„Who owns Britain? Anybody but us!“

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Okt. 192013
 

Fluss Derwent 2013-10-15 14.25.44http://www.nytimes.com/2013/10/18/business/international/britain-to-let-chinese-buy-into-nuclear-power-plants.html?partner=rssnyt&emc=rss&_r=0

„Chinese Money will fuel Britain’s nuclear ambitions“, schrieb die International New York Times gestern auf Seite 1.

„Who owns Britain? Anybody but us!“, fasst der Guardian die empörten Leserbriefe gestern auf S. 41 zusammen. Tenor: „Die Chinesen übernehmen jetzt das Sagen in der britischen Energieversorgung.“

http://www.theguardian.com/business/2013/oct/18/energy-sector-china-syndrome

In Großbritannien steigen die chinesischen Banken ganz groß in der Finanzierung und dem Eigentum an den neu geplanten britischen Atomkraftwerken ein. China sitzt schon bald am Tisch der EU-Nuklearindustrie! Die große Schlagzeile in allen britischen Zeitungen! Was meine EU-liebenden und AKW-hassenden Deutschen dazu wohl sagten, wenn sie es erführen und die politische Lage in Großbritannien und den 27 anderen EU-Staaten wenigstens ansatzweise zur Kenntnis nähmen? Zur Erinnerung: Like the UK, Germany goes it alone „energywise„, Deutschland stellt als einziges EU-Land seine komplette Stromversorgung dem grandiosen 40-Jahres-Plan gemäß bis 2050 zu 90% auf erneuerbare Energie um, und zwar ohne Abstimmung, ohne Rücksprache, ohne Einbeziehung auch nur eines einzigen  EU-„Partners“. MERKE:

Jeder EU-Staat machte und macht SEIN und nur SEIN DING in punkto Energiewirtschaft, in punkto Krieg und Frieden, in punkto Sozialversicherung, in punkto Außenpolitik, in punkto Haushalts- und Finanzpolitik.

In keinem der fünf klassischen Politikfelder kann die EU als Staatenbund oder Organisation sui generis ihrem eigenen Anspruch auch nur ansatzweise gerecht werden. Fast schon irre zu nennen ist es, dass diese offenkundige Wahrheit so selten ausgesprochen wird.

„Germany goes it alone, WE go it alone!“ TIT FOR TAT, wie unsere engen britischen Freunde, unsere engen Partner und engen Verbündeten von der Insel sagen. Und der von den Deutschen – ausweislich des triumphalen CDU-Wahlerfolges – so heiß und innig ersehnte EU-Superstaat? Und der Euro? Können so nie und nimmer funktionieren. Niemals. Jamais. Eine Gemeinschaftswährung ohne Abtretung wesentlicher staatlicher Souveränitätsrechte an die Hüterin oder den Hüter der Währung, also an den neuen Träger der EU-staatlichen Souveränität, die EU bzw. die EZB kann nicht funktionieren.

Das wissen eigentlich alle. Aber niemand will es wissen.

Bild: Zauberhafte Herbststimmung am Fluss Darwent in den englischen Midlands. Aufnahme des Kreuzbergers vom 17.10.2013

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„Tous ruinés dans dix ans?“ „Sind die Euro-Staaten in 10 Jahren alle bankrott?“

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Sep. 042013
 
2013-09-01 14.41.22
Der leicht zum Schmollen aufgelegte Kreuzberger (siehe Bild!) schmökert noch einmal genüsslich in Jacques Attalis spannendem Buch „Tous ruinés dans dix ans?“, erschienen im Jahr 2010, das ihn damals stark in seinen volkswirtschaftlichen Analysen mitprägte.  Zahlreiche Entwicklungen hat Attali zutreffend vorausgesagt; er erwartete damals, im Jahr 2010, stark ansteigende Spannungen innerhalb des Euro-Währungsverbundes; er entwarf auch ein mögliches düsteres Szenario, das etwa 2020 zum Auseinanderbrechen des Euro-Verbundes führen werde, und zwar wegen der auf Dauer nicht beherrschbaren Staatsverschuldung, die von den starken EU-Volkswirtschaften allein (bsd. Deutschland) nicht mehr geschultert werden könne (Le scénario du pire, Kapitel 6).
Staaten, so führt Attali aus,  verschulden sich seit Menschengedenken namens ihrer Souveränität im Bewusstsein ihrer „Ewigkeit“; sie glauben nicht daran, dass sie je scheitern könnten. Und doch gab es in Europa viele Staatsbankrotte, ausgelöst durch Überschuldung, Verschwendung, Misswirtschaft, Kriege und Eroberungen. Ein Beispiel: „Le 10 décembre 1893, le Premier ministre grec annonce, après cinquante ans de surendettement, le défaut de son pays“ – Staatsbankrott Griechenlands am 10.12.1893 (S. 82).
Die Staatsverschuldung ist in der Tat seit 2001  im Großen und Ganzen in den Industrieländern weiter angestiegen, sogar in Deutschland, das mehr Steuern einnimmt als je zuvor.
Super spannend find ich folgendes: Attali nimmt das Modell der sozialen Marktwirtschaft eines Ludwig Erhard/Konrad Adenauer in dessen Eigenart nicht zur Kenntnis – und Attali gleicht darin fast aufs Haar der heutigen Jakob-Kaiser-Angela-Merkel-CDU! Die ordoliberale Freiburger  Schule ist ihm offensichtlich unbekannt, er zitiert keinen einzigen deutschen Volkswirtschaftler. Sein Literaturverzeichnis bringt nur französische und englischsprachige Autoren! Ludwig Erhard wird nirgends erwähnt.
Die Frage drängt sich auf: War denn die alte Bundesrepublik Deutschland vor 2001 so schlecht, dass sie nun im Zeichen des Euro ihr ganzes Erfolgsmodell, das von 1948 bis 2001 höchst belastbar war, sang- und klanglos dem Euro opfert? Dazu findet im Bundestagswahlkampf keine richtige Debatte statt. Warum eigentlich?
Attali schlägt als Lösung – wie etwa die deutschen Grünen – die Vergemeinschaftung aller Staatschulden und die Ausgabe von Eurobonds vor, kombiniert mit einer starken zentralen Bankenaufsicht. Gerade heute verlangt in eben diesem Sinne EZB-Direktor Asmussen die zentrale Oberaufsicht der EU über alle Banken.
Das würde bedeuten, dass eine zentralistische europäische Instanz über Wohl und Wehe, über Sein oder Nichtsein jeder einzelnen Bank entscheiden darf – nicht der Markt, nicht die Eigner und schon gar nicht die einzelnen Staaten! Das ist Über-Staatswirtschaft, das ist ein weiterer Schritt zur EU-Planwirtschaft! Jeder kann sich ausmalen, was das etwa für die deutschen Sparkassen und Raiffeisenbanken bedeuten würde!
Von finanzpolitischer Subsidiarität, von Föderalismus ist in Europa kaum mehr die Rede. Wundern sollte uns das nicht. Weil halt leider niemand mehr Deutsch lernt. Das Deutsche hat furchtbar schlechte Karten in der EU – obwohl es die am häufigsten gesprochene Muttersprache der EU ist. Selbst  Bundespräsident Gauck hat ja in seiner Europa-Rede am 22. Februar 2013 vorgeschlagen, das Deutsche zugunsten des Englischen ganz aus dem zwischenstaatlichen Verkehr der europäischen Länder zu ziehen.
Das völlige Verleugnen der guten deutschen Traditionen, die Selbstaufgabe der Mutter- und Wissenschaftssprache  eines Goethe, Albert Einstein, Franz Kafka, Hannah Arendt, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Karl Marx, Ludwig Erhard, Sigmund Freud, Ursula Goetze (ehem. Kreuzberg, Hornstraße 3) oder Immanuel Kant zugunsten des Englischen und allenfalls noch des Französischen, die Selbstaufgabe der sozialen Marktwirtschaft und der ordoliberalen Schule der Volkswirtschaft durch uns Deutsche selbst, diese Preisgabe der guten deutschen Traditionen sogar durch die aktuelle Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Merkel und sogar durch den Bundespräsidenten Gauck finde ich unendlich traurig, ja niederschmetternd. Traurig finde ich den unnötigen Verzicht auf die deutsche Sprache, traurig das hinterrücks durchgesetzte Aufgeben der staatlichen Souveränität der Bundesrepublik Deutschland zugunsten eines Währungs- und Machtverbundes, der selber bisher keinerlei legitime Staatlichkeit für sich beanspruchen darf. Wir Bürger sind dazu nicht gefragt worden! Das ist nicht die Freiheit, die wir meinen!
Traurig ist auch, dass die volkswirtschaftliche Debatte in den Euro-Ländern, ja sogar in den eigentlich benachbarten Ländern  Deutschland und Frankreich so komplett unterschiedlich verläuft. Das kluge, profunde Buch von Attali ist ebenso ein Beleg dafür wie die durchweg national – nicht europäisch – gesonnenen Verlautbarungen des Spitzenpersonals in Ländern wie Frankreich oder Italien. Es lohnt sich, die volkswirtschaftliche Literatur in den anderen Sprachen der EU zu lesen! Damit die Länder der EU nicht so komplett aneinander vorbeireden wie bisher, hélas!
Buchtipp:
Jacques Attali: Tous ruinés dans dix ans? Dette publique: la dernière chance. Paris, Fayard 2010
Bild: ein schmollender Kreuzberger, Aufnahme vom Park am Gleisdreieck, bei der Halfpipe, 01. September 2013
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Ist das Mittelmeer ein Teich, ein See oder eine See?

