Ist das Mittelmeer ein Teich, ein See oder eine See?

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Aug 122013
 

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Der fleißige Kreuzberger Hausfreund las als guter Europäer frühmorgens schon ein kleines Häppchen Platon. Was liegt näher als das Mittelmeer – zumal nach einem so herrlichen Urlaub an der türkisch-griechischen See?

Sokrates vergleicht bekanntlich im Phaidon die Griechen mit Fröschen, die in ihren kleinen Siedlungsflecken um einen Teich säßen, der von den Säulen des Herakles (=Gibraltar) bis zum Phasis, dem Grenzfluss in Armenien reiche:

Ἔτι τοίνυν, ἔφη, πάμμεγά τι εἶναι αὐτό, καὶ ἡμᾶς οἰκεῖν  τοὺς μέχρι Ἡρακλείων στηλῶν ἀπὸ Φάσιδος ἐν σμικρῷ τινι μορίῳ, ὥσπερ περὶ τέλμα μύρμηκας ἢ βατράχους περὶ τὴν θάλατταν οἰκοῦντας, καὶ ἄλλους ἄλλοθι πολλοὺς ἐν πολλοῖσι τοιούτοις τόποις οἰκεῖν.

Also ist das Mittelmeer laut Sokrates eine Art Froschtümpel! Wichtig festzuhalten: Die Griechen verknüpften mit ihrer Besiedlung der Ränder des Mittelmeeres keinerlei universalen Machtanspruch. Die Idee eines Reiches lag ihnen sehr fern. Im Gegenteil: Die Zerstrittenheit der Griechen untereinander war legendär. Die Idee des Großreiches wurde zunächst nur im Osten der Mittelmeerwelt verkörpert, in den großen Machtverbänden der Perser, der Meder, der Ägypter. Die Großreiche der Antike entstanden zunächst im Osten, im „Orient“, wie wir heute sagen. Sie waren nicht griechischen Ursprungs. Der griechische Blick auf die bewohnte Welt hatte damals gewissermaßen kein Zentrum. „Dieser Blick erfasste die Vielzahl der Länder in ihrem Nebeneinander“ (C. Meier).

Bild: Kodex mit der ältesten erhaltenen Handschrift, dem Beginn  des platonischen Phaidon, der Codex Clarkianus aus dem späten 9. Jh.
Zitate:
Platonis Phaidon, ed. Burnet, Oxonii 1903, ed. St. 109
Christian Meier: Kultur, um der Freiheit willen. Griechische Anfänge – Anfang Europas? Siedler Verlag, München 2009, S. 34

 

 

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Jul 312013
 

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Drogenhandel, Waffenhandel, Frauenhandel, – das sind drei Hauptsäulen des global agierenden Verbrechens, die häufig, wenn auch nicht immer  miteinander verschränkt auftreten. Hier werden Jahr für Jahr hohe 3-stellige Milliardengewinne erzielt. Die exorbitanten Gewinnspannen im Waffenhandel, im Drogenhandel und im Frauenhandel sind mit legalen Geschäften schlechterdings nicht zu erzielen.

Die Hauptvertriebsrouten des globalisierten Drogenhandels haben sich verschoben. Noch bis etwa 1990 konnten wir davon ausgehen, dass die meisten Drogen über die Türkei und Südosteuropa in die Bundesrepublik gelangten. Die Türkei hat allerdings durch abschreckend hohe Strafen nicht nur für den Handel, sondern auch bereits für den Besitz von Drogen den Drogentransit stark erschwert. Die kriminelle Drogenszene wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus der Türkei, hier wiederum aus den kurdischen Gebieten weitgehend in andere Länder abgedrängt. Heute findet sie in Deutschland, hier wiederum besonders in Berlin, Stuttgart und anderen Großstädten hervorragende Existenzbedingungen.

Drogenhandel, Drogenbesitz und Zuhälterei sind – wie ich aus direkten Gesprächen mit Betroffenen weiß – die großen Versuchungen, denen sehr viele junge Männer in Neukölln, Kreuzberg und anderen Berliner Bezirken  erliegen. Die großen Verbrechen, die meisten Morde und Gewaltverbrechen (Johnny K., Semanur S.) usw. geschahen und geschehen in unserer Nachbarschaft unter dem direkten Einfluss von legalen und illegalen Rauschdrogen (Alkohol, Kokain, synthetische Drogen). Die Ermordung Johnny K.s , die Ermordung Semanur S.‘ sollten als warnende Exempel dienen. Ohne Suff, ohne Rausch, ohne Drogensucht wären diese Gewaltorgien, wären diese furchtbaren Verbrechen und viele andere Straftaten höchstwahrscheinlich  nicht passiert. Suff, Rausch, Drogensucht können aus harmlosen Bubis bei einem Ausraster das Unterste zuoberst kommen lassen.

„Wäre ich in Berlin geblieben, wäre ich mit Sicherheit kriminell geworden“, vertraute mir einmal ein deutsch-kurdischer, in Berlin geborener und aufgewachsener Jugendlicher in Ribnitz-Damgarten an. „Ich habe mich entschieden, anständig und ehrlich zu arbeiten und komme heute über die Runden – ohne Drogen, ohne Gewalt, ohne Kriminalität. Aber der Fortzug aus Berlin war absolut die Voraussetzung dafür.“

Einen beispielhaften, wenngleich nicht erschöpfenden Blick in die weitverzweigten, üppig sprießenden Machtgeflechte der nicht mehr so ganz neuen Mafia-Clans in Neukölln und Berlin (auch allbezirklich unterwegs)  kannst du hier werfen:

ZDF | mittagsmagazin | 22.07.2013, 13:19 Uhr:
*Arabisch-kurdische Clans*
VIDEO:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1947866/Arabisch-kurdische-Clans
Es sind gradezu mafiöse Strukturen, sagen die Ermittler: die arabisch-
kurdischen Großclans bedrohen mit Erpressung, Raub, Drogen und
Rotlicht-Kriminalität immer stärker die Sicherheit in unserem Land.

Wasser sucht sich seinen Weg, Drogen suchen sich ihren Weg. Die internationalen Drogenkartelle binden heute – von Lateinamerika aus agierend – das Transitland Spanien und die afrikanischen Länder südlich der Sahara viel stärker ein als den Mittleren und Vorderen Orient, zumal die Bürgerkriege und Kriege in Afghanistan, Syrien, Libanon schlecht fürs Business sind.

Doch weg mit diesen finsteren Gedanken! Sieh es doch mal lockerer! Mach einen Spaziergang durch den Görlitzer Park! Kuck dich um, genieße den herrlichen Sonnenschein, das spielerische lockere Flair! Wichtig ist es, die bewusst niedrig gelegte Eingangs- und Akzeptanzschwelle des Drogenhandels zu erkennen. Dafür lohnt sich ein Rundgang an den entsprechenden Lokalitäten. Meist werden neue User höflich und freundlich angesprochen, ein Nein ist meist ein Nein. Niemandem wird sein erster Joint, seine erste Ceska-Pistole, sein erstes Acid, seine erste ukrainische Prostituierte aufgedrängt. Die Kinder und Jugendlichen in Kreuzberg, in Neukölln, in Charlottenburg und anderen Bezirken gleiten sanft, gewaltfrei hinein in die Illegalität, in das Paralleluniversum des Waffenhandels, des Drogenhandels, der Zuhälterei, der Beschaffungskriminalität.

Das bewusst freundliche, gewinnende und höfliche Auftreten der Dealer – etwa im Görlitzer Park – wird immer wieder lobend und rühmend und mit augenzwinkerndem Behagen erwähnt, so neulich wieder von Tagesspiegel-Autor Sebastian Leber:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/auf-kreuzberger-parkett-grosse-probleme-im-kleinen-goerlitzer-park/8570322.html

Mit einem mutigen Vorschlag tritt auch unsere neue Bezirksbürgermeisterin hervor. Sie schlägt vor, den illegalen Drogenhandel gewissermaßen einzuhegen und unter das wachsame Auge des Staates zu stellen:

„Mein Appell ist: Ungewöhnliche Lösungen denken. Geht zum Beispiel ein Coffeeshop so wie in den Niederlanden, den wir zu einem akzeptierten und überschaubaren Platz für Drogenhandel machen?“

http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article118440104/Neue-Buergermeisterin-prueft-Coffeeshop-am-Goerlitzer-Park.html

Einen akzeptierten und überschaubaren Platz für Drogenhandel, oder auch Frauenhandel, oder auch illegalen Waffenhandel oder auch für Geldwäsche? Das wäre das Grundmuster der vielen  kleinen, überschaubaren Wohnungsbordelle und Spielhallen nach Neuköllner Vorbild, der Coffeeshop nach Amsterdamer Vorbild.

