Jan 162010
 

Wie können zwei Politiker gleichzeitig nach Wahlen sehr zufrieden sein? Oftmals schütteln Zeitgenossen den Kopf, wenn sie so etwas lesen. „Das kann doch nicht sein!“ Und doch mag in diesem Fall etwas dran sein. So schreibt der Tagesspiegel:

Kreuzbergs CDU will mit Grünen sprechen
Der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner ist seit Sonnabend erneut Kreisvorsitzender der Friedrichshain-Kreuzberger Union. Wansner wurde mit 35 Stimmen vor seinem Herausforderer Johannes Hampel gewählt, der 13 von 50 abgegebenen Stimmen erhielt. Beide CDU-Politiker äußerten sich „sehr zufrieden“ über ihr Wahlergebnis.

Versucht euch mal in die Lage der beiden Kontrahenten hineinzuversetzen: Der eine gewann haushoch mit mehr als doppelt soviel Stimmen vor dem Widersacher. Der andere trat zum ersten Mal überhaupt in einer wichtigen Parteiwahl an – er konnte sehr viel lernen und erhielt das zweitbeste Ergebnis von allen.

Für mich am wertvollsten: die Kritik an meiner Bewerbungsrede. „Zu lang“ höre ich drei Mal, „zu viele Geschichten – wo bleibt die ernsthafte Politik?“, – das waren nur zwei der Kritikpunkte, die mir entgegengebracht wurden. Weitere Kritik: „Wie oft waren Sie eigentlich auf unseren Stammtischen, Herr Hampel?“ Tja, ich stotterte: „Ich bitte um Verzeihung – vielleicht sechs oder acht Mal.“

Wir halten fest: Trotz einer mittelmäßigen, zu langen Bewerbungsrede, trotz fehlender geistiger Durchdringung der politischen Materie und trotz kläglich geringer Präsenz bei den obligatorischen Stammtischen habe ich also immerhin gegen einen langjährigen, erfahrenen Parlamentsabgeordneten mit mehr als 10 Mal soviel Jahren Parteimitgliedschaft in einer Kampfkandidatur aus dem Stand heraus etwa 30% der Stimmen geholt.  Nicht schlecht. Also: ich bin zufrieden. Sehr. Bitte glaubt es mir.

