„Wie unterscheidet man eigentlich Türken von Arabern?“

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Okt. 042010
 

Tja, liebe Freunde, darauf würde ich erwidern: An der Sprache!

Oft wird in unzulässiger Vereinfachung von „den Muslimen“ gesprochen. Unzulässig! Denn die Muslime in Deutschland sind ethnisch bunt gemischt.

Als Faustregel verwende ich: Wer Türkisch spricht, ist Türke, wer Arabisch spricht, ist Araber.

Das ist zwar eine grobe Vereinfachung, denn viele Kurden beispielsweise sprechen Türkisch, sehen sich aber nicht als Türken, sondern als Kurden. Ebenso gibt es in Kreuzberg viele arabischsprachige Kurden, die weder Palästinenser noch Libanesen sind, sondern Kurden, die es überhaupt ablehnen, sich irgendeinem Nationalstaat, sei es die Türkei, sei es Deutschland verpflichtet zu fühlen.

Kompliziert!  Aber meine arabischen und türkischen Freundschaften haben mir immer wieder behutsam die Unterschiede in Sprache und Denkart erklärt. Jeder arabische Muttersprachler kann sofort hören, ob dieser oder jener Araber ein Palästinenser, ein türkischer Mallamyie-Kurde, ein Ägypter oder ein Syrer ist. Deswegen herrscht auch weiterhin eine echte, eine strukturelle Diskriminierung gegenüber den – arabischsprachigen – Palästinensern etwa im Libanon. Dort sind sie weiterhin von vielen Berufen ausgeschlossen – obwohl sie „Araber“ sind.

Woran unterscheidet man sie von den anderen Arabern? An der Sprache, an einzelnen Wörtern, an der Aussprache des Arabischen!

Mir fällt immer wieder eine große Unbekanntheit der deutschen Bevölkerung mit den ganz unterschiedlichen Herkünften der muslimischen Zuwanderer auf.

Der große Unterschied zwischen den Türken und den Arabern, auch in Deutschland, besteht meines Erachtens darin, dass die meisten Türken neben dem Sippenbewusstsein ein ausgeprägtes türkisches Nationalstaatsbewusstsein entwickelt und beibehalten haben, während die Araber kaum ein Nationalstaatsbewusstsein, aber dafür ein uraltes, ein sehr starkes Sippenbewusstsein und manchmal auch ein panarabisches, kulturell begründetes Überlegenheitsbewusstsein hegen. Das Sippenbewusstsein ist stärker als das Bewusstsein der Staatlichkeit. Der Staat, das ist für die arabischen Familien grundsätzlich etwas, das man zur Kenntnis nimmt und wovon man ein möglichst großes Stück für die eigene Familie abhaben möchte.

Die Araber fühlen sich aber den jeweiligen Staaten kaum verpflichtet. Eine Zivilgesellschaft in unserem Sinne gibt es in den arabischen Ländern nicht, sehr wohl aber in Iran, also dem alten „Persien“, und in der Türkei, dem Nachfolgestaat der Osmanen. Die zugewanderten Türken fühlen sich mit ihrem Herkunftsland, ihrem Herkunftsstaat viel stärker verbunden als die zugewanderten Araber.

Der türkische Staat nimmt auch weiterhin über seine Behörden und seine Verbände starken direkten Einfluss auf die deutsche Politik.

Wie das Beispiel Zypern lehrt, sieht sich der türkische Staat in der Pflicht, die Interessen der Auslandstürken und somit seine eigenen auch gegenüber anderen Staaten zu vertreten.

Diese Unterschiede sollte man bedenken, ehe man recht kurzschlüssig von „den muslimischen Zuwanderern“ spricht.

„Wie unterscheidet man Türkisch und Arabisch?“ Indem man sich mit Türken und mit Arabern trifft, ihnen zuhört, mit ihnen lacht, redet, ihre Einladungen zum Ramadan annimmt, sie selbst zum Osteressen oder zum Weihnachtsbraten einlädt, mit ihnen das Fasten bricht und mit ihnen den Rosenkranz betet. Indem die Familien sich gegenseitig besuchen, Kinder gegenseitig zum Geburtstag einladen, sich gegenseitig ein paar Brocken Türkisch, ein paar Brocken Deutsch, ein paar Brocken Arabisch lehren.

Indem man zusammen Tee trinkt.

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Nicolas Anelka aus Trappes

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Juni 242010
 

Riesendebatte über das Scheitern der französischen Nationalmannschaft! Großes Erstaunen ob der rohen Wortwahl eines Anelka.

Mich wundert das nicht. Ich höre solche Sprüche wie die eines Anelka hier oft schon von 7-9-jährigen Jungen. „F… d… i… Knie…/d… Mutter“ ist typisch Multi-Kulti-Berlin, ist typisch auch für Trappes, eines der bekanntesten Einwanderungsghettos in der Nähe von Paris.

Wer sich darüber wundert, hat offenbar keinen Kontakt zur nachwachsenden migrantischen Generation, weder in Deutschland noch in Frankreich.

Dort, in Trappes, wuchs Nicolas Anelka auf. Und jetzt hören wir aus der Umkleidekabine der Franzosen genau diese Sprüche. Tiefer hängen. So sind sie nun mal, unsere Jungs.

A la cité des Tarterêts : „C’est la France que les Bleus représentent, pas la banlieue“ – LeMonde.fr

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Jugend rezitiert sich zum guten Wort hin

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Apr. 172010
 

Wir können beweisen, dass man an einer staatlichen Kreuzberger Grundschule mit 2% Anteil deutscher Kinder genauso gut und erfolgreich lernen kann wie an einem humanistischen Gymnasium mit 98% Anteil deutscher Kinder. Wir können der Welt zeigen, dass die künftige „Elite der Stadt“ und die „Elenden im Lande“ dieselben sind  – und umgekehrt.

