Apr 192008
 

Ich habe das Etikett „Reklame unerwünscht“ von unserem Briefkasten entfernt, und so fand ich im Briefkasten heute das Periodikum Einkauf aktuell. Ein Service der Deutschen Post, 19.4. – 25.4.2008. Auf S. 20 finde ich einen spannnenden Bericht über Die schlaue Familien-Show: „Frag doch mal die Maus“. Und da ich im Fitnesstudio auch heute meine übliche Gratis-FAZ abgegriffen habe, verrühre ich das in Einkauf aktuell Gelesene mit einem sehr kompetenten Beitrag des heutigen FAZ-Finanzteils „Klassische Basisrenten bringen hohe Renditen“ zu einem kleinen Denkspiel (die Kanzlerin wünschte sich ja – wie in diesem Blog berichtet – am 13. April eine Sendung mit der Maus für Finanzen … ). Aber lest selbst:

37 Jahre lang hat die Maus schon wacker gearbeitet, hat Herzen erobert, Fragen beantwortet, von denen wir gar nicht wussten, dass sie uns auf den Nägeln brannten. Das Durchschnittsalter beim Publikum ihrer „Lach- und Sachgeschichten“ beträgt satte 39 Jahre. Doch auch wenn wir immer älter werden und immer länger gesund bleiben: irgendwann zieht sich jede fleißige Maus aus dem Erwerbsleben zurück. Wie soll sie vorsorgen?

Immer mehr Mäuse werden immer älter. Das ist gut. Aber immer weniger Mäuse, die arbeiten, müssen die Renten für die aufbringen, die nicht mehr arbeiten. Das bringt Probleme. Denn die staatliche Rente wird durch laufende Einzahlungen finanziert. Das Geld wird also nicht sozusagen aus einem riesigen Topf genommen, der schon fix und fertig dasteht, sondern es muss Monat für Monat neu erwirtschaftet und eingezahlt werden. Das nennt man Umlageverfahren. Und irgendwann werden die laufenden Einzahlungen so niedrig, dass die Rentner nicht mehr genug aus diesem Umlageverfahren bekommen würden. Dann müsste der Staat noch das fehlende Geld beisteuern.

Der Staat hat deshalb verschiedene Anreize eingeführt, damit alle, die arbeiten, mehr davon für das Alter zurücklegen. Dazu gehört auch die sogenannte „Basisrente“ aus dem Jahr 2005. Man nent sie auch „Rürup-Rente“. Sie ist vor allem für solche gedacht, die wie die Maus freiberuflich arbeiten. Man zahlt bei der Rürup-Rente über einen längeren Zeitraum Monat für Monat einen festen Betrag an eine Bank oder eine Versicherung. Die Versicherung geht so damit um, dass das Geld mehr wird. Man sagt: das Geld „arbeitet“. Das zusätzliche Geld, das so angehäuft wird, heißt Zinsen. Übrigens: Die Basisrente ist nicht umlagefinanziert, sondern – wie man sagt – „kapitalgedeckt“. Das bedeutet: Nur das Geld, das eingezahlt wird, kommt irgendwann auch wieder heraus. Und zwar als eine Rente, die lebenslang an den Einzahler ausbezahlt wird. Wie hoch die Rente dann genau wird, weiß die Maus noch nicht. Nur eine Mindestrente, die sogenannte Garantierente, wird ihr schon beim Vetragsabschluss versprochen.

Soll die Maus eine solche Rente abschließen? Wieviel müsste sie Monat für Monat zahlen, damit sie im Alter ohne Sorgen mauswürdig leben kann?

Dazu haben wir die Angaben der Maus bei einem namhaften Versicherer eingegeben. Wenn die Maus mit 67 in Rente geht, heißt das: Sie muss noch 30 Jahre arbeiten. Für sie als gefragte Moderatorin haben wir 90.000 Euro zu versteuerndes Einkommen pro Jahr angesetzt. Sie ist ledig und nicht kirchensteuerpflichtig. Ergebnis: Wenn sie eine garantierte monatliche Rente von 1.500 Euro ereichen will, muss sie ab sofort monatlich einen Beitrag von 839,00 Euro einzahlen. Diesen Betrag braucht sie dann nicht mehr zu versteuern. Sie spart also Steuern. Im Jahr 2008 genau 1.718,59. DerStaat verlangt weniger Steuern, weil er weiß: „Diese Maus sorgt für sich vor. Ich werde später nicht unser aller Steuergeld aufbringen müssen, um ihr ein mauswürdiges Dasein zu sichern. Das belohne ich und senke ihre Steuerlast.“

