – nach dem Putzen fühlt sich alles glatt an, die Zunge streicht über den Gaumen, alles schön weich und sauber. Ich könnte euch alle küssen!“ Da fragte das Kind. „Darf ich die elektrische Schallzahnbürste auch benutzen?“ „Ja, aber nur mit deinem eigenen Bürstenkopf!“ „Bitte, bitte gib mir den Bürstenkopf!“ Und so geschah es. Das Kind liebte die Zahnbürste, es putzte eifrig. „Ich möchte noch einmal putzen!“, sagte der Sohn nach einer Stunde. „Aber du hast doch gar nichts gegessen. Man soll nicht zu viel putzen“, erwiderte der Vater. „Gut – dann werde ich eben schnell ein Brot essen“, erklärte der Sohn. „Dann darf ich wieder putzen.“ Und von Stund an ward das Zähneputzen zu einem freudigen Ereignis, das jeden Tag angenehm beschloss. „Darf ich denn auch 5 Mal am Tag die Zähne putzen, Papa?“ „Nein, das wäre eine zu starke Belastung für dein empfindliches Zahnfleisch und den Zahnschmelz. Zwei bis drei Mal am Tag, jeweils nach den Mahlzeiten, das muss genügen.“

Was war hier geschehen? Ich – denn ich selbst habe dies erlebt – hatte mich bemüht, das Problem „Zähneputzen“ für den Sohn von einer leidigen Pflicht zu einem freudigen, technik-affinen Gesamterlebnis zu machen. So mögen es die Jungs doch. Eine Konsultation der maßgeblichen odontoiatrischen Literatur ergab: Eine neuartige Schallzahnbürste ist etwas sehr Sinnvolles. Richtig angewandt, erzielt sie weit bessere Putzergebnisse als eine manuelle Zahnreinigung. Vor allem wird das Hauptproblem der heutigen Zahngesundheit, nämlich das gehäufte Auftreten von Parodontitis, besser gelöst als mit der Handzahnbürste.

Selbstverständlich gehört die tägliche Verwendung der Zahnseide zur Reinigung der Zahnzwischenräume weiterhin zu unseren Pflichten.

Das Böse in der Welt wird durch diesen kleinen Trick keineswegs geleugnet. Es wird weiterhin Karies und Parodontitis geben. Weiterhin wird man Kinder zum Zähneputzen erziehen müssen. Aber der Weg dorthin führt nicht immer über Drohungen, Strafen und Verbote. Man kann das Zähneputzen auch zu einem runden, lustigen Ritual machen.

Und so ist es auch in der Politik: Nur jene Partei wird Erfolg haben, die positive Erlebnisse verschafft, – die dem Wähler anregende, erfreuende Botschaften bringt. Ständige Negativpropaganda stößt ebenso von Parteien ab wie Zerstrittenheit, unsympathische Spitzenleute, lustfeindliche Gesamterscheinung und ständiger Einsatz von Drohungen.

Verkünde deine Botschaften lachend – dann werden die Wähler mit dir lernen wollen!

Inschrift auf dem Pullover im Bild: Cool Choice Dress – Enthusiast.

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„Gute Kommunikation ist das A und O“

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Okt. 202008
 

„Gute Kommunikation ist das A und O bei uns“ – so sagte mir erst vor wenigen Tagen eine Berliner Unternehmerin, als ich mit ihr über den fabelhaften Erfolg ihrer Firma sprach. „Wenn wir nicht weiterkommen, dann rufen auch wir auch schon mal eine externe Trainerin. Wir setzen uns zusammen, diskutieren Schwachstellen und ändern unser Verhalten. Danach läuft der Laden wieder. So etwas nennen wir: professionelles Krisenmanagement.“

„Aha! Und was halten Sie für das Wichtigste bei guter Kommunikation?“, frage ich, neugierig geworden. Sie antwortete: „Klare Botschaften sind wichtig. Mal hü – mal hott – das kommt nie gut an. Niemand darf in Konfliktfällen sein Gesicht verlieren, auch die Unterlegene nicht. Man muss Fehler zugeben können. Wenn niemand mehr eigene Fehler zugibt, läuft etwas schief. Und sobald einmal eine verbindliche Vereinbarung getroffen ist, müssen sich alle daran halten.“

Wieder einmal beschlich mich der mulmige Verdacht: Sind Frauen besser im Kommunizieren? Einiges spricht dafür. Aber auch wir Männer sind Menschen. Menschen können lernen. Menschen können sich ändern, das wir wissen wir doch.