Wie?

Meine erste Idee wäre ein Wettbewerb „Jugend rezitiert“ der Schulen, angelehnt an den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Grundgedanke dabei: Die Kinder und Jugendlichen lernen säkulare Gedichte der Tradition und der Moderne in deutscher und in anderen Sprachen auswendig und tragen diese – getrennt nach Altersklassen – in einem öffentlichen Wettstreit vor. Wie bei „Jugend musiziert“ werden Gedichte aus jeweils dem 18. Jahrhundert, aus  Romantik und Moderne verlangt, also z.B. ein Gedicht von Goethe/Schiller, eines von Eichendorff und Mörike, eins von Paul Celan und Peter Rühmkorf. Dazu kommt noch ein Gedicht in der Herkunftssprache der Familien, z.B. in Kurdisch, Armenisch, Arabisch oder Russisch.

Die uralte Technik der Rezitation, der versgestützten Einprägung, wie sie über die Jahrtausende hinweg in den großen abrahamitischen Religionen gepflegt wurde, weist einen Weg zur Hinführung an gute Sprache, an den sorgsamen Umgang mit dem Wort.

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Von Vorbildern lernen – Schulgelöbnisse einführen – Herkunftskulturen integrieren!

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Apr. 072010
 

Mittlerweile habe ich meine Anregungen für den Integrationskongress der Berliner CDU, der am 13.04.2010 stattfinden wird, schriftlich eingereicht. Zu den Vorschlägen, die ich unterbreite, gehören auch folgende:

 Zeichen der Zugehörigkeit setzen!

Jede Berliner Schule sollte allen Kindern ein äußeres Zeichen der Zugehörigkeit anbieten. Das kann ein Schulpullover sein, das kann und soll ein Schulwimpel sein, das kann und soll eine Schulhymne sein. Auch ein regelmäßiges Schulgelöbnis nach dem Vorbild des türkischen Türküm, doğruyum, çalışkanım  ist empfehlenswert.

Mit solchen Symbolen des Dazugehörens wird laut und deutlich verkündet: “Du gehörst dazu. Jede, die den Schulpullover trägt, ist eine von uns! Jeder, der den Schulwimpel trägt, ist einer von uns!”

Kulturelle Erfahrungsräume an den Schulen schaffen!

Berlins Schülerinnen und Schüler aus Zuwanderungsländern wachsen heute vielfach in einem kulturellen Vakuum auf. Die kommerziellen Medien der Unterhaltungsindustrie (arabisches und türkisches Fernsehen, Internet, Spiele) bestimmen neben oftmals überforderten oder vernachlässigenden Eltern ihre Vorstellungswelt. Da der Staat Angst davor  hat, die Lernenden durch die Zumutungen der großen Werke zu verlieren, verzichtet er – im Gegensatz zu Schulsystemen des Nahen und Mittleren Ostens – fast völlig auf die frühzeitige Vermittlung der großen, zeitüberdauernden Namen. Von herausragender Bedeutung für gelingende Integration ist jedoch die Anerkennung und Pflege des kulturprägenden  Erbes der beteiligten Kulturen. Die herausragenden Leistungen der deutschen und der europäischen Kulturen, etwa die Werke Homers, Platons, Johann Sebastian Bachs, Johann Wolfgang Goethes und Immanuel Kants sollen von der Grundschule an gezeigt, erschlossen, gepflegt  und anempfohlen werden. Dazu sollen Kenntnisse der wichtigen Werke aus den Herkunftsländern treten, etwa die Werke Mevlanas oder die Gedichte Hafis‘.

Die Texte in den Schulbüchern spielen heute vorwiegend in einem neutralen Umfeld. Sie sollten jedoch reiches, wiedererkennbares Material aus den  kulturellen Erfahrungsräumen Deutschlands und der Herkunftsländer anbieten.

Soweit meine Anregungen.

Interessant: Die taz berichtet heute über die erste afrozentrische Schule in Kanada. Selbstverständlich wird dort größter Wert auf Englisch und Französisch gelegt. Aber daneben sollen die Kinder auch ein paar Brocken Suaheli lernen. Dort, an der Kanadischen Schule, machen sie bereits jetzt genau das, was ich für Berlins Schulen vorschlage: Klarer Akzent auf das Vorbild „großer Männer und großer Frauen“, Pflege der Hochkultur der beteiligten Länder – selbstverständlich in den Landessprachen Englisch und Französisch, Schulgelöbnis, klare Selbstverpflichtung zu bestimmten Tugenden wie Fleiß, Leistung, Wettbewerb. Jeden Morgen singen die Kinder die kanadische Nationalhymne. Ich denke, es wäre wichtig, dass auch die Berliner Kinder im Einwanderungsland Deutschland recht häufig die deutsche Nationalhymne sängen. Nicht auf Suaheli, nicht auf Arabisch, sondern auf Deutsch. Es muss nicht jeden Morgen sein wie im vorbildlichen Einwanderungsland Kanada. Und daneben sollten alle Kinder im Unterricht auch etwas über arabische, über armenische, über türkische Kultur erfahren. Bitte kein kulturelles Niemandsland aufkommen lassen – wie es heute besteht.

So läuft es. So kann es auch bei uns in Berlin laufen. Ist das denn alles so schwer?

 Positives Umfeld: Kanadas schwarze Schule – taz.de
Die Kinder sollen von Vorbildern lernen. An den Wänden hängen Bilder von berühmten Zeitgenossen afrikanischer Abstammung – Nelson Mandela etwa oder Michaëlle Jean, der in Haiti geborenen Generalgouverneurin Kanadas. Das Curriculum folgt den Richtlinien der Provinz Ontario, deren Hauptstadt Toronto ist. Doch Rektorin Hyman-Aman und das Lehrerkollegium versuchen, so viel afrikanische Elemente wie möglich in den Schulalltag zu integrieren. Die Kinder lernen afrikanische Tänze, ein paar Brocken Suaheli und können nach der Schule trommeln lernen. Sooft es geht, lesen sie Bücher schwarzer Autoren im Unterricht und studieren afrikanische Geschichte. Traditionelle afrikanische Spiele werden in den Mathematikunterricht integriert.