Einen akzeptierten Platz für Drogenhandel? Ich bin dagegen. Es ist ja wie eigentlich sonst auch immer gut gemeint von unseren lieben, aber leider weltfremden Kreuzberger Grünen, zeugt aber auch von einer sozusagen rückwärtsgewandten, furchtbar unglobalisierten Denkungsart.  Der Coffeeshop  könnte funktionieren, wenn man die gesamte Produktions- und Lieferkette überschauen könnte. Aber dem ist nicht so. Das Drogengeschäft ist ein riesiges, interkontinentales, kriminelles Machtgeflecht, bei dem ein Glied ins andere greift, wo zwar nicht vor den Kunden, aber hinter den Kulissen mit allen Mitteln gekämpft wird. Die Dealer im Görlitzer Park sind sicherlich nur die Letzten, die kleinsten, stets freundlich lächelnden  Händler, die schon den Lieferanten ihres Lieferanten nicht mehr kennen.

Ich bin für eine weitgehende Bekämpfung und Zurückdrängung des Verbrechens, nicht für dessen Anlockung und fördernde Einhegung durch überschaubare Plätze. Wir brauchen Repression des Verbrechens wie etwa in der Türkei vorgemacht, abschreckende Strafen für Drogenhändler und Frauenhändler, Abschiebung von ausländischen Waffen-, Frauen- und Drogenhändlern in deren Herkunftsländer. Coffeeshops? Ich bin dagegen. Die Eltern der Kreuzberger Schulkinder und Jugendlichen sind mit Sicherheit auch dagegen. „Ja, dann müsst ihr euch halt überlegen, ob ihr hier noch wohnen könnt.“ Gut, so wird uns das immer wieder gesagt.  Und viele Familien, gerade türkische, polnische, italienische Familien verlassen ja auch in der Tat mit Kind und Kegel den Vorzeige- und Musterbezirk Kreuzberg.

Es drängt sich in der Tat wieder einmal der Eindruck auf: Das Bezirksrecht bricht in Friedrichshain-Kreuzberg sowohl Landesrecht als auch Bundesrecht. Das ist in der Tat eine ungewöhnliche Lösung.

Lesetipps:

Moisés Naím: Das Schwarzbuch des globalisierten Verbrechens – Drogen, Waffen, Menschenhandel, Geldwäsche, Markenpiraterie. Piper Verlag GmbH, München Oktober 2005
Roberto Saviano: Sprich über die Verbrechen. Ein Brief an den italienischen Mafioso Sandokan. In: Die Zeit vom 1. Juli 2010.

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„Staat, führe uns auf gute Weide!“

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Mai 222013
 

2013-05-20 13.57.00

 

Die Erwartung an den Staat bedeutet, daß man von allen anderen ( = Staat) erwartet, statt von sich selber. Jeder hängt am anderen in einem falschen Gefühl von Sicherheit, denn man hängt nicht weniger in der Luft, wenn man mit zehntausend anderen hängt. Nur merkt man seine Unsicherheit nicht mehr. Die zunehmende Erwartung an den Staat ist kein gutes Symptom, es will nämlich bedeuten, daß das Volk auf dem besten Weg ist, zur Schafherde zu werden, welche immer von den Schäfern erwartet, auf gute Weide getrieben zu werden. Bald wird der Schäferstab zur eisernen Rute, und die Schäfer verwandeln sich in Wölfe.

So schrieb es der große Schweizer Carl Gustav Jung 1945 über uns Deutsche in seinem hellsichtigen Aufsatz „Nach der Katastrophe“.

Die Abgabe der Verantwortung für das eigene Leben an die Politik und an den Staat, das kindliche Vertrauen der Massen in die politische Führung erkennt er als eine der Hauptursachen für die Katastrophen des 20. Jahrhunderts.

Zitiert nach:

Das C. G. Jung Lesebuch. Ausgewählt von Franz Alt. Walter Verlag, Solothurn und Düsseldorf, 7. Auflage 1994, S. 221-250, hier S. 229-230

Jung, C. G. Gesammelte Werke und andere Schriften – www.cgjung.de.

Bild: Saftiges Weideland, gesehen auf einer Fahrradtour durch die Mark Brandenburg zwischen Müncheberg und Trebnitz auf dem Europaradweg R1. Aus eigener Kraft erreicht!

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„MEHR STAAT!“ – „HILF UNS, OH STARKER STAAT!“

 Gute Grundschulen, Kinder, Sozialstaat, Staatlichkeit, Türkisches  Kommentare deaktiviert für „MEHR STAAT!“ – „HILF UNS, OH STARKER STAAT!“
Mai 172013
 

2013-05-05 13.44.47

„Mit viel weniger Geld im Bildungssektor, mit schlechterer Ausstattung und in größeren Klassen haben wir in der Sowjetunion weit bessere Ergebnisse in der Grundschule erzielt! Alle Kinder lernten in der Sowjetunion  in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – sie konnten einfach mehr als die Grundschulkinder in Berlin.“ So höre ich es sinngleich und wortähnlich von vielen Miteltern, die selbst noch in der Sowjetunion eingeschult wurden.

„Mit viel weniger Geld und in größeren Klassen haben wir in der Türkei bessere Ergebnisse in der Grundschule! Alle Kinder lernen in der Türkei in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – sie können einfach mehr als die Grundschulkinder in Berlin.“ So berichten es mir Berlinerinnen. Der Kreuzberger Bürger Cem Özdemir wiederum, der selbst in Baden-Württemberg beschult wurde, vergleicht türkische und deutsche Grundschulen und schreibt in seinem Türkei-Buch (S. 187) lapidar und politisch höchst inkorrekt über die türkischen Grundschulen: „Über die Unterrichtsform allgemein kann gesagt werden, dass sie größtenteils als Frontalunterricht angelegt ist. Die Schüler lernen wesentlich schneller lesen und schreiben als in Deutschland und müssen in den Folgejahren in allen Fächern viel auswendig lernen.“ (Hervorhebung durch dieses arme Kreuzberger Blog).

Das Staunen und der Ärger der Eltern mit Migrationserfahrung über die bundesdeutsche Grundschulerziehung kennt keine Grenzen – er ist kulturen- und grenzenüberschreitend, er ist ein multikulturelles Faktum, das offenbar kein bundesdeutscher Bildungsforscher zur Kenntnis nimmt. Riesige Summen werden stattdessen für die Bildungsforschung, für Bildungsreformen, für Bildungsforscher und für Bildungsforscherkongresse ausgegeben, um endlich den Stein der Weisen oder den Nürnberger Trichter zu finden, damit irgendwann auch in der Bundesrepublik Deutschland die Grundschulkinder wieder in 3 oder 4 Jahren lesen und schreiben lernen.

Mit viel weniger Geld und in größeren Klassen hatten wir in der DDR bessere Ergebnisse in der Grundschule als nach der Wende! Alle Kinder lernten in der DDR in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – wir in der DDR  konnten und lernten  einfach mehr als die Grundschulkinder in der Nachwendezeit.“ So vernehme ich es nahezu wortgleich von zahlreichen Miteltern, die in der DDR eingeschult wurden.

Sind das alles nur rückwärtsgewandte Nostalgiker? Hört euch um, fragt selber!

Und was verlangen meine lieben Mit-Deutschen angesichts der Bildungsmisere an den Grundschulen, wo sehr viele Kinder auch nach 8 Jahren nicht richtig lesen und schreiben lernen? Na klar: Noch mehr Geld, noch mehr Staat, noch mehr Betüttelung! Lest DAS hier:

Umfrage: Deutsche wollen höhere Steuern für Reiche und mehr Staat – SPIEGEL ONLINE.

Vielsagende Umfrage!

