Okt 022010
 

Eine der in meinen Augen besten, der lehrreichsten politischen Veranstaltungen seit langem war der vergangene Donnerstag im  Kreuzberger Rathaus zum Thema „Eltern als Teil der Schulgemeinschaft“. DEN sollte man man einmal gesondert auswerten! Ich werde genau dies hier nach und nach in verschiedenen Blogbeiträgen versuchen und bitte um kritische Begleitung, Widerrede oder Bestätigung!

Hier im Nachgang einige knackige Thesen und Beobachtungen aus der letzten Reihe – ich saß ganz hinten und mischte auch in der Flüstergruppe der letzten Reihe mit!

1) Bildungsstadträtin Herrmann hob gleich zu Beginn hervor: „Sie, die Eltern sind die Experten.“ Dies ist eine löbliche Feststellung. Sie offenbart die gebotene Skepsis gegenüber den professionellen Ratgebern und bestallten „Experten“, also den zahlosen Forschern, Beratern, Theoretikern, die ja ganz offenkundig derzeit auch nicht weiter wissen.

Ob aber die Eltern grundsätzlich stets am besten wissen, was das eigene Kind braucht, kann mit einem Fragezeichen versehen werden.  Ich selbst würde mich nie und nimmer als Experten für meine Kinder bezeichnen. Ich bin – Vater, mit all den Knicken in der Optik, die das mit sich bringt.

2) Der Anteil der Schüler/innen mit „Nichtdeutscher Herkunftssprache“ (ndH) liegt in neun von 20 Kreuzberger Schulen über 80%, in nur vier Schulen unter 50% und in keiner Schule unter 30% Prozent.  So der gleichnamige, verteilte Zwischenbericht „Eltern als Teil der Schulgemeinschaft“.

Demgegenüber  betrug der Anteil von Wortmeldungen von Eltern, Experten, Schülern, Pädagogen und Schülern mit ndH in dieser Veranstaltung 0% (in Worten: null Prozent). Dieses Ergebnis  halte ich für ebenso niederschmetternd wie bezeichnend. Die Mehrheit der Kreuzberger Eltern war also bei dieser Veranstaltung nur sehr schwach vertreten – bestenfalls in Gestalt stummer Zuhörer.

Ketzerischer Kommentar: Öfters habe ich Berliner Grundschullehrer gefragt: „Bis zu welchem Anteil an ndH-Kindern halten Sie einen sinnvollen, gut strukturierten Unterricht für möglich?“ Ihre Antworten pendelten ganz überwiegend bei 30%. „Bei diesen Herkunftskulturen“. Ebenfalls ernüchternde Zahlen!

Ich konstatiere: Die Mehrheit der von mir befragten Berliner Grundschullehrer ist der Meinung, ein sinnvoller Unterricht sei bis zu einem ndH-Anteil von 30% möglich. Diese 30% scheint die intern ermittelte Zahl der Lehrer-Flüstergruppe zu sein.

So sehen das nun einmal viele Lehrer.

(Auswertung wird fortgesetzt.)

 Posted by at 20:38

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