Dez 212007
 

21122007.jpg Architekten weisen immer wieder darauf hin, wie wichtig die Details für Qualität und Anmutung eines Bauvorhabens sind. Dann reden sie in lyrischen Tönen über Handläufe, Abstufungen, Durchwegungen und dergleichen Einzelheiten. Ein oft missachtetes Detail verdient alle Aufmerksamkeit: der Fahrradständer. Ein sehr gelungenes Beispiel fand ich heute in Kreuzberg vor dem Bürogebäude Tempelhofer Ufer 37 an der Schöneberger Brücke. Hier sind die griffartig geschwungenen, gut hüfthohen Edelstahlrohre als gestaltendes Element in einen mit Ziegel- und Natursteinen kleinteilig angelegten Eingangsbereich integriert worden. Eine optisch darauf abgestimmte Rampe ermöglicht Behinderten das mühelose Betreten des Gebäudes. Durch die in warmen Ocker-, Erd- und Rottönen gehaltenen Elemente entsteht eine einladende, zum Verweilen anregende Gesamtanmutung, die sich organisch an die Fassade anschließt. Die Fahrradständer sind nicht nachträglich „angeklebt“ worden, sondern markieren augenfällig das Sich-Beruhigen des noch in Bewegung befindlichen Besuchers, nicht unähnlich einer Art Wellenbrecher in der Brandung des Großstadtverkehrs. Da sie selbst die Kreisform eines im Boden verankerten Rades nachahmen, strahlen sie Verlässlichkeit, Bewegung und zugleich Ruhe aus. Funktional gesehen erfüllen sie ihren Zweck, den Diebstahl von Fahrrädern zu verhindern, auf vorbildliche Weise, doch verschmilzt die Funktion hier mit der Form zu einer überzeugenden Einheit. Form blends with function!

Ich selbst hatte übrigens keine Besorgung in diesem Gebäude, war aber versucht, mein Fahrrad dort abzustellen. Eine klug durchdachte Lösung eines häufig vernachlässigten Themas für die Aschenputtel des heutigen Stadtverkehrs, denen ihr großer Auftritt noch bevorsteht: die abgestellten Fahrräder.

 Posted by at 18:46

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