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Nach dem Machtkampf ist vor dem Machtkampf ist während des Machtkampfs

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Okt. 182008
 

Wer aufmerksam die Vorgänge in Wirtschaft, Politik und Kultur verfolgt, stellt fest: Immer wieder verschleißen Organisationen wichtige Führungsgestalten. Die Frage lautet dann: Wer sind die nächsten? Es lässt sich meist bereits früh absehen, dass eine vorschnelle Benennung von Kandidaten nur zu deren vorzeitigem „Abräumen“ führt, wie das in Berlin recht grob genannt wird. Es werden – wenn nicht bewusst gegengesteuert wird  –  sicherlich mehr als sieben Kandidaten verschlissen, ehe dann der letzte, der einzig noch wählbare, übrigbleibt. Was läuft in solchen Fällen falsch?

Ich meine: Die wichtigsten der zahlreichen Blöcke und Kleinstparteien innerhalb der Firma müssen befragt werden, ehe ein Vorschlag ins Rennen geschickt wird.  Der Dauerstreit geht sonst endlos weiter. Wer sich hierüber wundert, muss sich einen Mangel an politischem Instinkt vorhalten lassen.

Wenn bereits früh massive Kritik an den Personen und dem Verfahren laut wird, dann sind diese Kandidaten nicht mehr durchsetzbar. Der Fachmann sagt: Sie sind „verbrannt“. Man sollte sie dann aus der Schusslinie nehmen.Ich meine: Eine Lösung der Probleme kann nur im Zusammenwirken aller beteiligten Fraktionen, Seilschaften, Blöcke und Kleinstparteien innerhalb einer handlungsunfähigen Organisation gelingen. Hierzu könnte man an das „Beichstuhlverfahren“ Angela Merkels  denken. Es müsste ein Unterhändler gefunden werden, der über den Parteien steht und dann in mühseliger, diskreter Kleinarbeit ohne Büchsenspanner aus der Lokalpresse einen Vorschlag zum Verfahren macht, dem alle Streitkräfte zustimmen können.

Wichtig ist, dass die Unternehmung  sich auf eine Art Regelwerk der guten Zusammenarbeit einigt und diese Selbstverpflichtung von allen Kämpfern und Matadoren unterzeichnen lässt, so dass eine Abfolge von wiederholten schweren und schwersten Fehlern verhindert werden kann.

Zeitdruck besteht dabei nicht.

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Lasst euch von euren Gegnern beraten!

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Okt. 132008
 

Die wertvollste, obendrein kostenlose Unternehmensberatung  erhalten Firmen von unzufriedenen Kunden. Die wertvollste Politikberatung, zudem kostenlos, erhalten Parteien von ihren Gegnern.  Alle Kandidaten tun gut daran, die Negativpropaganda gegen sich genau zu studieren – um daraus dann ein Argument für sich zu schmieden.

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Vermeide gespaltene Botschaften! (2)

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Okt. 122008
 

Ich bin zwar stets ein Verfechter der offenen Aussprache, des Wettbewerbs der Meinungen gewesen. Das sollen und können die Mitglieder einer Partei auch jederzeit so halten. Die können plaudern und bloggen, so viel sie wollen. Die können und dürfen auch jederzeit zu den Vorleuten der Partei hingehen und sagen: „Was ihr macht, halte ich für falsch!“

Aber die führenden Repräsentanten einer Partei müssen sich untereinander abstimmen. Sie dürfen nicht umstandslos ihre eigene Privatmeinung oder ihre höchst privaten Machtinteressen als Parteilinie ausgeben.

Eine gute Partei ist nicht einfach die Aufaddierung von zusammengelesenen Einzelmeinungen, sondern der ständig fortzuschreibende Versuch, unterschiedliche Einzelmeinungen aus der Gesellschaft zusammenzubringen und dann als konkrete, unmissverständliche Botschaft in die Politik hineinzutragen.