Nach der kanadischen Nationalhymne singen die Schüler jeden Morgen die von einem Afroamerikaner Anfang des 20. Jahrhunderts geschriebene schwarze Nationalhymne „Erhebt alle Stimmen und singt“. Jeden Tag schwören die Kinder bei der Schulversammlung, stets ihr Bestes zu geben.Wir wollen, dass die Kinder die Führer von morgen werden. Sie sollen nicht nur über ihre Herkunft lernen, sondern Wissen über die ganze Welt erlangen und lernen, wo ihr Platz darin ist, was sie tun können, um Dinge zu ändern„, sagt Hyman-Aman.

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Ohne Vorratstasche, ohne Schuhe. Schlimm?

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Apr. 022010
 

Ganz selten fallen orthodoxes und westliches Ostern auf einen Tag. In diesem Jahr aber ist es so. Beide Hälften der Christenheit, die östliche und die westliche, feiern Karfreitag und Ostern am selben Tag. Die orthodoxen Osterfeiern dauern sehr lang – 6 bis acht Stunden! Grund: Sie lesen das gesamte Evangelium Wort für Wort durch. Und für ein ein einziges der vier Evangelien braucht man 2-3 Stunden.

Welchen Menschen predigte Jesus? Die Antwort liegt auf der Hand, wenn man die Evangelien liest: Überwiegend den sozial Schwachen, den Bildungsfernen. Er selbst – war in den Schriften sehr bewandert, kannte wie alle damaligen Gebildeten seines Volkes die Tora in großen Teilen  auswendig. Und er beherrschte neben seiner Muttersprache Aramäisch auch so leidlich die damalige internationale Verständigungssprache des östlichen Reichsteiles der Römer, also Griechisch. Sein Prozess vor Pilatus wurde ohne Dolmetscher geführt.

Aber er hinterließ keine Schriften. Er, der Migrant, redete überwiegend in schlichtesten Bildern und Geschichten. Genau so müssen wir auch heute zu unseren Migranten und Zuwanderern reden: in einfachsten Sätzen, einfachsten Bildern. In Gesten. In Grüßen.

Großartig finde ich seine Fragetechnik – sie nötigt mir höchste Bewunderung ab. Statt den Leuten die Antworten aufs Brot zu schmieren, stellt er ihnen Fragen.

Was sagt er zum Thema Armut und Reichtum? Wie schlimm ist Armut? Wie wichtig ist die soziale Grundsicherung?

Was ist wichtiger – materielle Sicherheit oder spiritueller Wandel? Beharren oder Änderung? Bleiben oder Werden?

„Als ich euch ohne Geldbeutel aussandte, ohne Vorratstasche und ohne Schuhe, habt ihr da etwa Not gelitten?“ So steht es bei Lukas 22,35. Eine Frage an Migranten! Die Antwort lautet: Nein.

Eine klare Absage an die „ewige Grundsicherung“. Eine klare Absage an das Streben nach materieller Sicherheit, sofern es über das spirituelle Wohlergehen gestellt wird.

Das Christentum ist eine echte Migrantenreligion. Es gibt tausende von Bildern, Legenden, Geschichten, in denen der Christ als armer Wanderer, als „peregrinus“ dargestellt wird. „Hinabgestiegen zu der Hölle – auferstanden am dritten Tage“ – auch das sind alles Wanderungs-Erfahrungen.

Wanderung – Wandlung – Werden. Beständiges Umdenken, beständige Richtungsänderung. Das alles gehört zum Kern der Botschaft.

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Vergesst mir meine Araber und Russen nicht! Bitte viersprachige Straßenschilder!

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Apr. 012010
 

09032010001.jpg Guter Hinweis unseres Bezirksbürgermeisters Franz Schulz! Gerade heute am 1. April muss es erlaubt sein zu schmunzeln! Zwar begrüßt er den Vorschlag zweisprachiger Ortsschilder. Wir haben ja auch bereits mehrsprachige Anleitungen zum Ausfüllen der Anträge auf Sozialhilfe. Aber Schulz hat natürlich recht:

Was den Türken recht ist, ist den Arabern, Russen, Polen … nur billig. Gerade am 1. April muss dies erlaubt sein zu sagen. Lachend die Wahrheit sagen, wie der Lateiner sagt. Der Bürgermeister hat die Zeichen der Zeit erkannt: Längst haben wir in Kreuzberg dank kinderleicht anzapfbarer Sozialhilfe nach der türkischen Volksgruppe eine arabische, rasch wachsende Volksgruppe aufgebaut, die an manchen Grundschulen in Kreuzberg bereits die Mehrheit der Schüler stellt. Wenn ich unsere Grundschule betrete, höre ich aus dem Munde der Eltern fast kein deutsches Wort mehr. Die Schule ist durch die Familien überwiegend arabisiert, teils auch weiterhin türkisiert. NOCH wagen wir es, unserem Sohn ein Salami-Brot mitzugeben. Wie lange noch?

Der türkische Staat hat innerhalb von zwei bis drei Jahrzehnten in Deutschland planmäßig eine starke, weiter wachsende Volksgruppe aufgebaut. Er konnte die Problembevölkerung des Ostens bequem im deutschen  Sozialsystem unterbringen und fährt nun reiche Ernte ein.

Wenn man also den Türken de facto den Status einer gleichberechtigten Volksgruppe neben den Deutschen zuerkennt, worauf es ja im Moment hinausläuft, so wird man es den Arabern (also den Libanesen, Syrern und Jordaniern) nicht verweigern können. Aber auch die Russen werden und müssen Anspruch auf den Status einer geschützten Minderheit erheben!