 Antike, Freiheit, Griechisches, Integration durch Kultur?, Platon, Sokrates, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Ist das Mittelmeer ein Teich, ein See oder eine See?
Aug. 122013
 

Phaidon_beginning__Clarke_Plato

Der fleißige Kreuzberger Hausfreund las als guter Europäer frühmorgens schon ein kleines Häppchen Platon. Was liegt näher als das Mittelmeer – zumal nach einem so herrlichen Urlaub an der türkisch-griechischen See?

Sokrates vergleicht bekanntlich im Phaidon die Griechen mit Fröschen, die in ihren kleinen Siedlungsflecken um einen Teich säßen, der von den Säulen des Herakles (=Gibraltar) bis zum Phasis, dem Grenzfluss in Armenien reiche:

Ἔτι τοίνυν, ἔφη, πάμμεγά τι εἶναι αὐτό, καὶ ἡμᾶς οἰκεῖν  τοὺς μέχρι Ἡρακλείων στηλῶν ἀπὸ Φάσιδος ἐν σμικρῷ τινι μορίῳ, ὥσπερ περὶ τέλμα μύρμηκας ἢ βατράχους περὶ τὴν θάλατταν οἰκοῦντας, καὶ ἄλλους ἄλλοθι πολλοὺς ἐν πολλοῖσι τοιούτοις τόποις οἰκεῖν.

Also ist das Mittelmeer laut Sokrates eine Art Froschtümpel! Wichtig festzuhalten: Die Griechen verknüpften mit ihrer Besiedlung der Ränder des Mittelmeeres keinerlei universalen Machtanspruch. Die Idee eines Reiches lag ihnen sehr fern. Im Gegenteil: Die Zerstrittenheit der Griechen untereinander war legendär. Die Idee des Großreiches wurde zunächst nur im Osten der Mittelmeerwelt verkörpert, in den großen Machtverbänden der Perser, der Meder, der Ägypter. Die Großreiche der Antike entstanden zunächst im Osten, im „Orient“, wie wir heute sagen. Sie waren nicht griechischen Ursprungs. Der griechische Blick auf die bewohnte Welt hatte damals gewissermaßen kein Zentrum. „Dieser Blick erfasste die Vielzahl der Länder in ihrem Nebeneinander“ (C. Meier).

Bild: Kodex mit der ältesten erhaltenen Handschrift, dem Beginn  des platonischen Phaidon, der Codex Clarkianus aus dem späten 9. Jh.
Zitate:
Platonis Phaidon, ed. Burnet, Oxonii 1903, ed. St. 109
Christian Meier: Kultur, um der Freiheit willen. Griechische Anfänge – Anfang Europas? Siedler Verlag, München 2009, S. 34

 

 

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Juli 312013
 

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Drogenhandel, Waffenhandel, Frauenhandel, – das sind drei Hauptsäulen des global agierenden Verbrechens, die häufig, wenn auch nicht immer  miteinander verschränkt auftreten. Hier werden Jahr für Jahr hohe 3-stellige Milliardengewinne erzielt. Die exorbitanten Gewinnspannen im Waffenhandel, im Drogenhandel und im Frauenhandel sind mit legalen Geschäften schlechterdings nicht zu erzielen.

Die Hauptvertriebsrouten des globalisierten Drogenhandels haben sich verschoben. Noch bis etwa 1990 konnten wir davon ausgehen, dass die meisten Drogen über die Türkei und Südosteuropa in die Bundesrepublik gelangten. Die Türkei hat allerdings durch abschreckend hohe Strafen nicht nur für den Handel, sondern auch bereits für den Besitz von Drogen den Drogentransit stark erschwert. Die kriminelle Drogenszene wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus der Türkei, hier wiederum aus den kurdischen Gebieten weitgehend in andere Länder abgedrängt. Heute findet sie in Deutschland, hier wiederum besonders in Berlin, Stuttgart und anderen Großstädten hervorragende Existenzbedingungen.

Drogenhandel, Drogenbesitz und Zuhälterei sind – wie ich aus direkten Gesprächen mit Betroffenen weiß – die großen Versuchungen, denen sehr viele junge Männer in Neukölln, Kreuzberg und anderen Berliner Bezirken  erliegen. Die großen Verbrechen, die meisten Morde und Gewaltverbrechen (Johnny K., Semanur S.) usw. geschahen und geschehen in unserer Nachbarschaft unter dem direkten Einfluss von legalen und illegalen Rauschdrogen (Alkohol, Kokain, synthetische Drogen). Die Ermordung Johnny K.s , die Ermordung Semanur S.‘ sollten als warnende Exempel dienen. Ohne Suff, ohne Rausch, ohne Drogensucht wären diese Gewaltorgien, wären diese furchtbaren Verbrechen und viele andere Straftaten höchstwahrscheinlich  nicht passiert. Suff, Rausch, Drogensucht können aus harmlosen Bubis bei einem Ausraster das Unterste zuoberst kommen lassen.

„Wäre ich in Berlin geblieben, wäre ich mit Sicherheit kriminell geworden“, vertraute mir einmal ein deutsch-kurdischer, in Berlin geborener und aufgewachsener Jugendlicher in Ribnitz-Damgarten an. „Ich habe mich entschieden, anständig und ehrlich zu arbeiten und komme heute über die Runden – ohne Drogen, ohne Gewalt, ohne Kriminalität. Aber der Fortzug aus Berlin war absolut die Voraussetzung dafür.“

Einen beispielhaften, wenngleich nicht erschöpfenden Blick in die weitverzweigten, üppig sprießenden Machtgeflechte der nicht mehr so ganz neuen Mafia-Clans in Neukölln und Berlin (auch allbezirklich unterwegs)  kannst du hier werfen:

ZDF | mittagsmagazin | 22.07.2013, 13:19 Uhr:
*Arabisch-kurdische Clans*
VIDEO:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1947866/Arabisch-kurdische-Clans
Es sind gradezu mafiöse Strukturen, sagen die Ermittler: die arabisch-
kurdischen Großclans bedrohen mit Erpressung, Raub, Drogen und
Rotlicht-Kriminalität immer stärker die Sicherheit in unserem Land.

Wasser sucht sich seinen Weg, Drogen suchen sich ihren Weg. Die internationalen Drogenkartelle binden heute – von Lateinamerika aus agierend – das Transitland Spanien und die afrikanischen Länder südlich der Sahara viel stärker ein als den Mittleren und Vorderen Orient, zumal die Bürgerkriege und Kriege in Afghanistan, Syrien, Libanon schlecht fürs Business sind.

Doch weg mit diesen finsteren Gedanken! Sieh es doch mal lockerer! Mach einen Spaziergang durch den Görlitzer Park! Kuck dich um, genieße den herrlichen Sonnenschein, das spielerische lockere Flair! Wichtig ist es, die bewusst niedrig gelegte Eingangs- und Akzeptanzschwelle des Drogenhandels zu erkennen. Dafür lohnt sich ein Rundgang an den entsprechenden Lokalitäten. Meist werden neue User höflich und freundlich angesprochen, ein Nein ist meist ein Nein. Niemandem wird sein erster Joint, seine erste Ceska-Pistole, sein erstes Acid, seine erste ukrainische Prostituierte aufgedrängt. Die Kinder und Jugendlichen in Kreuzberg, in Neukölln, in Charlottenburg und anderen Bezirken gleiten sanft, gewaltfrei hinein in die Illegalität, in das Paralleluniversum des Waffenhandels, des Drogenhandels, der Zuhälterei, der Beschaffungskriminalität.

