Klare Ansagen, klar strukturierte Abläufe, Beibehaltung der Jahrgangsklassen, Schuluniform, Leistungsdruck, Schulbücher in den Fächern, deutliche Förderung der Zweisprachigkeit – das sind einige der Merkmale, mit denen unsere neue Grundschule uns überzeugen konnte. Und Anwesenheit 15 Minuten vor Unterrichtsbegin wird kategorisch gefordert. Wir werden uns daran halten. Wir haben einen Vertrag über Rechte und Pflichten mit der privaten Grundschule geschlossen. Wir werden nicht „versorgt“, sondern wir geben und nehmen.
Heute wurde ich von den Eltern zum Sprecher der Klasse 3 gewählt.
Dass wir das staatliche Schulwesen Berlins verlassen haben, war ein Schlag ins Kontor! Ich selbst habe aus politischer Überzeugung bis zuletzt für das vielbeschworene „gemeinsame Lernen“ in der Grundschule gekämpft. Es ging zum Schluss nicht mehr.
Der Schule, die wir verlassen haben, gehört weiterhin meine ganze Sympathie. Unter schwierigsten Bedingungen leisten die Lehrer, die Erzieher, alle Mitarbeiter der Schule Herausragendes. Dass alle anderen sogenannten bildungsnahen deutschen Eltern uns Migrantenfamilien gemieden haben wie einen Schwarm gefährlicher Hummeln und ihre Kinder woanders hinschicken, hat mich enttäuscht. Wie stehen wir als aufnehmende Gesellschaft denn da, wenn wir die arabischen und türkischen Familien in ihren Sonderbezirken, in ihren „Sonderschulen“ allein lassen?
Aber als Integrations-Einzelkämpfer erreicht man fast nichts. Es werden einem jedoch ein paar Dinge klarer, über die die Feuilletons und Debattierklubs sich aufregen. Vor allem Dinge wie Doppelmoral und Duckmäusertum.
Ich hätte mich gefreut, wenn jene, die jetzt über die schonungslose Selbstkritik und Kastenkritik eines ehemaligen Berliner Senatsmitgliedes herfallen, sich ein bisschen um unsere Migrantenschule, oder um unsere Migrantenkinder gekümmert hätten. Aber da kam nichts.
Das Schulgeld, das wir jetzt entrichten, wird den Landeshaushalt entlasten: Wir zahlen etwas mehr als den Betrag, den das Bundesland Berlin statistisch je Kind und Jahr aufwendet, nunmehr aus eigener Tasche als Schulgeld: unser Beitrag zu kleineren Klassen, zur Entlastung der Staatschulden!
Ein Cannondale-Rennrad wird folglich unser Familienbudget auf absehbare Zeit nicht gestatten.
Und: Die Berliner Stadtgesellschaft zerlegt sich in Volksgruppen: da die Deutschen, da die Türken. Hier die Araber, da die Russen. Es ist – das Berlin der nationalen Minderheiten. So ist nun mal gekommen.
Lomonossow-Grundschule zu Berlin :: Private deutsch-russische Lomonossow-Grundschule zu Berlin
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