Was meist unterschlagen wird: Der Anteil der Sozialausgaben und der Anteil der Bildungsausgaben am Gesamthaushalt und auch am BIP steigt ohnehin seit Jahren und wird auch fast automatisch in den nächsten Jahren weiter steigen. Ebenso steigt auch das kindliche Vertrauen der deutschen Bürgerinnen und Bürger in die Heilkräfte der Politik, von den deutschen und europäischen Politikern kräftig genährt, können die europäischen Politiker doch absahnen, die eigene Macht stärken und mehr vom schuldenfinanzierten Kuchen verteilen. Die Bürger flehen: HILF UNS AUS ALLER NOT, oh STARKER, LIEBER, GUTER STAAT!

Passt doch alles gut zusammen. Am besten bei uns im herrlichen, bis zur Halskrause verschuldeten  Bundesland Berlin.

Bild: So schön blühen jetzt gerade die Blumen im herrlichen Tiergarten-Park in Berlin!

Zitat: C. Özdemir, Die Türkei, Weinheim 2008, S. 187

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Verantwortung ergreifen – den Wandel wollen und gestalten!

 Italienisches, Konservativ, Staatlichkeit, Tugend  Kommentare deaktiviert für Verantwortung ergreifen – den Wandel wollen und gestalten!
Apr 222013
 

Am Radio verfolge ich Ereignisse in Rom:

Kraftvolle,  von gesammelter Leidenschaft geprägte Antrittsrede des wiedergewählten italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano!  Worte, die nichts offen lassen, die nichts und niemanden verschonen!

Napolitano geißelt unumwunden Korruption, Schlendrian, Selbstbezüglichkeit der italienischen Politiker.

Die anwesenden italienischen Politiker klatschen ihm einmütig Beifall.

An Versäumnissen zählt er auf: Wahlrechtsreform, Verfassungsreform, Kampf gegen die Korruption, Senkung der Politikkosten. Überall beklagt er – Fehlanzeige!

Einen fundamentalen Mangel an Tatkraft, an bürgerschaftlichen Tugenden, die Italien einst zusammengeführt hätten, beklagt er. Dieser Mangel an Tugenden des Gemeinsinns führe zu einer Unterhöhlung der Institutionen, zu einer Lähmung der Reformfähigkeit, zur gegenseitigen Blockade.

Der überschwängliche Beifall der Versammlung – spontan mehr als 30 Mal gespendet – trägt ihn!

Jetzt kommt er zur Wirtschafts- und Finanzkrise, zu Europa! Auch hier stellt er seinem Vaterland kein gutes Zeugnis aus.

Dinamismo e solidarietà! Entfaltung der Kräfte im Geiste der Solidarität! Darin sieht er die Sendung Europas, der auch Italien genügen müsse.

Seine Forderungen: Ungenutzte Ressourcen – Jugendliche, Frauen – nicht zur Untätigkeit, zur Rückständigkeit verdammen! Institutionen des Staates handlungsfähig machen!

Volere il cambio – den Wandel wollen!

Den Süden aus der Rückständigkeit und der Verarmung herausziehen!

Das Internet bietet zahlreich Anknüpfungs- und Beteiligungsmöglichkeiten, aber nur politische Parteien, die endlich auch fähig zur Selbsterneuerung sind, können diese Einflüsse bündeln und artikulieren.

Dem neugewählten Parlament empfiehlt er, sich ein konkretes Programm mit klaren Zielen und Fristen zu setzen.

Napolitano geißelt jetzt die Scheu vor Koalitionen als Rückfall, als Regression in im Grunde politikfremde Radikallösungen, die das Denken in Alternativen unmöglich machen. Ein klares Votum für die Kunst der Vermittlung.

Ergreift die Verantwortung, werdet endlich verantwortlich – das ist letztlich der Dreh- und Angelpunkt seiner gesamten Rede.

Napolitano ist sichtlich getragen, auch mitgenommen von eigenen Emotionen.

Viva il Parlamento, viva la Repubblica, viva l’Italia!
Es lebe das Parlament, es lebe die Republik, es lebe Italien! So die letzten Worte.

Begeisterter Applaus der Versammlung.

Zweifellos eine packende, eine große Rede!

 

 

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Mann, kapier es doch endlich: „Die Hälfte des Kuchens den Frauen!“ UND: „Die Wirtschaft braucht mehr Frauen im Arbeitsmarkt!“

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Apr 162013
 

2013-04-12 18.49.27

Die Häfte des Kuchens den Frauen! Symbolisch verteilten VertreterInnen des Kreisverbandes und der Fraktion im Bezirk Bio-Kuchen und Infomaterial zum Thema. „Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind Frauen in Deutschland immer noch strukturell benachteiligt“, sagt Annika Gerold, Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses. „Sie sind deutlich häufiger Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, sie haben ein erhöhtes Armutsrisiko, sie machen seltener Karriere und verdienen – trotz besserer Ausbildung –weniger als Männer.“  Ganze 22 Prozent liegt ihr Gehalt im Durchschnitt  unter dem ihrer männlichen Kollegen. Deutschland ist damit im EU-Vergleich trauriges Schlusslicht. In diesem Jahr war der 21. März Equal Pay Day: Der Tag, an dem Frauen das durchschnittliche Jahreseinkommen der Männer im Jahr 2012 erreicht haben.“ Fraktion und Kreisverband informierten an einem mobilen Info-Stand zum Thema Geschlechtergerechtigkeit.“

Wir zitierten aus dem Grünen Newsletter Xhain vom März 2013.  Spannend!

Eine Rückkehr zu den uralten Einsichten eines Platon (4. Jahrhundert vor Christus) verzeichnen wir in diesen Jahren bei vielen unserer politisch aktiven Frauen und Männer. Bereits Platon kam bekanntlich nach beharrlichem Nachdenken im 5. Buch seiner Politeia zu dem Schluss, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen schlicht auf Setzung und Satzung (wie das die Sophisten nannten), also auf der Konstruktion der Genderpolitik (wie wir heute sagen würden) beruhe. Rein philosophisch betrachtet, rein rational betrachtet konnte Platon aus der Sicht der vollkommenen Gerechtigkeit keinen Wesensunterschied zwischen Männern und Frauen anerkennen. Allerdings leugnete Platon nicht, dass Frauen im sportlichen Wettkampf grundsätzlich von Natur aus benachteiligt seien. Er hätte also sicherlich nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn Männer und Frauen in getrennten Fußball-Ligen auflaufen, wie es ja auch heute noch der Fall ist.

Folglich fordert Platon bereits im 4. Jahrhundert vor Christus  die absolute Quotierung aller Ämter für Männer und Frauen. Der Staat, die Wirtschaft und das Heer brauchen bei Platon Männer UND Frauen gleichermaßen. Frauen und Männer haben Anspruch auf den gleichen Rang, die gleichen Ämter, die gleichen Stellungen in Politik, Heer, Wirtschaft und Staat.

Das Problem der Geburt und der Kindererziehung löst Platon durch völlige Auflösung der Ehe und der Familie. An ihre Stelle treten staatlich beauftragte Leihmütter und staatlich beaufsichtigte Ammen. Der platonische Staat übernimmt im Vorgriff auf die großen staatlichen Menschenzucht-Experimente des 20. Jahrhunderts (Leninismus, Stalinismus, Hitlerismus, Maoismus) Zuchtwahl, Zeugung und Babypflege.

Warum konnte Platon sich nicht durchsetzen? Hier dürfte ein geschichtlicher Umstand bedeutsam sein: Sowohl das Imperium Romanum als auch die drei ehedem Europa prägenden Religionen – also Judentum, Christentum und Islam – sind und waren unerschütterlich in ihrem Glauben, dass Männer und Frauen nicht nur biologisch, sondern auch der „Bestimmung“ nach unterschiedlich seien. Die Römer erkannten recht bald, dass der Haushalt (also die familia, wie das lateinisch genannt wurde), dass die Familia als kleinste wirtschaftliche Einheit den ganzen komplizierten Mechanismus des öffentlichen Lebens und des Imperiums am besten stützt: insbesondere durch die Zeugung und Erziehung der Kinder, die nach fester Überzeugung der Römer in den ersten 3 oder4 Lebensjahren unbedingt im häuslichen Wirkungskreis (in der familia) betreut werden sollten, ehe sie dann zum Schulmeister geschickt werden sollten.