Das bewusst freundliche, gewinnende und höfliche Auftreten der Dealer – etwa im Görlitzer Park – wird immer wieder lobend und rühmend und mit augenzwinkerndem Behagen erwähnt, so neulich wieder von Tagesspiegel-Autor Sebastian Leber:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/auf-kreuzberger-parkett-grosse-probleme-im-kleinen-goerlitzer-park/8570322.html

Mit einem mutigen Vorschlag tritt auch unsere neue Bezirksbürgermeisterin hervor. Sie schlägt vor, den illegalen Drogenhandel gewissermaßen einzuhegen und unter das wachsame Auge des Staates zu stellen:

„Mein Appell ist: Ungewöhnliche Lösungen denken. Geht zum Beispiel ein Coffeeshop so wie in den Niederlanden, den wir zu einem akzeptierten und überschaubaren Platz für Drogenhandel machen?“

http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article118440104/Neue-Buergermeisterin-prueft-Coffeeshop-am-Goerlitzer-Park.html

Einen akzeptierten und überschaubaren Platz für Drogenhandel, oder auch Frauenhandel, oder auch illegalen Waffenhandel oder auch für Geldwäsche? Das wäre das Grundmuster der vielen  kleinen, überschaubaren Wohnungsbordelle und Spielhallen nach Neuköllner Vorbild, der Coffeeshop nach Amsterdamer Vorbild.

Einen akzeptierten Platz für Drogenhandel? Ich bin dagegen. Es ist ja wie eigentlich sonst auch immer gut gemeint von unseren lieben, aber leider weltfremden Kreuzberger Grünen, zeugt aber auch von einer sozusagen rückwärtsgewandten, furchtbar unglobalisierten Denkungsart.  Der Coffeeshop  könnte funktionieren, wenn man die gesamte Produktions- und Lieferkette überschauen könnte. Aber dem ist nicht so. Das Drogengeschäft ist ein riesiges, interkontinentales, kriminelles Machtgeflecht, bei dem ein Glied ins andere greift, wo zwar nicht vor den Kunden, aber hinter den Kulissen mit allen Mitteln gekämpft wird. Die Dealer im Görlitzer Park sind sicherlich nur die Letzten, die kleinsten, stets freundlich lächelnden  Händler, die schon den Lieferanten ihres Lieferanten nicht mehr kennen.

Ich bin für eine weitgehende Bekämpfung und Zurückdrängung des Verbrechens, nicht für dessen Anlockung und fördernde Einhegung durch überschaubare Plätze. Wir brauchen Repression des Verbrechens wie etwa in der Türkei vorgemacht, abschreckende Strafen für Drogenhändler und Frauenhändler, Abschiebung von ausländischen Waffen-, Frauen- und Drogenhändlern in deren Herkunftsländer. Coffeeshops? Ich bin dagegen. Die Eltern der Kreuzberger Schulkinder und Jugendlichen sind mit Sicherheit auch dagegen. „Ja, dann müsst ihr euch halt überlegen, ob ihr hier noch wohnen könnt.“ Gut, so wird uns das immer wieder gesagt.  Und viele Familien, gerade türkische, polnische, italienische Familien verlassen ja auch in der Tat mit Kind und Kegel den Vorzeige- und Musterbezirk Kreuzberg.

Es drängt sich in der Tat wieder einmal der Eindruck auf: Das Bezirksrecht bricht in Friedrichshain-Kreuzberg sowohl Landesrecht als auch Bundesrecht. Das ist in der Tat eine ungewöhnliche Lösung.

Lesetipps:

Moisés Naím: Das Schwarzbuch des globalisierten Verbrechens – Drogen, Waffen, Menschenhandel, Geldwäsche, Markenpiraterie. Piper Verlag GmbH, München Oktober 2005
Roberto Saviano: Sprich über die Verbrechen. Ein Brief an den italienischen Mafioso Sandokan. In: Die Zeit vom 1. Juli 2010.

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Juni 072013
 

Die steuerliche Gleichstellung der homosexuellen Partnerschaften mit der Mann-Frau-Ehe ist nur konsequent. Sie war überfällig. Sie entspricht dem gesellschaftlichen Megatrend. Das Recht zur assistierten Kindererzeugung, das Recht zur Kindererziehung und das Recht zur Kinderadoption unabhängig von biologischer Elternschaft, also auch ohne Einschränkung für homosexuelle Eltern werden in nicht ferner Zukunft folgen müssen.

Dies ist eine in Teilen wenigstens durchaus neuartige Entwicklung. Denn Homosexualität gab es zwar immer und wird es immer geben. Im alten Griechenland wurde sie sogar kulturell höher geschätzt als die fortpflanzungsgerichtete, kulturell „niedrigere“ Krethi-und-Plethi-Heterosexualität. Auch die Ablösung der Kindererzeugung und Kinderzucht von der späteren, der  gesellschaftlich anerkannten  Elternschaft wurde gelegentlich praktiziert – so etwa im alten Kriegerstaat Sparta, in der Knabenlese der Orientalen, beim Homunculus in Goethes Faust II,  im Lebensborn der Nazis, in Zwangsadoptionen der Kinder australischer Aborigines, bei denen noch im 20. Jahrhundert den biologischen Eltern ihre Kinder im Namen eines übergeordneten Interesses geraubt wurden.

 Jahrtausendelang galt aber  über die gesamte bekannte Menschheitsgeschichte die Ehe zwischen Mann und Frau – funktional gesehen – im wesentlichen als die überragende, die tragende und die grundlegende Einrichtung zum Zeugen, Hegen und Pflegen der später einmal arbeitsfähigen Kinder, zum Pflegen und Versorgen der greisen, nicht mehr arbeitsfähigen Eltern und der Älteren.

Diese als absolut unersetzlich erkannte Grundfunktion der Ehe zwischen Mann und Frau sowie des in die Ehe hineingebetteten, biologisch begründeten Eltern-Kind-Bandes wurde jahrtausendelang in Religionen und Mythen, in Dichtung und Poesie, in Recht und Gesetz besungen, verklärt, ausgeschmückt, gepriesen und geheiligt.

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stellte eingedenk der schlimmen Erfahrungen der berüchtigen 12 nationalsozialistischen Jahre, in denen die Rasse und die Macht der Nation alles, die Familie nichts galt, noch einmal ausdrücklich Ehe und Familie unter seinen besonderen Schutz.

Die Familie, gesehen als biologisch begründete Abstammungsgemeinschaft, war nach allgemeiner Überzeugung die Keimzelle und das Fundament der Gesellschaften. Wenn die Frauen das Austragen, Gebären und Stillen der Neugeborenen in ausreichender Anzahl verweigerten oder wenn aus anderen Gründen nicht mehr genug Kinder geboren und ernährt werden konnten, schrumpften die Gesellschaften oder „Völker“, wie man früher sagte, und starben schließlich weg.

Heute gilt die Ehe dagegen – funktional gesehen – als Band der Gefühle, ferner als Institut gegenseitiger Absicherung zwischen erwachsenen, gleichberechtigten, arbeitsfähigen Menschen. Ihr Zweck und ihr Sinn wird im wesentlichen auf Liebe zwischen Erwachsenen begründet, weshalb sie seit etwa 200 Jahren ja gern auch als „Liebesbund“ bezeichnet wird. Kinder gelten als nicht mehr notwendiges Beiwerk der Partnerschaft der Erwachsenen und des Sozialstaates, ein Beiwerk, das nach eigenem Willen der Erwachsenen, nach eigenen Bedürfnissen der Erwachsenen kommen darf oder auch ohne Umschweife verhindert wird.

Der Zusammenhang zwischen verantwortlicher Sexualität, Ehe, Kindererziehung,  Altenpflege und Fortbestand der Gesellschaft ist somit endgültig entkoppelt.

Jetzt übernimmt der Staat durch seine vermeintlich selbsttragenden Sozial-, Wirtschafts-  und Versorgungssysteme die gesamte Letztverantwortung dafür.  Der Staat sorgt für alle. Die Politik versorgt alle. Staat und Politik, Bundesverfassungsgericht und fast alle Parteien  erteilen nunmehr folgerichtig allen Formen der Sexualität, allen Formen der Partnerschaft zwischen Menschen gleichermaßen und gezwungenermaßen ihren Segen, fördern alle Formen der auf Dauer angelegten Partnerschaft erwachsener Menschen gleichermaßen.  Ein grundlegender Unterschied in der Natur des Mannes und der Frau wird auch rechtlich nicht mehr anerkannt. Geschlechterrollen gelten als ausschließlich kulturell bedingt. Ein echtes Interesse am Fortbestehen der Gesellschaft darf sich nicht mehr artikulieren.

Die deutsche Gesellschaft schrumpft infolge dieses grundlegenden Wertewandels.  Kinder kommen irgendwie nicht mehr so recht zur Welt.  Während in früheren Jahrtausenden die Kinder als Segen der Älteren galten, müssen heute die Kinder regelrecht ihren Eltern dankbar sein, dass sie zur Welt kommen durften, denn etwa 100.000 Abtreibungen finden  in Deutschland bei etwa 600.000-700.000 Lebendgeburten pro Jahr statt.

