Okt 142007
 

Von meinem Termin bei der Frankfurter Buchmesse gehe ich zu Fuß hinüber ins Gallusviertel, um meine Schwester und ihre Familie zu besuchen. Die Mainzer Landstraße ist staubig, dunstflimmernd, ein einziges Band aus Asphalt und Beton. Gebrauchtwagenhändler werben für ihre Fahrzeuge mit handgeschriebenen „Hauspreisen“. An einer Straßenbahnhaltestelle hängt ein Stadtplan, den ich betrachte, um mir über den Weg klar zu werden. Die Sonne heizt den Oktobernachmittag noch einmal auf. Drei Männer und eine Frau haben sich diese Haltestelle zu ihrem Rastplatz erkoren, wo sie trinken, schwatzen und essen. Erkennbar fahren sie nirgendwo hin. Die Frau nähert sich mir von der Seite. Mir fällt ihr bayerischer Akzent auf. „Entschuldigung, wir möchten rauchen. Hast du Feuer?“ Ich gebe zu verstehen, dass ich Nichtraucher bin. Die Frau, etwa vierzig Jahr alt, besinnt sich um: „Dann kannst du uns ja zwei Euro geben, wir wollen etwas essen. Das ist doch eine Alternative.“ Die Frau ist überzeugt, dass sie mir ein gutes, tragfähiges Angebot gemacht hat. Ich lehne ab: „Nein, jetzt nicht!“ Die Frau ist enttäuscht und gekränkt, betrachtet mich genau, wie ich mit dem Zeigefinger am Stadtplan entlangfahre, und wie ich in der Hand noch das Mobiltelefon halte. Da erhebt sie ihre Stimme, und während ich mich schon abwende und weitergehe, ruft sie mir noch nach, wobei in ihrer Stimme eine Mischung aus Anklage und Hohn mitschwingt: „Aber verheiratet! Aber ein Handy!“

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