Jeder Staat, jede Volkswirtschaft braucht eine ausreichende Anzahl an nachwachsenden Arbeitskräften, an Kindern also, sofern man den Bedarf nicht mindestens teilweise durch importierte Sklaven befriedigt, wie das in der Antike gang und gäbe war.  Für Schwangerschaft, Geburt, Stillen und Erziehung der allerkleinsten Kinder muss also stets ein erheblicher Anteil der Lebenszeit der Frauen aus dem allgemeinen Arbeitsmarkt herausgehalten werden, sofern man nicht alle Kinder von Anfang in zentralen Kinderbetreuungseinrichtungen aufziehen lässt.  Jedes einzelne Kind beansprucht dann die Mutter für mindestens 1 Jahr, und da statistisch zum Erhalt der Bevölkerung jede Frau 2,1 überlebende Kinder zur Welt bringen muss, steht aus natürlichen Gründen die Mutter dem Arbeitsmarkt nicht uneingeschränkt zur Verfügung. Sie steht übrigens auch ihrer eigenen Karriere nicht uneingeschränkt zur Verfügung.

Ganz im Gegenteil ist es immer wieder zu beklagen, dass gut ausgebildete, beruflich erfolgreiche Frauen, sobald sie Mütter geworden sind, bekennen: „Mir ist das gemeinsame Glück mit meinen Kindern und meinem Mann viel wichtiger als die eigene Karriere. Ich verzichte gern auf eine Fortsetzung meiner Karriere. Kleine Kinder habe ich nur wenige Jahre, diese 5 oder 10 Jahre will ich aber auch genießen! Mir ist es wichtiger, dass es den Kindern gut geht, als dass wir uns ein Auto oder einen Urlaub leisten können. Es ist mir auch komplett egal, ob 10% oder 50% aller Straßennamen in Friedrichshain-Kreuzberg nach Frauen oder nach männlichen Generälen benannt sind. Keine Stunde des Glücks meiner Kinder würde ich für die Straßenumbenennungs-Ausschuss-Aktivitäten opfern.“

Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung führen also genderpolitisch häufig bei Frauen zu ungeahnten Störfällen! Diese armen Frauen halten das Glück der Kinder für wichtiger als das Glück, in einer gendergerechten Gesellschaft mit angemessenen Partizipationsmöglichkeiten für alle zu leben.  Diese Mütter und diese Väter  opfern also das Ideal der perfekt durchquotierten Gesellschaft auf dem Altar der Kinder in Fleisch und Blut. Das Glück ihrer eigenen, bereits geborenen Kinder steht diesen Müttern und Vätern über dem Glück der vollkommenen Gerechtigkeit, der vollkommenen Gender-Gleichheit, welches später einmal ihren noch zu gebärenden Kindeskindern zugute kommen würde! Sie räumen dem Glück der Familie Vorrang vor der absoluten Gerechtigkeit ein! Mit solchen Männern und Frauen  ist aber der Idealstaat, wie er Platon und auch Marx, Lenin,  Stalin und Mao vorschwebte, nicht zu erringen!

Verheerend war und ist auch der Einfluss der großen Religionen! Judentum, Christentum und Islam  denken in ihren Forderungen an ein sittlich gutes, gelingendes  Leben ja bekanntlich nicht von den Bedürfnissen des Staates her, sondern von den Bedürfnissen des einzelnen Kindes, letztlich des einzelnen Menschen. Die Glückseligkeit des einzelnen Menschen setzen sie höher als das Glück des perfekten Staates, das Glück der perfekten Volkswirtschaft! Jedes kleine Kind sollte – so sagen es diese Religionen – eine tiefe, unzerstörbare  Mutter- und Vatererfahrung haben. So ist es die tiefe Überzeugung der genannten drei gesellschaftsprägenden Religionen. Diese Sichtweise vom Vorrang der Familie vor dem Staat, vom Vorrang des Menschen vor der Wirtschaft setzte sich über die Jahrtausende hinweg stets durch.

Erst in unseren Tagen – beginnend von den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts – kippt das – wie schon damals zu Platos Zeiten! Selbst in der CDU und neuerdings auch in der EU-Fraktion der Liberalen beginnt sich endlich – 2500 Jahre nach Platon! – die Einsicht durchzusetzen, dass die Politik den Unternehmen und den Familien vorzuschreiben habe, wie sie das Ideal der Gender-Gerechtigkeit umzusetzen haben – und zwar spätestens ab 2020. Wir hatten jetzt nur 2% Zuwachs der Frauenquote pro Jahr in den Aufsichtsräten DAX-notierter Unternehmen! Skandal.  Wenn die Familien und die Unternehmen so dumm sind, den Idealvorschriften  der Politik nicht bzw. viel zu langsam zu folgen, dann muss man den Familien und den Unternehmen eben auf die Finger hauen!

http://www.tagesspiegel.de/politik/kompromiss-bei-der-union-cdu-verstaendigt-sich-auf-frauenquote-nach-2020/8067888.html

Die Häfte des Kuchens den Frauen!“ Gleicher wirtschaftlicher Erfolg jeder einzelnen erwachsenen, voll arbeitsfähigen Person, perfekt quotierte Anteile für Männer und Frauen gelten nun wie schon bei Platon im 4. Jahrhundert vor Christus als der absolute Maßstab. Eine Gesellschaft, in der die Frauen nicht die Hälfte des Anteils an gesellschaftlicher Macht, an finanzieller Kraft und wirtschaftlichem Einfluss haben, gilt per se als ungerecht.

Hieraus ergibt sich: Solange die schreiende Ungerechtigkeit der ungleichen Machtverteilung zwischen Männern und Frauen nicht beseitigt ist, werden die Frauen keine Kinder in die Welt setzen können, sondern lieber demonstrieren, politisieren und für einen 50%-Anteil an den Straßennamen in Friedrichshain-Kreuzberg kämpfen.

Sehr schön auch die Herausarbeitung des demographischen Arguments bei Silvana Koch-Mehrin (FDP): Da Deutschland seit Jahren viel zu wenig Kinder hat, um den eigenen Lehrstellenmarkt zu befriedigen oder die eigenen Alten und Dementen zu pflegen, werden nicht etwa die Familien ermuntert, mehr Kinder in die Welt zu setzen, nein, es wird gerade das Gegenteil gefordert und gefördert: Noch mehr Frauen sollen möglichst unterbrechungslos in Vollzeit arbeiten, noch mehr Frauen müssen vorrangig der Wirtschaft zur Verfügung stehen! Frauen, die keine qualifizierte Arbeit haben, finden ausreichend politische Mandate, um in Aktionen, Demonstrationen und Ausschüssen für die Hälfte des Kuchens zu kämpfen.

Am Wochenende protestiert man und frau zusätzlich gegen den längst eingetretenen Tod einer möglicherweise von allen Verwandten und Freunden nicht hinreichend betreuten alten Frau, deren Tod dann in unverantwortlicher Weise den herzlosen Behörden oder gar der Gentrifizierung angelastet wird. Hier ist zu sagen: Alte, verwirrte, behinderte, schwerkranke Menschen werden nie durch Behörden oder staatliche Stellen alleine zu retten sein, sondern nur durch geduldige, liebevolle Zuwendung einzelner Menschen.

„Die Wirtschaft braucht in einer älter werdenden Gesellschaft mehr qualifizierte Frauen im Arbeitsmarkt.“

via FDP-Europapolitikerin Koch-Mehrin fordert Zustimmung zur Frauenquote – SPIEGEL ONLINE.

Für Kinder, unbesetzte Lehrstellen in Deutschland und pflegebedürftige Alte in Deutschland werden bereits jetzt ausländische Arbeitskräfte händeringend angeworben, sofern nicht die Verschickung unserer Alten in ein Rentnerparadies (Thailand, Indonesien) erwogen wird.

Alles Illusionen, wie ich meine! Die völlige Angleichung der Männer- und Frauenrollen hat schon im antiken Sparta und bei Pippi Langstrumpf – und auch in Wagners Ring des Nibelungen – nicht funktioniert, sie wird auch bei uns ins Elend und zur weiteren Aushöhlung der Familien führen, vor allem dann, wenn sie durch die Politik von oben herab durchgedrückt wird.

Was würde der oben auf dem Bild zu sehende, kürzlich vom Volk der Franzosen zum beliebtesten Franzosen gewählte Omar Sy wohl zu der ganzen heillosen genderpolitischen Verwirrung von uns Deutschen sagen?