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Eine Reform an Haupt und Gliedern …

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Okt. 082008
 

… verlangt nunmehr auch der designierte Parteichef Frank Henkel. Die BILD schreibt heute:

Henkel will die Partei umkrempeln: „Es wird eine Reform an Haupt und Gliedern. Die Partei wird nicht die gleiche sein wie vorher.“

Berliner Union: Frank Henkel und Monika Gruetters eilen zur CDU-Krisensitzung – Berlin – Berlin – Bild.de

Damit sind die Forderungen, die wir bereits Ende Juli vorgetragen hatten, nunmehr zur konkreten Handlungsabsicht geworden:

a) Das umfassende Revirement an der Spitze der Partei, das Manfred Güllner vorgeschlagen hatte, hat begonnen.

b) Die Reform an Haupt und Gliedern, die wir am 30. Juli 2008 in diesem Blog angemahnt hatten, wird nunmehr auch vom designierten Parteichef verlangt. Damals hieß es aus dem Munde Frank Henkels noch: „Wir müssen unser Profil schärfen.“

Mein persönliches Fazit: Wenn man in einer Partei mitarbeiten will, braucht man viel Geduld. Aber nach und nach lassen sich viel mehr Forderungen durchsetzen, als man zunächst zu hoffen wagte! Und oft sogar schneller, als man für möglich hielt. Die erstaunliche Wandlung des Frank Henkel ist ein Beweis.

Meine nächsten Arbeitsziele:

1) Darauf hinarbeiten, dass die Führungskrise nicht nur mit einzelnen Namen verknüpft wird. Was seit 2001 in der Berliner Union geschieht, muss als beständige Wiederholung von strukturell gleichartigen Inszenierungen gelten. Die Führungskrise dauert im wesentlichen seit 2001 an. Sie ist noch nicht vorbei.

2) Zentrale Rolle der Kommunikation noch stärker betonen! „Ja, mit der Kommunikation hat er’s ja nicht …“ Diese Aussage über den scheidenden Landeschef spricht Bände! Die Führungskrise ist auch eine Kommunikationskrise. Jede Partei, die eine schlechte Kommunikation hat, steht nach außen als schlechte Partei da.

Umgekehrt gilt: Sobald in einer Partei eine gute, methodisch klare Kommunikation eingeführt wird, werden sich Prozesse sofort verbessern. Verbesserte Prozesse werden mittelfristig auch zu besseren Wahlergebnissen führen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Man braucht dann nicht mehr um Personen oder um Programme zu streiten. Denn am Ende guter Kommunikation steht eine Abstimmung. Nach einer demokratischen Abstimmung werden die Unterlegenen – sofern eine gute Kommunikation vorausging – dieses erzielte Ergebnis mittragen.

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Sep. 292008
 

 Einer der aufschlussreichsten Wahlabende seit langem liegt hinter uns. Befund: eindeutig.  Sowohl in Bayern als auch in Brandenburg als auch in Österreich haben die jahrzehntelang im Sattel sitzenden Parteien zusammen gegenüber den vergangenen Wahlgängen hohe Verluste eingefahren. In Bayern hat es die CSU trotz bester wirtschaftlicher Daten nicht geschafft, die Zeichen der Zeit zu vernehmen. Die überzeugende personelle und inhaltliche Erneuerung, das beständige Nachjustieren am kommunikativen Auftreten – eine Daueraufgabe für jede Partei – glaubte man sich offenbar schenken zu können.

Bester Beweis für diese Versäumnisse war erneut der Auftritt der Generalsekretäre im ARD-Fernsehen. Wie schon seit Jahren vernahm man keine neuen Einsichten, obwohl doch das sensationelle Ergebnis in Bayern geradezu danach schreit, mal den Fehler bei sich selbst zu suchen. Die alte misstönende Leier vom „bürgerlichen Lager“, das in sich konstant geblieben sei, darf uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bindekraft des Lagergedankens noch einmal schwächer geworden ist. Die Deutschen und die Österreicher, also das Volk, wählen von Mal zu Mal das Lagerdenken erneut ab, aber die Volksparteien merken es nicht. Außer einem Hubertus Heil, aber der hatte gestern auch nichts zu lachen, sondern war eher grimmig drauf. Grotesk!

Für die CDU Brandenburg hat sich offenbar das seit Jahren zerstrittene Auftreten als Misserfolgsfaktor erster Ordnung bewahrheitet. Erneut zeigt sich: Zerstrittene Parteien, die es nicht schaffen, die richtigen Leute auf die richtigen Plätze zu stellen, werden in Zeiten der schwindenden Parteientreue besonders hart bestraft.

