Dez 102007
 

In der aktuellen Ausgabe Nr. 25/2007 von zitty Berlin lese ich einen bemerkenswerten Artikel über die Rückkehr der Bürgerinitiativen: „Alle wollen mitreden.“ Autor Felix Denk schreibt:

„Zwar verlieren Parteien und Gewerkschaften scharenweise Mitglieder und die Wahlbeteiligungen sind nicht nur auf kommunaler Ebene so niedrig wie selten zuvor. Gleichzeitig jedoch steigt die Bereitschaft der Bürger, sich freiwillig zu engagieren – das gilt, wie Umfragen zeigen, für ehrenamtliche Tätigkeiten genau so wie für Bürgerinitiativen. Die Bürgerlichkeit kehrt zurück. So versteht auch der Soziologe Frank Adloff die Umfragewerte. Besonders die Mittelschicht ist bereit, Verantwortung zu übernehmen.“

Was also ist ein Merkmal des Bürgers? Vielleicht genau dies: ein Gefühl dazuzugehören, die Bereitschaft, sich einzumischen, Verantwortung zu schultern. Ich glaube, wir brauchen noch mehr davon. In der Demokratie sind wir alle Bürger. Egal ob wir Nadelstreifenanzüge, abgewetzte Jeans oder Latzhose tragen. In Kreuzberg ist es allenthalben zu sehen, da scheint eine neue „Bürgerlichkeit“ entstanden zu sein. Man findet sie im ökologischen Supermarkt LPG am Mehringdamm, im selbstverwalteten Fahrradladen oder beim rauchfreien Vätertreff eher als bei den vermeintlich „bürgerlichen“ Parteien, die hier in Kreuzberg nur zweite Geige oder vielmehr tiefsten Stimmenanteil-Kontrabass spielen.

Frühere Zeiten haben den Bürger als den satten, selbstzufriedenen Spießer gesehen, der die Welt so lässt, wie sie ist. Es kömmt aber darauf an, sie zu gestalten. Ich meine: sie behutsam gestalten, menschenfreundlich, umweltfreundlich, Eine-Welt-freundlich, in kleinen Schritten. Was meint ihr? Seht ihr euch auch als Bürger?

 Posted by at 14:09

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