Es gilt heute als weithin anerkanntes, unumstößliches Gesetz: Kinder kommen  nach den Wünschen und den Bedürfnissen der Erwachsenen zur Welt. Die Erwachsenen entscheiden nach ihrer jeweiligen Interessenlage oder auch nach der volkswirtschaftlichen Gesamtlage, ob ein Kind erwünscht oder unerwünscht ist, ob frau oder man es sich leisten kann oder nicht. Die materielle Interessenlage der erwachsenen, gesunden und arbeitsfähigen Menschen und die Volkswirtschaft stehen eindeutig im Vordergrund. Durch finanzielle Anreize meint der Staat die Kinderzahl erhöhen zu können.

Die Themen Altern, Pflegebedürftigkeit, Demenz, Alterseinsamkeit werden hartnäckig  abgeschoben. Am schlimmsten ist darunter übrigens bereits heute die Vereinsamung der pflegebedürftigen Alten. Gegenüber der Alterseinsamkeit ist die vielbeschworene Altersarmut ein Klacks, ein Kinderspiel sozusagen!

Weg mit diesen trüben Gedanken!  Das gegenwärtige materielle, finanzielle und vor allem das politische Wohlergehen der gesunden, erwachsenen, arbeitsfähigen und wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger, die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung des 4-jährigen Planungshorizontes steht ganz vorne! Dem dienen die Politiker. Das verlangen die Wählerinnen und Wähler. An das, was in 20 oder 30 Jahren mit der Gesellschaft geschehen mag, denkt kaum jemand.

Das Motto scheint zu lauten: „Gib, o güt’ger Staat, uns Erwachsenen Deinen Segen zu allem, was wir tun und lassen wollen – und schenke uns dein Geld!“

 

 

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„Staat, führe uns auf gute Weide!“

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Mai 222013
 

2013-05-20 13.57.00

 

Die Erwartung an den Staat bedeutet, daß man von allen anderen ( = Staat) erwartet, statt von sich selber. Jeder hängt am anderen in einem falschen Gefühl von Sicherheit, denn man hängt nicht weniger in der Luft, wenn man mit zehntausend anderen hängt. Nur merkt man seine Unsicherheit nicht mehr. Die zunehmende Erwartung an den Staat ist kein gutes Symptom, es will nämlich bedeuten, daß das Volk auf dem besten Weg ist, zur Schafherde zu werden, welche immer von den Schäfern erwartet, auf gute Weide getrieben zu werden. Bald wird der Schäferstab zur eisernen Rute, und die Schäfer verwandeln sich in Wölfe.

So schrieb es der große Schweizer Carl Gustav Jung 1945 über uns Deutsche in seinem hellsichtigen Aufsatz „Nach der Katastrophe“.

Die Abgabe der Verantwortung für das eigene Leben an die Politik und an den Staat, das kindliche Vertrauen der Massen in die politische Führung erkennt er als eine der Hauptursachen für die Katastrophen des 20. Jahrhunderts.

Zitiert nach:

Das C. G. Jung Lesebuch. Ausgewählt von Franz Alt. Walter Verlag, Solothurn und Düsseldorf, 7. Auflage 1994, S. 221-250, hier S. 229-230

Jung, C. G. Gesammelte Werke und andere Schriften – www.cgjung.de.

Bild: Saftiges Weideland, gesehen auf einer Fahrradtour durch die Mark Brandenburg zwischen Müncheberg und Trebnitz auf dem Europaradweg R1. Aus eigener Kraft erreicht!

 Posted by at 17:09

„MEHR STAAT!“ – „HILF UNS, OH STARKER STAAT!“

 Gute Grundschulen, Kinder, Sozialstaat, Staatlichkeit, Türkisches  Kommentare deaktiviert für „MEHR STAAT!“ – „HILF UNS, OH STARKER STAAT!“
Mai 172013
 

2013-05-05 13.44.47

„Mit viel weniger Geld im Bildungssektor, mit schlechterer Ausstattung und in größeren Klassen haben wir in der Sowjetunion weit bessere Ergebnisse in der Grundschule erzielt! Alle Kinder lernten in der Sowjetunion  in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – sie konnten einfach mehr als die Grundschulkinder in Berlin.“ So höre ich es sinngleich und wortähnlich von vielen Miteltern, die selbst noch in der Sowjetunion eingeschult wurden.

„Mit viel weniger Geld und in größeren Klassen haben wir in der Türkei bessere Ergebnisse in der Grundschule! Alle Kinder lernen in der Türkei in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – sie können einfach mehr als die Grundschulkinder in Berlin.“ So berichten es mir Berlinerinnen. Der Kreuzberger Bürger Cem Özdemir wiederum, der selbst in Baden-Württemberg beschult wurde, vergleicht türkische und deutsche Grundschulen und schreibt in seinem Türkei-Buch (S. 187) lapidar und politisch höchst inkorrekt über die türkischen Grundschulen: „Über die Unterrichtsform allgemein kann gesagt werden, dass sie größtenteils als Frontalunterricht angelegt ist. Die Schüler lernen wesentlich schneller lesen und schreiben als in Deutschland und müssen in den Folgejahren in allen Fächern viel auswendig lernen.“ (Hervorhebung durch dieses arme Kreuzberger Blog).

Das Staunen und der Ärger der Eltern mit Migrationserfahrung über die bundesdeutsche Grundschulerziehung kennt keine Grenzen – er ist kulturen- und grenzenüberschreitend, er ist ein multikulturelles Faktum, das offenbar kein bundesdeutscher Bildungsforscher zur Kenntnis nimmt. Riesige Summen werden stattdessen für die Bildungsforschung, für Bildungsreformen, für Bildungsforscher und für Bildungsforscherkongresse ausgegeben, um endlich den Stein der Weisen oder den Nürnberger Trichter zu finden, damit irgendwann auch in der Bundesrepublik Deutschland die Grundschulkinder wieder in 3 oder 4 Jahren lesen und schreiben lernen.

Mit viel weniger Geld und in größeren Klassen hatten wir in der DDR bessere Ergebnisse in der Grundschule als nach der Wende! Alle Kinder lernten in der DDR in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – wir in der DDR  konnten und lernten  einfach mehr als die Grundschulkinder in der Nachwendezeit.“ So vernehme ich es nahezu wortgleich von zahlreichen Miteltern, die in der DDR eingeschult wurden.

Sind das alles nur rückwärtsgewandte Nostalgiker? Hört euch um, fragt selber!

Und was verlangen meine lieben Mit-Deutschen angesichts der Bildungsmisere an den Grundschulen, wo sehr viele Kinder auch nach 8 Jahren nicht richtig lesen und schreiben lernen? Na klar: Noch mehr Geld, noch mehr Staat, noch mehr Betüttelung! Lest DAS hier:

Umfrage: Deutsche wollen höhere Steuern für Reiche und mehr Staat – SPIEGEL ONLINE.

Vielsagende Umfrage!

Was meist unterschlagen wird: Der Anteil der Sozialausgaben und der Anteil der Bildungsausgaben am Gesamthaushalt und auch am BIP steigt ohnehin seit Jahren und wird auch fast automatisch in den nächsten Jahren weiter steigen. Ebenso steigt auch das kindliche Vertrauen der deutschen Bürgerinnen und Bürger in die Heilkräfte der Politik, von den deutschen und europäischen Politikern kräftig genährt, können die europäischen Politiker doch absahnen, die eigene Macht stärken und mehr vom schuldenfinanzierten Kuchen verteilen. Die Bürger flehen: HILF UNS AUS ALLER NOT, oh STARKER, LIEBER, GUTER STAAT!

Passt doch alles gut zusammen. Am besten bei uns im herrlichen, bis zur Halskrause verschuldeten  Bundesland Berlin.

Bild: So schön blühen jetzt gerade die Blumen im herrlichen Tiergarten-Park in Berlin!

Zitat: C. Özdemir, Die Türkei, Weinheim 2008, S. 187

 Posted by at 09:16

Verantwortung ergreifen – den Wandel wollen und gestalten!

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Apr. 222013
 

Am Radio verfolge ich Ereignisse in Rom:

Kraftvolle,  von gesammelter Leidenschaft geprägte Antrittsrede des wiedergewählten italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano!  Worte, die nichts offen lassen, die nichts und niemanden verschonen!

Napolitano geißelt unumwunden Korruption, Schlendrian, Selbstbezüglichkeit der italienischen Politiker.

Die anwesenden italienischen Politiker klatschen ihm einmütig Beifall.

An Versäumnissen zählt er auf: Wahlrechtsreform, Verfassungsreform, Kampf gegen die Korruption, Senkung der Politikkosten. Überall beklagt er – Fehlanzeige!

Einen fundamentalen Mangel an Tatkraft, an bürgerschaftlichen Tugenden, die Italien einst zusammengeführt hätten, beklagt er. Dieser Mangel an Tugenden des Gemeinsinns führe zu einer Unterhöhlung der Institutionen, zu einer Lähmung der Reformfähigkeit, zur gegenseitigen Blockade.