Die Regierungspartei brach in Bayern ein, die größte Oppositionspartei verlor ebenfalls. Die Wähler schwimmen den Volksparteien davon. Die Wähler machen sich, statt sich nur verzweifelt die Haare zu raufen, eigene Parteien – wie die Freien Wähler. Man kann es ihnen nicht verdenken.

Was können die Parteien in anderen Bundesländern lernen? Ich meine dreierlei:

1. Wir brauchen beständig hinhörende, beständig werbende, beständig sich erneuernde, beständig lernende Parteien. Dies gilt besonders für die Volksparteien CDU und SPD. Erbhöfe gibt es nicht mehr.

2. Zerstrittene Parteien, die mehr mit sich selbst als mit Sachthemen beschäftigt sind, werden unerbittlich bestraft. Hier gilt es, zwischen den Wahlgängen die parteiinternen Prozesse so umzugestalten, dass größere Betriebsunfälle kurz vor den Wahlen zuverlässig vermieden werden.

3. Die Wähler schätzen es nicht, wenn man den schwarzen Peter ständig weiterschiebt. „Die große Koalition ist schuld!“ „Der Stoiber muss wieder her!“ Usw. usw. Die Suche nach dem Sündenbock läuft wie ein Marathon in Fortsetzungen. Aber die Wähler wollen reinen Wein eingeschenkt bekommen. Die Funktionäre scheinen dem Strom hinterherzuschwimmen, statt ihn aktiv zu lenken. Das Floß treibt im Strudel. Mehr und mehr Stämme lösen sich ab. In einer solchen Lage gilt es, mit eigenen Konzepten hervorzutreten, den Wandel zu gestalten, statt ihn ohnmächtig zu erleiden.

Ein herrliches Denkbild schenkte uns – wie in diesem Blog berichtet –  am 8. Mai 2008 Thomas de Maizière: Er erzählte die Geschichte von den drei Kindern, die in einem Zimmer herumtoben, bis eine kostbare Vase zerbricht. Die Eltern schauen herein und fragen: „Was ist passiert? Wer hat diese Vase zerbrochen?“ Alle Kinder sagen: „Ich war es nicht!“

Sie weigern sich, eigenes Fehlverhalten einzugestehen – obwohl die Gesetze der Physik dagegen sprechen.

Unser Bild zeigt einen weiteren Eindruck vom laufenden Volk. Gestern aufgenommen.

Interaktiv: Die Wahlergebnisse in Bayern – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

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Sep. 092008
 

Der rbb schob sich gestern in meiner Zuschauergunst ein kräftiges Stück nach vorne: Erst sah ich in der Abendschau einige geradezu lehrbuchreife Beispiele für misslingende Kommunikation, für Zwist, Hader und Zank. Männer streiten gerade miteinander. Das Ganze gleicht einem Floß, an dem mehrere Außenbordmotore angebracht sind, die alle auf Hochtouren drehen, der eine stärker, der andere schwächer. Das Floß dreht sich deshalb im Kreis, schlingert durch reißende Stromschnellen hindurch talab, bis es nicht mehr tiefer geht. Stämme lösen sich ab, das ganze Gefüge bricht auseinander. Immer wieder springt einer der Steuerleute auf und ruft: „Ich habe eine Idee! Da geht’s lang.“ Andere fallen ihm in den Arm und rufen: „Nein, hier geht es lang, so sind wir immer schon seit Jahrzehnten gefahren!“ Wobei ich allerdings dafür, für derartige fortgesetzte Unruhe,  nie und nimmer das Wort Gurkentruppe verwenden würde, wie das der Herr Martin Lindner tat. Eine sehr volkstümliche maliziöse Wendung.

Um 22.05 schaute ich dann folgenden Film an:

Pedaltreten hat Konjunktur
Fahrradstadt Berlin – Dokumentation von Reinhard Schneider

Ich meine: Diese Sendung sollte man unbedingt auf DVD oder als Video breit unters Volk streuen! Dieser Film „Pedaltreten hat Konjunktur“ verdient aus meiner Sicht höchstes Lob!