Wir sind also voll eingeschifft auf die Route hin zu einer Art multiethnischen Gesellschaft – vergleichbar der UdSSR oder der Türkei. Und wie lässt sich eine solche aus vielen gleichberechtigten, beziehungslosen Volksgruppen bestehende Gesellschaft zusammenhalten? Für eine echte  Demokratie wäre wohl Voraussetzung, dass alle Volksgruppen eine gemeinsame Landessprache haben. Das ist aber bei uns nicht der Fall: Ich etwa spreche die Sprachen der Elternmehrheit (Arabisch und Türkisch) nicht bzw. nur unzureichend. Der Zeitpunkt ist also absehbar, wo ich entweder zur Mehrheit übergehe (Arabisch), oder in ein Viertel umziehe, wo ich mit der Mehrheit der Eltern sprechen kann.

Und wie lässt sich eine solche aus vielen gleichberechtigten, beziehungslosen Volksgruppen bestehende Gesellschaft zusammenhalten, wenn der demokratische Prozess mangels einer gemeinsamen Landessprache nicht stattfinden kann? Antwort: Nur dadurch, dass eine Volksgruppe die Führung beansprucht. In der UdSSR waren es die Russen, in der Türkei sind es die Türken. In Deutschland? Die Deutschen erheben erkennbar keinen Führungsanspruch mehr. Man wird sehen! Denkbar scheint mir in 30 bis 50 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland ein Bündnis der zunehmend selbstbewussten Türken mit den unglaublich rasch an Zahl zunehmenden Arabern. Die Türken würden dann durch ihre angestammte Schutzmacht Türkei unterstützt, die Araber durch verschiedene paramilitärische Verbände (etwa die Hamas) aus den Herkunftsländern finanziell und logistisch unterstützt.

Nur durch strenge Zucht, nur durch eine staatstragende Ideologie, durch Polizei, Militär und Geheimdienste lassen oder ließen sich autoritär geführte multiethnische Gebilde wie etwa die UDSSR oder die Türkei zusammenhalten. Dies gilt als unumstößliches Gesetz, gerade an einem so schönen ersten April, wie es der heutige ist! Und auch Deutschland wird sich diese Fragen stellen müssen: Wer oder was hält den Laden noch zusammen? Wollen wir ein Art Libanon des Abendlandes mit hochgradig separierten Volksgruppen werden? Soll die Bundesrepublik Deutschland eine orientalische Versorgungsdiktatur werden? Wir sind auf dem besten Wege dorthin!

Sobald der noch bestehende Wohlstand aufgezehrt ist, werden auch die Verteilungskämpfe an Heftigkeit zunehmen. Was in Kreuzberg am 1. Mai geschieht – nämlich symbolisch ausgetragene gewaltsame Kämpfe um die Hoheit in ganzen Stadtvierteln –  wird dann an vielen Tagen im Jahr geschehen. Welche Gruppe hat das Sagen?  Die Autonomen, die Neonazis? Eine der wichtigen ethnischen Gruppen? Oder doch der Rechtsstaat, die Bundesrepublik Deutschland? Man wird sehen, was an diesem 1. Mai geschieht!

Wichtig: Die Formulare zum Beantragen von Sozialhilfe müssen (weiterhin) zuverlässig in den 8-10 wichtigsten Sprachen bereitliegen. Bitte auch in Russisch! Die Barrieren zum Bezug aller Sozialleistungen müssen möglichst niedrig gelegt werden, damit ganze Stadtteile nicht in Kriminalität versinken. Bereits jetzt weise ich darauf hin, dass der Haushalt von Friedrichshain-Kreuzberg mit den etwa 560 Millionen unterfinanziert ist. Nicht umsont haben wir die durch die Weigerung des Bezirkes herbeigeführte Haushaltswirtschaft. Der Bezirk ist wegen seiner gigantisch hohen Transferleistungen bereits heute politisch handlungsunfähig. Und diese Transferleistungen werden Jahr um Jahr steigen, da erkennbar die Mehrheit der hier in Kreuzberg aufwachsenden türkischen und arabischen Kinder den Eintritt ins Berufsleben verfehlen wird, wenn es so weitergeht wie bisher.

Wenn wir also wirklich Kreuzberg zu einem sicheren Hafen aller Sozialhilfeempfänger, zu einer Art „Welt-Sozialamt“ aller Länder aus- und umbauen wollen, dann müssen wir den Haushalt in 10 Jahren verdoppeln. Kreuzberg sagt laut und lauter: „Berlin, bitte zahlen!“ Berlin sagt: „Deutschland, bitte zahlen!“

Wichtig auch: Die intensive Opferkultur muss gepflegt werden! Zu recht wurde das Gröbenufer in May-Ayim-Ufer umbenannt. Ein Zeichen für die intensive Viktimisierungskultur, die unsere Bezirkspolitik fördert. Alle, die sich in irgendeiner Weise als Opfer ausgeben können, werden nach Kreuzberg gelockt. Wie wird man zum Opfer? Dadurch, dass man sich zu einem solchen erklärt! Die Migrantenverbände machen es vor!