Zitieren wir doch seine merkwürdige, seine unerhört kühne Aussage zum Sinn des Lebens: „Ich möchte vor allem ein guter Ehemann und Vater sein.“

Omar Sy erwartet also nicht, dass die Politik ihn glücklich macht, wie es neuerdings ganz offen unsere Marina Weisband fordert, sondern er verlangt von sich, dass er zunächst seine Familie glücklich macht, so wie sie ihn glücklich gemacht hat.

Omar Sy, der gläubige Mensch – ein hoffnungsloser Fall?

Nein! Ich stimme ihm zu. Er ist vorbildlich für die sittliche Grundausrichtung der Menschen. Die deutschen Politiker, wir alle können sehr viel von Menschen wie Omar Sy lernen.

http://www.tagesspiegel.de/kultur/marina-weisband-im-interview-bild-leser-koennen-auch-lesen/7948230.html

 

 

 Posted by at 10:36
Apr 092013
 

2013-03-25 14.01.41

Hassenden läuft der Hass nach, Liebenden kommt die Liebe entgegen. So spricht eine gezettelte Botschaft des Talmud auf der Wilhelmstraße.

Mit einem Lesezirkel hochbetagter, hochweiser Damen und Herren in der nämlichen Wilhelmstraße besprach ich Theodor Fontanes unsterbliches (es wird uns alle überleben!) Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Gemeinsam kramend, suchend stöbernd in den Herzkammern des Gedächtnisses, gelang es uns, einen Großteil des Gedichts wiederherzustellen, das früher jedes Berliner Schulkind kannte.

Merkwürdig, ja fast anstößig  ward mir beim Rezitieren folgende Strophe, und in ihr insbesondere die fettgedruckten Zeile:

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn – eine starke, harte, grob treffende Zeile!

Die Literatur, aber mehr noch die gesamte politische Debatte ist ja heute reich, überreich an Vorwurfsdiskursen der Jungen gegen die Alten. Hier bei Fontane erhebt einmal der Alte einen stillen Vorwurf gegen den Sohn. Könnte es sein, dass einmal, ein einziges Mal in der Weltgeschichte, die Väter bessere Menschen als die Söhne, die Mütter bessere Menschen als die Töchter sind? Ich hege diese Vermutung, ich bin davon überzeugt! Es können durchaus die Väter und Mütter mehr geleistet haben, mehr Bleibendes zum Wohl und Gedeihen der Nachkömmlinge hinterlassen als umgekehrt die Söhne und Töchter schaffen!

Insbesondere die 68er Generation brüstet sich in Teilen bis heute damit, erstmals das Versagen, Verdrängen und Vergessen der Vätergeneration in den Jahren 1933-1945 aufgedeckt zu haben.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Vater – das könnte das Motto eines Christoph Meckel, eines Günter Seuren, eines Günter Grass, eines Bernward Vesper, einer Gudrun Ensslin, einer Ulrike Meinhof  und tausender anderer Kämpfer der 68er Generation sein! Diese Geisteshaltung prägt heute große Teile der meinungsprägenden Redaktionen und Feuilletons. All diese Söhne und Töchter bezogen ihre unerschütterliche Überzeugung der eigenen moralischen Überlegenheit aus dem wiederholten, ritualisierten, gemeinschaftlich vollzogenen Prozess gegen die eigenen Eltern – einer Art ständig wiederholten symbolischen Hinrichtung der Mörder.

Die ab 1949 vollbrachte Aufbauleistung der Bundesrepublik Deutschland wurde und wird nicht gewürdigt. Sie wird verleugnet. Bis zum heutigen Tag brüsten sich Vertreter der 68er Generation damit, sie hätten den „Muff der Adenauer-Jahre“ beseitigt. Ein großer, ein grotesker  Irrtum, wie ich finde! Die deutsche Literatur der Jahre 1946 bis 1965 bestätigt die satte, selbstverliebte, selbstzufriedene moralische Überlegenheitsgeste der Jüngeren, also der ab 1935 bis 1960 Geborenen, schlechterdings nicht. Die frühen, vielgelesenen  Erzählungen Heinrich Bölls, die 1952 bei der Eröffnung des Mahnmals Bergen-Belsen gehaltene Rede des Bundespräsidenten Theodor Heuss zeigen ebenso wie zahlreiche Reden von Bundeskanzler Adenauer eindeutig, dass – von den Spitzen der Literatur und der Politik ausgehend – ein klares Bewusstsein von deutscher Schuld und Schande zu erwachsen begann.

Die 68er-Generation fiel jäh hinter den schmerzhaften Prozess der Gewissenserforschung der Väter und Kriegsheimkehrer zurück, sie prahlte, drohte, johlte, sie fiel zwar nicht auf Hitler herein, aber sehr wohl auf Mao, Ho Tschi Minh, Lenin, Fidel Castro, Che Guevara, später Ghaddafi  – diese waren aber wie Hitler allesamt Diktatoren, an deren Händen reichlich Blut klebte. Und die 68er – etwa Rudi Dutschke, ebenso Teile der späteren Grünen wie etwa Joschka Fischer oder Hans-Christian Ströbele  – bejahten Gewalt als politisches Druckmittel. Hinhören, Einfühlen, Verzeihen, Gewaltverzicht kannten sie nicht. Sie glaubten nicht an die Liebe, nicht an die Erinnerung, nicht an die Versöhnung.

Mahler, Dutschke, Cohn-Bendit, Günter Grass und viele andere haben damals ein Scherbengericht veranstaltet, mit dessen letzten Hinterlassenschaften wir uns heute herumzuschlagen haben. Die völlige Delegitimation der demokratischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland, die die 68er-Bewegung versuchte, brachte jahrelang, bringt auch heute noch ein erhebliches Potenzial an Gewaltbereitschaft hervor. „Wehrt euch“. Unser Bild zeigt einen gezettelten Anschlag auf der Ohlauer Straße/Reichenberger Straße, Kreuzberg, aufgenommen heute, direkt vor der besetzten Grundschule, einem der neu entstandenen rechtsfreien Räume.

2013-04-09 17.46.13

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Zerstörung der Familie durch den völkischen Staat: das vielbeschworene Erziehungsideal Hitlers

 Donna moderna, Familie, Faschismus, Mutterschaft, Nationalsozialismus, Platon, Sozialismus, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Zerstörung der Familie durch den völkischen Staat: das vielbeschworene Erziehungsideal Hitlers
Mrz 062013
 

„Deutschland wird Hitlers Familienbild nicht los.“ So betitelt Antje Rávic Strubel ihre unbewusste Hommage an Hitler in einem flammenden, zornigen Erguss über eines der – wie sie sagt – rückständigsten Länder Europas, nämlich  über – Bayern? Schwaben? Vatikan? – nein: über Deutschland.

http://www.welt.de/kultur/article113632737/Deutschland-wird-Hitlers-Familienbild-nicht-los.html

In der Tatsache, dass so viele Frauen nur in Teilzeit arbeiten, sobald sie Mütter werden, erblicken viele geschworene Frauenrechtlerinnen einen Beweis für die Verhaftung der Deutschen an Hitlers Familienbild – so etwa Karin Bennhold in einem hübschen Artikel für die New York Times. Sie zitiert zustimmend Thomas Sattelberger, den Manager von der Deutschen Telekom:

“There is a very traditional image of women and men that was taken to an extreme in the Third Reich: female mother cult and male fraternity. These mental stereotypes have not yet been culturally processed and purged.”

Was ist dran?

Ich meine: Zu den größten Versäumnissen der deutschen Presselandschaft gehört, dass die Menschen sich zu klug, zu gebildet, zu faul und zu feige sind, um all die Politiker und politischen Denker des 19. und 20. Jahrhunderts, die so viel Schaden angerichtet haben, im Original zu lesen. Selbstverständlich sollte und muss man Karl Marx, Lenin, Mussolini, Stalin, Hitler, Mao, Trotzkij, Che Guevara, Castro und all die anderen in ihren Schriften zur Kenntnis nehmen, ehe man wieder einen so krausgeqirlten  Unsinn über „Hitlers Familienbild“ von sich gibt, wie er regelmäßig die deutschen Feuilletons und die deutschen Plauder- und Plappershows füllt und auch schon die eine oder andere Medienkarriere zerstört hat.

Lohnend ist es, etwa Hitlers Vorstellungen zur Erziehung der Kleinkinder zu lesen. Sie ähneln in ihrer Strenge und auf Höherzüchtung des Menschentums zielenden Grundanlage in mancherlei Hinsicht denen, die Plato für seine Erziehungsdiktatur in Anschlag bringt. Wie Plato unterteilt Hitler den Menschen in drei Schichten: das Körperliche, das Seelische und das Geistige, wobei dem Körperlichen in der Erziehung der Knaben und Mädchen die größte Bedeutung zukommt.