Die Nachteile bei der klassischen Basisrente sind: Die Rente wird nicht auf einmal ausgezahlt, also etwa zu Beginn des Rentnerinnendaseins, sondern als regelmäßige Rente, solange die Maus lebt. Stirbt die Maus 1 Jahr nach ihrer Verrentung, hätte sie also die ganzen 30 Jahre fast umsonst eingezahlt! Das wäre doch dumm! Denn sie kann die Rente auch nicht vererben. Hat sie denn überhaupt Kinder? Das wissen wir nicht. Aber auch der blaue Elefant, ihr Bühnenpartner, hätte gar nichts von all dem mühsam vom Mäulchen abgesparten Geld!

Und außerdem: Der errechnete Überschuss aus dem eingezahlten Geld, also das Geld, das sich im Lauf der Zeit zusätzlich ansammelt, beträgt zwar in der Theorie 4,98%. Aus 100 Euro, die eingezahlt werden, kommen also in der Musterrechnung noch einmal 4,98 Euro drauf. Die nennt man Rendite. Aber: Wenn die Maus das Geld anderswo anlegen würde, könnte sie wesentlich mehr Rendite bekommen. Etwa auf dem Aktienmarkt. Aber kennt sie sich da denn aus? Was ist das eigentlich – der Aktienmarkt?

Darüber sprechen wir in einer der nächsten Folgen von „Frag doch mal die Finanzmaus“.

Liebe Kinder – schreibt uns – was meint ihr? Soll die Maus eine klassische Basisrente, die sogenannte Rürup-Rente abschließen? Oder gibt es für sie etwas Besseres?

Einfach Kommentarfeld anklicken, losschreiben unter Stichwort: „Frag doch mal die Finanzmaus“ und abschicken! Und: Die Finanzmaus wartet auch auf eure anderen Fragen! Nur los … sie wird sich Mühe geben so zu antworten, dass ihr alle es versteht!

 Posted by at 23:10

  3 Responses to “Frag doch mal die Finanzmaus. Teil 1: Rürup-Rente für die Maus?”

  1. Deinem vernichtenden Urteil über die hochtrabend „klassische Basisrente“ genannte Anlageform stimme ich zu. Was für ein hochtrabender Unsinn, dieses Konstrukt der Rürup-Rente nach 3 Jahren kümmerlichen Erfolges als „klassisch“ zu verkaufen! Ich habe noch Zweifel bei Deinem Vorschlag, sich gar nicht um Altersvorsorge zu kümmern. Die Meinungsbildung zum Systemwechsel (z.B.: weg von der umlagefinanzierten Rente zur bedingungslosen steuerfinanzierten Grundrente) ist noch ganz am Anfang. Allerdings hat die Glaubwürdigkeit des ganzen Finanzsektors in den letzten Monaten empfindlich gelitten.

  2. Die Basisrente ist in erster Linie ein Geschenk an die Versicherungskonzerne, allein schon wegen der „Nichtvererbarkeit“. An zweiter Stelle werden Mäuse mit hohem Einkommen beschenkt, denn erstens kann sich kaum eine „Ottonormalmaus“ Einzahlungen von 800€ monatlich leisten, und zweitens wirkt sich der Steuerspareffekt erst bei hoher Steuerlast richtig aus.
    Für die kleine Maus mit niedrigem Einkommen gibt es nur einen einzigen guten Rat. „Kümmere dich nicht um deine Altersvorsorge! Lebe jetzt, und verlasse Dich darauf, dass die Reichen das arme Volk ruhig halten wollen.“ Es ist für die Normal- und Niedrigverdiener vollkommen sinnlos sich noch etwas von ihrem Einkommen abzusparen. Wer 1200€ im Monat zur Verfügung hat, kann keine 200€ abzwacken, die ihm in Zukunft vielleicht 400€ Basisrente einbringen. Zumal das Rentensystem, wenn die Altersentwicklung so weiter geht, ohnehin in eine steuerfinanzierte Grundrente überführt werden muß.

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