Der Tagesspiegel meldet heute, an diesem lustigen 1. April, über den Vorschlag zweisprachiger Straßenschilder in Friedrichshain-Kreuzberg – bitte alle mitlachen:

Kreuzberg sieht doppelt
Franz Schulz Grüne, der Bezirksbürgermeister von Kreuzberg-Friedrichshain, begrüßte den Vorschlag als „bedeutsamen Schritt zur Integration“, warnte aber davor, damit andere Migrantengruppen, beispielsweise Araber, auszugrenzen. „Dennoch, wo sonst? Ich freue mich auf Haçtepe-Friedrichshain“

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März 292010
 

22032010004.jpg„Ist die Türkei ein Prügelknabe?„, fragt Tayyip Erdogan. Meine klare Antwort: „Nein!“ In vielem kann sie sogar Vorbild sein. Bei meinen Reisen durch die Türkei habe ich immer wieder die Offenheit, die Gastfreundschaft, die Warmherzigkeit der Türken genossen. Und in einem weiteren Punkt sind sie vorbildlich: Der Staat fördert die Landessprache Türkisch durch gezielten, nachhaltigen Unterricht, der Staat hat Türkisch bis in die entferntesten Bergdörfer getragen. Die Bundesrepublik Deutschland tut sich hingegen noch sehr schwer, die eigene Landessprache gezielt zu fördern und durchzusetzen. Dabei wäre die deutsche Sprache das ideale Mittel, um etwa die 20 verschiedenen ethnischen Gruppen, die beispielsweise in unserer Grundschule zusammentreffen, zu verbinden.

Ergebnis: Durch ein klares Bekenntnis zur einigenden, teilweise gewaltsam aufgezwungenen Landessprache haben die Türken aus einem polyethnischen Gebilde nach und nach zu einer fragilen nationalen Einheit gefunden. Die türkische Leitkultur wurde stets ohne Wenn und Aber durchgesetzt, und neuerdings erhebt sie den Anspruch, ihre Segnungen auch nach Europa zu tragen: „Impft Europa mit der türkischen Kultur!“ So Erdogan kürzlich zu einer Schar von politisch aktiven Diaspora-Türken aus anderen Ländern. Wem hingegen die türkische Leitkultur nicht passt, der wurde und wird vor die Tür gesetzt. Der kann gehen, wohin es ihm beliebt.

Gut finde ich auch: Das Verbot der Minderheitensprachen ist in der Türkei aufgehoben, es gibt kurdische Radiosendungen. Ich bin sicher: Nach und nach wird die Türkei zu einem ähnlich entspannten Umgang mit den Minderheitensprachen kommen wie auch wir in Deutschland: Meine Frau lässt das russische Radio auf UKW stundenlang dudeln, und ich weiß, dass die Türken ebenfalls jeden Tag stundenlang hier in Berlin ihre türkischsprachigen Medien konsumieren. Ergebnis: Die russische und die türkische Gemeinde glucken in Berlin zusammen – in ihrer eigenen Muttersprache, und Deutsch läuft nebenher auch noch mit. Hurrah!

Schöner Bericht über den Türkischwettbewerb im Kreuzberger Tempodrom heute auf S. 3 der Berliner Morgenpost! Das ist bei mir um die Ecke. Ein klares Bekenntnis zur eigenen Kultur – wenn auch unter den Grundschülern die türkische Mehrheit „gekippt“ ist und von den Arabern verdrängt ist.

Ich habe da eine teuflische Idee: Könnte man etwas Ähnliches auch für Deutsch veranstalten? Deutsch für die neuen Deutschen? Das wäre doch mal was! Warum nicht mal ein deutsches Volkslied singen? Eine spannende Ballade von Friedrich Schiller oder Johann Wolfgang Goethe akzentfrei aufsagen? Ein Lied von Franz Schubert singen? Der Beste kriegt dann einen Preis! Wir Jungs lieben den Gedanken des Wettbewerbs! Wir wollen doch immer die Besten sein! Warum nicht mal die deutsche Sprache durch einen Aufsatzwettbewerb, eine Berliner Deutsch-Olympiade nach vorne bringen?

Bild: Blick auf das Tempodrom, den Austragungsort der 8. Türkisch-Olympiade. Kreuzberg. Bei mir um die Ecke.

Streit vor Treffen in Ankara – Erdogan wirft Merkel Hass gegen die Türkei vor – Politik – Berliner Morgenpost
„Ist die Türkei ein Prügelknabe?“

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Vorbilder zeigen – Brücken zwischen den Kulturen bauen!

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März 252010
 

Wir haben einige gute besuchte türkisch-deutsche Schulen in Berlin. Sie können es erleichtern, in beiden Kulturen aufzuwachsen. Ich halte es für richtig, dass man in Deutschland neben der deutschen Sprache noch eine zweite Sprache – etwa Kurdisch oder Türkisch oder Polnisch oder Arabisch – nebenher laufen lässt. Selbstverständlich muss man die Landessprache stärker fördern als eine eventuelle Zweitsprache. Allerdings sollte man die Zweitsprachen nicht verbieten, wie dies die Türkei über Jahrzehnte hinweg gemacht hat. Für gut halte ich folgende Lesezuschrift im Tagesspiegel:

Erdogan will türkische Gymnasien in Deutschland
Ich bin selbst ein Emigrant aus Polen und hätte die deutsche Sprache und Kultur niemals in der Weise aufnehmen können wenn ich mich mit einem nicht deutschem Umfeld umgeben hätte.
Intergration heißt dabei keinesfalls Assimilation, ich spreche meine Muttersprache fließend, werde durch beide Kulturen geprägt und nehme das Beste mit – das sollte Türken auch schaffen. Meine Integration hat auch problemlos funktioniert, demnächst beende ich mein Studium.

 Posted by at 11:12
März 132010
 

„Er war verloren und ist wiedergefunden worden“, so heißt es in der alten, ewig jungen Geschichte vom verlorenen Sohn. „Jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern.“

Wenn ich es recht bedenke, müsste diese Geschichte heute ebenso sehr auch als die „Geschichte vom verlorenen Vater“ erzählt werden. Wieviele Söhne und Töchter berichten mir davon, dass sie ihren Vater nie so recht gekannt, nie so recht gefunden hätten. Es ist, als hätte sich die Gestalt des Vaters verflüchtigt und müsste erst mühsam wiedergefunden werden. Der Vater – muss wiederkommen.