Man lese doch etwa den Abschnitt „Erziehungsgrundsätze des völkischen Staates“ in „Mein Kampf“!  Der Befund beim Lesen Hitlers ist eindeutig: Die Familien werden entmachtet, der völkische Staat regelt die gesamte Kindererziehung von der Geburt an. Der völkische Staat ergreift von der Geburt an in jedem Sinne Besitz von den zukünftigen Kämpferinnen und Kämpfern. „Wenn wir als erste Aufgabe des Staates im Dienste und zum Wohle seines Volkstums die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der besten rassischen Elemente erkennen, so ist es natürlich, daß sich diese Sorgfalt nicht nur bis zur Geburt des jeweiligen kleinen jungen Volks- und Rassegenossen zu erstrecken hat, sondern daß sie aus dem jungen Sprößling auch ein wertvolles Glied für eine spätere Weitervermehrung erziehen muß“ usw. usw. Man könnte – wenn man nicht Widerwillen empfände – endlos weiterzitieren.

Die heute in der aufgeklärten Linken so stark beweihräucherte Geschlechterneutralität, also die Gender equality, war ebenfalls bereits ein wichtiges Prinzip der völkischen Erziehungslehre der Nationalsozialisten. Die Grundsätze der körperlichen Fitness (der körperlichen Ertüchtigung, wie Hitler sagt), gelten gleichermaßen für Jungen und Mädchen: „Analog der Erziehung des Knaben kann der völkische Staat auch die Erziehung des Mädchens von den gleichen Gesichtspunkten aus leiten. Auch dort ist das Hauptgewicht vor allem auf die körperliche Ausbildung zu legen, erst dann auf die Förderung der seelischen und zuletzt der geistigen Werte.“

Mütter und Väter sollen sich in den Dienst des ehernen Leitsatzes der völkischen Weltanschauung stellen: „Du Einzelner, du Familie bist nichts, dein Volk ist alles.“ Die Familie fungiert allenfalls als hilfreiche Brutstätte des Völkischen. Die Grundsätze der völkischen, vom Gedanken des Bündischen und des Sozialistischen herstammenden, weitgehend genderneutralen Erziehung im Sinne der NSDAP waren das Gegenteil einer familienzentrierten, mütterzentrierten bürgerlichen Erziehung, wie sie heute gerade von der aufgeklärten Linken immer wieder perhorresziert wird.

Wer heute immer noch dreist und dumm und töricht behauptet, dass Hitlers Familienbild einem Übergewicht des Mütterlichen, einer Überhöhung des Mutterbildes Vorschub geleistet habe, weiß nicht, wovon sie redet.

Nach der deutschen Niederlage, nach dem von Deutschen verschuldeten Holocaust und dem vom völkischen Staat ins Werk gesetzten Massenmord erst besannen sich die Deutschen auf die Eigenständigkeit der Familie. Sie kehrten auf das zurück, was Hitler zerstört hatte: auf den Ewigkeitswert der Familie, der Liebe zwischen Mann und Frau, der Liebe zwischen Eltern und Kindern, die dem Staat vorgelagert ist und sogar ein Bollwerk gegen den totalen Allmachtsanspruch der Politik bildet.

Freundinnen, Freunde, Schwestern, Brüder!  Die deutsche Familiendebatte läuft völlig aus dem Ruder, ist geschlagen von einzigartiger historischer Unwissenheit und Blindheit. Antje Rávic Strubel gebührt unser Dank, dass sie ihre Hommage an Hitler so prominent platziert hat.

Möge sie stellvertretend für alle Deutschen in diesem unserem so rückständigen Land allmählich ihre Verhaftung an Hitlers Familienbild loswerden.

Quellen:

http://www.welt.de/kultur/article113632737/Deutschland-wird-Hitlers-Familienbild-nicht-los.html
Adolf Hitler: Mein Kampf. Verlag Franz Eher Nachfolger, München 1933, S. 451-460, hier bsd. S. 451 und S. 459
Katrin Bennhold: Women Nudged out of German Workforce. In: New York Times, 28.06.2011
http://www.nytimes.com/2011/06/29/world/europe/29iht-FFgermany29.html?pagewanted=all&_r=1&

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Feb 252013
 

Die Geschwindigkeit, mit der die politische Mitte sich tatsächlichen oder gefühlten Mehrheiten, die oft nur angezüchtete Bequemlichkeiten sind, anpasst, ist immer wieder herzerfrischend.  „Was darf’s denn jetzt wieder sein?“, lautet die Frage nach jeder Meinungsumfrage. Entscheidend ist meines Erachtens, dass die CDU derzeit den Bürgern und vor allem dem Hauptstrom der veröffentlichten Meinung immer mehr Zugeständnisse macht und oft nicht erkennbar ist, wofür sie steht.

Vor allem schreitet die Demontage des Gedankens der Familienverantwortung und die Unterhöhlung der Verantwortung des Einzelnen für andere und für sich selbst in atemberaubenden Tempo voran. In wahrlich nicht nebensächlichen Fragen wie den Anrechten der kleinen und allerkleinsten Kinder auf Leben und auf ihre beiden Eltern, Kritik an der routinemäßig vorgenommenen Abtreibung (etwa 100.000 pro Jahr in Deutschland), Kritik am vorherrschenden Materialismus, Kritik an der „Religion des Geldes“ (wie dies Väterchen Karl Marx nannte) hat die politische Mitte die Fahnen weitestgehend eingezogen. Hier sind es unter den Institutionen nur noch die Religionsgemeinschaften (Christen, Juden, Muslime), die nicht eingeknickt sind.

Allerdings sollte man, wenn man die Mann-Mann-Ehe und die Frau-Frau-Ehe de facto und steuerrechtlich der Mann-Frau-Ehe gleichstellt, dann schon richtig Nägel mit Köpfen machen! Man sollte dann fragen, ob man auch die nach dem Recht der Scharia geschlossene Ehe eines Mannes mit bis zu vier Frauen gleichzeitig (ein häufiger Fall, der im deutschen Sozialrecht routinemäßig anerkannt wird) ebenso zulassen und steuerlich fördern muss wie die Ehe einer Frau mit bis zu vier Männern gleichzeitig (die freilich nach islamischem Recht nicht zulässig ist, aber nach dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes selbstverständlich ebenfalls anerkannt werden muss). Die Diskussion muss geführt werden. Ich bitte darum.

Weitere Beispiele: Die Energiewende ist in der jetzigen Form ein Stück staatsdirigistische Planwirtschaft und droht sogar die Idee der Marktwirtschaft zu beschädigen. – Die plötzliche Abschaffung der Wehrpflicht war unbedacht. – Das viermalige Umschwenken im Atomenergie-Kurs hat viele überfordert, die es zu verstehen suchten. – Die viele Millionen Familien prägende historische Erfahrung der Vertreibungen der Polen, Juden, Ungarn, Slowaken, Tscherkessen, Deutschen, Armenier, Ukrainer, Griechen, Türken usw. von 1917 bis 1949 wird nicht mehr angesprochen, stattdessen wird das nachgeplappert, was ein Meinungskartell über die alleinige Schuld Deutschlands an allem Bösen, das seit 28.06.1914 in Europa geschah, nahezu ausschließlich zu Lasten der Deutschen anschreibt bzw. voneinander abschreibt. Es fehlt demnach der CDU auf Bundesebene empfindlich an einer sinnvollen Geschichts-, Erinnerungs- und Sprachenpolitik. Das Thema „deutsche Nation“ oder „deutsche Sprache“ ist weitgehend unbearbeitet, so überlässt man es lieber fast ausschließlich den Rechtsextremen und einigen Grünen.

