Changing Trains, Changing World, Changing Stages

 Antike, Augsburg  Kommentare deaktiviert für Changing Trains, Changing World, Changing Stages
Jun 062008
 

Gestern erlebte ich beim Umsteigen auf einem Berliner S-Bahnhof Ungewissheit als die Kraft, die zum Wandel des eigenen Selbst führt. Also galt: Changing trains – changing self. Heute fahre ich nach Augsburg zum Klassentreffen. Ich freue mich schon, die alten Schulkameraden wiederzusehen. Was ist aus ihnen geworden? Was ist aus dir geworden? Ich habe einen kleinen Festvortrag angemeldet und vom Veranstalterkomitee zuerkannt bekommen: – „Von Heulsusen und Jubelpersern – das Perserbild bei Aischylos und im biblischen Buch Ester“. Ich werde nachzuweisen suchen, dass negative Vorurteile über die Perser im besonderen und die Asiaten allgemein sich weitgehend unverändert über die Jahrtausende erhalten haben – zum Schaden beider Seiten, mit riesigen Folgekosten, deren letzte noch heute Tag um Tag gezahlt werden – mit Menschenleben, mit Billiarden Dollar an Kriegskosten, und vielen vielen zerstörten Chancen.

Edith Hall, die Klassische Philologin an der Universität London, schreibt hierzu in ihrem Kapitel „Changing world, changing stages“ unter dem Obergriff „Recasting the Barbarian“:

Aeschylus‘ Persians has played an indisputable role in the perpetuation of the ideological conflict between East and West that has recently re-erupted with such terrible violence. It has historically helped to reinforce the adoption by Christian mindset of a primary Other in the shape of Islam. The third-millenial vilification of the Arab world has a long history which cannot be dissociated from the rediscovery of ancient Greek xenophobia and prejudices against non-Greeks in the East.

Edith Hall: The Theatrical Cast of Athens. Interactions between Ancient Greek Drama and Society. Oxford University Press, 2006, hier: Seite 220

Das verspricht spannend zu werden! Wir haben uns damals redlich geplagt mit Latein und Griechisch – damals an St. Stephan noch verpflichtend vorgeschrieben für alle Schüler – neben der üblichen zweiten Fremdsprache Englisch! Ein bisschen Spaß muss auch sein – deshalb werde ich kleine Abschnitte aus Aeschylus und aus der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, austeilen – mal sehen, wie weit wir noch kommen …

 Posted by at 08:06

Umschlag

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Jun 052008
 

In Schöneweide. Spät abends
treten die Streckenarbeiter über die Gleise.
In Richtung Baumschulenweg
versinkt die große Stadt glutrot. Und
einen kurzen Augenblick weißt du nicht,
in welche Richtung du einsteigen sollst.
Es war nur ein Augenblick. Dann
steigst du ein. Nichts ist geschehen,
aber wieder bist du ein anderer geworden.

 Posted by at 22:10
Jun 032008
 

Medienschelte durch aktive Politiker? Das kommt einfach nicht gut an, geht fast immer nach hinten los. Der neueste Fall erschüttert unser Stadtgespräch seit gestern. Man lese doch nur die Leserbriefe zum Thema im Online-„Tagesspiegel“ von heute.

Friedbert Pflüger fordert Aus für „Anne Will“

Gut finde ich aber, dass endlich jemand offen zugibt, seinen Einfluss im Rundfunkrat kraft Amtes geltend machen zu wollen. Wer von den anderen Rundfunkräten ist schon so ehrlich und steht dazu? Noch besser wäre es, wenn man die Unabhängigkeit und Professionalität eines Journalisten aus dem eigenen Spektrum in Zweifel zöge! Dann würde Wowereit etwa sagen: „Hallo Leute, der Einspieler bei Anne Will enthielt ein paar irreführende Behauptungen!“ Wird er das tun, hat er das schon getan? Es würde ihm einen riesigen  Sympathiebonus bei den Wählern bringen!

Gefahr allerdings: Es gibt auf jeder Seite des nach Proporz aufgeteilten Journalistenspektrums in unseren Öffentlich-Rechtlichen ein paar recht auffallende „Parteigänger“ und „Hofberichterstatter“, die es mit der Sorgfaltspflicht nicht allzu genau nehmen.  Sollen aktive Politiker jeden einzelnen Journalisten auf Glaubwürdigkeit durchleuchten, obendrein hinter den gut abgeschirmten Türen unserer Aufsichtsgremien? Weder ARD noch ZDF noch taz noch BILD stellen die Wahrheit unverkürzt dar, überall unterlaufen Einseitigkeiten und auch Fehler. Soll man sich drüber aufregen? Jammern über „Rotfunk“ oder „Schwarzfunk“ lohnt nicht! Es bleibt nichts übrig, als für seine Meinung zu kämpfen, Dinge klarzustellen – wie es etwa Jürgen Todenhöfer in seinen Büchern macht, in denen er den meisten westlichen Medien insgesamt eine verzerrende Darstellung nachweisen kann. Er tut dies übrigens im C. Bertelsmann Verlag, der zu Random House gehört – einem der mächtigsten westlichen Medienimperien weltweit!

Die Welt unserer Medien ist also recht vielfältig, niemand ist gezwungen, sich lustige oder langweilige Komödien am Sonntagabend anzuschauen, deren Informationsgehalt – wie alle wissen – im freien Fall begriffen ist.

Ein dirigistischer Eingriff seitens staatlicher Gremien, etwa Forderungen nach Absetzung einer schlecht gemachten Sendung durch die Rundfunkaufsicht, sind der falsche Weg. Wer solche Forderungen erhebt, schadet sich selbst.

 Posted by at 13:59