Die schönste Fassung dieser Geschichte von der Wiederkehr des Vaters bietet in meinen Augen Giani Stuparich, ein 1891 in Triest geborener, Italienisch schreibender Autor. Erst vor wenigen Tagen las ich seine Erzählung  „Il ritorno del padre – Die Wiederkehr des Vaters“. Ich kenne keinen anderen Autor, dem es so gut gelänge, dem zuhause verlassenen Sohn wie auch dem in der Welt verlorenen Vater Mitgefühl und Gerechtigkeit widerfahren zu lassen!

Der Vater – das ist ein Hallodri und Kneipengänger, ein Herumtreiber – so stellen ihn die Verwandten dar. Der Sohn stellt ihn sich ganz anders vor. Er meint: „Die allermeisten Verurteilungen verwandelten sich in Lobpreisungen.“  Der Vater ist stark, verständnisvoll, erfolgreich, warmherzig. So soll er zumindest sein in den Phantasien des Sohnes.

Und dann beschreibt Stuparich genau, was bei einer tatsächlichen Begegnung in Vater und Sohn vorgeht. Dieses Hin- und Herschwanken, diese Furchtsamkeit, sich auf einen anderen Menschen einzulassen! In der Begegnung mit dem kleinen Sohn erfährt der Vater seine eigene Schwäche und Verletzlichkeit. Er wehrt sich dagegen. Er möchte einfach so gehen, obwohl der Sohn gerade davor große Angst hat.

Dann bleibt er doch. Mit dem Rauch einer Zigarette bläst der Vater zum Schluss dem Sohn buchstäblich den Ruch des großen Lebens ein – im ausgetauschten Atmen ergibt sich etwas, woran so viele Vater-Sohn-Geschichten ein Leben lang sich vergeblich abmühen: die Versöhnung. Angeleitet von diesem „zarten lebendigen Gewicht, das sich in seine Brust hinabließ wie ein Anker in die beruhigt schimmernden Fluten eines stillen Hafens“, oder im Original:

Negli occhi aperti del padre passavano le luci di nuovi sentimenti, che davano alla sua faccia un’espressione di dolorante bontà. Erano stati sotto, in fondo al suo cuore quei sentimenti, repressi e soffocati da altre passioni: ora tornavano a galla, richiamati da quel dolce e vivo peso, che scendeva dentro il suo petto come un’àncora nelle acque riposate e limpide d’un porto in calma.

Ich empfehle diese meisterhafte Erzählung allen Töchtern und Söhnen, die bisher auf die Heimkehr des Vaters vergeblich gewartet haben.

Leseempfehlung: Giani Stuparich, Il ritorno del padre e altri racconti. Con una nota di Arrigo Stara. Verlag Giulio Einaudi, Turin 1961 und 1989, hier S. 18

 Posted by at 22:55
Jan. 312010
 

Die deutsche Gesellschaft zerfällt zusehends. Diesen Befund habe ich wieder und wieder in diesem Blog festgestellt, und in meinem persönlichen Leben mache ich immer wieder die bestürzende Entdeckung, dass die verschiedenen Umfelder, in denen ich mich bewege, keinen Kontakt zueinander haben. Das gilt vor allem für Kreuzberg. Die Deutschen, die Russen, die Türken, die Araber, die Linken, die Bürgerlichen  – diese Volksgruppen existieren unverbunden nebeneinander her. Es gibt fast keinen gemeinsamen Nenner, hat ihn nie gegeben. Nur in Familien wie etwa der meinen vermischen sie sich. Derselbe Befund gilt in den politischen Parteien: die Grünen, die am ehesten noch den Anspruch erheben könnten, hier eine Volkspartei zu sein, sorgen für ihre Klientel, die SPD ebenso, die Linke ebenso. Jeder sorgt für sich und seine Schäfchen.

Die Kreuzberger und die Berliner Gesellschaft ist hochgradig zersplittert. Kaum jemand sieht dies.

Ein hochinteressanter Bericht über Befindlichkeitsstudien des Sozialwissenschaftlers Heitmeyer leuchtet soeben auf meinem Bildschirm auf:

Wissenschaftler schlagen Systemalarm
„Menschen verlieren sukzessive die Kontrolle über das eigene Leben“, warnt Heitmeyer. Die Konsequenz: Sie suchen nach Sündenböcken. Je größer das Empfinden ist, in Zeiten sinkender Normalarbeitsverhältnisse und sprunghaft wachsender „Mal-rein/mal-raus-Arbeitslosigkeit“ zum Opfer der Verhältnisse zu werden, desto stärker scheint auch die Bereitschaft zu einer „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ zu sein, die sich gegen „die Banker“ oder „Amerika“, aber auch generell gegen Ausländer oder Muslime richten kann. Ein Drittel der Befragten gab an, in Krisenzeiten könnten nicht länger die gleichen Rechte für alle Bürger gelten, gut 20 Prozent waren der Meinung, Minderheiten dürften keinen besonderen Schutz mehr erwarten.

Liest man diesen Zeitungsartikel genau, so hat erhält man geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie Sozialwissenschaften durch geschickte Art der Fragestellungen und subtil gesteuerte Deutung das gewünschte Ergebnis erzielen können. Ein Beispiel dafür? Hier kommt es:

„Menschen verlieren sukzessive die Kontrolle über das eigene Leben“, warnt Heitmeyer.

Das wird man allerdings aus der Studie nie und nimmer folgern können! Denn die Studie kann gar nicht zu Aussagen über die tatsächlichen Verhältnisse gelangen. Keine Meinungsumfrage kann tatsächliche Verhältnisse abbilden. Sie kann nur Meinungen über die tatsächlichen Verhältnisse abbilden.

Eher gilt: Die Menschen haben das Gefühl, sukzessive die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren.Und dieses Gefühl ist – wie jedes Gefühl – weder widerlegbar noch rechtfertigbar. Es ist eben – ein Gefühl.