Der überschwängliche Beifall der Versammlung – spontan mehr als 30 Mal gespendet – trägt ihn!

Jetzt kommt er zur Wirtschafts- und Finanzkrise, zu Europa! Auch hier stellt er seinem Vaterland kein gutes Zeugnis aus.

Dinamismo e solidarietà! Entfaltung der Kräfte im Geiste der Solidarität! Darin sieht er die Sendung Europas, der auch Italien genügen müsse.

Seine Forderungen: Ungenutzte Ressourcen – Jugendliche, Frauen – nicht zur Untätigkeit, zur Rückständigkeit verdammen! Institutionen des Staates handlungsfähig machen!

Volere il cambio – den Wandel wollen!

Den Süden aus der Rückständigkeit und der Verarmung herausziehen!

Das Internet bietet zahlreich Anknüpfungs- und Beteiligungsmöglichkeiten, aber nur politische Parteien, die endlich auch fähig zur Selbsterneuerung sind, können diese Einflüsse bündeln und artikulieren.

Dem neugewählten Parlament empfiehlt er, sich ein konkretes Programm mit klaren Zielen und Fristen zu setzen.

Napolitano geißelt jetzt die Scheu vor Koalitionen als Rückfall, als Regression in im Grunde politikfremde Radikallösungen, die das Denken in Alternativen unmöglich machen. Ein klares Votum für die Kunst der Vermittlung.

Ergreift die Verantwortung, werdet endlich verantwortlich – das ist letztlich der Dreh- und Angelpunkt seiner gesamten Rede.

Napolitano ist sichtlich getragen, auch mitgenommen von eigenen Emotionen.

Viva il Parlamento, viva la Repubblica, viva l’Italia!
Es lebe das Parlament, es lebe die Republik, es lebe Italien! So die letzten Worte.

Begeisterter Applaus der Versammlung.

Zweifellos eine packende, eine große Rede!

 

 

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Mann, kapier es doch endlich: „Die Hälfte des Kuchens den Frauen!“ UND: „Die Wirtschaft braucht mehr Frauen im Arbeitsmarkt!“

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Apr. 162013
 

2013-04-12 18.49.27

Die Häfte des Kuchens den Frauen! Symbolisch verteilten VertreterInnen des Kreisverbandes und der Fraktion im Bezirk Bio-Kuchen und Infomaterial zum Thema. „Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind Frauen in Deutschland immer noch strukturell benachteiligt“, sagt Annika Gerold, Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses. „Sie sind deutlich häufiger Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, sie haben ein erhöhtes Armutsrisiko, sie machen seltener Karriere und verdienen – trotz besserer Ausbildung –weniger als Männer.“  Ganze 22 Prozent liegt ihr Gehalt im Durchschnitt  unter dem ihrer männlichen Kollegen. Deutschland ist damit im EU-Vergleich trauriges Schlusslicht. In diesem Jahr war der 21. März Equal Pay Day: Der Tag, an dem Frauen das durchschnittliche Jahreseinkommen der Männer im Jahr 2012 erreicht haben.“ Fraktion und Kreisverband informierten an einem mobilen Info-Stand zum Thema Geschlechtergerechtigkeit.“

Wir zitierten aus dem Grünen Newsletter Xhain vom März 2013.  Spannend!

Eine Rückkehr zu den uralten Einsichten eines Platon (4. Jahrhundert vor Christus) verzeichnen wir in diesen Jahren bei vielen unserer politisch aktiven Frauen und Männer. Bereits Platon kam bekanntlich nach beharrlichem Nachdenken im 5. Buch seiner Politeia zu dem Schluss, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen schlicht auf Setzung und Satzung (wie das die Sophisten nannten), also auf der Konstruktion der Genderpolitik (wie wir heute sagen würden) beruhe. Rein philosophisch betrachtet, rein rational betrachtet konnte Platon aus der Sicht der vollkommenen Gerechtigkeit keinen Wesensunterschied zwischen Männern und Frauen anerkennen. Allerdings leugnete Platon nicht, dass Frauen im sportlichen Wettkampf grundsätzlich von Natur aus benachteiligt seien. Er hätte also sicherlich nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn Männer und Frauen in getrennten Fußball-Ligen auflaufen, wie es ja auch heute noch der Fall ist.

Folglich fordert Platon bereits im 4. Jahrhundert vor Christus  die absolute Quotierung aller Ämter für Männer und Frauen. Der Staat, die Wirtschaft und das Heer brauchen bei Platon Männer UND Frauen gleichermaßen. Frauen und Männer haben Anspruch auf den gleichen Rang, die gleichen Ämter, die gleichen Stellungen in Politik, Heer, Wirtschaft und Staat.

Das Problem der Geburt und der Kindererziehung löst Platon durch völlige Auflösung der Ehe und der Familie. An ihre Stelle treten staatlich beauftragte Leihmütter und staatlich beaufsichtigte Ammen. Der platonische Staat übernimmt im Vorgriff auf die großen staatlichen Menschenzucht-Experimente des 20. Jahrhunderts (Leninismus, Stalinismus, Hitlerismus, Maoismus) Zuchtwahl, Zeugung und Babypflege.

Warum konnte Platon sich nicht durchsetzen? Hier dürfte ein geschichtlicher Umstand bedeutsam sein: Sowohl das Imperium Romanum als auch die drei ehedem Europa prägenden Religionen – also Judentum, Christentum und Islam – sind und waren unerschütterlich in ihrem Glauben, dass Männer und Frauen nicht nur biologisch, sondern auch der „Bestimmung“ nach unterschiedlich seien. Die Römer erkannten recht bald, dass der Haushalt (also die familia, wie das lateinisch genannt wurde), dass die Familia als kleinste wirtschaftliche Einheit den ganzen komplizierten Mechanismus des öffentlichen Lebens und des Imperiums am besten stützt: insbesondere durch die Zeugung und Erziehung der Kinder, die nach fester Überzeugung der Römer in den ersten 3 oder4 Lebensjahren unbedingt im häuslichen Wirkungskreis (in der familia) betreut werden sollten, ehe sie dann zum Schulmeister geschickt werden sollten.

Jeder Staat, jede Volkswirtschaft braucht eine ausreichende Anzahl an nachwachsenden Arbeitskräften, an Kindern also, sofern man den Bedarf nicht mindestens teilweise durch importierte Sklaven befriedigt, wie das in der Antike gang und gäbe war.  Für Schwangerschaft, Geburt, Stillen und Erziehung der allerkleinsten Kinder muss also stets ein erheblicher Anteil der Lebenszeit der Frauen aus dem allgemeinen Arbeitsmarkt herausgehalten werden, sofern man nicht alle Kinder von Anfang in zentralen Kinderbetreuungseinrichtungen aufziehen lässt.  Jedes einzelne Kind beansprucht dann die Mutter für mindestens 1 Jahr, und da statistisch zum Erhalt der Bevölkerung jede Frau 2,1 überlebende Kinder zur Welt bringen muss, steht aus natürlichen Gründen die Mutter dem Arbeitsmarkt nicht uneingeschränkt zur Verfügung. Sie steht übrigens auch ihrer eigenen Karriere nicht uneingeschränkt zur Verfügung.

Ganz im Gegenteil ist es immer wieder zu beklagen, dass gut ausgebildete, beruflich erfolgreiche Frauen, sobald sie Mütter geworden sind, bekennen: „Mir ist das gemeinsame Glück mit meinen Kindern und meinem Mann viel wichtiger als die eigene Karriere. Ich verzichte gern auf eine Fortsetzung meiner Karriere. Kleine Kinder habe ich nur wenige Jahre, diese 5 oder 10 Jahre will ich aber auch genießen! Mir ist es wichtiger, dass es den Kindern gut geht, als dass wir uns ein Auto oder einen Urlaub leisten können. Es ist mir auch komplett egal, ob 10% oder 50% aller Straßennamen in Friedrichshain-Kreuzberg nach Frauen oder nach männlichen Generälen benannt sind. Keine Stunde des Glücks meiner Kinder würde ich für die Straßenumbenennungs-Ausschuss-Aktivitäten opfern.“

Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung führen also genderpolitisch häufig bei Frauen zu ungeahnten Störfällen! Diese armen Frauen halten das Glück der Kinder für wichtiger als das Glück, in einer gendergerechten Gesellschaft mit angemessenen Partizipationsmöglichkeiten für alle zu leben.  Diese Mütter und diese Väter  opfern also das Ideal der perfekt durchquotierten Gesellschaft auf dem Altar der Kinder in Fleisch und Blut. Das Glück ihrer eigenen, bereits geborenen Kinder steht diesen Müttern und Vätern über dem Glück der vollkommenen Gerechtigkeit, der vollkommenen Gender-Gleichheit, welches später einmal ihren noch zu gebärenden Kindeskindern zugute kommen würde! Sie räumen dem Glück der Familie Vorrang vor der absoluten Gerechtigkeit ein! Mit solchen Männern und Frauen  ist aber der Idealstaat, wie er Platon und auch Marx, Lenin,  Stalin und Mao vorschwebte, nicht zu erringen!