 Posted by at 22:59

  5 Responses to “Alles paletti?”

  1. Werter Herr Hampel,
    keiner in unserem Orts- oder Kreisverband wird sich vernünftigen konstruktiven Vorstellungen und Ideen verschließen.
    Natürlich ist es so, dass die in einer Position Verantwortlichen sich über die Zukunft Gedanken machen müssen und somit auch GEMEINSAM überlegen, wenn kann man welche Position anvertrauen, wer kann die Position ausführen und geht dabei nicht unter. Wer hat in der letzten Zeit tolles geleistet, vielleicht mehr als andere. Die CDU in Fr´hain-Krbg. kann doch nicht auf die Straße gehen und einen Unbekannten fragen: “Wollen Sie unser Schatzmeister sein“.
    Und natürlich ist es so, dass Familien auch eine gewisse Rolle spielen, denn wo wäre denn ein Abgeordneter ohne Unterstützung der Familie oder die/der Kreisvorsitzende ohne die geduldige Ehefrau/Ehemann die darauf wartet, dass das Parteitelefonat endlich beendet ist um gemeinsam zu essen?
    In diese Kreise kann man auch ganz einfach „eindringen“ indem man was GEMEINSAM für die Ziele der Partei tut. Man muss doch nicht immer der gleichen Meinung sein. Und Sie müssen sich nicht widerspruchslos einfügen, aber erwarten Sie, dass zum Beispiel ein Mitglied der CDU obwohl sie/er Sie kaum kennt, Ihnen um den Hals fällt und sagt: Schön Sie zu sehen Herr Hampel?
    Was ist so schlimm daran, dass eine Familie nicht gemeinsam zum Sportverein geht sondern einer politischen Partei angehört?
    Sie können doch aber nicht von einer Kartellbildung im CDU-Kreisverband sprechen. Wenn Kandidat XY viel für den Kreis- oder seinen Ortsverband geleistet hat, spricht sich das rum, oder? Und wen werde ich dann wohl wählen? Den Unbekannten, der Schatzmeister werden will oder Kandidat XY, der zum Beispiel bei der Unterschriftenaktion kaputte Schuhe bekommen hat, weil er so viel gelaufen ist? Den kenne ich dann auch übrigens besser.
    Unser Kreis-/Ortsverband lebt doch durch die Mitglieder, es spielt doch keine Rolle ob ein Onkel bereits Mitglied ist. Von nicht jedem Mandatsträger ist ein Familienmitglied auch Mitglied in der CDU. Das ist doch keine Grundvoraussetzung.
    Wenn jemand tatsächlich etwas leistet und es ernst meint, hat er /sie alle Chancen. Man muss sich etwas erarbeiten, nichts fällt vom Himmel, das, werter Herr Hampel, müssten Sie doch aber eigentlich wissen.
    Arbeiten Sie mehr mit, sondieren Sie die Lage, wenn Sie eine tolle Idee haben, was man besser machen kann, wird sich keiner verschließen. Ich fand das Busenplakat im Wahlkampf witzig, aber dann kam einer durch die Tür und musste eigentlich nicht vorhandene dreckige Wäsche im Pressebüro waschen. Ganz tolle Leistung. Und schwupp, war der Effekt dahin. Aber Rauchverbot in Einbahnstraßen ist einfach keine tolle Idee.
    Abschließend zu Ihrer Rede: Es war kein Pfiff drin, sie haben es nicht eine Sekunde geschafft, die Delegierten an sich zu binden. Es war keine Struktur in Ihrer Rede. Und was sollte die Warnjacke? Sie haben große Leute zitiert und keiner wusste warum. Sie haben viel gesagt und doch nichts mitgeteilt. Ich persönlich wollte sie nach bereits zwei Minuten nicht mehr hören. Das hatte aber nichts mit stottern zu tun.
    Nehmen Sie sich in Zukunft vielleicht nicht selbst zu wichtig und vor allem, zeigen Sie den Mitgliedern, dass Sie für unseren Bezirk und deren Bürger etwas leisten wollen und leisten Sie es dann auch. Immer nur draufhauen bringt gar nichts. Und akzeptieren Sie andere Meinungen, helfen Sie, auch wenn Sie es gerne anders machen würden. Nicht alle eigenen Ideen sind das ultimativ richtige.
    Zum Schluss: Ich finde das Wort Auseinandersetzung unpassend, deshalb wünsche ich Ihnen eine konstruktive ZUSAMMENARBEIT mit den Mitgliedern der CDU zum Wohle der Bürger und des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg.
    Andreas

  2. Lieber Andreas,

    danke für Ihren offenen Beitrag! Eine Partei lebt von der offenen Auseinandersetzung, und deshalb ist mir Ihre Meinung wichtig.

    In der Tat hatte ich bei allen Abstimmungen den Eindruck gewonnen, dass dieser Kreisverband von einigen wenigen Familien getragen wird, die sich untereinander absprechen. Und dass es deshalb für Neuhinzukommende außerordentlich schwierig oder nahezu ausgeschlossen ist, Fuß zu fassen. Es sei denn, man fügt sich in dieses von einigen wenigen Familien geprägte System widerspruchslos ein.

    Ich hatte bei den Wahlen in die Parteiämter damals auf der Jahreshauptversammlung des Ortsverbandes den Eindruck, dass alles vorher abgesprochen war, von den Kandidatenlisten angefangen bis hin zur Zahl der Stimmen, die auf den einzelnen Kandidaten entfallen sollten.

    Ich habe in der Tat den Eindruck einer weitreichenden, über Jahrzehnte hinweg gewachsenen, informellen Kartellbildung im CDU-Kreisverband.

    Es mag durchaus sein, dass ich vieles aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht weiß. So habe ich Ihnen sicherlich Unrecht getan, wofür ich Sie hiermit auch öffentlich um Verzeihung bitte.

    Meine Eindrücke bezogen sich auf das, was ich bei den von mir besuchten Versammlungen und vor allem im Bundestagswahlkampf gesehen habe. Die Menschen, die den vergangenen Bundestagswahlkampf maßgeblich getragen haben, sind meines Wissens in den entscheidenden Ämtern der Partei kaum vertreten.

    Die Ergebnisse der Abstimmung sind selbstverständlich zu respektieren. Dennoch vertrete ich die Meinung, dass die CDU Friedrichshain-Kreuzberg den entschiedenen Wandel braucht. Ich vertrete weiterhin die Meinung, dass die CDU Friedrichshain-Kreuzberg so nicht weitermachen sollte.