Es fehlt der Union an einer breiten inhaltlichen und personellen Aufstellung. Das individualethische Moment – „Es kommt mehr auf das richtige Handeln der Personen an, nicht auf die Verhältnisse“ – ist in der gesamten politischen Öffentlichkeit meines Erachtens nicht mehr so recht erkennbar. Es herrscht eine links-kollektivistische Ethik vor. Deren Credo lautet: „Der Staat, die Politik muss erst einmal die richtigen Rahmenbedingungen setzen, dann werden wir Bürger auch anfangen, uns richtig zu verhalten.“

Die CDU droht sich derzeit zu ihrem eigenen Schaden komplett in der linken Mitte einzunisten und einzuhausen: staatsdirigistisch lenkend, mehr auf die aktuellsten Meinungsumfragen und Massenmedien des Hauptstroms als auf die Bürger und das Volk hörend. Versprechend, lockend, schmeichelnd, verwöhnend! Letztes Beispiel: die Abschaffung der Studiengebühren in den letzten beiden verbleibenden Bundesländern, die sie noch erhoben. Erneut ein Einknicken vor der bequemen Standardformel, mit denen die Bürger von den Politikern eingelullt werden: „Oh Staat, wenn du etwas von willst, musst du uns mehr für das Dasein und das Leisten zahlen! Liebe Politik, Du musst uns das Leben schöner, einfacher, reicher machen!“

Was mir persönlich große Sorgen bereitet, ist genau dieser Populismus der Mitte.

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Bitte nicht mit zweierlei Maß messen!

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Feb 182013
 

Eine beispiellose Terror- und Mordserie erschütterte ab 2000 die Bundesrepublik. Fast 8 Jahre lang zog eine Gruppe rechter Terroristen plündernd, bombend und mordend übers Land, fand Unterschlupf in Wohnungen, wurde von staatlichen Behörden, deren Versagen auch von höchster Stelle beklagt wird, nicht aufgedeckt. Mindestens 10 Menschen wurden kaltblütig ermordet. Die Verlautbarungen, Videos und Mitteilungen des NSU gehören zum Menschenverachtendsten, was seit 1945 auf deutschem Boden veröffentlicht wurde. In den öffentlichen Nachrichtensendungen wurde das menschenverachtende Video abgespielt. Es ist eine gute Geste des Bundespräsidenten, die Angehörigen der Opfer, die alle einen Namen haben, als Zeichen der Anteilnahme zu empfangen.  Sie haben unser Mitgefühl verdient.
Eine beispiellose Terror- und Mordserie erschütterte ab 1970 die Bundesrepublik. Fast 30 Jahre lang zog eine Gruppe linker Terroristen plündernd, bombend und mordend übers Land, fand Unterschlupf in Wohnungen von Sympathisanten, wurde nachweislich angefüttert und gedeckt von den staatlichen Behörden der DDR, die einigen Mitgliedern der Terrorgruppe auch neue Identitäten beschaffte und sie untertauchen ließ. Mindestens 34 Menschen wurden kaltblütig ermordet. Die Verlautbarungen, Fotos und Mitteilungen der RAF gehören zum Menschenverachtendsten, was seit 1945 auf deutschem Boden veröffentlicht wurde. Die Unterstützerkreise der RAF reichten sehr sehr weit, ja bis in den Bundestag hinein. Viele Morde sind bis heute nicht aufgeklärt, da die Mitwisser im Geiste der unverbrüchlichen Omertà schweigen.

Der namenlos gebliebenen nichtprominenten RAF-Opfer wurde kaum gedacht. Hier wäre es sicherlich ebenfalls eine gute Geste, die Angehörigen der nichtprominenten Opfer, die weitgehend namenlos geblieben sind, einmal einzuladen. Auch sie haben, ebenso wie die Hinterbliebenen der prominenten Opfer, unser Mitgefühl verdient.

http://www.sueddeutsche.de/medien/film-ueber-raf-opfer-vergessen-neben-managern-und-bankern-1.1234087

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Nationalismus in ganz Europa verbieten? – THINK FIRST! Erschd dengga, dann schwätza bzw. schreiba!

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Jan 242013
 

Der Nationalismus blüht und gedeiht allenthalben und aller Lande außerhalb Deutschlands, siehe Frankfurter Allgemeine Zeitung heute, S. 5 (linker und rechter katalanischer Nationalismus), S. 6 (linker und rechter tschechischer Nationalismus sowie linker und rechter türkischer Nationalismus). Der Nationalismus – häufig unterfüttert mit antideutschen oder antiamerikanischen Ressentiments – verbindet ganz elementar leider einen großen Teil aller politischen Parteien außerhalb Deutschlands, namentlich in Tschechien, in der Türkei, in Katalonien. Um dies zu begreifen, muss man sich aber erst einmal ernsthaft für unsere befreundeten und verbündeten Partnerländer und ihre Menschen interessieren, sie als einfacher Mensch bereisen und auch deren Sprachen erlernen, z.B. Tschechisch, Polnisch, Türkisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Griechisch. Überall denken und sagen die meisten Politiker außerhalb Deutschlands: „Zuerst und zuvörderst kommen die Interessen unseres Vaterlandes, dann die der EU!“ Fazit: Die geistige Auseinandersetzung mit dem gesetzestreuen Nationalismus der Parlamentsparteien und die Überwindung des radikalen, verbrecherischen Nationalismus der Terroristen bleibt eine der großen Herausforderungen für die Europäische Union. Ein Verbot des nationalstaatlichen Denkens, ein Ausschluss aller nationalistischen Politiker hülfe nichts – dann würden sich sich sofort die Parlamentssäle und Kabinettstische leeren und Deutschland mit seinen Ministerpräsidenten von SPD, CDU und neuerdings Grünen stünde weitgehend allein da. Außerdem: Wer jetzt die NPD verbieten will, hätte mit weit größerem Fug und Recht vor 30 Jahren die AL bzw. die Grünen verbieten müssen, denn die Verbindungen der Grünen ins linksterroristische Milieu der RAF hinein waren und sind weit deutlicher, weit klarer als die Verbindungen der NPD ins rechtsterroristische Milieu hinein, wie sie Michael Bertrams, Präsident des nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshofs umstandslos nachweisen zu können behauptet (FAZ heute, S. 5).Die Rote Armee Fraktion (RAF) – ihrerseits ebenso mörderisch, menschenverachtend, verlogen wie der Nationalsozialistische Untergrund (NSU), aber weit effizienter, schlagkräftiger aufgestellt und obendrein quantitativ, also nach Menschenopferzahlen, viel verheerender als der NSU – war nachweisbar bestens vernetzt in die DDR-Ämter und DDR-Behörden hinein, sie hatte meiner deutlichen Erinnerung nach massenhaft Unterstützer im gesamten linken zivilgesellschaftlichen Spektrum Westdeutschlands, sie konnte ihr „rotes Gift“ ungehemmt in der Mitte der Gesellschaft verbreiten, unterstützt von namhaften, hochintelligenten, brillanten Dummköpfen und hochmögenden Arbeitern der Stirn und der Faust wie Jean-Paul Sartre, Daniel Cohn-Bendit MdEUP und Hans-Christian Ströbele MdB.

Die RAF hatte nachweisbar einen massiven Unterstützerkreis, der bis in den Deutschen Bundestag hineinreichte bzw. hineinreicht. Die beispiellos menschenverachtenden Verlautbarungen, Flugblätter und Aufrufe der RAF waren das Schlimmste, was ich bis dahin in der Bundesrepublik Deutschland zu lesen bekam. Allenfalls die Verlautbarungen, Videos und Aufrufe des NSU reichen in ihrer Brutalität und Niedertracht in etwa an die RAF heran. Es steht außer Frage: RAF und NSU waren und sind eine Schande für die gesamte Bundesrepublik Deutschland und für die gesamte damalige bzw. ehemalige Deutsche Demokratische Republik. Schlimm ist auch: Die RAF konnte ihr „rotes Gift“ mit größter Leichtigkeit in der Mitte der Geselllschaft verbreiten, wie es heute – in den Worten von Michael Bertrams – die NPD mit ihrem „braunen Gift“ tut.