Verheerend war und ist auch der Einfluss der großen Religionen! Judentum, Christentum und Islam  denken in ihren Forderungen an ein sittlich gutes, gelingendes  Leben ja bekanntlich nicht von den Bedürfnissen des Staates her, sondern von den Bedürfnissen des einzelnen Kindes, letztlich des einzelnen Menschen. Die Glückseligkeit des einzelnen Menschen setzen sie höher als das Glück des perfekten Staates, das Glück der perfekten Volkswirtschaft! Jedes kleine Kind sollte – so sagen es diese Religionen – eine tiefe, unzerstörbare  Mutter- und Vatererfahrung haben. So ist es die tiefe Überzeugung der genannten drei gesellschaftsprägenden Religionen. Diese Sichtweise vom Vorrang der Familie vor dem Staat, vom Vorrang des Menschen vor der Wirtschaft setzte sich über die Jahrtausende hinweg stets durch.

Erst in unseren Tagen – beginnend von den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts – kippt das – wie schon damals zu Platos Zeiten! Selbst in der CDU und neuerdings auch in der EU-Fraktion der Liberalen beginnt sich endlich – 2500 Jahre nach Platon! – die Einsicht durchzusetzen, dass die Politik den Unternehmen und den Familien vorzuschreiben habe, wie sie das Ideal der Gender-Gerechtigkeit umzusetzen haben – und zwar spätestens ab 2020. Wir hatten jetzt nur 2% Zuwachs der Frauenquote pro Jahr in den Aufsichtsräten DAX-notierter Unternehmen! Skandal.  Wenn die Familien und die Unternehmen so dumm sind, den Idealvorschriften  der Politik nicht bzw. viel zu langsam zu folgen, dann muss man den Familien und den Unternehmen eben auf die Finger hauen!

http://www.tagesspiegel.de/politik/kompromiss-bei-der-union-cdu-verstaendigt-sich-auf-frauenquote-nach-2020/8067888.html

Die Häfte des Kuchens den Frauen!“ Gleicher wirtschaftlicher Erfolg jeder einzelnen erwachsenen, voll arbeitsfähigen Person, perfekt quotierte Anteile für Männer und Frauen gelten nun wie schon bei Platon im 4. Jahrhundert vor Christus als der absolute Maßstab. Eine Gesellschaft, in der die Frauen nicht die Hälfte des Anteils an gesellschaftlicher Macht, an finanzieller Kraft und wirtschaftlichem Einfluss haben, gilt per se als ungerecht.

Hieraus ergibt sich: Solange die schreiende Ungerechtigkeit der ungleichen Machtverteilung zwischen Männern und Frauen nicht beseitigt ist, werden die Frauen keine Kinder in die Welt setzen können, sondern lieber demonstrieren, politisieren und für einen 50%-Anteil an den Straßennamen in Friedrichshain-Kreuzberg kämpfen.

Sehr schön auch die Herausarbeitung des demographischen Arguments bei Silvana Koch-Mehrin (FDP): Da Deutschland seit Jahren viel zu wenig Kinder hat, um den eigenen Lehrstellenmarkt zu befriedigen oder die eigenen Alten und Dementen zu pflegen, werden nicht etwa die Familien ermuntert, mehr Kinder in die Welt zu setzen, nein, es wird gerade das Gegenteil gefordert und gefördert: Noch mehr Frauen sollen möglichst unterbrechungslos in Vollzeit arbeiten, noch mehr Frauen müssen vorrangig der Wirtschaft zur Verfügung stehen! Frauen, die keine qualifizierte Arbeit haben, finden ausreichend politische Mandate, um in Aktionen, Demonstrationen und Ausschüssen für die Hälfte des Kuchens zu kämpfen.

Am Wochenende protestiert man und frau zusätzlich gegen den längst eingetretenen Tod einer möglicherweise von allen Verwandten und Freunden nicht hinreichend betreuten alten Frau, deren Tod dann in unverantwortlicher Weise den herzlosen Behörden oder gar der Gentrifizierung angelastet wird. Hier ist zu sagen: Alte, verwirrte, behinderte, schwerkranke Menschen werden nie durch Behörden oder staatliche Stellen alleine zu retten sein, sondern nur durch geduldige, liebevolle Zuwendung einzelner Menschen.

„Die Wirtschaft braucht in einer älter werdenden Gesellschaft mehr qualifizierte Frauen im Arbeitsmarkt.“

via FDP-Europapolitikerin Koch-Mehrin fordert Zustimmung zur Frauenquote – SPIEGEL ONLINE.

Für Kinder, unbesetzte Lehrstellen in Deutschland und pflegebedürftige Alte in Deutschland werden bereits jetzt ausländische Arbeitskräfte händeringend angeworben, sofern nicht die Verschickung unserer Alten in ein Rentnerparadies (Thailand, Indonesien) erwogen wird.

Alles Illusionen, wie ich meine! Die völlige Angleichung der Männer- und Frauenrollen hat schon im antiken Sparta und bei Pippi Langstrumpf – und auch in Wagners Ring des Nibelungen – nicht funktioniert, sie wird auch bei uns ins Elend und zur weiteren Aushöhlung der Familien führen, vor allem dann, wenn sie durch die Politik von oben herab durchgedrückt wird.

Was würde der oben auf dem Bild zu sehende, kürzlich vom Volk der Franzosen zum beliebtesten Franzosen gewählte Omar Sy wohl zu der ganzen heillosen genderpolitischen Verwirrung von uns Deutschen sagen?

Zitieren wir doch seine merkwürdige, seine unerhört kühne Aussage zum Sinn des Lebens: „Ich möchte vor allem ein guter Ehemann und Vater sein.“

Omar Sy erwartet also nicht, dass die Politik ihn glücklich macht, wie es neuerdings ganz offen unsere Marina Weisband fordert, sondern er verlangt von sich, dass er zunächst seine Familie glücklich macht, so wie sie ihn glücklich gemacht hat.

Omar Sy, der gläubige Mensch – ein hoffnungsloser Fall?

Nein! Ich stimme ihm zu. Er ist vorbildlich für die sittliche Grundausrichtung der Menschen. Die deutschen Politiker, wir alle können sehr viel von Menschen wie Omar Sy lernen.

http://www.tagesspiegel.de/kultur/marina-weisband-im-interview-bild-leser-koennen-auch-lesen/7948230.html

 

 

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Apr. 092013
 

2013-03-25 14.01.41

Hassenden läuft der Hass nach, Liebenden kommt die Liebe entgegen. So spricht eine gezettelte Botschaft des Talmud auf der Wilhelmstraße.

Mit einem Lesezirkel hochbetagter, hochweiser Damen und Herren in der nämlichen Wilhelmstraße besprach ich Theodor Fontanes unsterbliches (es wird uns alle überleben!) Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Gemeinsam kramend, suchend stöbernd in den Herzkammern des Gedächtnisses, gelang es uns, einen Großteil des Gedichts wiederherzustellen, das früher jedes Berliner Schulkind kannte.

Merkwürdig, ja fast anstößig  ward mir beim Rezitieren folgende Strophe, und in ihr insbesondere die fettgedruckten Zeile:

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn – eine starke, harte, grob treffende Zeile!

Die Literatur, aber mehr noch die gesamte politische Debatte ist ja heute reich, überreich an Vorwurfsdiskursen der Jungen gegen die Alten. Hier bei Fontane erhebt einmal der Alte einen stillen Vorwurf gegen den Sohn. Könnte es sein, dass einmal, ein einziges Mal in der Weltgeschichte, die Väter bessere Menschen als die Söhne, die Mütter bessere Menschen als die Töchter sind? Ich hege diese Vermutung, ich bin davon überzeugt! Es können durchaus die Väter und Mütter mehr geleistet haben, mehr Bleibendes zum Wohl und Gedeihen der Nachkömmlinge hinterlassen als umgekehrt die Söhne und Töchter schaffen!

Insbesondere die 68er Generation brüstet sich in Teilen bis heute damit, erstmals das Versagen, Verdrängen und Vergessen der Vätergeneration in den Jahren 1933-1945 aufgedeckt zu haben.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Vater – das könnte das Motto eines Christoph Meckel, eines Günter Seuren, eines Günter Grass, eines Bernward Vesper, einer Gudrun Ensslin, einer Ulrike Meinhof  und tausender anderer Kämpfer der 68er Generation sein! Diese Geisteshaltung prägt heute große Teile der meinungsprägenden Redaktionen und Feuilletons. All diese Söhne und Töchter bezogen ihre unerschütterliche Überzeugung der eigenen moralischen Überlegenheit aus dem wiederholten, ritualisierten, gemeinschaftlich vollzogenen Prozess gegen die eigenen Eltern – einer Art ständig wiederholten symbolischen Hinrichtung der Mörder.

