Dez 272007
 

Mit derart wörtlich gepflastertem hartem Gefüge könnte man den Vers 606 aus den Persern des Aischylos wiedergeben. Emil Staiger übersetzt weitaus gepflegter und beruhigter:

Derart verstört Unheilsbestürzung unsern Sinn.

Las gestern zur Nacht dieses Drama in einem Zug durch. Was für eine Orgie der Angst, was für ein Wühlen in der Verstörung! Vieles erschließt sich erst, wenn man den griechischen Originaltext liest, Wort um Wort dem ungewohnten, über weite Strecken mit persischen Fremdwörtern und Namen durchsetzten Text nachlauscht. Dieser gesamte Monolog der Atossa ist darüber hinaus eine der Stellen, in denen ausführlich über Ursprung und Wirkung der Angst verhandelt wird.

Ἄτοσσα
φίλοι, κακῶν μὲν ὅστις ἔμπειρος κυρεῖ,
ἐπίσταται βροτοῖσιν ὡς ὅταν κλύδων
600κακῶν ἐπέλθῃ πάντα δειμαίνειν φιλεῖ:
ὅταν δ᾽ δαίμων εὐροῇ, πεποιθέναι
τὸν αὐτὸν αἰεὶ δαίμον᾽ οὐριεῖν τύχην.
ἐμοὶ γὰρ ἤδη πάντα μὲν φόβου πλέα
ἐν ὄμμασιν τἀνταῖα φαίνεται θεῶν,
605βοᾷ δ᾽ ἐν ὠσὶ κέλαδος οὐ παιώνιος:
τοία κακῶν ἔκπληξις ἐκφοβεῖ φρένας.
τοιγὰρ κέλευθον τήνδ᾽ ἄνευ τ᾽ ὀχημάτων
χλιδῆς τε τῆς πάροιθεν ἐκ δόμων πάλιν
ἔστειλα, παιδὸς πατρὶ πρευμενεῖς χοὰς
610φέρους᾽, ἅπερ νεκροῖσι μειλικτήρια,
βοός τ᾽ ἀφ᾽ ἁγνῆς λευκὸν εὔποτον γάλα,
τῆς τ᾽ ἀνθεμουργοῦ στάγμα, παμφαὲς μέλι,
λιβάσιν ὑδρηλαῖς παρθένου πηγῆς μέτα,
ἀκήρατόν τε μητρὸς ἀγρίας ἄπο
615ποτὸν παλαιᾶς ἀμπέλου γάνος τόδε:
τῆς τ᾽ αἰὲν ἐν φύλλοισι θαλλούσης βίον
ξανθῆς ἐλαίας καρπὸς εὐώδης πάρα,
ἄνθη τε πλεκτά, παμφόρου γαίας τέκνα,
ἀλλ᾽, φίλοι, χοαῖσι ταῖσδε νερτέρων
620ὕμνους ἐπευφημεῖτε, τόν τε δαίμονα
Δαρεῖον ἀνακαλεῖσθε, γαπότους δ᾽ ἐγὼ
τιμὰς προπέμψω τάσδε νερτέροις θεοῖς. ̓́ Vielleicht werde ich diesen Abschnitt überhaupt bei dem Angst-Vortrag zugrunde legen. Er scheint mir passend. Bis zum 18. Januar ist noch Zeit. Was das Johannes-Evangelium angeht, so steht 16,33 bereits fest – ein Spitzensatz johanneischen Denkens, der unabsehbar in die Ferne gewirkt hat, bis hin zu Kierkegaard, Heidegger, Paul Tillich, ja selbst der Ägyptologe Jan Assmann bezieht sich ausdrücklich auf ihn.

Wieso erwähne ich Assmann? Nun, im Februar 2007 besuchte ich Angst. Kon(junk)turen eines Gefühls, die Tagung des Einstein Forums Potsdam, bei der Assmann seine Überlegungen im Anschluss an dieses Jesus-Wort vortrug. Das Beste kommt jetzt: Diesen Vortrag kann man ebenso wie einige andere nachhören – was hiermit nachdrücklich empfohlen sei!

 Posted by at 18:38

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