Keine dröge Berieselung mit „Ach-wie-toll-ist Fahrradfahren“, sondern eine pfiffig zusammengestellte Panorama-Schau auf das riesige Potenzial, das derzeit im Fahrradverkehr steckt.

Die Zunahme der Radnutzung wurde als freudiges Ereignis begrüßt. Radfahren ist angesagt, hierzu wurden einige treffende Aussagen von engagierten Radfahrenden eingespielt.

Technisches, Technikgeschichtliches und innovativ nach vorne Weisendes waren in schöner Harmonie aufeinander abgestimmt.

Konkrete Problem der Radverkehrsführung an bestimmten Stellen und Probleme der Fahrradtechnik wurden unter den Scheinwerfer genommen, unter anderem durch Aussagen von Sarah Stark und David Greve.

Besonders gefallen hat mir, dass wirklich auch ein konzeptueller Rahmen gesteckt wurde: Wie entwickeln sich Städte? Was wollen wir? Welches Leitbild haben wir für den Verkehr?

Die Mitarbeiter der Senatsverwaltung fand ich ebenfalls sehr überzeugend:
klare Aussagen zu Problemen und Lösungen, Sinn für Zusammenhänge, Fähigkeit, verwaltungstechnische Einzelheiten allgemeinverständlich darzustellen, darüber hinaus der Blick auf andere europäische Großstädte.

Herausragend und mir aus der Seele gesprochen: Die Kommunikation, das „Einander-Anschauen“ als Schlüssel zu gutem, partnerschaftlichem Verhalten im Straßenverkehr.

Also: ich zumindest war begeistert.

Unser Foto zeigt die Grimmstraße in Kreuzberg: Hier wurde auf vorbildliche Weise das arg rüttelnde Kopfsteinpflaster für Fahrradfahrer durch das Aufbringen einer bituminösen Decke entschärft. Vorbildlich, Klasse, mehr davon bitte!

 Posted by at 16:21

Schmutzige Hände, oder: Wie funktionieren Parteien?

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Sep. 072008
 

Immer wieder hört man als aufmerksamer Zeitgenosse lästerliche Rufe über die „Parteiendemokratie“: „Politik ist ein schmutziges Geschäft!“ „Denen geht es doch nur um Macht!“, „Wer nichts wird, wird Wirt – oder Politiker!“

Selbst Gesine Schwan, ihres Zeichens Präsidentschaftskandidatin einer namhaften Partei, sieht es als ihre vornehmste Aufgabe an, die Bürger von den Vorzügen des demokratischen Systems zu überzeugen. Sie möchte die allgemeine Parteienverdrossenheit bekämpfen, indem sie für das Fundament unserer staatlichen Ordnung wirbt. So äußerte sie sich erneut kürzlich bei Reinhold Beckmann in dessen recht aufschlussreicher Mitternachts-Runde:

„Dieses Fundament unserer Gesellschaft wird von vielen Bürgern nicht mehr geschätzt. Es gibt die große Chance in diesem Land, den Bürgern die Demokratie wieder näher zu bringen.“

Nur wenige aber fragen: 1) Was geht innerhalb der Parteien ab? Wie funktionieren Parteien, jenseits des personenbezogenen Hauens und Stechens? 2) Wie bilden sich Meinungen innerhalb der Parteien? 3) Welchen Einfluss haben die einfachen Mitglieder? 4) Warum wird jemand überhaupt Mitglied bei einer Partei? 5) Kann man Politik machen, ohne Mitglied einer Partei zusein?

Fangen wir es von hinten her an:

Kann man Politik machen, ohne Mitglied einer Partei zu sein? Meine Antwort: Man kann sehr wohl in gewissem Umfang und für einzelne Themen die Politik beeinflussen – etwa als meinungsbildender Journalist, durch das Schreiben von Leserbriefen, durch die Mitarbeit in Verbänden, durch das Gründen und Fördern einer Bürgerinitiative. Oder auch durch das Mitreden in Bars, Stammtischen, Chatrooms, oder auch durch das Halten einer Rede im Londoner Hyde Park oder im Berliner Tiergarten. Man stelle sich auf eine Seifenkiste und warte, bis jemand kommt. Die große Frage ist: Was bewirkt man? Wird man gehört? Ich meine: Wer über längere Zeit hinweg zu mehr als nur einem Thema politisch mitarbeiten will, der gewinnt durch die Mitarbeit oder Mitgliedschaft in einer Partei erheblich mehr Gewicht. Wer gar Politik mitgestalten will, wer sein erklecklich Scherflein zum Gelingen des Gemeinwesens beisteuern will, der wird um die Mitgliedschaft in einer Partei nicht herumkommen. Beweis: Das gesamte politische Spitzenpersonal der Bundesrepublik oberhalb der Kommunalebene gehört Parteien an. Nur selten schafft es eine parteipolitisch ungebundene Fachfrau oder ein Fachmann in die Ämter auf Bezirks- oder Kommunalebene. Weiter nach oben geht es dann erfahrungsgemäß nicht. Gesetzlich oder gar grundgesetzlich vorgeschrieben ist dies keineswegs, aber es hat sich so herausgebildet. Alle Parteien, auch die früheren Protest- oder Alternativparteien Die Grünen und Die Linke, sind Teil dieses Systems.

Eine in diesem Sinne systemische Sichtweise pflegt in einem klugen Hintergrundartikel auch der Journalist Joachim Fahrun in der heutigen Morgenpost:

Wie das System der Berliner CDU funktioniert – Berlin – Berliner Morgenpost

Es lohnt sich, den Artikel zu lesen, weil er geeignet ist, von dem Hickhack um Personen wegzuführen. Die Frage muss nicht zuerst lauten: „Wen stellen wir vorne hin?“, sondern: „Wie funktionieren Parteien? Welche Parteien wollen wir? Welche Chancen bieten wir den Bürgern, sich einzubringen?“ Mein Eindruck aus Friedrichshain-Kreuzberg: Die Parteien sind hier in unserem Bezirk offener als anderswo. Man kann leicht zu jedem in jeder Partei hingehen, seine Meinung offen sagen. Und man wird auch gehört. Jedenfalls habe ich das in der Partei, der ich angehöre, festgestellt.

Und deshalb sage ich auf Schritt und Tritt: „Wenn euch so vieles an der Politik und an den Parteien stört, dann geht rein in die Parteien! Wir sind – quer durch alle Parteien – Schmiede unseres Glücks! Geht in die Partei, die euch am wenigsten missfällt und macht sie zu der Partei, die euch am besten gefällt. Gestaltet den Parteienwandel mit, mischt euch ein! Und macht euch ruhig ein bisschen die Hände schmutzig.“

Um aber dem erwartbaren Vorwurf vorzubeugen, ich machte hier einseitig für die Partei der Gesine Schwan Propaganda, schließen wir diese morgendliche Betrachtung mit einem Wort der Bundeskanzlerin ab. Sie erteilte den allzu leicht in hitzige Wallung geratenden Lokalmatadoren ihrer Partei am Freitagabend die folgende ernstliche Mahnung – wir zitieren aus der Berliner Zeitung vom 6./7. September 2008, S. 28:

Als Hauptrednerin mahnte auch Bundeskanzlerin und CDU-Bundeschefin Angela Merkel die Wahlkämpfer der eigenen Partei: „Sie müssen Respekt zeigen, einheitlich auftreten und nicht das Blaue vom Himmel versprechen.“

 Posted by at 10:33
Aug. 182008
 

Keinen leichten Stand hat derzeit die Berliner CDU in der Springer-Presse. Das ist ein ungewohntes Bild, oder muss es heißen – eine ungewohnte Bild? Morgenpost und BZ bringen schon seit Tagen kritische Hintergrundberichte. Von einem angeblichen Machtkampf ist die Rede, von zermürbenden Personaldebatten, wie in der Bundes-SPD. So auch heute wieder in der Boulevardzeitung BZ. Auf S. 6 versucht Reporter bodo unter dem Titel „Schmitt klebt, Pflüger bebt“ einen Blick hinter die Kulissen des Landesverbandes zu werfen.