Die ab 1949 vollbrachte Aufbauleistung der Bundesrepublik Deutschland wurde und wird nicht gewürdigt. Sie wird verleugnet. Bis zum heutigen Tag brüsten sich Vertreter der 68er Generation damit, sie hätten den „Muff der Adenauer-Jahre“ beseitigt. Ein großer, ein grotesker  Irrtum, wie ich finde! Die deutsche Literatur der Jahre 1946 bis 1965 bestätigt die satte, selbstverliebte, selbstzufriedene moralische Überlegenheitsgeste der Jüngeren, also der ab 1935 bis 1960 Geborenen, schlechterdings nicht. Die frühen, vielgelesenen  Erzählungen Heinrich Bölls, die 1952 bei der Eröffnung des Mahnmals Bergen-Belsen gehaltene Rede des Bundespräsidenten Theodor Heuss zeigen ebenso wie zahlreiche Reden von Bundeskanzler Adenauer eindeutig, dass – von den Spitzen der Literatur und der Politik ausgehend – ein klares Bewusstsein von deutscher Schuld und Schande zu erwachsen begann.

Die 68er-Generation fiel jäh hinter den schmerzhaften Prozess der Gewissenserforschung der Väter und Kriegsheimkehrer zurück, sie prahlte, drohte, johlte, sie fiel zwar nicht auf Hitler herein, aber sehr wohl auf Mao, Ho Tschi Minh, Lenin, Fidel Castro, Che Guevara, später Ghaddafi  – diese waren aber wie Hitler allesamt Diktatoren, an deren Händen reichlich Blut klebte. Und die 68er – etwa Rudi Dutschke, ebenso Teile der späteren Grünen wie etwa Joschka Fischer oder Hans-Christian Ströbele  – bejahten Gewalt als politisches Druckmittel. Hinhören, Einfühlen, Verzeihen, Gewaltverzicht kannten sie nicht. Sie glaubten nicht an die Liebe, nicht an die Erinnerung, nicht an die Versöhnung.

Mahler, Dutschke, Cohn-Bendit, Günter Grass und viele andere haben damals ein Scherbengericht veranstaltet, mit dessen letzten Hinterlassenschaften wir uns heute herumzuschlagen haben. Die völlige Delegitimation der demokratischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland, die die 68er-Bewegung versuchte, brachte jahrelang, bringt auch heute noch ein erhebliches Potenzial an Gewaltbereitschaft hervor. „Wehrt euch“. Unser Bild zeigt einen gezettelten Anschlag auf der Ohlauer Straße/Reichenberger Straße, Kreuzberg, aufgenommen heute, direkt vor der besetzten Grundschule, einem der neu entstandenen rechtsfreien Räume.

2013-04-09 17.46.13

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Zerstörung der Familie durch den völkischen Staat: das vielbeschworene Erziehungsideal Hitlers

 Donna moderna, Familie, Faschismus, Mutterschaft, Nationalsozialismus, Platon, Sozialismus, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Zerstörung der Familie durch den völkischen Staat: das vielbeschworene Erziehungsideal Hitlers
März 062013
 

„Deutschland wird Hitlers Familienbild nicht los.“ So betitelt Antje Rávic Strubel ihre unbewusste Hommage an Hitler in einem flammenden, zornigen Erguss über eines der – wie sie sagt – rückständigsten Länder Europas, nämlich  über – Bayern? Schwaben? Vatikan? – nein: über Deutschland.

http://www.welt.de/kultur/article113632737/Deutschland-wird-Hitlers-Familienbild-nicht-los.html

In der Tatsache, dass so viele Frauen nur in Teilzeit arbeiten, sobald sie Mütter werden, erblicken viele geschworene Frauenrechtlerinnen einen Beweis für die Verhaftung der Deutschen an Hitlers Familienbild – so etwa Karin Bennhold in einem hübschen Artikel für die New York Times. Sie zitiert zustimmend Thomas Sattelberger, den Manager von der Deutschen Telekom:

“There is a very traditional image of women and men that was taken to an extreme in the Third Reich: female mother cult and male fraternity. These mental stereotypes have not yet been culturally processed and purged.”

Was ist dran?

Ich meine: Zu den größten Versäumnissen der deutschen Presselandschaft gehört, dass die Menschen sich zu klug, zu gebildet, zu faul und zu feige sind, um all die Politiker und politischen Denker des 19. und 20. Jahrhunderts, die so viel Schaden angerichtet haben, im Original zu lesen. Selbstverständlich sollte und muss man Karl Marx, Lenin, Mussolini, Stalin, Hitler, Mao, Trotzkij, Che Guevara, Castro und all die anderen in ihren Schriften zur Kenntnis nehmen, ehe man wieder einen so krausgeqirlten  Unsinn über „Hitlers Familienbild“ von sich gibt, wie er regelmäßig die deutschen Feuilletons und die deutschen Plauder- und Plappershows füllt und auch schon die eine oder andere Medienkarriere zerstört hat.

Lohnend ist es, etwa Hitlers Vorstellungen zur Erziehung der Kleinkinder zu lesen. Sie ähneln in ihrer Strenge und auf Höherzüchtung des Menschentums zielenden Grundanlage in mancherlei Hinsicht denen, die Plato für seine Erziehungsdiktatur in Anschlag bringt. Wie Plato unterteilt Hitler den Menschen in drei Schichten: das Körperliche, das Seelische und das Geistige, wobei dem Körperlichen in der Erziehung der Knaben und Mädchen die größte Bedeutung zukommt.

Man lese doch etwa den Abschnitt „Erziehungsgrundsätze des völkischen Staates“ in „Mein Kampf“!  Der Befund beim Lesen Hitlers ist eindeutig: Die Familien werden entmachtet, der völkische Staat regelt die gesamte Kindererziehung von der Geburt an. Der völkische Staat ergreift von der Geburt an in jedem Sinne Besitz von den zukünftigen Kämpferinnen und Kämpfern. „Wenn wir als erste Aufgabe des Staates im Dienste und zum Wohle seines Volkstums die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der besten rassischen Elemente erkennen, so ist es natürlich, daß sich diese Sorgfalt nicht nur bis zur Geburt des jeweiligen kleinen jungen Volks- und Rassegenossen zu erstrecken hat, sondern daß sie aus dem jungen Sprößling auch ein wertvolles Glied für eine spätere Weitervermehrung erziehen muß“ usw. usw. Man könnte – wenn man nicht Widerwillen empfände – endlos weiterzitieren.

Die heute in der aufgeklärten Linken so stark beweihräucherte Geschlechterneutralität, also die Gender equality, war ebenfalls bereits ein wichtiges Prinzip der völkischen Erziehungslehre der Nationalsozialisten. Die Grundsätze der körperlichen Fitness (der körperlichen Ertüchtigung, wie Hitler sagt), gelten gleichermaßen für Jungen und Mädchen: „Analog der Erziehung des Knaben kann der völkische Staat auch die Erziehung des Mädchens von den gleichen Gesichtspunkten aus leiten. Auch dort ist das Hauptgewicht vor allem auf die körperliche Ausbildung zu legen, erst dann auf die Förderung der seelischen und zuletzt der geistigen Werte.“

Mütter und Väter sollen sich in den Dienst des ehernen Leitsatzes der völkischen Weltanschauung stellen: „Du Einzelner, du Familie bist nichts, dein Volk ist alles.“ Die Familie fungiert allenfalls als hilfreiche Brutstätte des Völkischen. Die Grundsätze der völkischen, vom Gedanken des Bündischen und des Sozialistischen herstammenden, weitgehend genderneutralen Erziehung im Sinne der NSDAP waren das Gegenteil einer familienzentrierten, mütterzentrierten bürgerlichen Erziehung, wie sie heute gerade von der aufgeklärten Linken immer wieder perhorresziert wird.

Wer heute immer noch dreist und dumm und töricht behauptet, dass Hitlers Familienbild einem Übergewicht des Mütterlichen, einer Überhöhung des Mutterbildes Vorschub geleistet habe, weiß nicht, wovon sie redet.

Nach der deutschen Niederlage, nach dem von Deutschen verschuldeten Holocaust und dem vom völkischen Staat ins Werk gesetzten Massenmord erst besannen sich die Deutschen auf die Eigenständigkeit der Familie. Sie kehrten auf das zurück, was Hitler zerstört hatte: auf den Ewigkeitswert der Familie, der Liebe zwischen Mann und Frau, der Liebe zwischen Eltern und Kindern, die dem Staat vorgelagert ist und sogar ein Bollwerk gegen den totalen Allmachtsanspruch der Politik bildet.

