Apr 172009
 

07042009.jpg Wer hat’s zuerst gesagt? Mohammed oder Moses? Die überwältigende Mehrheit der Moslems würde heute zweifellos dem Gelehrten Ali ibn Ismail al-Ashari (874-955) folgen, wonach Gottes Wort seit jeher bestand und besteht: nicht geschaffen, sondern offenbart. In seiner Gänze offenbart in arabischer Sprache erstmals und letztmals durch Gabriel dem Propheten Muhammad. In Teilen bereits vorher angedeutet den früheren Erwählten wie etwa Moses oder Jesus.

Unser Eindruck, das der Koran im wesentlichen eine Umformung und Fortführung der beiden vorhergehenden Offenbarungsreligionen Judentum und Christentum ist, widerspricht diesem Selbstverständnis nicht: Für den asharitischen Islam sprach Gott in Andeutungen bereits vor Mohammed. Diese Andeutungen, diesen Vorschein der vollen Wahrheit bezieht Mohammed auf sich selbst. Er sieht sich als den Vollender. Selbst in dieser Denkbewegung übernimmt Mohammed eine entscheidende Grundfigur christlichen Denkens. Denn auch der Jesus des Johannesevangeliums behauptet von sich, dass alle bisherige Offenbarung auf ihn zulaufe, und zwar von jeher. „Ihr befragt die Schriften [gemeint ist: die Tora], da euch dünket, in ihnen ewiges Leben zu haben; auch und gerade diese Schriften [die Tora] sind es, die über mich Zeugnis ablegen.“ (Johannes 5,39. Eigene Übersetzung dieses Bloggers). In der Selbsterhöhung zum alles entscheidenden Dreh- und Angelpunkt der Offenbarung gleichen sich der johanneische Jesus und der asharitische Mohamed wie ein jüngerer Bruder dem älteren.

Übrigens verschafft mir dieses Blog selbst oft Erlebnisse, wonach ich mich fragen muss: Wer hat’s zuerst gesagt? So erhob ich, betrübt durch die harten Anklagen unserer Migrantenverbände, am 03.03.2009 meine Stimme und rief aus:

Oh ihr meine lieben Türken, fragt nicht immer: “Was kann der deutsche Staat noch alles für uns arme benachteiligte Migrantinnen und Migranten tun, damit wir endlich in Deutschland glücklich werden?”

Fragt doch mal: “Was können wir für uns tun, damit wir endlich – nach drei oder vier Generationen – in diesem Land ankommen und glücklich werden?”

Und heute entdecke ich, dass Necla Kelek eine ganz ähnliche Frage formuliert hat – und zwar wohl vor mir:

„Was tut jeder einzelne Migrant für sich und die Familien für sich und für die Gesellschaft überhaupt, um hier anzukommen?“

Ihr könnt das Video ansehen:

YouTube – Politik direkt | Necla Kelek – Engagierte Kämpferin gegen Islamismus

Habe ich also bei ihr abgekupfert? Der Streit darüber wäre müßig. Nein, wir sind durch konkrete Erfahrungen – sie als Deutsche und Türkin, ich als Russenbräutigam und polyglotter Deutscher, dessen Sohn in eine Klasse mit fast ausschließlich türkisch-deutschen und arabisch-deutschen Kindern geht  – zu ganz ähnlichen Schlussfolgerungen gelangt. Schlussfolgerungen, die wir beide als Frage an die Türken gerichtet haben.

Morgen kommt ja Necla Kelek zum tazkongress 2009 – sie wird ab 14.00 Uhr mit Tariq Ramadan, dem berühmten Verfechter eines aufgeklärten, europäischen Islam, diskutieren. Ich erwarte mir ein Fest des Denkens und Streitens! So nach taz-art eben. Ich werde hingehen und in diesem Blog live vom taz-Kongress berichten. Meine Hoffnung ist, dass sich diesmal auch endlich die Berliner Moslems beteiligen und zu Wort melden – anders als bei unserem allerersten Beitrag, der überhaupt den Anstoß zu diesem Blog gab. Wenn morgen sich außer Ramadan und Kelek wieder kein Berliner Moslem, kein Berliner Türke an der Diskussion beteiligt, dann werde ich zweifeln, ob solche Diskussionen etwas bewirken, oder nicht doch im luftleeren Diskurs-Raum tänzeln und tazzeln. So recht nach taz-Art eben.

Meine Leitfrage beim Zuhören wird morgen sein: Wird sich durch all das Tazzen und Tanzen die Lage der Klassenkameraden meines Sohnes – Zakaria, Israa, Beyza-Gül, Oguzhan, Fahad, Rojhat, Baris, Furkan – auch nur um einen Deut ändern? Wird es ihnen helfen, in diesem ihrem Deutschland glücklich zu werden? Diesen Kindern fühle ich mich verpflichtet. Und wenn morgen niemand für diese Kinder ein Wort einlegt, dann werde ich das tun.

Unser Bild zeigt den Volkspark Hasenheide in Berlin-Neukölln.. Dort gibt es jederzeit Dinge zu kaufen, die man beim Krämer nebenan nicht bekommt.

 Posted by at 09:51

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