Was sagt eigentlich das Friedrichshain-Kreuzberger CDU-Mitglied Johannes Hampel zu dem Ganzen, dieser völlig unbekannte, still-unscheinbare Kleinstanteilseigner dieser nunmehr mitgliederstärksten Partei? Nun, meine Position war seit jeher die der „lernenden Partei“. Eine solche Partei zeichnet sich vor allem durch eine gute Kommunikation aus. In zahlreichen internen Gesprächen und Parteiversammlungen, in mehreren Positionspapieren, in Pflügers Blog, in den Online-Foren des Tagesspiegels, in zwei Klausurtagungen mit Berliner CDU-Kreisvorständen, in einer Regionalkonferenz zum neuen Parteiprogramm mit den fünf Ost-Landesverbänden und in einer CDU-Bundestagsfraktionsanhörung zum Thema Jugendgewalt habe ich persönlich in den letzten 12 Monaten in Wort und Schrift für meinen neuen, systemischen Ansatz geworben.

Was heißt das, eine lernende Volkspartei zu werden? Schauen wir es uns Schritt für Schritt an!

Die CDU beansprucht, eine erfolgreiche Volkspartei zu sein. Wohlan! Eine erfolgreiche, lernende Volkspartei hört ins Volk hinein! Sie pflegt einen ganzheitlichen Ansatz! Alles muss zusammenpassen. Zunächst sind die richtigen Fragen zu stellen. Die richtigen Themen werden gesucht. Eine Bestandsaufnahme wird versucht. Die erste Frage muss also lauten: Was will die Mehrheit der Wähler? Was braucht die Stadt, was braucht das Land? Was kommt an in den Herzen der Menschen? Will die Mehrheit der Wähler beheizte Bürgersteige? Will sie mehr Busbahnhöfe? Will sie mehr Flughäfen? Will sie mehr Fahrradwege? Oder will sie eine ruhige, lärmarme Wohnumgebung, ein friedliches Auskommen miteinander? Hier sollte man einfach erst hinhören lernen: „Was will das Volk? Was ist angesagt? Lasst uns ein nach vorne gerichtetes Leitbild erarbeiten!“

Die zweite Frage lautet: Wie stellen wir diese Themen dar? Hier gilt es, die Frage nach der guten Kommunikation zu stellen. Soll man draufschlagen? Soll man laute, grobe Töne anschlagen? Bezeichnend für diese Einstellung sind Sätze wie: „Der Kampf geht weiter! Ihr hört noch von uns! Weg mit dem Chaos!“ Oder soll man leisere Töne suchen, wie dies etwa Angela Merkel, Ole von Beust, Ursula von der Leyen oder Thomas de Maizière tun? Soll man auf Kooperation oder auf Konfrontation setzen? Bezeichnend für diesen neuen Politikstil, diesen Stil der positiven Kommunikation sind Sätze wie: „Nicht alles ist toll, nicht alles ist großartig. Ja, es gibt Schwierigkeiten. Aber lasst uns gemeinsam an Lösungen arbeiten! Lasst uns die Probleme gemeinsam anpacken! Was können wir zusammen tun?“

In einem dritten Schritt werden dann die Personen ermittelt. Nehmen wir mal an: Wir haben innerhalb der Partei in einer methodischen Abstimmung die richtigen Themen gefunden. Wir haben als Team die richtigen kommunikativen Strategien erarbeitet. Jedes Mitglied der mitgliederstärksten Partei kennt diese Themen, diese Strategien. Denn jedes Mitglied hat die Chance gehabt, selbst sein Scherflein beizutragen. Kleine, untereinander vernetzte Teams brechen die großen Themen, die umfassenden Strategien herunter auf die Ebene des Ortsvereins. Die Partei redet dann nicht mit gespaltener Zunge, sendet keine gespaltenen Botschaften aus. Jetzt kommt die spannende Frage, auf die sich alle Medien so gern stürzen: Wen stellen wir vorne hin?

Wer versteht es, zum richtigen Moment das Richtige zu sagen? Das Richtige, in dem sich die Mehrheit der Zuhörer wiederfindet? Wer vertritt unsere gemeinsame Sache mit Herz und Leidenschaft, mit kühlem Verstand und womöglich sogar einem Quentchen Humor? Wer verkörpert glaubhaft unsere Anliegen? Wen nehmen die Menschen als Projektionsfläche für ihre eigenen Wünsche an? Diese Frau, diesen Mann stellen wir vorne hin! In einer wahrhaft mitgliederstarken Partei werden sich immer mehrere Mitglieder finden, die diese Kriterien erfüllen. Die lernende Partei schafft sich über viele Jahre hin ein Reservoir an Persönlichkeiten, aus dem sie für jede Aufgabe die richtige Frau oder den richtigen Mann wählen kann. Dabei ist Takt, Einfühlung und Diskretion gefragt. Man sollte, so meine ich, Personalien nicht über die Presse austragen. Innerparteiliche Revierkämpfe werden in fleißiges Diskutieren und zielgerichtete Abstimmung umgewandelt.