Freundinnen, Freunde, Schwestern, Brüder!  Die deutsche Familiendebatte läuft völlig aus dem Ruder, ist geschlagen von einzigartiger historischer Unwissenheit und Blindheit. Antje Rávic Strubel gebührt unser Dank, dass sie ihre Hommage an Hitler so prominent platziert hat.

Möge sie stellvertretend für alle Deutschen in diesem unserem so rückständigen Land allmählich ihre Verhaftung an Hitlers Familienbild loswerden.

Quellen:

http://www.welt.de/kultur/article113632737/Deutschland-wird-Hitlers-Familienbild-nicht-los.html
Adolf Hitler: Mein Kampf. Verlag Franz Eher Nachfolger, München 1933, S. 451-460, hier bsd. S. 451 und S. 459
Katrin Bennhold: Women Nudged out of German Workforce. In: New York Times, 28.06.2011
http://www.nytimes.com/2011/06/29/world/europe/29iht-FFgermany29.html?pagewanted=all&_r=1&

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Feb. 252013
 

Die Geschwindigkeit, mit der die politische Mitte sich tatsächlichen oder gefühlten Mehrheiten, die oft nur angezüchtete Bequemlichkeiten sind, anpasst, ist immer wieder herzerfrischend.  „Was darf’s denn jetzt wieder sein?“, lautet die Frage nach jeder Meinungsumfrage. Entscheidend ist meines Erachtens, dass die CDU derzeit den Bürgern und vor allem dem Hauptstrom der veröffentlichten Meinung immer mehr Zugeständnisse macht und oft nicht erkennbar ist, wofür sie steht.

Vor allem schreitet die Demontage des Gedankens der Familienverantwortung und die Unterhöhlung der Verantwortung des Einzelnen für andere und für sich selbst in atemberaubenden Tempo voran. In wahrlich nicht nebensächlichen Fragen wie den Anrechten der kleinen und allerkleinsten Kinder auf Leben und auf ihre beiden Eltern, Kritik an der routinemäßig vorgenommenen Abtreibung (etwa 100.000 pro Jahr in Deutschland), Kritik am vorherrschenden Materialismus, Kritik an der „Religion des Geldes“ (wie dies Väterchen Karl Marx nannte) hat die politische Mitte die Fahnen weitestgehend eingezogen. Hier sind es unter den Institutionen nur noch die Religionsgemeinschaften (Christen, Juden, Muslime), die nicht eingeknickt sind.

Allerdings sollte man, wenn man die Mann-Mann-Ehe und die Frau-Frau-Ehe de facto und steuerrechtlich der Mann-Frau-Ehe gleichstellt, dann schon richtig Nägel mit Köpfen machen! Man sollte dann fragen, ob man auch die nach dem Recht der Scharia geschlossene Ehe eines Mannes mit bis zu vier Frauen gleichzeitig (ein häufiger Fall, der im deutschen Sozialrecht routinemäßig anerkannt wird) ebenso zulassen und steuerlich fördern muss wie die Ehe einer Frau mit bis zu vier Männern gleichzeitig (die freilich nach islamischem Recht nicht zulässig ist, aber nach dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes selbstverständlich ebenfalls anerkannt werden muss). Die Diskussion muss geführt werden. Ich bitte darum.

Weitere Beispiele: Die Energiewende ist in der jetzigen Form ein Stück staatsdirigistische Planwirtschaft und droht sogar die Idee der Marktwirtschaft zu beschädigen. – Die plötzliche Abschaffung der Wehrpflicht war unbedacht. – Das viermalige Umschwenken im Atomenergie-Kurs hat viele überfordert, die es zu verstehen suchten. – Die viele Millionen Familien prägende historische Erfahrung der Vertreibungen der Polen, Juden, Ungarn, Slowaken, Tscherkessen, Deutschen, Armenier, Ukrainer, Griechen, Türken usw. von 1917 bis 1949 wird nicht mehr angesprochen, stattdessen wird das nachgeplappert, was ein Meinungskartell über die alleinige Schuld Deutschlands an allem Bösen, das seit 28.06.1914 in Europa geschah, nahezu ausschließlich zu Lasten der Deutschen anschreibt bzw. voneinander abschreibt. Es fehlt demnach der CDU auf Bundesebene empfindlich an einer sinnvollen Geschichts-, Erinnerungs- und Sprachenpolitik. Das Thema „deutsche Nation“ oder „deutsche Sprache“ ist weitgehend unbearbeitet, so überlässt man es lieber fast ausschließlich den Rechtsextremen und einigen Grünen.

Es fehlt der Union an einer breiten inhaltlichen und personellen Aufstellung. Das individualethische Moment – „Es kommt mehr auf das richtige Handeln der Personen an, nicht auf die Verhältnisse“ – ist in der gesamten politischen Öffentlichkeit meines Erachtens nicht mehr so recht erkennbar. Es herrscht eine links-kollektivistische Ethik vor. Deren Credo lautet: „Der Staat, die Politik muss erst einmal die richtigen Rahmenbedingungen setzen, dann werden wir Bürger auch anfangen, uns richtig zu verhalten.“

Die CDU droht sich derzeit zu ihrem eigenen Schaden komplett in der linken Mitte einzunisten und einzuhausen: staatsdirigistisch lenkend, mehr auf die aktuellsten Meinungsumfragen und Massenmedien des Hauptstroms als auf die Bürger und das Volk hörend. Versprechend, lockend, schmeichelnd, verwöhnend! Letztes Beispiel: die Abschaffung der Studiengebühren in den letzten beiden verbleibenden Bundesländern, die sie noch erhoben. Erneut ein Einknicken vor der bequemen Standardformel, mit denen die Bürger von den Politikern eingelullt werden: „Oh Staat, wenn du etwas von willst, musst du uns mehr für das Dasein und das Leisten zahlen! Liebe Politik, Du musst uns das Leben schöner, einfacher, reicher machen!“

Was mir persönlich große Sorgen bereitet, ist genau dieser Populismus der Mitte.

 Posted by at 13:43

Bitte nicht mit zweierlei Maß messen!

 Das Böse, Haß, Rechtsordnung, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Bitte nicht mit zweierlei Maß messen!
Feb. 182013
 

Eine beispiellose Terror- und Mordserie erschütterte ab 2000 die Bundesrepublik. Fast 8 Jahre lang zog eine Gruppe rechter Terroristen plündernd, bombend und mordend übers Land, fand Unterschlupf in Wohnungen, wurde von staatlichen Behörden, deren Versagen auch von höchster Stelle beklagt wird, nicht aufgedeckt. Mindestens 10 Menschen wurden kaltblütig ermordet. Die Verlautbarungen, Videos und Mitteilungen des NSU gehören zum Menschenverachtendsten, was seit 1945 auf deutschem Boden veröffentlicht wurde. In den öffentlichen Nachrichtensendungen wurde das menschenverachtende Video abgespielt. Es ist eine gute Geste des Bundespräsidenten, die Angehörigen der Opfer, die alle einen Namen haben, als Zeichen der Anteilnahme zu empfangen.  Sie haben unser Mitgefühl verdient.
Eine beispiellose Terror- und Mordserie erschütterte ab 1970 die Bundesrepublik. Fast 30 Jahre lang zog eine Gruppe linker Terroristen plündernd, bombend und mordend übers Land, fand Unterschlupf in Wohnungen von Sympathisanten, wurde nachweislich angefüttert und gedeckt von den staatlichen Behörden der DDR, die einigen Mitgliedern der Terrorgruppe auch neue Identitäten beschaffte und sie untertauchen ließ. Mindestens 34 Menschen wurden kaltblütig ermordet. Die Verlautbarungen, Fotos und Mitteilungen der RAF gehören zum Menschenverachtendsten, was seit 1945 auf deutschem Boden veröffentlicht wurde. Die Unterstützerkreise der RAF reichten sehr sehr weit, ja bis in den Bundestag hinein. Viele Morde sind bis heute nicht aufgeklärt, da die Mitwisser im Geiste der unverbrüchlichen Omertà schweigen.

Der namenlos gebliebenen nichtprominenten RAF-Opfer wurde kaum gedacht. Hier wäre es sicherlich ebenfalls eine gute Geste, die Angehörigen der nichtprominenten Opfer, die weitgehend namenlos geblieben sind, einmal einzuladen. Auch sie haben, ebenso wie die Hinterbliebenen der prominenten Opfer, unser Mitgefühl verdient.

http://www.sueddeutsche.de/medien/film-ueber-raf-opfer-vergessen-neben-managern-und-bankern-1.1234087

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