Letztlich dienen solche Studien dazu, politische Paradigmen zu stützen. Die Menschen werden im Gefühl bestärkt, sich als Opfer zu sehen. Daraus folgert dann die herrschende Umverteilungspolitik die Berechtigung, noch mehr Geld für eigene Zwecke zu vereinnahmen, um den zuvor bewusst geschürten erzeugten Anschein der Ungerechtigkeit zu lindern.

Den Menschen wird eingeredet, nichts an ihrem Schicksal ändern zu können und weitere Wohltaten für sich in Anspruch nehmen zu müssen. Ein verhängnisvoller Zirkel ist in Gang gesetzt: „Ihr seid Opfer!„, sagen die Sozialwissenschaftler und die Politik. „Wir kümmern uns um euch!“ greifen die Politiker den Ball auf. Siehe Opel-Affäre. Da der Opferstatus durch die ausgeteilten Geschenke  nie und nimmer zu beseitigen ist, werden immer neue Ausgleichmaßnahmen, Geld-Umverteilungsmaßnahmen benötigt. So wird zuletzt der Staatshaushalt gesprengt.

Perfektes Beispiel: das frühere West-Berlin und das heutige Berlin.  Schuldenstand heute: 60 Mrd Euro. Erzielt durch eine stillschweigende große Koalition der Umverteiler einschließlich der alten Berliner CDU. Bedarf an Sozialhilfe und kompensatorischer Sozialpolitik: stetig wachsend. Bewusstsein dafür, dass man Opfer ist: ständig wachsend. Zahl der Opfergruppen: stetig wachsend. Zahl derer, die sich nicht als Opfer fühlen: stark fallend.

Ich werde bald meine eigene Opfer-Minderheit aufmachen könne. Wie wäre es zum Beispiel mit: „Schweinefleischverzehrer“? Da wir in der muslimischen Kreuzberger Mehrheitsgesellschaft scheel angesehen werden, weil wir Schweinefleisch verzehren, haben wir doch Anspruch darauf, als Opfer der Verhältnisse anerkannt zu werden? Ich könnte aufschreien: „Mein nichtmuslimischer Sohn ist benachteiligt! Er ist eine ausgegrenzte Minderheit. Helft uns! Wir brauchen eine aktive Schutzpolitik für die Minderheit der schweinefleischessenden Kreuzberger Kinder. Geld her, Sozialhilfe her!“

Die Absurdität der ständig neue Minderheiten, neue Benachteiligtengruppen erfindenden kompensatorischen Sozialpolitik wird an diesem Beispiel deutlich, so hoffe ich.

Was wir vielmehr brauchen, ist ein Bewusstsein der Freiheit. „Es ist dein Leben! Mach daraus, was du willst.“

So sagte es der Imam, der Vater des deutschen Moslems Hamed Abdel-Samad. Der ägyptische Imam hat recht! Hört auf den ägyptischen Imam!

Zitat: Hamed Abdel-Samad: Mein Abschied vom Himmel. Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland. Köln 2009, S. 165

 Posted by at 16:37

„Die Drina-Linie! Kennen Sie denn nicht die Drina-Linie!“

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Dez. 042009
 

21112009002.jpg Diesen verzweifelten Ausruf meines eigenen Vaters rief ich mir ins Gedächtnis, als ich las, was Sascha Stanisic über diesen Fluss schreibt:

„Die Drina weckt mich. Ich schlage die Augen auf, als der Bus in einer kleinen Ortschaft, deren Name mir nicht einfallen will, auf die Straße biegt, die parallel zum Fluss bis nach Visegrad führt. Zahlreiche Tunnels kappen immer wieder das Tageslicht, nur wenige sind beleuchtet.“

Mein Vater, der als Böhme noch in den alten Kulturraum der KuK-Monarchie hineingeboren ward, war der Meinung: Wer den Balkan und den Osten Europas nicht versteht und kennt, kennt und versteht die Geschichte Europas nicht. Hatte mein Vater recht? Ich meine: ja! Wer nicht nach Bosnien, nach Slowenien, nach Rumänien, nach Ungarn, nach Estland und Lettland schaut, kann nicht von sich behaupten, dass ihm die Einheit Europas am Herzen liegt. 

Wer nicht in den Balkan schaut, der gleicht einem Mann oder einer Frau, die parallel zur Drina durch zahlreiche unbeleuchtete Tunnels fahren. Das sind halbseitig Blinde, halbseitig Gelähmte. Unter der Oberfläche des europäischen Flusses tummeln sich allerlei Ungetüme. Wehe denen, die unachtsam sind! Unser Bild zeigt einen Hai im Aquarium des Berliner Zoologischen Gartens.

Wie schreibt Stanisic weiter: „… links schichten sich klotzige Felsen auf, dünn bemoost und spärlich von abgezehrten Pflanzen bewachsen. Rechts: mein Fluss. Ich bestätige mir den Gedanken – mein Fluss, die warmgrüne Drina, gefasst und makellos sauber. Die Angler, die Klippen, die Abstufungen von Grün.“

Quelle:
Sasa Stanisic: Wie der Soldat das Grammofon repariert. Roman. btb Verlag, München 2008, hier: S. 258 

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Utopia concreta: la bicicletta

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Juni 252009
 

Gute, fruchtbare Sitzung des ADFC-Bezirksrates gestern abend! Ich erhalte am Rande der Sitzung ein Buch überreicht: „Wir haben Erfolg! 30 muslimische Frauen in Deutschland. Vorwort von Seyran Ates.“ Fackelträger Verlag, Köln 2008. Autorin Kerstin E. Finkelstein überreicht mir das Buch persönlich. Ich bin begeistert, verspreche gleich eine gute Rezension, ohne das Buch gelesen zu haben! Bin ich unehrlich? Nein! Der Gedanke, dass man Erfolgsgeschichten erzählen muss, überzeugt mich auf Anhieb! Möge dieser Gedanke die heute stattfindende Islamkonferenz des Bundesinnenministers beflügeln! Heute habe ich das Buch schon gelesen. Es ist wirklich gut! Ich habe mich nicht getäuscht!

