Jun 032008
 

Medienschelte durch aktive Politiker? Das kommt einfach nicht gut an, geht fast immer nach hinten los. Der neueste Fall erschüttert unser Stadtgespräch seit gestern. Man lese doch nur die Leserbriefe zum Thema im Online-„Tagesspiegel“ von heute.

Friedbert Pflüger fordert Aus für „Anne Will“

Gut finde ich aber, dass endlich jemand offen zugibt, seinen Einfluss im Rundfunkrat kraft Amtes geltend machen zu wollen. Wer von den anderen Rundfunkräten ist schon so ehrlich und steht dazu? Noch besser wäre es, wenn man die Unabhängigkeit und Professionalität eines Journalisten aus dem eigenen Spektrum in Zweifel zöge! Dann würde Wowereit etwa sagen: „Hallo Leute, der Einspieler bei Anne Will enthielt ein paar irreführende Behauptungen!“ Wird er das tun, hat er das schon getan? Es würde ihm einen riesigen  Sympathiebonus bei den Wählern bringen!

Gefahr allerdings: Es gibt auf jeder Seite des nach Proporz aufgeteilten Journalistenspektrums in unseren Öffentlich-Rechtlichen ein paar recht auffallende „Parteigänger“ und „Hofberichterstatter“, die es mit der Sorgfaltspflicht nicht allzu genau nehmen.  Sollen aktive Politiker jeden einzelnen Journalisten auf Glaubwürdigkeit durchleuchten, obendrein hinter den gut abgeschirmten Türen unserer Aufsichtsgremien? Weder ARD noch ZDF noch taz noch BILD stellen die Wahrheit unverkürzt dar, überall unterlaufen Einseitigkeiten und auch Fehler. Soll man sich drüber aufregen? Jammern über „Rotfunk“ oder „Schwarzfunk“ lohnt nicht! Es bleibt nichts übrig, als für seine Meinung zu kämpfen, Dinge klarzustellen – wie es etwa Jürgen Todenhöfer in seinen Büchern macht, in denen er den meisten westlichen Medien insgesamt eine verzerrende Darstellung nachweisen kann. Er tut dies übrigens im C. Bertelsmann Verlag, der zu Random House gehört – einem der mächtigsten westlichen Medienimperien weltweit!

Die Welt unserer Medien ist also recht vielfältig, niemand ist gezwungen, sich lustige oder langweilige Komödien am Sonntagabend anzuschauen, deren Informationsgehalt – wie alle wissen – im freien Fall begriffen ist.

Ein dirigistischer Eingriff seitens staatlicher Gremien, etwa Forderungen nach Absetzung einer schlecht gemachten Sendung durch die Rundfunkaufsicht, sind der falsche Weg. Wer solche Forderungen erhebt, schadet sich selbst.

 Posted by at 13:59

  2 Responses to “Medienschelte durch aktive Politiker?”

  1. Herrn Pflügers Aktion war überflüssig, denn so wie ich das sehe erledigt sich Anne Will bald selbst. Nicht nur dass sie die hohen Erwartungen, die in sie gesetzt wurden, nicht erfüllt, sie erreicht noch nicht einmal das Niveau ihrer Vorgängerin. Und die war keine hochgelobte Journalistin, sondern Flugbeleiterin!

Sorry, the comment form is closed at this time.