Man lese doch nur einmal sorgfältigst das 10-Punkte-Programm der NPD von 2010, ehe man einen Verbotsantrag stellt! Vieles darin ist voll anschlussfähig ans Programm der Grünen! Grüne (Tübingens Bürgermeister Boris Palmer etwa) wie NPD (10-Punkte-Programm von 2010) berufen sich ausdrücklich auf die deutsche Romantik, auf den deutschen Idealismus als ihren Ursprung (Johann Gottlieb Fichte, Stuttgarts Georg W.F. Hegel, Tübingens Friedrich Hölderlin) – die grünen Ökosozialisten sind gewissermaßen die Linksromantiker, so wie die braunen Nationalsozialisten der NSDAP und die Nationaldemokraten der NPD  gewissermaßen die Rechtsromantiker in der urdeutschen nationalen Parteienlandschaft sind.Nebenbei und zu guter Letzt: „Rotes Gift“, „braunes Gift“, „Vergiftung (des gesunden Volkskörpers) durch den Keim des Bolschewismus bzw. des Nationalismus“ – das ist reinrassige Sprache der Nationalsozialisten der 30er und 40er jahre bzw. der reinrassigen Kommunisten der 30er und 40er Jahre. Watch your language, Mr. Bertrams! Das ist O-Ton der 30er Jahre! READ STALIN, READ HITLER, READ LENIN, READ ROSENBERG, READ MUSSOLINI! Then: THINK IT OVER, OR, as we say in glückselig Suevia: „Erscht denga, dann schwätza bzw. schreiba!“

Quellenangaben:
„Karlsruhe hat NPD verharmlost“, FAZ, 24.01.2013, S. 5
„Abstimmung über die Freiheit. Regionalparlament will Kataloniens Souveränität“, FAZ, 24.01.2013, S. 6
„Das alte Spiel mit dem tschechischen Nationalismus. Warum der neoliberale Präsident Klaus für den Linkspopulisten Zeman kämpft.“ Von Karl-Peter Schwarz, FAZ, 24.01.2013, S. 6
„Land und Meute. Den Angriff auf die deutschen Soldaten in Iskenderun haben wohl radikale Nationalisten verübt.“ Von Michael Martens. FAZ, 24.01.2013, S. 6

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Die Prio 1: Planungssicherheit, Selbständigkeit, beruflicher Erfolg

 Familie, Geld, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Die Prio 1: Planungssicherheit, Selbständigkeit, beruflicher Erfolg
Dez 182012
 

Schöner Clip vom Weihnachtsmarkt: Ein erfolgreiches kinderloses Paar auf dem Weihnachtsmarkt, beide Akademiker, sie Anfang 30, er Ende 30, plaudert offen über das, was wichtig ist im Leben: Die Prios sind Planungssicherheit, Zweitstudium, wirtschaftliche Selbständigkeit, wie es dann auch eine bekannte erfolgreiche Sozialministerin unterstreicht.

Kuckstu ma hier:

http://www.tagesthemen.de/multimedia/video/video1232470.html

„Wir würden uns gern für Kinder entscheiden“, aber es fehlt die letzte Sicherheit, die der Staat bisher nicht bietet – trotz der etwa 180 Mrd. Euro an direkter Familienförderung.

Vergessen wir nicht:

Viele Familien mit mehreren Kindern sind von Arbeitslosigkeit betroffen!  Was dann? Eine Familie ohne Erwerbseinkommen mit vier Kindern erhält zwar eine ausreichend große Wohnung vom Staat gestellt und bezahlt, die Kinder gehen kostenlos zur Schule, die Gesundheitsversorgung steht der Familie weiterhin in vollem Umfang zu. Sie muss aber laut Hartz IV mit mageren nur etwa 2.700 Euro pro Monat auskommen. Wie soll man davon menschenwürdig leben? Wo ist da die Planungssicherheit?

DER STAAT MUSS MEHR TUN! Er MUSS PLANUNGSSICHERHEIT herstellen, damit endlich Erwachsene sich nicht gegen Kinder entscheiden müssen. So die einhellige Forderung der erfolgreichen kinderlosen Paare und der erfolgreichen Sozialministerin.

Damit auch in 100 Jahren noch Kinder unter dem Weihnachtsbaum hüpfen können. TU DOCH WAS STAAT!

 Posted by at 12:29
Nov 072012
 

Immer wieder treffe ich Menschen, die sich zum Gedanken der Rechtsstaatlichkeit, zum Nein zu Rassismus und  Antisemitismus und zum Gedanken der Gewaltlosigkeit bekennen.

Ich selbst gehöre ebenfalls zu diesen Menschen und freue mich über jeden, der diese Grundüberzeugungen teilt.

Ich sage Ja zur Rechtsstaatlichkeit und zum Grundgesetz, ich sage ein entschiedenes Nein zu Rassismus und Antisemitismus, ich sage Ja zur Gewaltlosigkeit.

Was bedeutet das? Rechtsstaatlichkeit bedeutet nichts anderes, als dass man sich dazu bekennt, dass es in unserem Land nach Recht und Gesetz zugehen soll. Das Recht, verkörpert in der vom gewählten Parlament verfassten Rechtsstaatlichkeit, steht über dem, was der einzelne hier und da für das ihm zustehende Recht halten mag. Die Rechtsstaatlichkeit verlangt, dass der einzelne Bürger auf bewussten Rechtsbruch verzichtet.

Gewaltlosigkeit bedeutet, dass die einzelnen Bürger darauf verzichten, körperliche Gewalt anzuwenden. Sie treten die körperliche Gewalt an den Rechtsstaat ab, von den Fällen der Notwehr gegen gewalttätige Angriffe abgesehen.

Ein klares Ja  zum Einsatz von Gewalt, ein Nein zum Grundgesetz und ein entschiedenes Ja zum Rechtsbruch bezeugte wieder und wieder der deutsche Studentenführer Dr. Alfred Willi Rudi Dutschke (* 7. März 1940 in Schönefeld bei Luckenwalde; † 24. Dezember 1979 in Aarhus, Dänemark). Die entscheidenden Belege kann man beispielsweise hier finden:

Wikipedia: Rudi Dutschke

Grundgedanke Dutschkes zur Rechtfertigung von Rechtsbruch und Gewalt war: Da der Kapitalismus gewaltsam alle Lebensverhältnisser durchdrungen habe, müsse man Gewalt und Rechtsbruch begehen, um ihn abzuschaffen und alle Völker und die Erde insgesamt von der Ungerechtigkeit und Gewaltförmigkeit des Kapitalismus zu befreien und zum wahren Sozialismus zu führen. Deshalb bekannte Dutschke sich mehrfach, darunter auch in einem berühmten Fernsehinterview des Jahres 1967, eindeutig zum Einsatz von Gewalt: „Wir dürfen von vorneherein nicht auf eigene Gewalt verzichten.“

Die Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße, an der ich täglich vorbeiradele,  zollt diesem wichtigen deutschen Studentenführer ehrerbietigen Tribut. Dutschke kann und soll mit Fug und Recht als Befürworter der Gewalt und des Rechtsbruches in der politischen Auseinandersetzung erinnert werden. Man muss und soll seine Schriften und Reden im Zusammenhang lesen, studieren, diskutieren, wie die aller anderen Studentenführer und Meinungsführer und Wortführer des 20. Jahrhunderts auch: Lenin, Trotzkij, Stalin, Mao, Alfred Rosenberg, Che Guevara, Mussolini, Giovanni Gentile, Pier Paolo Pasolini e tutti quanti

Die Frage ist nun: Sollte man die Rudi-Dutschke-Straße umbenennen, bloß weil Dutschke sich vielfach entschieden gegen die Rechtsstaatlichkeit, gegen die Gewaltlosigkeit und für Gewalt und für Rechtsbruch ausgesprochen hat?

Eine Frage, die erlaubt sein muss! Soll man Straßen umbenennen, die nach Befürwortern von Gewalt und Rechtsbruch oder auch beispielsweise nach Befürwortern  des  Antisemitismus benannt sind?

Ich würde sagen: Straßenumbennungen sind OK, solange es gewaltfrei und rechtsstaatlich dabei zugeht!

In der Tat:  Die Frage, ob die Treitschke-Straße umbenannt werden soll, muss erlaubt sein! Denn der deutsche Historiker und Wortführer des Antisemitismus Heinrich von Treitschke sprach sich dagegen aus, die Juden als gleichberechtigte Staatsbürger anzuerkennen. Er kann mit Fug und Recht als ziemlich übler Antisemit bezeichnet werden.

Hochspannende Debatte, die da gerade in Steglitz-Zehlendorf läuft!

http://www.tagesspiegel.de/berlin/umbenennung-der-treitschkestrasse-experte-kritisiert-anwohner-entscheid/7348552.html

Zunächst einmal lohnt sich das genaue Studium des Treitschke-Aufsatzes: „Unsere Aussichten“. Man findet ihn  hier:

http://www.gehove.de/antisem/texte/treitschke_1.pdf

 Posted by at 12:10