Herrlicher Hymnus auf das Fahrrad im aktuellen italienischen Wochenmagazin L’espresso! Ivan Illich hatte bereits 1973 ein „Lob des Fahrrads“ verfasst.  Der Espresso zitiert daraus: „Um 40.000 Menschen in einer Stunde über eine Brücke zu bringen, braucht man 12 Fahrspuren für PKW, aber nur zwei, wenn die Leute mit dem Fahrrad fahren!“ Na bitte!

Sogar der ehemalige Ministerpräsident und frühere EU-Kommissionspräsident Romano Prodi ist ein begeisterter Radfahrer. Er berichtet brühwarm aus seinen Erfahrungen in Bologna: So wird er angeredet. „Hau ab, du Arschloch!“ hört er immer wieder, wenn er zur Uni radelt. „Die beziehen sich nicht auf den Politiker Prodi, denn von hinten können sie mich nicht erkennen. Wenn mich ein Bus mit 36 cm Abstand überholt, kann man nicht glücklich sein. “

„Il ciclismo offre una dimensione concreta al sogno di un mondo migliore.“  Sagt Marc Augé. Das heißt auf gut Deutsch: „Das Radfahren eröffnet dem Traum einer besseren Welt eine konkrete Dimension.“ Schön!

Quelle: Gigi Riva: Utopia su due ruote. L’espresso. N. 24, 18 giugno 2009, pagina 96-99.

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Euro-twitteren is mannetjesmakerij, oder: Bram Boriau hat einen Zahn verloren!

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Mai 252009
 

Zaghafte Gehversuche in den neuen Internet-Medien unternehmen die Europa-Kandidaten in unseren Nachbarländern, um die Herzen der jungen Menschen im Sturm zu erobern. Der niederländische Kandidat Wim van de Camp zieht eine erste vorläufige Bilanz:

Van de Camp wil het niet groter maken dan het is. ‘Als ik een politieke mening twitter, krijg ik vier reacties. Als ik meld dat ik met de motor op pad ben, zijn het er al twaalf. Maar toen ik twitterde dat het mistig was in Lage Vuursche en vroeg hoe het weer elders was, kreeg ik weerberichten uit heel het land.’

 Euro-twitteren is mannetjesmakerij – Multimedia – de Volkskrant

Auf gut Deutsch: Die Leute, die van de Camp beim Twittern folgen, scheinen sich mehr für Wetterberichte als für Politik zu interessieren. Wahlkampf als Dienstleistung für den Bürger, indem die neuesten Wetterdaten über Twitter vermittelt werden? Wie dem auch sei – vermutlich erfüllt das einen Zweck: Die Leute vernetzen sich, lernen den Namen van de Camp kennen. Wir ihr zum Beispiel! Stellt euch vor, ihr müsstet unter 10 Namen, die euch allesamt unbekannt sind, bei denen völlig unklar ist, wofür sie europapolitisch stehen, einen Namen ankreuzen – und darunter wäre der Name van de Camp … wen würdet ihr wählen? Wahrscheinlich würdet ihr denken: „Van de Camp …. das ist doch der Mann, der so lustige Wetterberichte twittert – den werde ich wählen!“ Ziel erreicht!

Ein anderer Parlamentarier, der Belgier Bram Boriau,  lässt per Twitter wissen, dass er einen Zahn verloren habe. Schlimm für ihn, gut für uns zu wissen!

Übrigens: Der Bundespräsident Köhler hat in den vergangenen Wochen offene Listen bei Wahlen gefordert. Ich bin auch dafür – aber was gilt es zu bedenken? Folgendes: In Italien hatten sie beim letzten Mal schon offene Listen. Die Wähler konnten aus vorgegebenen Landeslisten die Kandidaten auswählen, die sie ins Parlament bringen wollten. Ergebnis: Es gewannen diejenigen Kandidaten, die aus dem Fernsehen bekannt waren, also berühmte Nachrichtenansagerinnen und Journalisten, die im Moment nichts besseres zu tun hatten, als auf den Europa-Wahllisten zu kandidieren. Die Wähler verlangten keine politische Inhalte, sondern Bekanntnheit. Motto: „Die kenne ich vom Fernsehen, die sieht gut aus, die wähle ich!“ Viele von den TV-Zelebritäten gaben das Mandat nach 1-2 Jahren zurück, da sie etwas Besseres in ihrem angestammten Beruf gefunden hatten.

Ist das Europaparlament also nur eine Verlegenheitslösung für Menschen, die im Moment nichts besseres zu tun haben?

Wenn dem so wäre, dann müssten wir Blogger die Kandidaten daran erinnern, dass wir eine klare Ansage erwarten: „Was wollt ihr im Europaparlament? Warum sollen wir euch wählen?“

Das Europaparlament hat immerhin auf breiter Front die neuen Medien für die Mobilisierung der Jungwähler eingespannt. Das Blog von Le Monde berichtet heute darüber:

En plus de son propre site, accessible en 22 langues, le Parlement européen a aussi ouvert sa chaîne sur You Tube, des pages sur Facebook et My Space, ou encore des galeries photo sur Flickr … “C’est clair“, écrit Evenimentul Zilei, “ce type d’agression multimédia est destiné à toucher une seule cible : les jeunes. Les ingrédients sont nombreux et font appel à tout un imaginaire collectif et culte : films d’horreur ou héros modernes“.

Ich meine: Blogs und neue soziale Medien sind in der Tat unerlässlich, wenn man die Jung- und Erstwähler gewinnen will.  Aber Inhalte müssen dazukommen.

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