    Die CDU Friedrichshain-Kreuzberg sollte, so meine ich, den Sinn christdemokratischer Politik hier im Bezirk mit völlig anderen Botschaften und mit deutlich anderen Mitteln vertreten. Im Moment wird sie weithin als eine nicht zu diesem Bezirk passende Splitterpartei wahrgenommen.

    Das gesamte Angebot des CDU-Kreisverbandes konnte mich bisher schlechterdings nicht überzeugen. Ich wollte mit meiner Kandidatur Veränderungen bewirken, um später vielleicht einmal auch überzeugend für die CDU werben zu können.

    Das war der Sinn meiner Kandidatur.

    Erlauben auch Sie eine Frage: Was fanden Sie an meiner Rede so katastrophal? Ich würde gerne hinzulernen!

    Gelöscht worden ist hier übrigens kein einziger Leserbeitrag. (Nur einige wenige eigene Beiträge, zu denen ich nicht mehr stehen kann, habe ich gelöscht.) Sie dürfen ruhig kräftig schimpfen!

    Ich verbleibe mit den besten Wünschen für Ihre weitere Arbeit und hoffe auf weitere Auseinandersetzung,

    Ihr

    Johannes Hampel

  3. Werter Herr Hampel, bitte erlauben Sie mir in der Funktion des Sohnes des Kreisvorsitzenden der CDU Friedrichshain-Kreuzberg eine Fragen zu Ihren Äußerungen zu stellen.

    Ich bin darüber informiert worden, dass Sie nicht einverstanden damit sind, dass ich ein Delegierter des Ortsverbandes Oranienplatz bin und somit Stimmrecht auf dem Kreisparteitag habe/hatte. Sie sind der Meinung, dass die Partei somit zu einem „Familienunternehmen“ wird und ich ja eh nur so stimmen würde, wie der Herr Kreisvorsitzende es wollen würde.

    Ich bitte Sie höfflich um Mitteilung, warum Sie mir meine demokratischen Rechte nehmen wollen oder warum ich mich nicht in dieser Partei nach ihrer Ansicht engagieren darf.

    Die Mitglieder des Ortsverbandes haben mich mit der Wahl zum Delegierten gebeten, Ihre Interessen auf dem Kreisparteitag zu vertreten. Das mich die Mitglieder gewählt haben, könnte zum einen am meinem hervorragenden Aussehen und Charme liegen oder einfach daran, dass ich seit meiner frühsten Kindheit mit der CDU verbunden bin und über Jahrzehnte für die CDU in Friedrichshain-Kreuzberg, vormals nur Kreuzberg, gearbeitet habe.

    Ich kann sicherlich nicht behaupten derjenige zu sein, der die meiste Arbeit erbracht hat, aber ich habe für den Ortsverband bisher weit mehr geleistet als Sie. Dieser Einsatz ging über Weihnachtsfeiern, auf denen ich als Kind einen der heiligen drei Könige in der Theateraufführung gegeben habe bis zu Wahlplakate vorbereiten, aufgehängt, etc. Bei Wahlkampfveranstaltungen war ich so oft zu gegen, da müssten Sie drei Jahre durcharbeiten um meine Leitungen zu überbieten.

    Selbst wenn ich Sie hätte wählen wollen, hätte mich Ihr Auftritt auf dem Kreisparteitag abgeschreckt und zurückgehalten. Ihre Rede war eine einzige Katastrophe, von einem Erfolg Ihrerseits zu sprechen, ist blanker Hohn.

    Nun bin ich auf die Antwort gespannt oder werden Sie als Admin meinen Eintrag einfach löschen?

  4. Danke für die Ergänzung! Ich höre auch den Pastoren oft gern zu. Rumschreien hilft ja meist nicht weiter. Ich wollte tatsächlich als 6-jähriger Junge Pfarrer werden, lernte später die Frauen neu kennen und schätzen, gab das Vorhaben auf. Aber die Grundüberzeugung, dass wir letztlich alle gute Menschen sein sollen, ist hängen geblieben.

  5. Hallo Johannes,

    bitte ergänze noch das WOrt „pastoral“. Das hörte ich in meinem Umfeld häufiger über deine Rede. Auch wenn ich nicht immer deine Ansichten teilen kann, so höre ich dir gerne zu.

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