Von meiner Frau habe ich gelernt: Man sollte als ausübende Opernsängerin oder als konzertierender Musiker nie einzelne Musikkritiker, die Journalisten oder gar die Medien angreifen, denn man wird immer den kürzeren ziehen. Die Presse irrt mitunter. Rezensenten irren mitunter. Menschen irren. Hepimiz insaniz! Zähne zusammenbeißen, da müssen wir durch. Ich glaube, das gilt auch für Politiker. Man sollte auch nie den politischen Gegner beschimpfen. Ich meine sogar: Man sollte überhaupt so wenig schimpfen wie möglich.

Es gilt, durch beharrliches, stilles Arbeiten an Sachthemen eine neue, gute Kommunikation aufzubauen. Negativtrends lassen sich durch systemisches Denken mittelfristig umkehren. Die richtigen Themen, die richtigen Leitbilder, die richtige Darstellung: Alles muss stimmig sein, nichts darf unschön hervorlärmen. Diese neue, positive Kommunikation ist unabhängig von Personen. Sie ist erlernbar. Sie ist keine Geheimwissenschaft.

Personalien sind nur in Funktion dieses, wie ich meine, unumgänglichen Umdenkens zu sehen. Also gehen wir es an! Eine gute Partei gelingt gemeinsam.

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Wir brauchen lernende Parteien!

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Aug. 162008
 

15082008016.jpg Zuhörende, aufgeschlossene, gesprächsbereite Politiker werden immer gebraucht. Ähnlich dem lernenden Unternehmen brauchen wir nichts dringender als lernende Parteien, lernende Politiker. Zunehmend lernen die Parteien zum Beispiel: Das Fahrrad ist ein allwettertaugliches Verkehrsmittel, das Bürgernähe signalisiert. Bei Fahrten unter sechs Kilometer ist in Städten das Fahrrad im Durchschnitt schneller als das Auto. So berichtet es erneut der aktuelle Focus Nr. 33 auf S. 38. Es ist darüber hinaus ein unverzichtbarer Schlüssel zu einer nachhaltigen Verkehrspolitik.

Gleich am ersten Tag nach meinem Türkei-Urlaub radelte ich deshalb gestern bei nachhaltigem Regen mit Dr. Friedbert Pflüger, einigen anderen Berliner Politikern und Journalisten durch den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Ich machte auf einige wichtige Anliegen des Fahrradverkehrs aufmerksam. Als Vertreter des ADFC wende ich mich gleichermaßen an alle Parteien, spreche mit allen. Und mit einem so guten Anliegen wie dem Fahrradverkehr finde ich überall offene Ohren. Denn das Fahrrad hat überparteilich keine Feinde, fast alle Deutschen haben ein Fahrrad und nutzen es auch immer mehr.

Als vortreffliche Verlockung zum häufigeren Gebrauch des Fahrrads empfehle ich euch auch den aktuellen Focus Nr. 33 vom 11. August 2008. Gut recherchiert, macht Lust auf neue Rad-Erfahrungen, enthält fast keine Fehler. Der Passus über die Bußgelder bei Nichtbenutzung von Radwegen auf S. 41 stimmt allerdings nicht mit der Straßenverkehrsordnung überein. Es gibt seit der Novelle der StVO aus dem Jahre 1997 keine allgemeine Benutzungspflicht für Radwege mehr. Herumgesprochen hat sich das nicht. Aber es ist so.

Aber die Straßenverkehrsordnung und wir Radler, das ist ein weites Feld … seufz.

Das Foto zeigt in schwarzer Jacke Friedbert Pflüger, und in grüner Jacke den Verfasser dieses Blogs, redlich zuhörend und lernend, am gestrigen Tage. Uns gegenüber: Irmgard Klette, die sich soviele Jahre hinweg für den Görlitzer Park und den Pamukkale-Brunnen eingesetzt hat. Das ihr verliehene Bundesverdienstkreuz hat dies zum Ausdruck gebracht.

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